Der Verbindertaschen-Aufplatz-Thread

Milan

User
In einem vorhergehenden Thread wird mir dieses Thema aus mechanisch-technischer Sicht nicht wirklich zugänglich und hätte da gern fachlichen Input.

Eine Verbindertasche (Cfk, Gfk, Alu, Messing oder Sperrholz) dient ja NUR der Führung/Lagerung des Verbinderstabes, egal ob dieser rund, eckig, dreireihig oder viertürig ist.

Zur Stabilität in Sachen Biegen und Torsion des Flügels , leistet diese keinen Beitrag. Sie überträgt lediglich die senkrecht auftretenden Belastungen im Flug, also rauf oder runter.

Die zu übertragenden horizontalen Belastungen nach vorn ( Impact erfolgt direkt über die Rumpfnase) oder nach hinten (Einschlag an einem beliebigen Hindernis irgendwo entlang der Nasenleiste) sind einer anderen Thematik, nämlich der Einschlagfestigkeit zugeordnet und spielen hier, genauso wie das Thema „Vollgasfest“ , keine Rolle.

Ich gehe davon aus das im Flugbetrieb ein Versagen der Verbindertasche niemals ursächlich für ein mögliches Abmontieren eines Flügels sein wird.

Was also muss passieren damit diese im rauen Alltagsbetrieb „aufplatzt“ ?

Bleibt eigentlich nur ein hartes Aufsetzen beim Landen und/oder ein ungeplantes wegkegeln von Hindernissen am Boden (Personen, Tiere, Campingstühle) übrig.

Wie sieht jetzt das Schadensbild der Verbindertasche aus und was passiert da eigentlich?

Wenn ich eine „Verbindertasche“ in meine Styro/Abachi – Tragflächen einbaue wird diese in der Wurzelrippe, einer Stützrippe am Ende der Steckung und Stegen oberhalb und unterhalb der Verbindertasche, abgestützt. Hierüber erfolgt die Krafteinleitung in die Tragfläche hinein.

Im Überlast-Fall (Impact) gibt da bestenfalls die Wurzelrippe nach, schlimmstenfalls demontiert sich die ganze Steckungseinheit – Die Verbindertasche wird aber niemals „aufplatzen“ können, zumal sich der darin befindliche Steckungsstab ja durchbiegen, oder anderweitig dicke Backen machen müsste. Ähnlich wie die Weisswurst im kochenden Wasser.

Kann mir Bitte einer erklären, wie und warum eine Verbindertasche „aufplatzen“ soll ?!

LG Harry
 
Zuletzt bearbeitet:
Guten Morgen,
das Thema ist interessant. So wie Du es beschreibst, kann die Tasche nur durch Biegung des Steckungsstabes "platzen".
Das Problem entsteht erst dann, wenn die Wurzelrippe, die Stützrippe am Ende der Tasche oder aber die Holmgurte oder Holme seitlich der der Flügel die Kräfte nicht in den Flügel einleiten können. Also eines dieser Elemente versagt.
Dann reisst die Flügeltasche sozusagen auseinander. So jedenfalls meine Theorie.
Wichtig ist meines Erachtens, dass die Flügeltasche eben diese Kräfte in die Fläche einleiten kann. Drum wird im Nachbarthread auch zusätlich ein Steg vor und hinter der der Flügeltasche zusätzlich eingbracht. Nehme ich mal an.
 
Wenn eine Steckungstasche über 2 seitliche Stege und die 2 Holmgurte oben und unten gebildet wird, das Ganze dann nur durch Klebemumpe mit Microballons zusammen gehalten wird, platzt die Tasche bei "grösserer Belastung" an der Wurzel auf. Hebelwirkung, weil der Verbinder steif ist.
Ob die Belastung ein Schlag bei der Landung oder eine zu große Kraft durch Viereckloop bei 250 kmh auftritt ist egal.
Das Problem liegt in der Verklebung. Das einfachste Mittel dagegen sind Fasern, die als Ring/ Wickel um die Tasche laufen. Also auf Zug belastet werden. Das ist aber schlecht nachzurüsten.

Gruß
Christoph
 
Das macht aber auch dann nur Sinn, wenn die Wurzelrippe verstärkt wird und oder die Verbindung zu dem Flügelschalen oben und unten stabil genug ist. Sonst bricht die super stabile Flächentasche aus dem Flügel raus.
Oder aber die Holmgurte und Holme seitlich nehmen die Kräfte der Flächentasche auf. Dann kann die Wurzelrippe vernachlässigt werden.
 
Da bin ich mit Kater68 einer Meinung!
Danke. Vielleicht kann es aber ein Verbundwerkstoffexperte besser erklären. Ohne den gesamten Aufbau der Fläche in diesem Bereich zu kennen ist es reine Spekulation. Nass in nass mit guter Mumpe verklebte GFK oder Cfk Laminate sind in der Festigkeit nicht zu unterschätzen.
Gute Mumpe mit Tragfähigkeit und nicht füllende Microballonspachtel meine ich genauer.
 

Thermike

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Hier mal ein Bild, einer Steckunshülse aus 2 Lagen GfK Schlauch und mir Kevlar umwickelt. Das ganze im Vakkuum, mit Abreissgewebe abgesaugt. Die Hülse platzt bestimmt nicht auf. Natürlich muss vor und hinter, der Steckungshülse ein Holm die Kraft in den Hauptholm einleiten.
Auf dem einen Bild, sieht man noch den Prototyp, mit Rundsteckung und Holm, vor und hinter dem Rohr. Das alles liegt zwischen Ober und Untergurt.
Bei einigen F3B Berichten hier im Forum, sieht man, wie man es richtig und stabil macht (BAM, KölleTeam...)
 

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CH_MEIER

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Moin,

hier ein Beispiel, wie ich das gerade einbaue (alles vorbereitet, aber noch nicht eingeharzt). Verbinderhülse und Übergang auf Holmsteg sind in einer verlorenen Styrodur-Form (unter Vakuum mit Abreißgewebe) in einem Stück hergestellt. Verbinder ist 50x25mm, Verbindertasche ist 20cm lang, Übergang noch einmal 30cm. Die Verbindertasche besteht aus einem SG40 Schlauch (EMC), seitlich aus 1mm Birkensperrholz und einem kompletten Wickel aus 170g Aramid. Das o.a. Gewebe der Tasche hört gestuft auf und der Bereich des Übergangs ohne Gewebe kommt noch in den SG15 Schlauch des Holmsteges... Hoffe, das hält wieder...

Die Verdrehsicherungen dürfen m.E. in dem Zusammenhang auch nicht unterschätzt werden. Der Verbinder ist "schwimmend" gelagert, die Verdrehsicherungen müssen also alleine den Rumpf in Position halten und auch Landeschläge wegstecken. Daher nehme ich 8mm Alu-Bolzen und packe die noch in 4x 4mm Pappelsperrholz. Das wird am Ende noch als Schwalbenschwanz ausgeführt zur Vermeidung von Kerbwirkungen (Ausschnitt fehlt noch). Zusätzlich werde ich da noch einen Aramidfaden spendieren. Das Einharzen der Verdrehsicherung nur mit viel Mumpe - was man manchmal sehen kann - gefällt mir nicht.

Viele Grüße
Christoph

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