V-Leitwerk Reparatur

Rätl

User
Hallo zusammen,

ich habe einen gebrauchten Segler (Vikos F3F) erstanden, bei dem das V-LW verklebt wurde. Leider ist bei einer Landung ein Teil der Klebestelle aufgeplatzt. Ich habe eine Bohrung an Rissanfang- und Ende (ca. 5cm vor und nach dem sichtbaren Teil) gesetzt, sowie den Riss mit Sekundenkleber fixiert, was auch erstmal hält.

Wie kann ich diese Stelle gescheit und dauerhaft reparieren, falls das überhaupt möglich ist. Seku ist ja nun auch wieder recht starr und unnachgiebig.

Viele Grüsse
Matthias
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Hallo Matthias,

das sieht aber eher aus, als sei die Rumpfnaht der beiden Rumpfschalen gerissen.

Am Besten du versuchst (möglichst von hinten) eine Lage Gewebe im Rumpf auf die Risstelle aufzubringen.
Sollte von hinten kein rankommen sein, musst du von vorne mit langen Stangen/Drähten arbeiten.
Welches Gewebe (GFK, CFG oder Polyamid) musst du anhand der Zugänglichkeit und der Rumpfrundung individuell entscheiden.
Aber: Gewicht beachten! Du bist hier am Ende des Hebelarms und da wirkt sich jedes Gramm deutlich aus.

Sollte das alles nicht funktionieren und der Riss weiter aufgehen, bleibt dir nur die Möglichkeit von oben/außen zu reparieren.
Abschleifen, Gewebe drauf, spachteln und dann lackieren.

Meine (und nur meine ganz persönliche!) Empfehlung: Kleb nochmal alles mit Schnellkleber nach. Vielleicht bekommst du ja durch die von dir gebohrten Löcher auch Kleber innen auf die Naht. Dann betupfe den Riss mit Farbe/Lackstift. Von da an abwarten und hoffen das es nicht weiter aufreist, sonst siehe oben.

Grüße
Werner
 

Robinhood

Vereinsmitglied
So was ähnliches hatte ich auch schon. Mit einem Dremel habe ich die Rißstelle abgefräst, mit deutlich Übermaß (ca. 6mm breiter und länger als der Riß), bis nur noch Gewebe zu sehen war. Aus feinem Glasgewebe dann kleine Quadrate oder Rechtecke geschnitten (ca. 5x5mm bis 5x20mm) und diese dann mit 24h-Harz kreuz und quer in die Ausfräsung eingelegt. Das nennt man auch "Plätzlitechnik". Durch das Überlappen der vielen kleinen Schnipsel verhakt sich das Gewebe sehr gut und die Reparaturstelle ist sehr stabil. Wichtig ist eine gute Verbindung zu den intakten Flanken des Risses, damit sich nicht der gesamte Aufbau im Rißbereich ablöst. Die Reparaturstelle abschleifen, fillern und lackieren ist dann noch zu erledigen, das dann für die Schönheit.
 

Rätl

User
Danke euch beiden! Ich klebe zuerst nochmal zusätzlich von innen und wenn das nichts hilft, versuche ich es mit der Plätzlitechnik. 50er Glas hab ich noch zu Genüge da.

Ich denke, die Schwingungen des Rumpfes bei der Landung wirken genau an dieser Stelle ein, wo die Leitwerke mit einer Matte verbunden wurden, anders kann ich mir den Bruch nicht erklären. Die Landung war nicht mal sonderlich hart. Besonders ärgerlich ist, dass der Rumpf gerade erst beim Lackierer war...
 

Gideon

Vereinsmitglied
So was ähnliches hatte ich auch schon. Mit einem Dremel habe ich die Rißstelle abgefräst, mit deutlich Übermaß (ca. 6mm breiter und länger als der Riß), bis nur noch Gewebe zu sehen war.

Bis hierhin bin ich noch d'accord. Das nennt sich dann schäften. Das Schäftverhältnis bei Gewebelaminaten ist 1 : 40 bei GFK und 1 : 50 bei CFK. Die Schäftverhältnisse geben an, wie weit die Reparaturstelle ausgeschliffen werden muss. Bei 1 : 40 bedeutet dies bei 1 mm Laminatdicke pro Seite 40 mm. Soviel Platz is hier natürlich nicht, aber mach mal bitte soweit es optisch noch geht.

Aus feinem Glasgewebe dann kleine Quadrate oder Rechtecke geschnitten (ca. 5x5mm bis 5x20mm) und diese dann mit 24h-Harz kreuz und quer in die Ausfräsung eingelegt. Das nennt man auch "Plätzlitechnik". Durch das Überlappen der vielen kleinen Schnipsel verhakt sich das Gewebe sehr gut und die Reparaturstelle ist sehr stabil. Wichtig ist eine gute Verbindung zu den intakten Flanken des Risses, damit sich nicht der gesamte Aufbau im Rißbereich ablöst. Die Reparaturstelle abschleifen, fillern und lackieren ist dann noch zu erledigen, das dann für die Schönheit.

Ich würde das Reparaturlaminat vernünftig aufbauen, und das am besten mit einem Flugzeugbaulaminat. Die Lagen werden abwechselnd unter 0°/90° und ±45° eingelegt. Das ist strukturell sinnvoller als die Plätzli-Methodik und macht zudem weniger Nacharbeit, da die Gewebelegen sauber zugeschnitten werden können. Das Glasgewebelaminat selbst am besten auf einer Folie vortränken und auch darauf zuschneiden.
 

dschim

User
Das Schäftverhältnis bei Gewebelaminaten ist 1 : 40 bei GFK und 1 : 50 bei CFK. Die Schäftverhältnisse geben an, wie weit die Reparaturstelle ausgeschliffen werden muss. Bei 1 : 40 bedeutet dies bei 1 mm Laminatdicke pro Seite 40 mm. Soviel Platz is hier natürlich nicht, aber mach mal bitte soweit es optisch noch geht.
Tja - das sind halt die hardcore Faserverbündler ..... bitte jetzt nicht wörtlich nehmen - Gideon hat bezüglich Verbindungsstellen bei Verbundwerkstoffen und deren Verstärkung absolut recht. Man müsste durch Querschnitte / Flächen versuchen die Festigkeitswerte der Matrix (Harz) den Werten der Fasern
anzugleichen.

Was man hier sieht ist aber eher ein Rumpf der mehr oder weniger trocken zusammengebappt wurde. Wir wissen nicht was auf der Innenseite liegt
aber dem Bild nach ist da maximal von einem Gewebeband auszugehen. Anders sähe es aus wenn der Faserverbund im ungestörten Bereich
gerissen wäre.
Da die Stelle so wie es aussieht im Betrieb Zugkräfte (die Hälften des V-Leitwerks "flappen" nach unten) und Schubkräfte (durch die Torsion einer
Röhre) sieht würde ich das wie eingangs erwähnt dahingehend reparieren indem ich die Adhäsionsfläche vergrößere (V-Nut) und natürlich die "Plätzli" überlappend einsetze.
 

Robinhood

Vereinsmitglied
Danke Wolfgang für Deine Anmerkung! Gideon hat sicher recht mit seiner hochprofessionellen Expertise (ich finde es immer wieder interessant, mit welchem Spezialwissen hier auf relativ simple Aufgaben geworfen wird) , aber hier wird kein manntragender Flieger repariert. Lassen wir die Kirche mal im Dorf, mit „Bastlerniveau“ kommt man auch zu brauchbaren Ergebnissen.

@Rätl Du kannst das von innen zwar probieren, aber ich gebe Dir Brief und Siegel, daß das wieder aufplatzt. Wenn Du nicht gerade ein begnadeter Gynäkologe bist, repariere es von außen. Mußt halt etwas mehr Spachtel und Farbe investieren, aber dafür hält die Bruchstelle wahrscheinlich dann sogar besser als der Rest des Rumpfes.
 

Rätl

User
Danke euch! Von innen komme ich wirklich kaum hin. Da kann ich maximal mit ner Pinzette versuchen, was hinzuschieben.
Daher bediene ich mich der Plätzlitechnik, falls der Seku nicht hält. Das kriege ich gut hin :)

Viele grüsse
Matthias
 
Hallo Matthias,Sekundenkleber find ich nicht gut für sowas zu verwenden,daß es erstmal hält.
Da ist eindeutig die Rumpfnaht aufgegangen.Ich hätte den Riss versucht aufzudehnen,über den Hebel V- Leitwerk.
Anschliessend Endfest 300 warm gemacht daß er dünnflüssig wird.Oberfläche mit Tesa abgedeckt,daß sie eben wird.
Kann sein daß ich den Schaden anders einschätzen würde wenn ich den Flieger in der Hand hätte.
Gruß Werner
 

RayX

User
Ich würde auch sagen die Naht ist aufgegangen, evtl ist das Nahtband beim verbinden der beiden hälften verrutscht und gar nicht auf der Naht, das hatte ich auch schon mal an einem Staufenbiel Rumpf, da ist auch ohne harte Landung die Naht aufgegangen, sah genauso aus wie auf deinem Foto.
Habe dann den Gelcoat runter geschliffen und mit einem starken Blitz den Rumpf von unten Durchleuchtet dann konnte man das gut sehen Nahtband liegt daneben.

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Gideon

Vereinsmitglied
Danke Wolfgang für Deine Anmerkung! Gideon hat sicher recht mit seiner hochprofessionellen Expertise (ich finde es immer wieder interessant, mit welchem Spezialwissen hier auf relativ simple Aufgaben geworfen wird) , aber hier wird kein manntragender Flieger repariert. Lassen wir die Kirche mal im Dorf, mit „Bastlerniveau“ kommt man auch zu brauchbaren Ergebnissen.

Ob ich meine Lagen sinnvoll orientiere oder einfach nur willkürlich drauflege, ist vom Aufwand her identisch. Ich meine sogar, dass die Nacharbeit hier deutlich geringer ausfällt, da der ausgeschäftete Teil dann komplett aufgefüllt ist. Die Gewebelagen auf Folie vortränken, ausschneiden und dann alternierend auflegen. Simpel und effektiv.
 

Rätl

User
Ich fange morgen mit der Reparatur an. Ist es bezüglich der Plätzli-Technik und dem nicht vollständigen Bruch trotzdem nötig, die Betroffenen Stellen „papierdünn“ runter zu schleifen und darauf wieder aufzubauen?
 

Robinhood

Vereinsmitglied
Du brauchst möglichst viel „Angriffsfläche“ für die Reparatur und gleichzeitig ausreichend Schichtstärke, damit die Reparatur die Belastung aushält. Zum Riss hin soll das Originalmaterial weniger werden, was dann durch die Plätzlis wieder aufgefüllt wird. Es kann beim Abschleifen durchaus ein feiner sichtbarer Spalt oder kleine Löcher entstehen, was aber gar nichts macht, das wird durch die Plätzlis überbrückt. Die Reparatur ist dennoch viel stabiler als das Orignal.

Ich bade die GfK-Schnipsel vor dem Auflegen einzeln eine Minute in Harz und mit der flachen Spitze eines 5mm Holzstäbchen kann man die getränkten Plätzli aus dem Harz holen und aufsetzen und festtupfen. Überschüssiges Harz mit Zewa oder Wattestäbchen wegnehmen. Darauf achten, daß keine Luftblasen eingebaut werden.

Natürlich kann man auch ein Stück Gewebe auf Frischhaltefolie mit Harz bepinseln, mit Folie abdecken und ziehen lassen. Aber zum Beschneiden wird das Werkzeug mit Harz verschmutzt, deshalb schneide ich das Reperaturgewebe lieber vorher in die benötigte Größe.
 

