Vorgelat oder Inmould-PU Lack?

Hallo zusammen,
diesen Beitrag hatte ich bereits unter der Kategorie "Folie-Lack-Dekor" eingestellt. (gibt´s jetzt Haue vom Modi?) Dort gab es aber keinerlei Resonanz. Daher hier ein neuer Versuch....

Mit dem Begriff "Inmould", zu gut deutsch "in der Form" (usw.) könnten unsere Modellflugzeugformen gemeint sein.

Passend dazu habe ich die Info einer Firma bekommen, die einen Lack herstellt/vertreibt, der die Vorteile eines PU-Lackes mit denen von UP (Vorgelat) vereinen soll.

Normaler PU-Lack muß nach max. 12 Stunden mit dem folgenden Laminat weiterverarbeitet werden, da es sonst keine brauchbare Verbindung mehr gibt.

UP verarbeite ich nicht gerne, weil´s mir stinkt..

Der hier besprochene Lack ist ebenfalls auf PU-Basis hergestellt, aber durch ein "Wundermittelchen" dazu gebracht worden, die chemische Verbindung zwischen PU-Lack und EP auch noch nach "vier Wochen" einzugehen.

Wahrscheinlich bekomme ich in der kommenden Woche eine Probelieferung.

Ich möchte mit der Verarbeitung eines solchen Lacks den Aufwand beim Formenlackieren verringern.
In einem Arbeitsgang den gesamten Formensatz lackieren, Pistolen reinigen, und dann nach und nach ein Modell fertig bauen.

Hat jemand Erfahrungen oder weitere Einzelheit zu einem solchen Lack?

Wenn der Lack hält, was der Lieferant versprochen hat, gibt´s hier an dieser Stelle Angaben zu Lack, Verarbeitung, Bestellnummern, Preise, Lieferantenadresse usw...

mfg
Paul
 

Gideon

Vereinsmitglied
Hallo Paul,

ja, ich habe schon davon gehört und auch das Material selbst schon ausprobiert.

Das In-Mould Coating oder auch IMC genannte System ist prinzipiell nichts anderes als ein klassisches Gelcoat - nur eben auf einer völlig anderen Basis. Bei mir war es lösungsmittelfreies Polyurea (Polyharnstoff)

Deines ist für eine Spritzverarbeitung geeignet?
 

Vakuum

User
Hallo Paul,
das Thema Vor - und Nachteile von UP-Vorgelat und PUR-Lack im Einsatz als Spritzauftrag in der Form (inmould) ist hier schon mehrfach und ausgiebig behandelt worden, m. E. jedoch noch nicht mit einem klaren und nachvollziehbaren Ergebnis, daher begrüsse ich deinen Anlauf.
Ich betrachte es als gravierenden Nachteil, daß PUR spätestens 24 Std. nach Spritzauftrag ( Angaben variieren...) seine Paarungswilligkeit mit EP-Laminaten verliert, und habe nach entsprechenden Erfahrungen einige Versuche mit UP-Vorgelat gemacht, zuvor zu diesem Thema die Forumsuche erschöpfend bemüht.
Meine Erfahrungen in Stichworten:
Pistole HVLP, optimaler Druck ca. 2,5 bar, Temperatur min. 20°C, Abstand min. 20 cm, Düse 0,8 mm ( 1,5 mm brachte keinen Vorteil ), Auftrag in mehreren, dünnen Schichten mit je ca. 5 Minuten Ablüftzeit, Material (EMC) UP-Vorgelat weiß bzw. klar mit div. Farbpasten ( ca. +15% ), Härter: Spritzhärter SF10 = 10%, zusätzliche Verdünnung zur Erzielung der Spritzfähigkeit mit "reinem" Aceton ( nicht aus dem Baumarkt...) - Ziel war z.B. weiß gerade deckend mit minimaler Schichtstärke, Ergebnis:
Zur Erzielung einer einwandfrei spritzfähigen Mischung ist Zusatz von mind. ca. 50% Aceton erforderlich, sonst pulsierender , unsauberer Strahl.
Unter diesen Voraussetzungen habe ich z.B. auf Kohleflächen deckend weiß mit einem Flächengewicht von 70 gr./m² lackieren können, farbige Oberflächen ( dünn weiß hinterspritzt ) je nach Farbton auch leichter.
Mein Problem: Das UP härtet in der Form nicht zufriedenstellend aus, die Schicht bleibt auch nach mehreren Wochen noch gummiartig, leicht zu verletzen. Wir haben trotzdem diverse Flächen und Leitwerke in derart lackierten Formen gebaut, die Ergebnisse sind fehlerfrei, die Oberfläche ist jedoch nicht so hart, wie bei UP-Vorgelat zu erwarten.
Meine Frage an die "Experten" ( also alle, die UP einwandfrei und reproduzierbar verarbeiten ): was mache ich falsch?
--noch einmal @ Paul: Vielleicht ist ja schon der "spezielle" inmould-PUR Lack die Lösung, ich bin also gespannt auf deine Erfahrungen.
m.f.G.
Gregor
 
Hallo,
der Anteil an Farbpasten ist meines Erachtes zu hoch. Ich habe selber schon solche Versuche gemacht mit UP-Votgelat farblos und diversen Farbpasten. Um so mehr Farbpasten man hinzugibt um so gummiartiger bleibt die Oberfläche.
Hallo Paul,
das hört sich ja richtig gut an. Das ist seit Jahren auch mein Problem Kannst Du schon Lieferanten nennen. Bei den Versuchen würde ich gerne mitmachen.
 
Hallo zusammen,
wir haben gestern einen kompletten Satz Flächenformen mit UP in verschiedenen Farbtönen lackiert. Darunter war auch weiß.
Dabei sind die einzelnen Ansätze nach ähnlichem Strickmuster gemischt und gespritzt worden, wie Gregor das beschreibt.
Bei der Zwischenablüftung konnte man bereits sehen, an welchen Stellen zu dick gespritzt worden war. Das zur Verdünnung untergemischte Ace konnte möglicherweise nicht richtig "verduften" und bildete leichte Augen, die beim nächsten Spritzgang überlackiert werden konnten.

Nach dieser Aktion haben wir dann den weißen Imould-Lack in eine weitere Form gespritzt. Die Deckkraft ist wesentlich besser.
Beim UP-Spritzen waren vier bis fünf Spritzgänge notwendig, um eine blickdichte (auf hellgrünen Formen) weiße Farbschicht zu erzielen.
Mit dem Probelack ging das problemlos in zwei Schichten auf einer schwarzen Form.
Die Ablüftzeit nach der ersten Schicht betrug ca. fünf Minuten. Dann hatte der Lack schon leicht angezogen.

Diese Form lassen wir jetzt vier Tage stehen. Danach laminiere ich einen Teilbereich mit 163g Glas in zwei oder drei Lagen. Nach Durchhärtung (Raumtemperatur) wird der Teil entformt. Nach einer weiteren Woche das gleiche Spiel nochmal.

Mal schauen, was dann passiert.

Alleine die Verarbeitung scheint mir bisher (bei nur einem Versuch!!!) wesentlich angenehmer zu sein als bei PU.
Die Farbmischerei und damit einhergehende Unsicherheiten entfällt.
Es ist nicht soviel Ace in der Luft.
Und die Lackiererei geht wesentlich schneller.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass hier gerade das "Rad neu erfunden" wird. Industrielle Hersteller, die Modelle in Serie fertigen, kämpfen doch bestimmt nicht mit den Unwägbarkeiten der UP-Verarbeitung.

Oder verwende sie PU-Lacke üblicher Qualität, weil sie die lackierten Formen am nächsten Tag fertig laminieren???

mfg
Paul
 
War zu schnell, hab noch was vergessen.
Stefan, auf Deine Frage: Der Lack kommt "spritzfertig" aus den Dosen. Das Mischungsverhältnis ist 100 : 50.
Düsengröße 0,8mm. Luftdruck 2bar. Ohne weitere Zusätze von Verdünung angemischt und verarbeitet.
Am "Tag danach" (ca. 12 Stunden später) fühlt sich die Lackschicht ausgehärtet an. Beim Fingernageltest auf dem Formrand "spritzt und splittert" die Farbe ab.

mfg
Paul
 
Hallo Paul,

hört sich sehr interessant an mit dem Pu Lack, besonders dahingehend, daß die Deckkraft deutlich höher ist. Das spart Material , Zeit und Gewicht. Halt uns mit Deinen Versuchen bitte auf dem Laufenden, danke.
Liebe Grüße
Thomas
 
Sieht gut aus...

Sieht gut aus...

Hallo zusammen,

hier eine kurze Zischenbilanz:
habe gestern in einen Teil der vor vier Tagen lackierten HLW-Form drei Lagen Glasgewebe mit 285er Epoxy laminiert.
Heute ließ sich der ca. 120mm breite Streifen absolut problemlos entformen. Es gab keine "Farbabplatzer". Der Glanzgrad ist normal und die Oberfläche ist acetonbeständig.

In einer Woche werde ich auch den restlichen Teil der Form laminieren und wieder berichten.

mfg
Paul
 

Vakuum

User
Hallo Dieter,
ich kann den Farbpasten-Anteil als Ursache leider auch ausschließen, die Angabe "15%" sollte den Beitrag einfach nicht zu groß werden lassen.
Ich habe UP bisher mit folgenden Zusammensetzungen wie oben beschrieben verarbeitet ( Material immer von EMC, Kaufdatum maximal 2 Monate vor Verarbeitung ), Ergebnis immer mehr oder weniger gummiartig:
1)Vorgelat T35 (= weiß, also ohne Farbpaste) + 10% SF10 + 60% Ace, Düse 0,8mm
2)Vorgelat T35 (= weiß...) + 10% SF10 + 25% Ace, Düse 1,5mm
3)diverse Versuche mit Vorgelat T30 klar + 12% SF10 + Farbpaste je nach Farbe 10% - 15% + Zugabe 20% bis 60% Ace
Interessant in diesem Zusammenhang ist, daß die Farbpasten ( für EP + UP geeignet, max. Zugabe je nach Farbe zulässig zwischen 12% bis 18% ) nach Auskunft v. EMC Harz- und Lösemittelfrei sind, also folgerichtig nicht zum Harzanteil gerechnet werden, sondern prozentual zum bereits angemischten Harz/Härter-Gesamtgewicht gerechnet werden ( z.B.: 100 gr. T30 + 10 gr. SF10 + 11 gr. = 10% Farbpaste weiß ).
Inzwischen weiss ich, daß diese EP+UP-Pasten im Grunde aus Weíchmachern mit Farbpigmenten bestehen, man sollte also besser die Finger davon lassen - leider erklärt das aber nicht, daß auch meine Versuche mit dem bereits weiß eingefärbten T35 unbefriedigend verlaufen sind!
Also noch einmal: was mache ich falsch?
 
Hallo Gregor,
den Härter SF10 kenne ich nicht . Ich nutze immer den Härter mit 2% Anteil und verdünne entsprechend. Ich beziehe das UP-Vorgelat allerdings nicht von EMC.

Hallo Paul,
auf deine weiteren Ergebnisse bin ich richtig gespannt. Ich habe inzwischen auch eine Firma angesprochen, die mir Material liefern könnten. Ich warte aber erst einmal deine Ergebnisse ab.
 

MB_68

User
Tach zusammen

nachdem ich nun schon ein paar Modelle gebaut habe, weiss ich eines über Vorgelat:

Ich weiss eigentlich nichts.

Da für die Serienfertigung die Autolacke aber auch keine echte Alternative für mich sind ist die Sache mit den PU Lacken für mich sehr interessant.

Zu den Aushärteproblemen mit UP und Farbpaste kann ich beitragen, dass ich mich vom Härter SF 10 verabschiedet habe um mit Curox M300 (L+R) zu arbeiten. Das Zeug ist reaktiver als der SF 10,was die Durchhärtung der bei uns doch sehr dünnen Lackschichten verbessert.

Abtönen von T35 weiss mit UP/EP Farbpasten geht nicht, da das Grundharz schon bis zur Sättigung mit irgendwelchen Pigmenten und Weichmachern gefüllt ist. Abtönen von T30 farblos geht je nach Farbton tatsächlich bis ca. 20%.

Tip: Versuch mal Mixol Abtönfarben, gibt es in vielen sehr schönen Farbtönen in manchen Bauhäusern oder im Maler/Lackiererfachhandel, zum probieren sehr gut die kleinen 20ml Flaschen. Damit lässt sich sogar das T35 abtönen (bis 10% sicher)

so long

Markus
 

Vakuum

User
Hallo zusammen,
@ Dieter
SF10 wird als Spritzhärter bezeichnet, enthält als Verdünner Styrol und soll dem UP 10%-ig zugesetzt werden, mit "ausgewachsenen" Spritzpistolen können dann - für uns zu große - Schichtdicken von bis zu 0,5 mm ohne weitere Verdünnung gespritzt werden.
@ Markus
Ich hoffe, daß Pauls Versuche erfolgreich verlaufen, dann fliegt mein UP in die Tonne! Andernfalls werd ich mal Versuche mit dem von dir empfohlenen Curox M300 (L+R), oder auch mit MEKP-Härter machen, evtl. wegen der geringen Schichtstärken 50% überdosiert, und als Farbpasten reine UP- Pasten einsetzen.
Grüße
Gregor
 

Gideon

Vereinsmitglied
Andernfalls werd ich mal Versuche mit dem von dir empfohlenen Curox M300 (L+R), oder auch mit MEKP-Härter machen, evtl. wegen der geringen Schichtstärken 50% überdosiert, und als Farbpasten reine UP- Pasten einsetzen.

