Lieber Michel,
durch Deinen anderen Thread (
http://www.rc-network.de/forum/showthread.php/376257-Flugdauer-Empfängerakku/page4) bin ich hier auf Deine Fragen gestoßen. Ich denke, über dieses Thema posten wir lieber hier anstatt dort, um nicht off-topic zu werden. Tatsächlich hängen aber beide Themen eng zusammen. Das hast Du wahrscheinlich schon an meinen Postings in Deinem anderen Thema gemerkt.
Aber zurück zu Deinen Thread-Eröffnungsfragen.
Welches Servo? Wie stark? Wie schnell? Digital oder analog? Welches Getriebe? Hochvolt oder nicht? Brushless? Welcher Hersteller? Was soll ich bloß nehmen? ... Wie heißt es so schön?.... Wer die Wahl hat, hat die Qual.
Das Thema Servo-Auswahl ist ein Thema für sich. Darüber könnte man wohl eine Diplomarbeit schreiben. Vom Umfang her lassen sich da bestimmt schnell 10 DIN A4 Seiten schreiben und wenn mans wissenschaftlich angeht, würde man Mühe haben, das auf 100 Seiten unter zu kriegen. Die schlechte Nachricht also vorweg: es ist ein umfangreiches Thema. Es gibt aber noch zwei gute Nachrichten: 1. So lange man nicht extrem wissenschaftlich arbeitet, sind alle Aspekte dieses Themas einfach zu verstehen und mit den Grundrechenarten zu berechnen. 2. Wenn man zielgerichtet pragmatisch vorgeht ist der Aufwand bei der Auswahl gering. Ein zwei Abende ausmessen, rechnen, Kataloge wälzen, das Internet durchforsten und die Servo-Auswahl für ein neues Modell steht. Alte Hasen können sowas auch in fünf Minuten aus der Hüfte schießen und liegen dann dabei womöglich auch noch ganz gut, obwohl ich von sowas abraten würde.
Getriebe
Metall ist widerstandsfähiger. Getriebeschäden durch abgebrochene Zähne sind unwahrscheinlicher. Solche Servos sind robuster. Gut für gelenkte Bugfahrwerke oder ähnliches. Gut auch dann, wenn die Kräfte groß sind (z. B. große Querruder) aber nur ein kleines Servo (vielleicht 10 mm breit) verbaut werden kann (Flügeldicke). Früher hatten Metallgetriebe den Ruf, etwas mehr Getriebespiel zu haben als Kunststoffgetriebe. Das kann ich heute aber nicht mehr so sehen. Kunststoffgetriebe sind vielleicht auch etwas preisgünstiger und bringen weniger Gewicht auf die Waage.
Größe
Groß ist robust. Neigung zum Getriebeschaden gering. Kleine Servos erwischt es im Getriebe eher schneller. Ich würde immer das größte einbauen, was größenmäßig noch paßt und nicht stört. Klein ist außerdem eher teurer, wenns trotzdem stark sein soll.
analog oder digital?
Digital ist tendenziell kräftiger und schneller als analog bei gleicher Größe und Gewicht. Digitalservos haben meistens ein größeres Haltemoment als Stellmoment. Bei analogen ist es mutmaßlich eher umgekehrt. Digis sind i. d. R. präziser ("härter") beim Halten einer Sollposition. Digis brauchen zwar NICHT mehr Strom, aber sie konsumieren ihn, wenn sie ihn verlangen schlagartiger.
Hochvolt oder 4,8 bis 6,0 V?
Hochvolt-Servos sind können stärker sein als bisherige. Bringen Vorteile bei der Stromversorgung, weil man dann Lipos (höhere Energie-Dichte (= leichter) als NiMh oder NiCd) einsetzten kann und dafür dann noch nichtmal ein BEC oder Spannungsminderer braucht. Zur Zeit (heute) sind Hochvolt-Servos aber i. d. R. noch teurer. Das könnte sich bald ändern. Auch die Auswahl (das Angebot) ist kleiner als bei 4,8 bis 6,0 V.
brushless? oder mit Bürsten?
Brushless ist effizienter, verschleißärmer ("verschleißfrei"), aber natürlich nicht am Getriebe oder den Lagern und verursacht weniger Funkstörungen. Brushless ist bis heute aber noch teurer. Wer sichs leisten kann, greift hier zu. Wer sparen will findet auch gute Bürsten-Servos.
Wie schnell?
Standard-Servos laufen so ungefähr mit 0,15 bis 0,20 s/40° bei 4,8 bis 6,0 V. Für durchschnittliche Sportmodelle reicht das aus. Bei Anfänger-Modellen wären schnellere Servos Perlen vor die Säue, weil Anfänger eh immer noch ne Gedenksekunde bis zum Steuern brauchen. Solange fliegt das Modell eh von alleine weiter (eigenstabil). Für den Heckrotor am Heli ist sowas zu langsam. Für gute Kunstflugpiloten oder Speed-Modell-Piloten taugt es ebensowenig. Hier sollte man eher so Richtung 0,10 s/40° gehen. Schneller ist tendenziell schwächer (Drehmoment) und teurer bei sonst gleichen Bedingungen (Größe, Gewicht, Stromverbrauch, ...). Wichtig ist auch noch: Auf Querrudern sind schnelle Servos was Gutes. Ebenso auf Höhen- und Seitenrudern. Bei Verbrennern auf dem Gas?
Da verschluckt sich wohl eher der Motor bei der Gasannahme, als dass man da was von nem schnellen Servo hat.
. Und auf Landeklappen oder Speedbrakes braucht wohl auch kein Mensch n schnelles Servo.
Welcher Hersteller?
Da kann ich mir das laute Lachen jetzt nicht verkneifen, weil ich weiß, was man hier im Forum lostreten kann, wenn man da jetzt seinen Lieblingshersteller nennt.
. Die meisten Servos und Empfänger der unterschiedlichen Hersteller sind untereinander kompatibel, ABER NICHT alle! Thema ist hier auch 35 MHz oder 2,4 GHz; welche Modulationsart? PPM? PCM? SPCM? Impulslängen und Co. Muss man halt gucken, was man da hat und einstellt und zusammenwürfelt und obs paßt und Sinn macht. Wichtiger als die Marke finde ich aber den Typ+Marke. Würde immer erst ein bisschen Erfahrungen anderer einholen, bevor ich mir sowas ins Modell baue.
Wie stark (Drehmoment (Stellmoment bzw. Haltemoment) in Ncm)?
Eigentlich ganz einfach zu beantworten: Bei geforderter Funktion (z. B. Höhenruder) die benötigte Kraft im worst case bemessen, die das Servos braucht (Hebelarme berücksichtigen). Darauf einen Sicherheitsaufschlag klatschen und schwups hat man das Drehmoment, was das Servo stemmen können muss. Jedes Servo das schwächer ist, wäre in diesem Fall ungeeignet und jedes das genausoviel oder mehr als gefordert stemmen kann, ist geeignet, sofern es weitere geforderte Nebenbedingungen (z. B. Spannung usw.) erfüllt. Der Rest ist die Lösung aus dem Zielkonflikt: Leistung, Qualität, Schnelligkeit, monetäre Kosten, Stromverbrauch, Stellgenauigkeit, Abmessungen, Gewicht, ...
Für wie stark in der näheren Betrachtung mach ich wohl einen weiteren Beitrag... coming soon.
Liebe Grüße