EDF-Meeting Nordhausen
Wie man mit vielen Leuten noch mehr Spass haben kann.
Chris Abeln
Wie man mit vielen Leuten noch mehr Spass haben kann.
Chris Abeln
Am Himmelfahrtswochenende 2018 war es wieder soweit. Das alljährliche EDF Meeting in Nordhausen stand an. Da ich glücklicherweise den Freitag als Brückentag nutzen konnte standen mir vier Tage Jets, Party, nette Leute, interessante Gespräche, Bier und der ein oder andere Kurze bevor (Nordhausen - ihr wisst schon...).
Also Mittwochabend fix die Feuerwehr gepackt und Donnerstag, morgens in aller Frühe, los gerumpelt. Nach einer unspektakulären Fahrt fand ich mich in Nordhausen wieder und die erste Frage, die sich mit stellte war: "Verdammt, wo kommen all die Leute her? Das waren das letzte Mal aber nicht so viele."
Das kann ja heiter werden. Mit dieser Einschätzung sollte ich Recht behalten. An Modellen war alles vertreten, was das Herz höher schlagen lässt. Foamies, Sportjets, Zweckmodelle, Scalemodelle, Holzmodelle, GfK-Modelle, große Modelle, kleine Modelle, winzige Modelle und alles, was man so dazwischen auch noch einordnen kann. Für jeden war also was dabei.
Und wie immer war auch die Runde der Piloten und Besucher eine sehr lustige und entspannte. Alte Hasen und Anfänger, bekannte Leute, unbekannte Leute. Dann Leute, die erst unbekannt waren und sich dann kennengelernt haben. Sozusagen ein bunter Reigen aus Leuten und Modellen. Die Nordhäuser selbst haben das Treffen souverän mit der gewohnt unaufgeregten Art gestaltet und es hat an nichts gefehlt.
Bei der Ankunft wurde ich gleich vom Flugplatzadministrator dahingehend eingenordet, dass bitteschön er hier an diesem Wochenende das Sagen hat und nicht, wie im Forum, der olle Meckerkopp Abeln!
Da die Fronten schnell geklärt waren, ging's ans Platzsuchen und häuslich einrichten. Zu meiner großen Freude hatte ich Nachbarn, die ich schon ewig nicht mehr gesehen hatte: Michael und Thomas Pröll waren angereist und hatten einige Schmankerln dabei. Doch zu dem Wahnsinn komme ich später noch.
Auch Starfighterpilot Michael H. gab sich die Ehre und brachte seinen neuen Minijets Starfighter nebst MiG-21 und F-16 mit, beide aus Schaum.
Der Starfighter machte beim Fliegen eine sehr schicke Figur und die Farbgebung war im Sonnenschein ein absoluter Knaller!
Das Starfighterfieber grassiert ja im Moment sowieso im Forum und so wunderte es auch nicht, dass Team Pröll einen sehr schicken Eigenbau-Starfighter am Start hatte. Voll-GfK, sauleicht, von der Farbgebung sagen wir mal: Sehr gut sichtbar! Handstartfähig. Tolle Performance und für die Leistung doch recht lange Flugzeiten.
Sascha Trinks und Michael Pröll brachten zwei große F-5 Tiger an den Start. Michaels F-5 gehörte vorher Shamu und wechselte auf dem Treffen nochmals den Besitzer. Das war dann der Anstoß zur Überlegung, ob nicht ein "Fahrzeugschein" für Flugmodelle sinnvoll wäre, in dem sämtliche Vorbesitzer eingetragen werden.
Was Sascha und Michael dann an den Himmel zauberten, kann man eigentlich nur als geil bezeichnen. Als ob sie das schon x-mal gemacht hätten, flogen die beiden gleichzeitig mit beiden großen Maschinen. Echt beeindruckend...
Auch Raimund Sonst und Alfons Gabsch waren mit Nurflügeln vertreten. Diese Modelle erfordern einiges an Erfahrung beim Bauen und Fliegen. Das Flugbild von Nurflügeln finde ich immer wieder spektakulär und es hat für mich etwas besonderes.
Foamies waren natürlich auch dabei. Es gibt ja heute wirklich gute Modelle, die man entspannt fliegen kann und für die man nicht erst hunderte Baustunden versenken muss. Diese Modelle sind schon aus geringer Entfernung nicht mehr von ihren holzigen oder kunstoffigen Artverwandten zu unterscheiden und machen dennoch eine Menge Spass. Hier einige Vertreter der schaumigen Art:
Man traf sich auch mal spontan zu einer Dreierformation und es wurde damit demonstriert, dass man auch mit wenig Absprache bereits nach ein, zwei Runden ganz gut eng zusammen fliegen kann. Das ist anspruchvoller, als es von außen aussieht.