Hallo Gregor,

Curox M 300 ist prinizpiell auch ein MEKP (Metylethylketonperoxid) und hochreaktiv. Das heißt ca. 20 Minuten Verarbeitungszeit und einsetzbar von 18-25 °C

UP-Systeme reagieren generell sehr tolerant gegenüber Unter-/Überdosierung von MEKP
Reine UP-Pasten vernetzen natürlich mit und liegen nicht generell wie bindemittelneutrale Farbpasten als "toter Hund" im System. EMC vertreibt die Durelastic-Pasten von L+R, die wiederum von Frei-Lacke stammen. Diese enthalten ein styrolfreies Polyesterharz als Bindemittel und reagieren sowohl mit UP-, PU- und auch EP-Systemen, in denen sie größtenteils mitvernetzen. Je nach Farbe sind natürlich bis zu 20 % Zugabemenge notwendig - hierbei sind reine UP-Pasten klarerweise von Vorteil
 
Hallo Gregor
Mache es so wie Markus es vorgeschlagen hat. Versuche es mal mit dem M300. Diesen Härter nutze ich auch. Es ist richtig das das UP tolerant ist gegen Über-/ Unterdasierung ist wie Stefan schreibt. Ich würde es aber dennoch nicht tun.
Mach doch einfach einmal einen Versuch mit deinem Glasfaseraufbau auf einer Glasplatte. Einmal mit und einmal ohne Farbpaste.
 
Hallo Jungs,
wie sieht es denn mit der erforderlichen Farbschichtdicke aus, um die gleiche Blickdichte zu erzielen?
Wer ist dicker zu spritzen, UP oder PU?
Ich kanns nicht wirklich beurteilen, da ich noch nicht zufriedenstellend mit UP gearbeitet habe.

Nach meiner Ansicht steigt beim dünneren Farbsystem die Gefahr von Pinholes.

Meine weiter oben beschriebenen Versuche laufen zur Zeit, auch wenn ich nicht dauern was schreibe. Schliesslich gehts ja um längere Zeiträume.

mfg
Paul
 

Vakuum

User
Hallo Dieter, Markus und Stefan,
vielen Dank für eure Hilfen, ich weiß jetzt, wo ich den Hebel ansetzen muß, um UP in Zukunft ohne Probleme verarbeiten zu können ( mein Fazit: den SF10-Härter durch MEKP-Härter ersetzen, die EP+UP-Farbpasten durch reine UP-Farbpasten ersetzen ), ich warte allerdings noch die Resultate von Pauls Versuchen ab.
viele Grüße
Gregor
 
Hallo zusammen,

um es kurz und schmerzlos zu machen:

Bei mir funktioniert der angesprochene PUR-Lack einwandfrei.
Den Langzeittest hat das Material nach meiner Meinung bestanden.

Habe zwischenzeitlich nach den Probelackierungen und deren Laminierung noch keinen einzigen Ausrutscher erlebet.
Wie sich der Lack im rauen Flugbetrieb verhält, konnte ich bisher noch nicht teste. Nach zwei Rhönwochen kann ich dazu was sagen.
Einige Proben wurden zwei Wochen nach dem Lackieren mit verschiedenen Epoxy-Systemen belegt und getestet. Geht einfach.
Da ich jetzt für den kommenden Urlaub bauen muß, unterbreche ich jetzt hier die Testreihe.
Danach gehts weiter.
Ich habe mittlerweile drei Rümpf und die Probelaminarte entformt. Zwei Wochen sind keine Ewigkeit, aber längere Tests waren innerhalb der kurzen Zeit leider nicht möglich.
Ich habe den Eindruck, wenn´s nach zwei Wochen noch geht, könnte es auch in längeren Zeiträumen funktionieren.

Der Hersteller präsentiert sich hier nicht mit "Webung".
Daher mein Hinweis:

Ruft die Firma einfach an, und fragt nach dem Chef. Mit ihm hatte ich während der Versuche zu tun.

Tel. 02303-591194

mfg
Paul

Ps. Der Tipp, diese Farbe zu versuchen, kam von Gregor (Vakuum)
 
Hallo Dieter,

laß Dich einfach beraten.
Ich habe 285-286 und 285-287
sowie das E111-L des Lackherstellers verwendet.
In meinen Augen war kein Unterschied zu erkennen.

Einfach, um das los zu werden. Ich kenne die Firma fast nur vom Telefon. Bin weder verwandt- noch verschwägert, und leider nicht am Umsatz beteiligt!!!!

mfg
Paul
 
Hallo Paul,

vielen Dank für Deine Tests und Mühe uns im Forum zu informieren. Ich werde mich auch mal mit dem Lackhersteller in Verbindung setzen.

Gruß
Thomas
 
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