Ingo Seibert
Vereinsmitglied
Hallo zusammen,
ich habe lange gezögert, zu diesem Thema etwas zu schreiben.
Inzwischen aber muß ich feststellen, dass der Verbraucher künstlich "doof" gehalten wird, was im Folgenden geändert werden soll:
Gleich zu Anfang: Mein eigener Arbeitsplatz wird, ob jetzt indirekt oder direkt sei einmal dahingestellt, von diesem Dosenpfand massiv gefährdet. Um nicht in den Verdacht der "eigennützlichen Falschaussage" zu geraten, werde ich nur solche Beispiele anführen, die für jeden von euch nachvollziehbar sind.
Die Pfandflasche ist umweltfreundlich!
Diese Aussage bekommt jeder von uns seit frühester Kindheit eingebleut.
Warum das nicht unbedingt richtig ist:
a) Von den versprochenen 10 Umläufen der Pfandflaschen bleiben in der Praxis 3. Dies ist, entgegen meiner obigen Aussage, natürlich nicht von jedem nachvollziehbar. Aber in diesem Fall müßt ihr mir mal glauben. Der Grund dafür sind die Verbraucher selber. Mal ehrlich, welche Flasche nehmt ihr aus dem Regal?! Die schöne, makellose, oder die schon angegraute? Seht ihr....
b) Die meisten Flaschen kommen garnicht so weit, weil sie vorher aussortiert werden müssen. Warum? Weil alle Pfandkisten vor der Reinigung durchleuchtet werden. Ist eine grüne Flasche in einem"braunen" Kasten dabei, oder wurde eine Flasche (z.B. durch Sprühnebel) äußerlich verändert, wird der gesamte Kasten samt Inhalt ausgesondert. Das "Von-Hand"-Umpacken ist aus wirtschaftlicher Sicht nicht tragbar.
c) Nehmen wir an, eine Flasche macht die versprochenen 10 Durchläufe. Rechnen wir mal nach:
Glas schmilzt bei rund 2000°C, der Herstellungsprozess ist nicht eben einfach. Aluminium schmilzt bei 460°C, und ist das einzige Material, welches durch Recycling immer reiner wird. Die Wiederverwendbarkeit von Aluminium liegt bei 100%!
Die Flasche wird hergestellt, wird zum Abfüller transportiert, wird befüllt, wird zum Laden transportiert, wird gekauft, wird nach Hause transportiert, wird geleert, wird zum Laden transportiert, wird zur Reinigung transportiert, wird zum Abfüller transportiert. Dann geht es wieder (fast) von vorne los.
Wir zählen nach: 6 mal Transport, davon 4 Mal mit, wie zu erwarten, größeren Transportvehikeln á la LKW.
Die Dose wird hergestellt, wird zum Abfüller transportiert, wird befüllt, wird zum Laden transportiert, wird gekauft, wird nach Hause transportiert, wird geleert, wird zum Laden transportiert, wird zum Aluminium-Hersteller transportiert.
Oh, Hoppla?! Nur 5 Transporte, davon 3 "große"? Keine Reinigung?!
Rechnen wir weiter: Nehmt euch eine Küchenwaage, und stellt eine leere Bierflasche darauf. Dann nehmt eine leere 0,5L-Dose, und stellt die auf die Waage. Es dürfte sich für die Dose ein Mindergewicht von 95% herausstellen.
Nun nehmt 24 Dosen, und stellt sie nebeneinander. Das Gleiche bitte mit den Flaschen. Nochmal Hoppla, die Flasche braucht deutlich mehr Volumen?!
Wenn man das jetzt für die Getränkemenge "X" durchrechnet, braucht man für dieselbe Menge an Getränken in Flaschen 2,5 LKW´s statt einem für die Menge "X" in Dosen. Das Ganze jetzt nocheinmal mit der Transportmenge vergleichen. Macht zumindest 2,5 LKW´s Punktgewinn pro Durchlauf für die Dose.