Stefan aka Onkel Shamu brachte seine Avanti und Yak 133 mit. Beide Modelle flog er gewohnt spektakulär vor. Eine Cockpitabdeckung der anderen Art, um die Kabine vor der Sonne zu schützen, war eine recht seltsam anzusehende, silberne Glitzerdecke. Mutmaßungen, wo dieses Stück herstammt, und Bilder bleiben aus Jugendschutzgründen unter Verschluss.
Anfangs hatte ich ja schon erwähnt, dass unter den Piloten auch solche sind, die sich gerne mal Herausfoderungen stellen. Michael Pröll brachte einen Alukoffer mit nach Nordhausen. Ein zugegeben recht schickes Bild auf diesem Koffer machte zuerst recht wenig Sinn...
...aber auch nur bis, er offen war:
Das Öffnen des Koffers war übrigens mein persönlicher What-the-fuck-Moment und ich bin mir sicher, dass es einigen anderen Kollegen auch so ging. Zur Klarstellung: Das ist kein flugunfähiges Plastikmodell. Das ist eine durchaus flugfähige, potente und reichlich quirlige Draken. Ok, es ist ein abgeformtes Plastikmodell, aber eine sehr, sehr geile Nummer!
Der Start dieses Winzlings (ich glaube 65 g(!), flugfertig mit 2S) ist zuweilen etwas schwierig, da das Ding doch elend klein ist und recht direkt *hust* auf die Ruder reagiert. Aber beim vierten Versuch ging dann die Luzie ab...und wie sie abging..!
Was für eine Schau das Teil! In dem Moment waren sich wohl alle einig, dass man auch mit sehr kleinen Sachen großen Kindern Freude machen kann!
Den Materialmix, aus dem die verschiedenen Modelle bestanden, habe ich ja schon erwähnt. Da durfte natürlich der 3D-Druck auch nicht fehlen. Klaus Nolte war mit seiner MiG-15 angereist. Ich muss ehrlicherweise gestehen, dass die Oberfläche wesentlich besser ist, als ich vermutet hatte. Makrofotos sind halt manchmal eben doch keine Freunde. Gespannt verfolgte ich den Flug, der im Wesentlichen sehr souverän verlief, aber leider sehr kurz war. Durch die kleinen Akkus (2200er Zellen wenn ich mich richtig erinnere) waren leider nur 90 Sekunden drin.
Schick ausschauen tut sie jedenfalls. Eine etwas härtere Landung steckte das Modell zur Überraschung aller, ja, auch des Erbauers, klaglos weg. Wie sich das Material im dauerhaften Flugbetrieb schlägt, wird sich zeigen. Bezüglich Optik und Formgebung her war der Flieger auf den ersten Blick schön nahe am Original.
Irgendwann war auch der "Administrator" (wir erinnern uns - vermutlich der Würste und der Kurzen) mit seinen Fliegern an der Reihe. Hier zeigte sich, dass er nicht nur Essen und Getränke kann, sondern auch fliegen. Panther, L-39, Mirage, Fiat G-91. Alles war am Start und alles hervorragend wurde präsentiert (natürlich nicht gleichzeitig - Männer und Multitasking oder so!)
An dieser Stelle möchte ich nochmal auf die Versorgung zurückkommen. Wie jedes Jahr gab's nur das Feinste vom Grill (inklusive der Thüringer für daheim), am Donnerstag hatte man die Möglichkeit, eine Haxe vom Grill vorzubestellen und am Samstagabend gab es ein hervorragendes Gulasch, auf dem Platz in der dafür geeigneten Kanone zubereitet. Superlecker! Und wer nicht zum Fliegen kommt, kommt eben zum Essen!
Gegen Abend gab sich dann auch Heiner Skroblin mit seiner großen Horten IX (oder Go-299) die Ehre. Das Modell ist schon von vielen Treffen bekannt, nichtsdestoweniger immer wieder eine Augenweide. So ein Modell sieht man nicht alle Tage und die Flugeigenschaften sind mittlerweile auch wirklich gut. Die Zicken hat Heiner ausgemerzt, so dass man sich am Flugbild dieses außergewöhnlichen Modelles erfreuen kann. Sehr gut gemacht!