Rätl

User
Danke dir! Ich hab schon kleinere Reparaturen mit Gewebe gemacht, hat auch immer gut geklappt und gehalten. Daher bin ich ganz zuversichtlich :D

Passend dazu ist heute mein Rollmesser und ne Schneidunterlage angekommen. Mit der Schere franst mit das Gewebe teils zu stark aus.
 

haki

User
Hallo Matthias,
was auch noch ganz entscheidend ist: hat das Leitwerk einen durchgehenden Verbinder? Wenn nicht, dann wäre die Schadstelle nochmals eingehender zu prüfen ob auch innen die Steckungsspanten defekt sind.
Bei durchgehendem Verbinder: auch ganz wichtig diesen testen ob nicht angerissen bzw halb durch. Ich will nicht wissen wiviele V-Leitwerke mit defekten Verbindern fliegen, die nur noch in der Mumpe stecken....
Gruss Hannes
 

Rätl

User
Hallo Hannes,

ich sehe von unten, dass die Steckungen der beiden Leitwerke verharzt wurden

Viele grüsse
Matthias
 

moze

User
Tatsächlich hat Gideon einfach recht…. Es ist einfacher nachzuarbeiten und haltbarer. Die Faserrichtung kann so entsprechend der Kraftaufnahme ordentlich verlegt werden. Ich verstehe so Aussagen wie "ist hier nicht nötig" nicht.... Plätzli ist immer geprutscht....

Der wirklich einfache Weg sowas von außen zu reparieren ist folgender: anschäften, anschließend erste Lage durchsichtige Folie drauf legen und den kompletten Umriss drauf malen. Dann nächste Lage Folie und den Umriss etwas kleiner, und so weiter. Bis die gewünschte Schichtstärke erreicht ist (Laminatstärken kann man schön bei R&G nachschauen, kostet keine 5 Minuten)
Anschließend kann auf den Lagen Folie das Material getränkt und abgetupft werden. Mithilfe des aufgemalten Umrisses wird es nun ausgeschnitten. Die Folie dient als Träger. Nun wird das Stück aufgelegt und anschließend die Folie abgezogen. Alles schön andrücken (Mit Pinsel oder Roller) und fertig. Nun die nächste Lage.... Ganz im Ernst, das ist einfacher als alles durcheinander kleingeschnippselt irgendwie... Auf diese Weise hat man einfach und effektiv die Stelle mit dem richtigen Material in richtiger Stärke bei richtiger Faserrichtung leicht und optimal repariert. Die Nacharbeiten halten sich so auch absolut in Grenzen.... Auch die Sauerei beim laminieren übrigens...
Gerade am Heck ist ja Gewicht auch echt entscheidend... Schäftet man richtig ist der Gewichtszuwachs minimal....

Hier muss mir jetzt auch keiner kommen mit "wir sind nicht bei manntragend".... Leicht und fest wollen wir schließlich auch! Wenns dann noch hübsch wird umso besser....

ab Minute 10 sieht man hier wie sowas geht.
Exakt so repariere ich auch im Modellflug und das war die Erleuchtung für mich. Seitdem kostet so eine Reparatur 4 Abende (Aufgrund von Aushärtezeiten)
1. Schleifen und laminieren
2. schleifen und spachteln
3. lackieren
4. polieren......

Das ginge auch schneller aber 24 Stunden muss man halt trocknen lassen dazwischen....



Bei so einer Schadstelle ist der Unterschied in der Reparaturdauer mitnichten eine halbe Stunde zwischen prutschen und 1A ohne Gewichtszuwachs.....

Aber DonM sagt ja immer so schön:

Jeder wie er mag.

Grüße

Tim
 

Rätl

User
So, ich habe zwischenzeitlich mal angefangen mit den Plätzlis. Hab knapp 3g Harz angerührt und die Plätzlis verteilt. Der Riss war in der Tat sehr schnell durchgeschliffen und das Material dort sehr dünn.

Ich lass das jetzt bis Sonntag mal aushärten und schaue mir dann das Ergebnis an. Es ist etwas schwer festzustellen, wann genug aufgebracht ist. Werde dann berichten :)

Viele Grüße
Matthias
 

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