Nun sollte noch berücksichtigt werden, das selbst das noch sehr schöngerechnet für die Flasche ist. Denkt dran, die Flasche muß in Kästen transportiert werden!. Na, kommt schon jemand ins grübeln?
Stichwort Hygiene:
Es gab Unmengen von Studien, die der Dose die rote Laterne verpassen wollten. Ging nicht, denn die Dose ist, verständlicherweise, das hygienischste Verpackungsmittel. Sie wird schließlich jedes Mal unter strengsten Bedingungen neu gefertigt! Warum wurden diese Studien, die auch die Gesamtenergiebilanz berücksichtigten, nie veröffentlicht?!
a) Die Flasche hat in Deutschland eine größere Lobby. Tatsache.
b) Flaschen werden gereinigt. Was an diesem Punkt an Laugen und Energie verwendet wird bzw. werden muß, hat keinen zu interessieren.
Zwischenfrage: Wer von euch hat noch nie eine Kippe, einen Strohhalm, ein Stückchen Balsaholz o.ä. in einer Pfandflasche "entsorgt"?! Glaubt ihr, das sind die einzigen Dinge?! Mäuse, Kondome, Kaugummis, abgeschnittene Fingernägel oder anderweitige Körpersekrete sind bei Abfüllern an der Tagesordnung (nachweislich!). Diese Flaschen müßten entsorgt werden. Ich schrieb: Müßten, denn tatsächlich gehen diese Flaschen, denn keiner ist unfehlbar, zu einem gewissen Promille-Anteil wieder in den Handel. Prost!
Weiter im Text: Die meisten Bakterien werden erst bei Temperaturen oberhalb 80°C abgetötet. Tatsache. Tatsache ist auch, dass die Reinigung der Pfandflaschen zwar zu 50% bei diesen Temperaturen, aber leider nicht lange genug erfolgen kann. Wieder Prost!
Dosen werden übrigens nach dem verschließen durch einen Pasteurisierer gefahren, damit auch die eventuellen Keime auf der Außenhaut abgetötet werden.
Stichwort: Herstellung und technische Daten
Auch hier wird leider viel Blödsinn verbreitet, nicht zuletzt durch unseren Umweltminister. Dieser hatte 5 Studien zur Auswahl, er nahm die, bei der die Dose sehr schlecht abschnitt, als Grundlage. Wir erinnern uns: Die Mehrwegquote ist eine willkürlich festgelegte Zahl, die auf keinerlei Fakten beruht!
Tatsächlich war diese Studie 1994 unter Umweltminister a.d. Klaus Töpfer in Auftrag gegeben worden. Nur leider, leider, sind die Zahlen absolut überholt! Die Dose besteht zur Zeit aus 0,220mm starkem Material, der Deckel aus 0,208 - 0,224mm starkem Aluminium. Die Studie geht hierbei noch von 0,260mm - 0,290mm aus!! Nicht viel?! Nun, bei 5,8 Milliarden produzierten Deckeln pro Tag
Stichwort Schmuddelverpackung:
Die Deckel- und Dosenindustrie ist von der notwendigen Präzision und Capability (mir fällt kein deutsches Wort ein) weit vor der Flugzeugindustrie anzusetzen. Warum? Deckel und Dosen werden auf 1/1000tel und 1/100tel Millimeter genau gefertigt, dementsprechend müssen die Werkzeuge gefertigt werden. Eine "normale" Deckelpresse läuft mit 640 -680 Hub/Minute, und fertigt dabei pro Hub (in einem Folgeschneid- und Umformwerkzeug) 3 Deckel bei ca. 80 to Pressdruck. Dabei halten diese Pressen bzw. Werkzeuge eine Toleranz von +/- 0,002mm. Verschiedenste Beschichtungen, die für uns alltäglich sind (z.B. Carbonide) kommen aus diesem Metier. Die Ritzmesser, die für die Einkerbung der Öffnungslinie gebraucht werden, können von keiner Maschine dieser Welt gefertigt werden, weil zu ungenau. Sie werden von speziell ausgebildeten Werkzeugmachern unter dem Mikroskop in tagelanger Handarbeit gefertigt.
Zusammenfassend: Die Dose ist High-Tech Produkt, dass in Sachen Präzision und Wiederholgenauigkeit vieles in den Schatten stellt!
Wie war das mit der Flasche, wann wurde das Patent zum Glasblasen erteilt...?!
Das eine Dose mal eben bei 80°C und nach einer kalt -warm Tortur (0°C-180°C) zwischen 6,8 und 8 bar Innendruck aushalten muß, von enventuellen Verformungen mal ganz abgesehen, sei hingegen nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
Innenlack:
Die Dose benötigt einen Innenlack, um die teils sehr aggressiven Flüssigkeiten vom Aluminium abzuhalten (die meisten Energy-Drinks haben z.B. einen pH-Wert von unter 1). Diese Lacke waren schon vor Jahren, als der "Skandal" mit den Fischdosen aufkam, B.A.D.G.E.-frei! Die Innenlacke sind inzwischen auf Wasserbasis, die Beschichtungen der Deckel ebenso, zusätzlich arbeiten deutsche Deckelwerke zunehmend mit Beschichtungen auf Wachsbasis, um auch hier wieder einmal den Forderungen der Umweltministerien weit voraus zu sein. An diser Stelle sei an das Problem der flüchtigen Weichmacher in PET-Flaschen erinnert.
Geschmack:
Hunderte von Blindtests haben bewiesen, dass es die Geschmacksverfälschung durch Abfüllen in Dosen nicht gibt. Wer trotzdem einen anderen Geschmack bei z.B. Cola aus der Dose registriert, sollte mal an die Weinkenner denken: Jeder Wein aus einem speziellen Glas. Probiert es aus, jedes Glas "schmeckt" anders, warum dann nicht auch Cola aus der Dose?
Recycling
Da habt ihr mich erwischt, wirklich. Für die Dose gab es bislang kein staatlich gegründetes und gefördertes Rücknahmesystem. Komisch eigentlich, die Dose gibt es seit Ende der 50er Jahre, und seitdem wuchsen die Verkaufszahlen jährlich um ziemlich genau den gleichen Prozentsatz. Warum wurde nicht schon vorher etwas ins Leben gerufen?! Beispiel Papier und Glas?
In Schweden gibt es wunderbare Automaten. Oben Dose rein, unten die Münzen raus, die Dosen werden kleingestampft und zu einem Ballen gepresst, der direkt zum Schmelzer wandert. Klein, handlich, stapelgünstig, leicht. Deutschland?
Aber: Was kann eine Dose dafür, wenn sie im Park liegt?! Ist der Mensch ertrunken, war die Badehose schuld... Nichts! Die deutschen sammeln Papier und Glas, trennen wie die Weltmeister. Und das soll bei Doesen nicht funktionieren?! Wohl kaum, Herr Trittin.
Die Antwort ist, dass der Kauf der Dose als nicht gesellschaftsfähig gilt, und somit von unseren Politikern der Wählerstimmen wegen nicht gefördert werden durfte. Was hätten die meisten Öko´s wohl gesagt und gewählt?!
Noch ein paar Fragen:
Warum soll auf ein 0,25 - 0,5L Gebinde ein derart hohes Pfand erhoben werden, noch dazu mit einem System, dass offensichtlich nicht einmal die zuständigen Behörden ansich für sinnvoll erachten (Kohlensäure, Mischgetränke etc.)?!
Warum gilt ausgerechent das Tetra-Pack als Umweltschonend? Es kann überhaupt nicht wiederverwendet werden!
Warum muß die Dosenindustrie als einzige für dieses Rücknahmesystem aufkommen?
Warum wird in den Medien zwar über die Umstände, die der Kauf von Dosen macht, berichtet, nicht jedoch darüber, wie es besser geht?!
Warum werden die vielen Deckelwerke mit Kurzarbeit (z.B: Schmalbach-Lubeca in Braunschweig) nicht erwähnt, oder die Werkzeughersteller in Deutschland, die ebenfalls keine Arbeit mehr haben, oder die Aluminiumhersteller, die ihr (unter ebenso großem Forschungsaufwand und mit absoluter High-Tech hergestelltes) Material nicht mehr loswerden?!
Es ist für Deckel- und Dosenhersteller wirklich kein Problem, eine entsprechende Kennzeichnung auf dem Deckel / der Dose einzubringen (siehe USA etc.). Aber warum muß sich der Dosenhersteller mit dem Einzelhandel auseinandersetzen?
Der Einzelhandel war erfreut über das Dosenpfand, zumindest zu Anfang, denn so könnte sich jeder kleine Edeka-Laden um die Ecke die enormen Lagerkosten für die Pfandkisten sparen, dazu die Kosten für die Diebstahl-Sicherung etc. Also mußte unser Bundesumweltministerium sich was einfallen lassen, um dem Handel den Ausstieg aus der Dose schmackhaft zu machen.
Und zuletzt die entscheidende Frage:
Die USA, Australien, die Schweiz, Skandinavien und noch zig andere Länder hatten gar kein Problem damit, ein angemessenes Pfandasystem zu errichten. Es gibt Automatensysteme, es gibt Beispiele. Warum wird in Deutschland nicht einfach nach Vorbild gehandelt?!
Noch etwas: Letztes Jahr wurden die Pfandpreise für PET-Flaschen und sonstige Flaschen drastisch gesenkt. Pünktlich zur Bekanntgabe des unverhältnismäßig hohen Dosenpfandes. Seltsam, oder?!
Soviel dazu. Ich hoffe, der eine oder andere hat ein paar Denkanstöße bekommen.
[ 04. Februar 2003, 15:42: Beitrag editiert von: Ingo Seibert ]
ich habe lange gezögert, zu diesem Thema etwas zu schreiben.
Inzwischen aber muß ich feststellen, dass der Verbraucher künstlich "doof" gehalten wird, was im Folgenden geändert werden soll:
Gleich zu Anfang: Mein eigener Arbeitsplatz wird, ob jetzt indirekt oder direkt sei einmal dahingestellt, von diesem Dosenpfand massiv gefährdet. Um nicht in den Verdacht der "eigennützlichen Falschaussage" zu geraten, werde ich nur solche Beispiele anführen, die für jeden von euch nachvollziehbar sind.
Die Pfandflasche ist umweltfreundlich!
Diese Aussage bekommt jeder von uns seit frühester Kindheit eingebleut.
Warum das nicht unbedingt richtig ist:
a) Von den versprochenen 10 Umläufen der Pfandflaschen bleiben in der Praxis 3. Dies ist, entgegen meiner obigen Aussage, natürlich nicht von jedem nachvollziehbar. Aber in diesem Fall müßt ihr mir mal glauben. Der Grund dafür sind die Verbraucher selber. Mal ehrlich, welche Flasche nehmt ihr aus dem Regal?! Die schöne, makellose, oder die schon angegraute? Seht ihr....
b) Die meisten Flaschen kommen garnicht so weit, weil sie vorher aussortiert werden müssen. Warum? Weil alle Pfandkisten vor der Reinigung durchleuchtet werden. Ist eine grüne Flasche in einem"braunen" Kasten dabei, oder wurde eine Flasche (z.B. durch Sprühnebel) äußerlich verändert, wird der gesamte Kasten samt Inhalt ausgesondert. Das "Von-Hand"-Umpacken ist aus wirtschaftlicher Sicht nicht tragbar.
c) Nehmen wir an, eine Flasche macht die versprochenen 10 Durchläufe. Rechnen wir mal nach:
Glas schmilzt bei rund 2000°C, der Herstellungsprozess ist nicht eben einfach. Aluminium schmilzt bei 460°C, und ist das einzige Material, welches durch Recycling immer reiner wird. Die Wiederverwendbarkeit von Aluminium liegt bei 100%!
Die Flasche wird hergestellt, wird zum Abfüller transportiert, wird befüllt, wird zum Laden transportiert, wird gekauft, wird nach Hause transportiert, wird geleert, wird zum Laden transportiert, wird zur Reinigung transportiert, wird zum Abfüller transportiert. Dann geht es wieder (fast) von vorne los.
Wir zählen nach: 6 mal Transport, davon 4 Mal mit, wie zu erwarten, größeren Transportvehikeln á la LKW.
Die Dose wird hergestellt, wird zum Abfüller transportiert, wird befüllt, wird zum Laden transportiert, wird gekauft, wird nach Hause transportiert, wird geleert, wird zum Laden transportiert, wird zum Aluminium-Hersteller transportiert.
Oh, Hoppla?! Nur 5 Transporte, davon 3 "große"? Keine Reinigung?!
Rechnen wir weiter: Nehmt euch eine Küchenwaage, und stellt eine leere Bierflasche darauf. Dann nehmt eine leere 0,5L-Dose, und stellt die auf die Waage. Es dürfte sich für die Dose ein Mindergewicht von 95% herausstellen.
Nun nehmt 24 Dosen, und stellt sie nebeneinander. Das Gleiche bitte mit den Flaschen. Nochmal Hoppla, die Flasche braucht deutlich mehr Volumen?!
Wenn man das jetzt für die Getränkemenge "X" durchrechnet, braucht man für dieselbe Menge an Getränken in Flaschen 2,5 LKW´s statt einem für die Menge "X" in Dosen. Das Ganze jetzt nocheinmal mit der Transportmenge vergleichen. Macht zumindest 2,5 LKW´s Punktgewinn pro Durchlauf für die Dose.
Nun sollte noch berücksichtigt werden, das selbst das noch sehr schöngerechnet für die Flasche ist. Denkt dran, die Flasche muß in Kästen transportiert werden!. Na, kommt schon jemand ins grübeln?
Stichwort Hygiene:
Es gab Unmengen von Studien, die der Dose die rote Laterne verpassen wollten. Ging nicht, denn die Dose ist, verständlicherweise, das hygienischste Verpackungsmittel. Sie wird schließlich jedes Mal unter strengsten Bedingungen neu gefertigt! Warum wurden diese Studien, die auch die Gesamtenergiebilanz berücksichtigten, nie veröffentlicht?!
a) Die Flasche hat in Deutschland eine größere Lobby. Tatsache.
b) Flaschen werden gereinigt. Was an diesem Punkt an Laugen und Energie verwendet wird bzw. werden muß, hat keinen zu interessieren.
Zwischenfrage: Wer von euch hat noch nie eine Kippe, einen Strohhalm, ein Stückchen Balsaholz o.ä. in einer Pfandflasche "entsorgt"?! Glaubt ihr, das sind die einzigen Dinge?! Mäuse, Kondome, Kaugummis, abgeschnittene Fingernägel oder anderweitige Körpersekrete sind bei Abfüllern an der Tagesordnung (nachweislich!). Diese Flaschen müßten entsorgt werden. Ich schrieb: Müßten, denn tatsächlich gehen diese Flaschen, denn keiner ist unfehlbar, zu einem gewissen Promille-Anteil wieder in den Handel. Prost!
Weiter im Text: Die meisten Bakterien werden erst bei Temperaturen oberhalb 80°C abgetötet. Tatsache. Tatsache ist auch, dass die Reinigung der Pfandflaschen zwar zu 50% bei diesen Temperaturen, aber leider nicht lange genug erfolgen kann. Wieder Prost!
Dosen werden übrigens nach dem verschließen durch einen Pasteurisierer gefahren, damit auch die eventuellen Keime auf der Außenhaut abgetötet werden.
Stichwort: Herstellung und technische Daten
Auch hier wird leider viel Blödsinn verbreitet, nicht zuletzt durch unseren Umweltminister. Dieser hatte 5 Studien zur Auswahl, er nahm die, bei der die Dose sehr schlecht abschnitt, als Grundlage. Wir erinnern uns: Die Mehrwegquote ist eine willkürlich festgelegte Zahl, die auf keinerlei Fakten beruht!
Tatsächlich war diese Studie 1994 unter Umweltminister a.d. Klaus Töpfer in Auftrag gegeben worden. Nur leider, leider, sind die Zahlen absolut überholt! Die Dose besteht zur Zeit aus 0,220mm starkem Material, der Deckel aus 0,208 - 0,224mm starkem Aluminium. Die Studie geht hierbei noch von 0,260mm - 0,290mm aus!! Nicht viel?! Nun, bei 5,8 Milliarden produzierten Deckeln pro Tag
in einem normalen Deckelwerk sind das etliche Tonnen Aluminium pro Jahr weniger!Sorry, hier muß es entweder 18 Millionen pro Tag oder 5,8 Milliarden pro Jahr heißen!
Stichwort Schmuddelverpackung:
Die Deckel- und Dosenindustrie ist von der notwendigen Präzision und Capability (mir fällt kein deutsches Wort ein) weit vor der Flugzeugindustrie anzusetzen. Warum? Deckel und Dosen werden auf 1/1000tel und 1/100tel Millimeter genau gefertigt, dementsprechend müssen die Werkzeuge gefertigt werden. Eine "normale" Deckelpresse läuft mit 640 -680 Hub/Minute, und fertigt dabei pro Hub (in einem Folgeschneid- und Umformwerkzeug) 3 Deckel bei ca. 80 to Pressdruck. Dabei halten diese Pressen bzw. Werkzeuge eine Toleranz von +/- 0,002mm. Verschiedenste Beschichtungen, die für uns alltäglich sind (z.B. Carbonide) kommen aus diesem Metier. Die Ritzmesser, die für die Einkerbung der Öffnungslinie gebraucht werden, können von keiner Maschine dieser Welt gefertigt werden, weil zu ungenau. Sie werden von speziell ausgebildeten Werkzeugmachern unter dem Mikroskop in tagelanger Handarbeit gefertigt.
Zusammenfassend: Die Dose ist High-Tech Produkt, dass in Sachen Präzision und Wiederholgenauigkeit vieles in den Schatten stellt!
Wie war das mit der Flasche, wann wurde das Patent zum Glasblasen erteilt...?!
Das eine Dose mal eben bei 80°C und nach einer kalt -warm Tortur (0°C-180°C) zwischen 6,8 und 8 bar Innendruck aushalten muß, von enventuellen Verformungen mal ganz abgesehen, sei hingegen nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
Innenlack:
Die Dose benötigt einen Innenlack, um die teils sehr aggressiven Flüssigkeiten vom Aluminium abzuhalten (die meisten Energy-Drinks haben z.B. einen pH-Wert von unter 1). Diese Lacke waren schon vor Jahren, als der "Skandal" mit den Fischdosen aufkam, B.A.D.G.E.-frei! Die Innenlacke sind inzwischen auf Wasserbasis, die Beschichtungen der Deckel ebenso, zusätzlich arbeiten deutsche Deckelwerke zunehmend mit Beschichtungen auf Wachsbasis, um auch hier wieder einmal den Forderungen der Umweltministerien weit voraus zu sein. An diser Stelle sei an das Problem der flüchtigen Weichmacher in PET-Flaschen erinnert.
Geschmack:
Hunderte von Blindtests haben bewiesen, dass es die Geschmacksverfälschung durch Abfüllen in Dosen nicht gibt. Wer trotzdem einen anderen Geschmack bei z.B. Cola aus der Dose registriert, sollte mal an die Weinkenner denken: Jeder Wein aus einem speziellen Glas. Probiert es aus, jedes Glas "schmeckt" anders, warum dann nicht auch Cola aus der Dose?
Recycling
Da habt ihr mich erwischt, wirklich. Für die Dose gab es bislang kein staatlich gegründetes und gefördertes Rücknahmesystem. Komisch eigentlich, die Dose gibt es seit Ende der 50er Jahre, und seitdem wuchsen die Verkaufszahlen jährlich um ziemlich genau den gleichen Prozentsatz. Warum wurde nicht schon vorher etwas ins Leben gerufen?! Beispiel Papier und Glas?
In Schweden gibt es wunderbare Automaten. Oben Dose rein, unten die Münzen raus, die Dosen werden kleingestampft und zu einem Ballen gepresst, der direkt zum Schmelzer wandert. Klein, handlich, stapelgünstig, leicht. Deutschland?
Aber: Was kann eine Dose dafür, wenn sie im Park liegt?! Ist der Mensch ertrunken, war die Badehose schuld... Nichts! Die deutschen sammeln Papier und Glas, trennen wie die Weltmeister. Und das soll bei Doesen nicht funktionieren?! Wohl kaum, Herr Trittin.
Die Antwort ist, dass der Kauf der Dose als nicht gesellschaftsfähig gilt, und somit von unseren Politikern der Wählerstimmen wegen nicht gefördert werden durfte. Was hätten die meisten Öko´s wohl gesagt und gewählt?!
Noch ein paar Fragen:
Warum soll auf ein 0,25 - 0,5L Gebinde ein derart hohes Pfand erhoben werden, noch dazu mit einem System, dass offensichtlich nicht einmal die zuständigen Behörden ansich für sinnvoll erachten (Kohlensäure, Mischgetränke etc.)?!
Warum gilt ausgerechent das Tetra-Pack als Umweltschonend? Es kann überhaupt nicht wiederverwendet werden!
Warum muß die Dosenindustrie als einzige für dieses Rücknahmesystem aufkommen?
Warum wird in den Medien zwar über die Umstände, die der Kauf von Dosen macht, berichtet, nicht jedoch darüber, wie es besser geht?!
Warum werden die vielen Deckelwerke mit Kurzarbeit (z.B: Schmalbach-Lubeca in Braunschweig) nicht erwähnt, oder die Werkzeughersteller in Deutschland, die ebenfalls keine Arbeit mehr haben, oder die Aluminiumhersteller, die ihr (unter ebenso großem Forschungsaufwand und mit absoluter High-Tech hergestelltes) Material nicht mehr loswerden?!
Es ist für Deckel- und Dosenhersteller wirklich kein Problem, eine entsprechende Kennzeichnung auf dem Deckel / der Dose einzubringen (siehe USA etc.). Aber warum muß sich der Dosenhersteller mit dem Einzelhandel auseinandersetzen?
Der Einzelhandel war erfreut über das Dosenpfand, zumindest zu Anfang, denn so könnte sich jeder kleine Edeka-Laden um die Ecke die enormen Lagerkosten für die Pfandkisten sparen, dazu die Kosten für die Diebstahl-Sicherung etc. Also mußte unser Bundesumweltministerium sich was einfallen lassen, um dem Handel den Ausstieg aus der Dose schmackhaft zu machen.
Und zuletzt die entscheidende Frage:
Die USA, Australien, die Schweiz, Skandinavien und noch zig andere Länder hatten gar kein Problem damit, ein angemessenes Pfandasystem zu errichten. Es gibt Automatensysteme, es gibt Beispiele. Warum wird in Deutschland nicht einfach nach Vorbild gehandelt?!
Noch etwas: Letztes Jahr wurden die Pfandpreise für PET-Flaschen und sonstige Flaschen drastisch gesenkt. Pünktlich zur Bekanntgabe des unverhältnismäßig hohen Dosenpfandes. Seltsam, oder?!
Soviel dazu. Ich hoffe, der eine oder andere hat ein paar Denkanstöße bekommen.
[ 04. Februar 2003, 15:42: Beitrag editiert von: Ingo Seibert ]