Twisteuse, ein Horten-Verwinder

StephanB

Vereinsmitglied
Alle paar Jahre hole ich meine alte Twisteuse mal wieder für ein paar Flüge raus und sie enttäuscht mich nie. Twisteuse ist ein Entwurf von Gerard Jumelin und Jean-Marie Piednoir aus den 90igern. Der Plan wurde in RCM 02/98 veröffentlicht und kurz darauf habe ich sie auch gebaut. Nach einiger Recherche glaube ich, dass ich leider der einzige Nachbauer geblieben bin.
Sie wird über echte Flächenverwindung um Längs- und Querachse gesteuert. Damit greift man erheblich in die den Flug stabilisierenden Parameter eines Horten-Flügels ein, aber es funktioniert.
Das Modell hat 130 cm Spannweite und wiegt nach dem 2008 erfolgten Umbau auf bürstenlosen Motor und 2s500er Lipos nun rund 200 Gramm.
Der Aufbau ist komplex. Das Mittelteil ist relativ fest gebaut, die Nasenleisten sind daran drehbar gelagert. Alle Rippen mit Ausnahme der fest verklebten Endrippe sind wiederum drehbar an der Nasenleiste befestigt. Die Bespannung hält alles zusammen, darf aber nicht sehr fest gespannt sein.

Hat Spaß gemacht heute in der Halle.
Gruß
Stephan

 

Gerd 52

User
Danke. Gerard kenne ich von früheren InterEX-Teilnahmen in Ostrach. Seine kleinen Mauersegler haben mich damals schon begeistert.
 

StephanB

Vereinsmitglied
Hallo Gerd, nur oben und auch nur relativ locker gespannt. Bei einer beidseitigen Bespannung dürften die Servos nicht mehr in der Lage sein, die Verdrehung zu wuppen.
Gruß
Stephan
 

husi

User
Hallo Stephan,

vor einiger Zeit habe ich deinen Flieger schon einmal gesehen, glaube ich...
Glückwunsch für dieses tolle Flugverhalten. Davon bin ich mit meiner Kiste weit weg. Auf einem Nurflügeltreffen haben einige schon einmal den Kopf darüber geschüttelt. Bei mir ist die Spannweite nur knapp über einen Meter.
flex_nurfluegel_husi.jpg

Du lenkst vermutlich "nur" die äußerste Rippe mit den Servos an und die anderen Rippen hängen vermutlich gelenkig an dem Nasenholm.
Wenn dem so ist, dann brauchst du aber eine Anlenkung (auf Torsion), die in dem Nasenholm läuft. Oder ist die Anlenkung anders realisiert?

Bei mir ist es eine Torsionsanlenkung, die über die zwei äußeren diagonalen Stäbe, eine Verwindung in das Tuch einbringt. Das funktioniert aber nur manchmal... :rolleyes:

Vielleicht bekomme ich die Kiste, mit deiner Hilfe, ja doch noch zu einem reproduzierbaren Flugverhalten überredet.

Vielen Dank
Mirko
 

StephanB

Vereinsmitglied
Hi Mirko,
du liegst richtig. Die Nasenleiste ist je Seite ein konischer Carbonpfeil. Das dicke Ende bei circa 25 % der Pfeillänge abgesägt, der verbleibende dünnere Rest dort hinein gesteckt. Somit hast Du schon mal das äußere Lager (dickes Ende) und die drehende Nasenleiste (dünneres Ende).
Der zentrale Kohleholm bildet mit den beiden Lagern ein festes Dreieck. Dort wo die Lager enden und sich mit dem zentralen Holm treffen, treten die drehbaren Nasenleisten aus. Alle Rippen außer den fünf inneren (2li, Mitte, 2re) , die fest mit den Lagern verklebt sind, haben vorne einen kleinen Kohlestab in Flugrichtung aufgeklebt. Diese kleinen Kohlestäbe sitzen in Bohrungen in der drehbaren Nasenleiste. Nur die Endrippe ist fest mit der drehbaren Nasenleiste verklebt und nimmt über die Endleiste alle beweglichen Rippen mit. Die beiden Servos samt Hebeln am inneren Ende der drehbaren Nasenleiste müssen präzise mit dem Rest abgestimmt sein.
Das klingt alles einfach, aber alle Winkel und Abmessungen müssen stimmen und der Zusammenbau war in meiner Erinnerung so ziemlich das Komplizierteste, was ich im Hobby je gemacht habe. Ich habe ihn mehrfach geübt, bevor ich dann tatsächlich die Kleberflasche geschwungen habe.
Leider erinnere ich überhaupt nicht mehr, womit ich das Teil bespannt habe. Ist von der Festigkeit her wie leichte Bügelfolie ohne Klebeschicht.
Stehe für Fragen gerne zur Verfügung. :)
Gruß
Stephan
 

Gideon

Vereinsmitglied
Hallo Stephan,

hast Du den Plan aus der RCM noch und könntest diesen zur Verfügung stellen? Eine bemaßte Skizze würde indes schon ausreichen.

Danke vorab!
 

UweH

User
Sie wird über echte Flächenverwindung um Längs- und Querachse gesteuert. Damit greift man erheblich in die den Flug stabilisierenden Parameter eines Horten-Flügels ein

Hallo Stephan,

ich bin sicher Du nimmst es mir nicht übel dass ich Dir da widerspreche :rolleyes:

Die Parameter die den Flug einer Horten stabilisieren sind vor allem die Pfeilung und eine passende Schwerpunktlage für gute Kurvengängigkeit.
Die passende Verwindung stellt das Gleichgewicht der Stabilisierung um die Querachse abhängig vom Schwerpunkt her.
Mit der Verwindungssteuerung verändert man keine Pfeilung und keine Schwerpunktlage, aber bei beidseitig gleichsinniger Verwindungsänderung verändert man das Gleichgewicht um die Querachse passend zu gewünschten Höhenrudersteuerung.
Damit sind auch bei Verwindungssteuerung alle notwendigen Parameter eines stabil fliegenden und gut steuerbaren Hortenflügels eingehalten.
Die "berüchtigte" Hortenglocke ist ein Spezialfall der Zirkulationsverteilung, die eine bestimmte Auftriebsentlastung des Außenflügels als günstigen Kompromiss zwischen Steuerbarkeit und Zusatzwiderstand erzeugt.
Je geringer die Flächenbelastung und kleiner die Streckung sind, umso weniger Nachteile hat es wenn man die sin³-Glocke nicht genau trifft.

Ich habe Deine Twisteuse schon in 2010 am Bodensee fliegen sehen und das wird mir immer in eindrücklicher Erinnerung bleiben, nicht nur wegen Deinem leckeren reinen Flügelwasser 👍

Gruß,

Uwe.

RCNIMG_0212.jpg
RCNIMG_0213.jpg
RCNIMG_0234.jpg
RCNIMG_0239.jpg
RCNIMG_0242.jpg
RCNIMG_0245.jpg
 

Dix

User
Jetzt erinnere ich mich endlich wieder, wo ich dieses Konzept shonmal gesehen habe:

Es gab doch mal ca. anno domini 1980 ein Motordrachen/Trike mit solch einer Steuerung von Robbe:

 
...
Bei mir ist es eine Torsionsanlenkung, die über die zwei äußeren diagonalen Stäbe, eine Verwindung in das Tuch einbringt. Das funktioniert aber nur manchmal... :rolleyes:

Vielleicht bekomme ich die Kiste, mit deiner Hilfe, ja doch noch zu einem reproduzierbaren Flugverhalten überredet.
...
Hallo Mirko,
für dein Modell (Carbon Falcon) gibt es jede Menge Tipps auf RCG. Die Links findest Du auf der Seite des Herstellers:
 

StephanB

Vereinsmitglied
So, habe den alten Plan gefunden und weiß jetzt auch, dass ich das Modell 2001 gebaut habe. :)
Die Nasenleisten sind keine Pfeilschäfte, sondern aus dem Drachenbau und aktuell auch noch erhältlich: Avia-Sport G-Force Skinny UL 825mm ca. 7 Gramm. Den Hauptholm Shark3P konnte ich nicht mehr finden. Das ist unkritisch, da sollte es ein passendes CFK-Rohr tun.

Den Plan habe ich in DINA4 gescannt, die Scanreihenfolge ist Seiten 1-4 obere Reihe von links nach rechts, Seiten 5-8 untere Reihe von links nach rechts.

Die Anleitung dazu hat 14MB und kann ich hier nicht anhängen, zu groß. Bei Interesse bitte kurze Nachricht in den Unterhaltungen.

Gruß
Stephan
 

Anhänge

  • Twisteuse_Plan.pdf
    442,3 KB · Aufrufe: 193
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten