Mit welcher Technik die beste F3J-Hochstarthöhe

Hallo zusammen,

das Thema Hochstarthöhe aus jenem Thread möchte ich noch einmal aufgreifen. Dieses Mal geht es mir aber nicht um das Modell, sondern um die optimale Technik im Ablauf.

Bei schlechter Thermiklage ist eine große Ausgangshöhe bekanntlich die "halbe Miete".

Aber wie erreiche ich eine möglichst große Höhe? Welchen Einfluß hat die Windstärke? Welchen Einfluss hat der Seildurchmesser? Und überhaupt: Welche maximalen Höhen werden heute in der Weltspitze erreicht? Wie sieht das Verhältnis von Ausklinkhöhe zur Schusshöhe aus? Wie steuere ich das Modell optimal, um eine möglichst große Höhe herauszuholen? Sind im Direktschlepp größere Höhen erreichbar als mit Umlenkrolle?

Es gibt also eine Menge Fragen zu den wichtigen Sekunden am Beginn jeden Durchgangs. Vielen Dank für eure Antworten!

Gruß
Gerald
 
Hallo Gerald,

na das ist ja wieder mal ne echte Gretchenfrage von dir. Über das Thema könnte man ganze Bücher schreiben, daher hier von mir nur ein paar kurze Infos zu deinen einzelnen Fragen.

Aber wie erreiche ich eine möglichst große Höhe?
Tja, erst mal sollte das Modell möglichst optimal eingestellt sein, d.h. möglichst viel Druck am Seil entwickeln, ohne dabei auszubrechen oder einen Strömungsabriß zu verursachen. Dazu gehört zunächst mal die richtige Startstellung, so in etwa 8 mm bei den Wölbklappen und 2/3 bis die Hälfte davon bei den Querrudern ist ein guter Startwert. Dann sollte der Haken optimal plaziert sein, also am besten direkt unter dem Schwerpunkt bis minimal davor. All das sind aber nur Startwerte, den Rest muß man einfach ausprobieren.

Welchen Einfluß hat die Windstärke?
Natürlich einen großen Einfluß. Ohne Wind sollten 180m allemal drin sein, mit Wind geht´s durchaus bis auf 300m und auch mal darüber.

Welchen Einfluss hat der Seildurchmesser?
Das Seil sollte zunächst mal so dünn wie möglich sein, weil das den Widerstand beeinflusst. Schau dir einfach mal bei einem Start das Seil vom Blickwinkel der Schlepper bzw. Umlenkrolle aus an, dann siehst du sehr schön wie das durchhängt.
Ansonsten muß es natürlich halten. Wir verwenden daher Durchmesser von 1,1mm bis 1,5mm sowie ein Sturmseil mit 1,7mm.

Und überhaupt: Welche maximalen Höhen werden heute in der Weltspitze erreicht?
Hatte ich schon geschrieben, von 180m bis über 300m ist alles drin.

Wie sieht das Verhältnis von Ausklinkhöhe zur Schusshöhe aus?
Bei einem normalen Start wird das Modell in etwa 140m Höhe angedrückt, veliert dabei ca. 15m und schießt dann auf 180m bis 200m rauf. Bei mehr Wind kommt man vor dem Schuß wegen der Seildehung etwas höher rauf (ca. 160m) und kann die höhere, im Seil gespeicherte Energie für eine bessere Gesamthöhe nutzen.

Wie steuere ich das Modell optimal, um eine möglichst große Höhe herauszuholen?
Tja, das Modell muß in der ersten Phase möglichst steil aber stabil am Seil hängen. Nach ca. 4 bis 5 sec. wird von Startstellung auf Schußstellung (mit Negativklappenstellung ca. 2mm nach oben) umgeschaltet und kurz aber deutlich angedrückt. Dann wird das Modell in etwa 70° bis 80° aufwärts gezogen. In der ersten Phase sollte vor allem die optimale Höhenruderposition eingestellt sein, ich beispielsweise mache da sonst gar nichts, vor allem nicht am Höhenruder ziehen.

Sind im Direktschlepp größere Höhen erreichbar als mit Umlenkrolle?
Natürlich, weil zum Einen keinerlei Seil am Boden verbleibt und man zum Anderen noch mehr Druck auf das Seil bringen kann gegenüber dem Umlenkschlepp. Der Direktschlepp ist schon bei verhältnismäßig wenig Wind machbar (ab 3 Beaufort sicherlich), wenn man flinke Schlepper hat.
Im Direktschlepp bewährt sich noch dehnfähigeres Material, wie etwa das Megaline von EMC-Vega.

Alles klar jetzt?

Gruß, Karl Hinsch
 
Halo Karl,.

was bedeutet das aber im Bezug auf eine Winde mit 150m bis Umlenkrolle?
(Bavarien Open?)
Da ist ja das Problem das alles kurz und hart abläuft.
Ausserdem frage ich mich wie es mit einer so kurzen Beschleunigungsphase möglich ist
so gut zu schiessen?
Das was du da beschreibst mache ich so an der Winde, klar, versuch es zumindest.:rolleyes:
Aber ich brauche laut LOG immer so 30 m Beschleunigungsphase.
Andrücken ist bei 200m bis Rolle etwa so bei 145-150 m.
Hast du LOG's von deinen Starts?
 
Hallo Peter,

bei 150m Abstand zwischen Winde und Umlenkrolle verwendest du insgesamt 300m Seil. Das ist doppelt so viel wie bei einem F3J Start. Daher kann auch mehr Energie im Seil zwischengespeichert werden und eigentlich müsste das Seil auch weicher sein. Wenn das bei dir nicht der Fall ist, wie wär´s mit wässern?

Anosnsten ist "kurz" natürlich ne relative Aussage. Ein F3B Hochstart an der Winde mit insgesamt 400m Seil kann incl. Ausbrechen (also horizontales Abbiegen nach Start, um dann gegen den Wind mit maximalem Druck hochzugehen) durchaus 10 sec dauern. Ein typischer F3J Start ist nach 4 bis 5 sec. schon vorbei. Ein Windenstart mit 300m Seil dürfte daher ca. 5 sec. dauern, mit Ausbrechen noch etwas länger.

Die Beschleunigungsphase dauert am besten nur so lang, bis die Spannung aus dem Seil auf das Modell übertragen wurde. Das wiederum hängt ganz entscheidend von der Gesamtlänge des Seils ab. Bei F3J mit 150m also ca. 15m bis 20m, bei F3B mit 400m eher 30m bis 40m. bei Windenstart mit 300m Seil ca. 30m (alles natürlich geschätzt). Sowas muß einfach auf dem Platz ausprobiert werden, wir können uns hier sonst nur den Mund fusselig reden.

Ich finde momentan auf die Schnelle leider kein aussagekräftiges Log zu dem Thema. F3B Start könnte ich schon liefern, falls du daran Interesse hast. Bei F3J Starts wird´s momentan eng, auch weil ich momentan keinen Logger habe (der letzte ging bei einem Trainigsabsturz zu Bruch).

Gruß, Karl Hinsch
 
Hallo Karl,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort!

In der Grafik sind zwei Starts mit meinem Xperience Pro V am zweiten Tag des Holland Glide geloggt.

Plot_2011-08-07S5HollandGlide.gif

Der Wind hatte geschätzt 4 bis 5 bft. Und tatsächlich hatten viele andere Piloten eine deutlich größere Höhe als ich herausgeholt. (Sonst hätte ich ja auch nicht zu fragen brauchen.) Wir verwendeten ein gut gewässertes Seil von 1,4 mm Durchmesser. Gezogen haben wir mit Umlenkrolle. Die Modelleinstellungen sind auch ziemlich genau so, wie von dir beschrieben.

An einen Direktschlepp haben wir uns nicht herangetraut, weil wir das noch nie geübt haben. Die Schlepper benötigen sicherlich ein wenig mehr Feingefühl, weil sich deren Kraft ja verdoppelt. Wir hatten Angst, dass wir uns die Modelle zerreißen.

Falls jemand noch Logs von besseren F3J-Starts hat, würde mich das schon interessieren.

Danke und Gruß
Gerald
 
An einen Direktschlepp haben wir uns nicht herangetraut, weil wir das noch nie geübt haben. Die Schlepper benötigen sicherlich ein wenig mehr Feingefühl, weil sich deren Kraft ja verdoppelt. Wir hatten Angst, dass wir uns die Modelle zerreißen.

Hallo Gerald,

da liegt mit Sicherheit schon Euer Hauptproblem. Direkt gehts einfach höher... Hab zwar keine Grafik, aber der Logger zeigte beim Kollegen Udo 240m im 5ten DG beim HG

Aus meiner Sicht können die Schlepper da am wenigsten machen - die müssen laufen - Du hast als Schlepper (direkt) kaum Zug am Seil, nur gegen Ende des Schlepps wird er stärker.

Ob der Flieger platzt liegt in der Hand des Piloten (Rücknahme Klappen, abflachen der Kurve...) Da Du bei dem Wind in der Regel sowieso Flieger ne Nummer fester (schwerer) einsetzt sollten die (wie in Holland gesehen) halten. Am Sonntag beim Start explodiert sind wenige bzw. keine. (meines Wissens)

Gruß
Thorsten
 
Hallo Gerald,

Thorsten hat es bereits auf den Punkt gebracht. Bei so viel Wind wie am Sonntag in Holland ist Direktschlepp deutlich besser als Schlepp mit Umlenkung. Beim Umlenkschlepp graben sich die Helfer nur ein und können daher nur ein gewisses Maximum an Druck aufbauen. Wenn ich weiß, das mein Flieger nicht so arg viel aushält ist das ne Methode den Druck zu begrenzen.

Im Direktschlepp kann aber deutlich mehr Druck aufgebaut werden und es bleibt auch noch keinerlei Seil am Boden. Damit kann man schon mal deutlich höher mit dem Abtauchen beginnen. Dein Schuß sieht nämlich soweit schon recht ordentlich aus, nur ist die Höhe vor dem Abtauchen nicht so toll. Ich bin mir sicher, das ich am Sonntag Höhen um die 250m im Direktschlepp erreicht habe.
Klar braucht´s dazu auch ein Modell, das ausreichend fest ist, sonst gibt´s Bruch, wie das auch leider Stephan Lämmlein mit seinem "festen" High End passiert ist. Der war nämlich leider doch nicht so fest wie gedacht und brach gleich hinter dem Verbinder.

Noch ein kleines Detail beim Start bei Wind: Da der Druck beim Start recht hoch ist, sollte man beim Abtauchen und Hochziehen einen größeren Kurvenradius fliegen (weicher Flugstil). Das belastet einerseits die Zelle nicht so stark und bremst vor allem den Flieger nicht aus.

Gruß, Karl Hinsch
 
Hallo zusammen,

da kann ich Karl nur Recht geben. Wir haben in Holland fast nur Direktschlepps gemacht und waren mit unseren Höhen meistens oben mit dabei. Also, wenn mal grade nicht das Seil gerissen ist... Allerdings macht ein Direktschlepp am meisten Sinn, wenn man dann auch im Seil bleibt. Wer also einen Kurzstart vor hat, sollte umlenken. Da ist schneller Druck drin.

Zu den Klappenstellungen: Wir nehmen im F3B-A größere Werte als im F3J, da an der Winde durch die Rahmenzeit auch genug Zeit ist, Druck aufzubauen und man durch die schnelle Winde auch beim Schuß genug beschleunigen kann. Im F3J muss der Start einfach schneller sein und daher sind unsere Klappenstellungen daher etwas geringer.
 
Hallo,

Beim Umlenkschlepp graben sich die Helfer nur ein und können daher nur ein gewisses Maximum an Druck aufbauen. Wenn ich weiß, das mein Flieger nicht so arg viel aushält ist das ne Methode den Druck zu begrenzen.

könnte ich beim Direktschlepp den Druck nicht einfach dadurch begrenzen, dass nur eine Person zieht? Dieser Helfer könnte ungefähr den gleichen Druck aufbauen wie zwei Personen beim Schleppen mit Umlenkung. Und langsamer als zwei Läufer sollte er doch sicherlich auch nicht sein, oder?

Gruß
Gerald
 
Hallo Gerhard,

tja, ein Läufer bringt aber zuwenig Druck auf´s Seil. Vor allem ist die Methode aber deutlich gefährlicher als der Zwei-Mann-Schlepp, weil der Läufer im Falle eines Seilrisses auf jeden Fall vom Restseil getroffen und verletzt wird, während das Seil bei zwei Schleppern zwischen den beiden Läufern durchpeitschen kann.

Gruß, Karl Hinsch
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten