Erfahrungen mit ASA zum Druck von Servo- umd Ruderhebeln etc.?

Robinhood

Vereinsmitglied
Ich habe testweise Servohebel aus PLA und Greentech Pro gedruckt. Leider ist bei PLA die Temperaturbeständigkeit nicht gut und das Greentech Pro ist recht spröde, neigt dadurch schneller zum Bruch. Ich bin durch Zufall auf das Material ASA aufmerksam geworden, das vielversprechend erscheint: Wird erst ab 80°C weicher und ist erheblich belastbarer. Wer hat Erfahrungen mit diesem Material? Wäre das für Servo- und Ruderhebel für „Advanced Load“ geeignet?
 

2.4 Ghz

User
Hallo Robin,
habe mir am Montag ein Ruderhorn aus ASA in 2mm Dicke mit 100 % Füllung gedruckt, die Qualität und Stabilität ist hervorragend.
ASA lässt sich auch relativ gut bearbeiten, z.b Bohrung für Gabelkopf entsprechend aufbohren, desweiteren ist ASA UV stabil.
Wie sich das Material im Dauereinsatz verhält ,wie z.B Ausweitung der Bohrung für den Gabelkopf kann ich leider nicht sagen.
Brauchst aber am besten einen geschlossenen Bauraum und ca. 100 Grad Bett Temperatur, sowie ca. 245 Grad an der Düse, da ASA sowie ABS zum Warping neigt.
 
Moin,
ich denke, "Advanced Load" kann man einem gedruckten Servohebel oder Ruderhorn grundsätzlich nicht bescheinigen - wenn man bedenkt, dass schon die Standardteile aus PA-Spritzguss eine deutlich höhere Stabilität aufweisen als gedruckte aus PA, die wiederum stabiler sind als solche aus PC und die immer noch ein paar Ecken stabiler als solche aus ASA... die Liste ließe sich noch lang fortsetzen.
Hängt man die Latte aber nicht ganz so hoch, lassen sich schon durchaus brauchbare Teile mit dem 3D-Drucker erzeugen. Dabei ist das Material nur von sekundärer Bedeutung; viel wichtiger sind a) die Druckrichtung und b) die Montagestrategie. Negativbeispiel: Mit einem stehend gedruckten Ruderhorn gibt man die Sollbruchstelle quasi schon vor; da kann man auch mit einem noch so stabilen Material nichts mehr retten. Positivbeispiel: Bei komplett gedruckten Modellen bietet es sich oft an, das Ruderhorn mit dem Ruder in einem Stück zu drucken - da ist dann auch ein PLA-Horn an einem PLA-Modell mit Sicherheit niemals das schwächste Glied in der Kette.

Bei Servohebeln liegt das Hauptproblem darin, dass die Zahnung zu fein ist, um gedruckt zu werden. Die müssen halt nach wie vor auf das Ritzel des Abtriebs aufgeschmolzen werden, dafür braucht man natürlich ein Metallritzel von einem Abfallservo oder so. Verzichtet man darauf, ist das Risiko weniger, dass der Hebel bricht, als vielmehr, dass er sich unter Last (i.e. im Flug) verschiebt/verdreht. Das Tückische dabei ist, dass er bei geringerer Last (also am Boden) dann auch hinterher noch normal zu funktionieren scheint, was die Diagnose erschwert (falls man überhaupt noch was zum Diagnostizieren hat).

Geflogen habe ich bis dato Ruderhörner aus PETG, PC und Greentec pro Carbon, alles ohne die geringsten Probleme. Servohebel zu drucken, habe ich dagegen noch nicht gewagt - was natürlich auch damit zusammenhängen kann, dass ich da noch nie was anderes als die mit den Servos gelieferten gebraucht habe.

Noch zur Temperatur- und UV--Stabilität: Bei der Temperatur spielt die Strahlungsabsorption eine viel größere Rolle als die Umgebungstemperatur. Ein weißes Teil aus PLA hält einiges mehr an Sonneneinstrahlung aus als ein schwarzes aus ASA, bevor es weich wird. Und was die UV-Stabilität angeht, das ist ein Faktor, den man bei Flugmodellen grundsätzlich vernachlässigen kann. Selbst bei ABS machen sich Stabilitätseinflüsse durch UV erst nach Monaten der Exposition bemerkbar; auf diese UV-Menge kommt man bei Flugmodellen (die ja üblicherweise drinnen aufbewahrt werden) auch in 30 Jahren Nutzungsdauer nicht. Anders sieht es z.B. bei Autos aus, bei denen es eher ein Ärgernis ist, dass auch heute noch Karosserieteile aus ABS hergestellt werden und dann nach ein paar Jahren (ohne Garage) spröde werden. Gerade das ist aber auch ein deutliches Indiz, dass sich der UV-Einfluss in Dimensionen abspielt, die man im Modellflug nie erreichen wird.

Tschöö
Stephan
 

Robinhood

Vereinsmitglied
Mir hat es einen Servoarm aus Greentech Pro (nicht Carbon) zerrissen, aber im Nachhinein betrachtet ist es meine eigene Schuld gewesen. Durch eine mechanische Schwächung beim Einbau und insgesamt etwas zu wenig „Fleisch“ war der Servohebel den Kräften nicht gewachsen. Die Konstruktion habe ich optimiert und bereits zwei Testexemplare aus ASA ausgedruckt. Scheint ganz gut geworden zu sein.

Zum Thema „Vielzahn“ an der Servoachse: Ich drückte die Servohebel bisher immer kalt auf die (Metall-)Achse eines defekten Servos. Klar, dadurch schiebt man Material weg, aber dafür sitzt der Hebel sehr formschlüssig. Der oben beschriebene Servoarm, den es zerrissen hat, saß nach wie vor ohne Spiel und Verschleiß der Pressung sehr gut auf der Achse. Ich habe deshalb vor, es weiterhin so zu machen.
 
Na, wenn du ein defektes Servo mit dem passenden Metallritzel hast, dann versuch es doch mal damit, das einfach heiß zu machen (besser wohl vorher die Achse mit dem Ritzel ausbauen und im Schraubstock erhitzen), bevor du den Hebel aufschiebst - so wie sich das anhört, brauchst du dafür nicht einmal den Lochdurchmesser im Hebel zu ändern. Ist auf jeden Fall stabiler als kalt (schabend) aufgeschoben.

Was das Greentech pro Carbon angeht - dieses Ruderhorn ist bei mir so gedruckt/montiert:

Bildschirmfoto 2021-05-11 um 22.15.30.png
Bildschirmfoto 2021-05-11 um 22.16.49.png


Was man auf den Bildern nicht sieht, ist, dass zusätzlich zur gesteckten Verklebung noch ein Carbon-Flachstab als Holm alle Segmente verbindet. Das hat reichlich Stabilitäts-Overhead, deswegen mache ich mir da keine Sorgen. Generell würde ich Greentech - ob mit oder ohne Carbon - beileibe nicht als erste Wahl für solche Sachen ansehen, aber wie gesagt, die Materialwahl halte ich eher für zweit- bis drittrangig.
Ganz anders bei Servohebeln, da würde ich (von den Materialien, die ich bisher gedruckt habe) PC favorisieren, möglichst immer etwas rustikaler konstruieren als bei PA üblich, und auf jeden Fall ausgiebig testen. Letztlich kommt es ja eigentlich nur auf die Belastung im Flug an - wenn bei einer Bruchlandung ggf. u.a. der Servohebel bricht, spielt das auch keine große Rolle mehr; anders ist das natürlich, wenn der gebrochene Servohebel die Bruchlandung erst verursacht... ;)

Tschöö
Stephan
 
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