Hi Michi,
du hast da ein paar kleine Knöpfe in deinen sonst sehr schönen Erläuterungen.
.... und Schlagbewegung buegelt auch ein wenig die unsymetrische Auftriebsverteilung beim Vorwaertsflug aus, weil das vorlaufende Blatt nach oben schlaegt und so den effektiven Anstellwinkel verkleinert.
Das hängt einzig vom Delta-3-Effekt und vom Vor-/Nachlauf der Blades ab. Du kannst den D-3 auch eliminieren, dann schlagen die Blätter auf und ab, OHNE dass sich am Anstellwinkel was ändert. Es ist also schon richtig, was du sagst, es war nur nicht ganz vollständig.
Da aber die Modellhubschrauberblaetter aus Kohle extrem steif sind frag ich mich immernoch, woran es genau liegt das hier keine Schlaggelenke gebraucht werden.
Das ist nicht ganz zutreffend. Du hast bei den Modellhelikoptern sehr wohl Schlaggelenke, aber beim verbreiteten 2-Blatt siehst du ihn nur nicht direkt: es ist die Blattlagerwellendämpfung, die zusammen mit den verwendeten Blättern und der eingestellten Drehzahl harmonieren muss. Ist sie zu steif oder die DZ zu niedrig oder die Blätter zu hart, wird der Heli seltsame Nickbewegungen machen.
Beim Mehrblattkopf ist ebenfalls die Blattlagerwelle eines jeden Blattes gedämpft gelagert. Lediglich bei Spezialblättern, die dafür ausgelegt sind, kann und soll sogar die Welle festgesetzt werden, dann übernimmt das Blatt selbst die Schlagdämpfung, die Schwenkbewegung findet ja nach wie vor in den Blattaufnahmen statt.
Vorallem bei FBL Systemen, was genau die Paddel alles machen hab ich auch noch nicht 100% verstanden. Woran das liegt weiss ich leider auch nicht. Möglich waere vieles, zB dass die Kraefte klein genug sind, dass die Gesamtflugdauer eines Modells sehr klein ist, dass das Verhaeltnis von Fluggeschwindigkeit zu Blattspitzengeschwindigkeit normalerweise recht klein ist oder dass bei FBL Helis die Servos und Gyros schnell genug sind um das komplett auszusteuern. Falls da jemand genaueres weiss waere ich da sehr interessiert!
Ich wills mal versuchen.....
Moderne FBL-Systeme machen weit mehr als nur die Paddel zu ersetzen. Aber darauf wollen wir im Moment nicht weiter eingehen. Grundsätzlich ist es so, dass jede Regelungsstrecke möglichst direkte Rückkoplungen braucht, um gut zu funktionieren. Das bedeutet nicht, dass man komplett auf Dämpfungen verzichten sollte - erst recht nicht, wenn die Blades sehr steif sind. Tendentiell sind die meisten FBL-Köpfe aber hart ausgelegt, damit alle Steuersignale möglichst direkt und zeitnah umgesetzt werden.
Ansonsten verhindert die FBL-Elektronik genauso wie die Paddel ein Aufbäumen bei Fahrt und es wirkt dämpfend auf Einflüsse von aussen, wie z..B. eine Böe. Da die rotierende Masse aber geringer ist und dank fehlender Paddel deren Bell-Hiller-Dämpfung nun fehlt, kann ein FBL-Heli tendentiell deutlich knackiger geflogen werden und er hat auch weniger helitypische Eigenheiten.
Die Wahl der Blätter ist dabei von großer Bedeutung. Nicht so sehr bez. der Steifigkeit (tendentiell eher härter, das schon), sindern bez. des Vorlaufes. Je größer der Vorlauf eines Blattes, desto stärker die Tendenz, einen Steuerimpuls "künstlich" zu verstärken. So hatte man - u.a. - bei den Paddelhelis ein recht knackiges Flugverhalten erzeugen können, da die Blades sozusagen die Trägheit der Bell-Hillermischung mehr oder weniger kompensieren konnten.
Beim FBL ist dieses "Eigenleben" aber höchst unerwünscht! Wenn die Mechanik gut und starr ist, wenn die Stervos sehr schnell und stark sind und die Stromversorgung derselben auch bei hoher last nicht versagt, dann geht selbst das. Aber gerade damit habe ich ja auch alle Nachteile aufgezählt. Denn die Steuerung versucht mit aller Macht das Eigenleben der Blades zu unterdrücken, was enorm belastend für Mechanik und Elektrik ist. Ohne dass man was davon hätte. Man merkt nichtmal, wie sich die Elektrik und Mechanik damit abquält.
An dieser Stelle sei auch der Delta-3-Effekt erwähnt*, der in FBL-Helis möglichst nichts zu suchen hat. Bei Mehrblattköpfen ist er schwer zu vermeiden, aber auch da geht es ohne. Falls doch, sollte man über die Anlenkungsrichtung (vorlaufend) und geeignete Blades (etwas mehr Vorlauf als bei FBL üblich) den Effekt in möglichst kleinen Grenzen halten.
Denn bei FBL-Helis setzt man spezielle Blades ein, deren Vorlauf - je nach verwendetem Profil - etwa 2-3° hat. Nicht Null Grad, wie man meinen möchte, da dies aerodynamisch bereits dieselben Eigenschaften hätte wie ein nachlaufendes Blatt. Aber bei 2-3 Grad sind die meisten Blätter dann neutral und fügen dem gewählten Anstellwinkel nichts hinzu und nehmen nichts weg. Der Servodruck ist also minimal und die Elektronik muss nicht ständig nachregeln.
Ansonsten und ganz allgemein: Ja, die Elektronik ist sauschnell, moderne Digis ebenfalls, somit steuert ein modernes Stabisystem tatsächlich "einfach" alles aus. Stets vorausgesetzt, das Gesamtkonzept ist stimmig und ohne allzugroße Schwächen. Wenn man hart ans Optimum geht, kann man den Heli in den Bodeneffekt bringen, ohne dass man davon was merkt. Dazu muss dann schon alles passen, aber es geht.
Nachtrag: ich habe selber - mit Erfolg - versucht, der Thematik auf den Grund zu gehen. Damals waren Stabisysteme noch jenseits der 300 Euronen, ich wollte ohne Paddel, aber billiger. Ging auch. Und heute verkloppt das Walkera und nennt es "AS Autostabilizing". Kein Witz, ich habe sogar auch Walkera-Gyros verwendet.
However, allein mit Gyros kann man nur dämpfen, die Grundsätze müssen auch OHNE die Gyros passen. Dazu ist es unabdingbar, dass man genau weiß, was, wieso und warum was wie funktioniert. Bei reiner Gyrosteuerung (oder auch ganz ohne ist z.B. der Delta-3-Effekt wieder von Nutzen), ebenso wie die passende Blattdämpfung und der Vorlauf (je weniger, desto besser). Ja selbst ein Höhenleitwerk hat dann einen Nutzen.
Den hiesigen Ursprungsgedanken habe ich noch gar nicht näher ins Auge gefasst. Aber generell und oberflächlich kann man wohl sagen, dass Drehzahl und Luftwiderstand die wichtigsten Faktoren sein müssten, wenn man vom horizontalen Ausrichten der Rotoren absehen muss. Viel mehr wüsste ich dazu auch nicht zu sagen.
PS: Sry, falls es irgendwo zu konfus gewesen sein sollte, einfach nochmal nachhaken.