Dass die Piloten sich gut verstanden, hatte ich ja schon angemerkt. Auch Zuschauer (eine Wandergruppe zum Beispiel) oder diverse Spaziergänger taten dies wohl auch. Ich habe mitbekommen, dass eine kleinere Gruppe eigentlich nur mal kurz vorbeischauen wollte und dann doch ein weeeeeenig länger blieb. So kann man Öffentlichkeitsarbeit auch betreiben.
Kinderfreundlich ist es in Nordhausen allemal. So war zum Beispiel eine Schar kleiner Nachwuchspiloten und -pilotinnen unermüdlich damit beschäftigt, Wurfgleiter in die Luft zu befördern oder auf dem Boden ferngesteuert herumzufahren, um den einen oder anderen Flieger von Papa stilgerecht vom Vorfeld zur Parkposition zu befördern und umgekehrt.
Abends hatte Brinki mit seiner Toon F-18 Spass. Das ist zwar kein Impeller, aber zu vorgerückter Stunde hieß das Dingelchen dann einfach mal "Jet" und durfte mitspielen. Das Modell ist komplett aus Depron und im Stil der "Super Deformed Airplanes" comiclike aufgebaut.
Der Schreiberling himself hatte natürlich auch Modelle dabei. So trat ich mit RBC Yak-15, einer vergrößerten Kevin Cox F-18 und einer Hobbyking China MiG-15 an, die auf Ihren Jungfernflug wartete. Nordhausen ist ideal dafür. Das Gelände ist weiträumig und die Asphaltbahn setzt dem Ganzen das I-Tüpfelchen auf. Was soll ich sagenß Der erste Flug verlief dermaßen unspektakulär, dass ich nachher gefragt wurde, ob das mit dem Einfliegen ein blöder Spruch gewesen sei oder nicht. War es nicht! Ich musste lediglich zwei Klicks Höhe trimmen, danach lief das Teil wie auf Schienen. Das Lustige an der Sache: Das Leitwerk ist schief, die Flächen auch, aber anscheinend so elegant "gegenschief", dass es sich in Summe ausgeglichen hat.
Fazit: Macht Spass und 20 N Schub sind für ein 3 kg schweres Modell genug, um sicher zu fliegen. Auch von Rasen.
Martin Höller flog uns im Duett mit Frank aus dem hohen Norden und seinem Eigenbausportjet seine F-18 vor. Die F-18 stammt aus dem Hause Parkinson und fliegt trotz Ihres fortgeschrittenen Alters noch exzellent an 12S und einem dementsprechend potenten 120er Antrieb.
Eine Skyray mit 90 mm-Impeller aus dem Hause RBC brachte Daniel Mechtl nach Nordhausen. Das Modell ist relativ neu im Programm von Rob Bulk und macht eine tolle Figur. Die eigenwillige Silhouette ist am Himmel wirklich mal was anderes und die Farbegbung sorgt dafür, dass man das durchaus zügige Modell nicht aus den Augen verliert. Gerade die Fluglage ist bei einer Skyray, wenn sie weiter weg ist, manchmal eine optische Herausforderung. Der einzige Wunsch, den ich hätte: Nächstes Mal bitte mit Fahrwerk. Das Modell verträgt's und ich find' einen Bodenstart aus eigenem Antrieb einfach stimmiger.
Auch vertreten war eine große L-39 Albatros mit Antriebskomponenten von Daniel Schübeler. Soweit mir bekannt, ein215er-Impeller an 14s. Das Modell wurde gekonnt vorgeflogen und durch alle machbaren Flugfiguren inklusive elend langer Messerflüge getrieben. Ein wirklich großer Brocken, dem es nicht an Kraft mangelte. Das Modell ist vielen vermutlich von dem einen oder anderen Treffen bekannt. Immer wieder toll, solch große Kisten auch mal vernünftig bewegt zu sehen!
Irgendwann schlug dann auch Hoeni auf und packte pure Nostalgie aus seinem Fahrzeug: Wer von sich kann behaupten, dass er immer noch einen seiner ersten Multiplex Twister fliegt. Dieses Modell flog mit Sicherheit nicht mehr mit den Originalkomponenten von damals, zeigte aber sehr schön, was sich gerade im Bereich Foamies getan hat.
Der Vorbereitungsraum und die Stellplätze für die Modelle waren immer gut gefüllt, wie man an den folgenden Bildern sehen kann. Leider habe ich es fast versäumt, Bilder vom Rahmengeschehen zu machen. Das lag aber wohl daran, dass auf der Runway ein Highlight das andere jagte.
Was sich im Bereich Foamies im Vergleich zum Twister getan hat, konnte man auch eindrucksvoll an der Phantom von Frank beobachten: Das Modell war in der Luft vom Original kaum zu unterscheiden und auch bei näherem Hinsehen muss ich, in meiner Eigenschaft als Schaum-nicht-wirklich-möger zugeben, dass die Oberfläche recht ordentlich war.
Eine etwas kleinere Horten IX aus Holz wurde von Michael Schwesinger vorgeflogen. Über das Flugbild nochmal zu schreiben, hieße Eulen nach Athen tragen, aber die Bauausführung dieses Nuris konnte sich wirklich sehen lassen.
Sehr gelungen war auch die Vorführung zweier Schaumvipers die, wie ich glaube, Vater und Sohn bzw. eher Sohn und Vater, gekonnt vorflogen. Die Kommandos waren kurz und präzise und die Flugfiguren konnten sich auch sehen lassen. Zudem ist es eben auch so, dass, je kleiner die Modelle werden, der Formations- bzw. Synchronflug immer schwieriger wird. Bärig gut gemacht! Bitte weiter trainieren und auf größere Flieger umsteigen und dann 'ne Schüppe drauflegen.
Abends absolvierte dann noch Franks MiG-29 einen ihrer ersten Flüge. Die Nachbrenner sehen in der Dämmerung richtig klasse aus. Zitat: Warum is'n der Flieger so schnell? -> Wärst Du auch, wenn Dir der Arsch brennen würde!
Leider hatte das Modell einen kleinen Landeunfall, der aber nicht Folge eines Pilotenfehlers war, sondern durch einen Triebwerksdeckel verursacht wurde, der meinte, sich beim Aufsetzen verabschieden zu müssen. Schade, aber kein schlimmer Schaden, der, nach dem was ich gesehen habe, flott wieder repariert sein dürfte.
Sonntagmorgen gab es für mich ein kleines persönliches Highlight. Eine MiG-15 von Pavel Bosak wurde an den Start getragen. Warum Highlight? Die Bosak MiG war einer meiner ersten großen Impellerjets. Ich glaube, um 1998 oder 1999 baute ich den Flieger mit 18 NiCad-Zellen und einem HW730-Impeller von WeMoTec. Das Modell war damals flüsterleise und sorgte in Aspach für einige erstaunte Gesichter. Bei mir liegen noch zwei Rümpfe dieses Modells und so war ich gespannt, was mit modernen Antriebskomponenten aus dem Flieger herauszuholen ist. Mit kurzen Worten: Klasse! Gas geben, ein Bilderbuchstart, Fahrwerk rein und dann ging die Post ab. Kommentar des Piloten: Geht noch ganz gut, die alte Dame!
Sehr schön und ein echter Anreiz das Projekt endlich mal anzugehen.
Nach diesem Flug begann bei mir langsam das Packen für die Heimfahrt. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge trat ich die Heimreise an. Das Triefauge deshalb, weil es jetzt wieder ein Jahr dauert, bis man sich wieder in Nordhausen zum Jetfliegen trifft.
Mein breites Grinsen hält immer noch an, wenn ich an den Spass denke, den diese vier Tage gebracht haben.
Es hat mal wieder alles gepasst: Tolle Leute, gute Gespräche, hervorragende Verpflegung, inklusive der 10 Mit-heim-nehm-Thüringer für die, die wollten und solange der Vorrat reichte, tolle Stimmung und die entsprechenden genialen Abende.
Nordhäuser Jungs und Mädels: Ihr habt das klasse gemacht. Ich komme nächstes Jahr wieder. Ob das eine Drohung ist oder ein Versprechen, ist mir reichlich egal. Sucht euch was aus!
Danke
Nachtrag: Ja, ich weiß, dass ich viele Superlative gebraucht habe. Diese Veranstaltung verdient das aber auch. Familiärer Umgang, alle Arten von Modellen sehr gut präsentiert, keine Animositäten zwischen den Teilnehmern und einfach eine tolle Zeit gehabt zu haben rechtfertigt das in meinen Augen.
Zum Schluss noch einige ungeordnete Impressionen aus Nordhausen: