LuStick 250: jetzt wird's ernst!

LuStick vs. Clarky 10

LuStick vs. Clarky 10

In meinem Hangar gibt es seit 12 Jahren den Clarky 10. Der war meine erste Eigenkonstruktion und ist von der Grundidee her dem LuStick eng verwandt. Es sollte ein gutmütiger Trainer werden, deshalb habe ich von vorn herein auf niedriges Gewicht geachtet, und so passt er heute in F-250.

Flächeninhalt und Gewicht sind bei beiden etwa gleich, 6dm2 und knapp 250g. Der Clarky hat eine holmlose Vollschalenfläche mit einem auf 10% verdünnten Clark-Y, die Wurzeltiefe ist bei beiden 120mm.

Die EWD dürfte bei beiden etwa gleich sein. Die Unterschiede in der aerodynamischen Auslegung:
- LuStick mit Rechteckflächen und 530mm Spannweite, Clarky mit Trapezflächen und 700mm Spannweite
- LuStick ohne V-Form, Clarky mit 4° je Seite (der hatte ursprünglich keine QR)
- LuStick mit frei erfundenen Profil, Clarky mit CY10%

Ein weiterer Unterschied ist der Antrieb, denn der LuStick dreht mit seinem 28mm/30g Aussenläufer einen 7x5“ E-Prop, während am Clarky 10 ein hochdrehender 22mm/30g Innenläufer einen 4x3“ CamSpeed Prop auf Touren bringt.

Gibt es Unterschiede, die am Profil festzumachen sind?

Probieren wir's aus!

Den Anfang macht der Opa:

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Der Clarky hat mittlerweile etwa 900 Flüge auf dem Zähler, und entsprechend ausgegoren ist der Vogel. Äusserst agil und ziemlich flott unterwegs, zeigt er als einzige Schwäche eine leichte Überstabilität um die Hochachse, die sich aus der Kombination von V-Form und reichlich grossen SLW ergibt.

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Die Überzieheigenschaften sind famos, allerdings muss man den Landeanflug sauber einteilen, weil der Clarky freiwillig kaum Geschwindigkeit abbaut. Das liegt am schlanken Rumpf und dem kleinen Prop, der praktisch nix bremst.
Abgesehen vom lästigen Akkuwechsel (Fläche muss runter) ist der Clarky 10 auch nach 12 Jahren noch auf der Höhe der Zeit.

Und der LuStick? Was hab ich denn in 12 Jahren gelernt?

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Als erstes geht der Akkuwechsel dank magnetgehaltener Klappe ohne Theater. Die Flugeigenschaften sind recht ähnlich, der LuStick rollt aber deutlich behäbiger als der quirlige Clarky. Das liegt an der Flächengeometrie, denn die Querruder sind bei beiden gleich. Zudem liegt der LuStick tendentiell ruhiger, denn ohne V-Form und mit “normal“ grossem SLW gibt es keinerlei Pendeln.

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Die Stunde des LuStick schlägt bei der Landung. Er wird nicht unbedingt langsamer, als der Clarky, aber er wird freiwillig langsamer. Und damit ist Landen echt narrensicher. Die Kombination aus klotzigem Rumpf und grossem Prop hilft hier, aber andererseits sind zuweilen Antriebseinflüsse im Flug zu merken, was beim Clarky mit seinem kleinen Prop nie vorkommt.

Unentschieden also. Und das Profil?

Irrelevant.

Keiner der beiden kann in irgendeiner Disziplin punkten, die auf den Einfluss des Profils zurückgehen würde.

Das ist doch auch eine Erkenntnis, oder? Beim Konstruieren eines solchen Gebrauchsmodells sollte man sich keinesfalls mit der Suche nach dem optimalen Profil aufhalten, sondern vielmehr das Gesamtpaket sauber planen und sauber ausführen.

Der Spass beim Fliegen kommt dann von alleine.
H.
 
Hi Walter,
das ist ziemlich genau der Motor, der im LuStick werkelt, nur dass bei mir Roxxy draufsteht. Der zieht lt. Mot-Prop-Finder ca. 6,5A mit einer 7x5 APC-E und macht dabei gut 350g Schub. Voll im grünen Bereich.
H.
 
Wetterfest?

Wetterfest?

Nachdem wir jetzt wissen, dass es bei den Flugeigenschaften nix zu meckern gibt, kommt die Erprobung anderer Eigenschaften zum Zuge.

Zum Beispiel die Beständigkeit der minimal-behandelten Holzoberfläche gegen dieses Scheisswetter :mad:

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Die Silhouette ist schon eine klare Ansage.

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Der Nieselregen...

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...ist ihm völlig egal.

Weder beim Fliegen, noch beim auf-dem-Boden-Herumliegen hatte die Feuchtigkeit irgendwelche Auswirkungen. Kann so bleiben.

Gruss,
H.
 
Aufräumen

Aufräumen

Wie schon berichtet, war der Steller eher einer der grösseren, und hat deshalb im Frontabteil eine Menge Platz weggenommen:

IMG_20190106_090923.jpg

Das ging soweit, dass man den Akku nur mit Hängen und Würgen reingekriegt hat. Nicht gut.

Deshalb hab ich gestern einen deutlich kleineren Steller gekauft. Der verkrümelt sich jetzt hinter dem Hauptspant:

IMG_20190106_104406.jpg

So steht der ganze Platz unter dem vorderen Deckel für den Akku zur Verfügung. Viel besser, und noch dazu 7 Gramm leichter als vorher. Abfluggewicht mit 3S450 ist jetzt 226g.
 
Hallo Holger!
Du hast geschrieben, dass die EWD knapp über 0 Grad sein sollte. Wenn ich mir die Bilder mit Deinen Holzteilen ansehe, sieht es so aus, als sei die EWD negativ. Hab ich einen Knick in der Optik, oder ist es so gewollt. Der LuStick fliegt ja anscheinen so prima.
Viele Grüße
Berthold
 
Hallo Holger!
Vielen Dank für die schnelle Antwort und die vielen schönen Flieger und Bauberichte die Du machst.
Grüße aus dem Weinsberger Tal
Berthold
 
Bei Windstille...

Bei Windstille...

...hatte ich den LuStick heute zum ersten Mal draussen. Mann, das Ding geht richtig los, oder liegt's am neuen Steller? Jedenfalls war trotz 2° Aussentemperatur von Leistungsschwäche nix zu sehen, und mit dem leichteren Steller konnte ich zwei Klicks tief trimmen, um die Balance wieder herzustellen.

Zum Vergleich hatte ich den No Hoax dabei, der ja die symmetrische Variante meines Wunderprofils spazieren fliegt. Und gerade bei Windstille kann man die Unterschiede mal so richtig merken. Der LuStick ist schon alles andere als zappelig, aber der No Hoax mit seinem langen Rumpf und der höheren Streckung liegt dermassen stoisch, wie man es für so ein kleines Modell nicht erwarten würde.

Hat jedenfalls wieder Spass gemacht, und die tiefstehende Sonne lässt die Modelle in der Luft richtig wirken, und zwar egal ob bunt oder Sichtholz.

Mittlerweile habe ich 14 Stück von den Zwergenakkus. Das gibt richtig Airtime, wenn es erst mal nicht mehr so arschkalt ist.

H.
 
Hallo,
das Fingerjucken war groß- ich habe auch so ein Teil gebaut ;)

Allerdings habe ich das Problem, daß der Flieger schon beim Rollen am Boden nicht in der Spur zu halten ist.
Zunächst erschien der 2s Antrieb aus meinem Magnum überdimensioniert und damit die Ursache zu sein. Nun habe ich einen kleineren Regler eingebaut, der auch mit 1s 700mA klar kommt.
Damit lässt sich schon mal deutlich behutsamer anrollen, sobald das Heck aber leicht wird, dreht der Flieger lustig um die Hochachse, und zwar unvorhersehbar mal rechts herum, mal links herum.
An Abheben ist so nicht zu denken. Und einen Handstart habe ich angesichts gefrorenen Bodens bzw des harten Hallenbodens noch nicht versucht.

Jetzt weiß ich nicht mehr weiter...

Samson
 
Hmmm,
ich rate in jedem Fall zum Handstart. Der ist völlig harmlos und gelingt auch auf hartem Boden;)
Die Sache mit dem unvorhersagbar Ausbrechen beim Rollen kenne ich von nicht so ganz sauber gelagerten Rädern. Bei so einem leichten Vogel reicht das kleinste Verkanten auf der Achse, und das Ding dreht irgendwo hin.
Fahrwerk ist sowieso überflüssig. Oder eben zum Landen in der Halle - nach dem Handstart.
H.
PS: stell doch mal ein Bild rein!
 
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Klasse, ein waschechter LuStick. Frei interpretiert mit aufgeschnallten Flächen, und genau so ist das ja auch gedacht: das Konzept kann jeder für sich anpassen.

Was wiegt denn der?

Viel Erfolg beim Erstflug!
H.
 
Hallo,
vielleicht noch mal in der Halle probieren und den Rädern eine "Vorspur" geben. D.H. die Räder so biegen, dass sich in Flugrichtung gesehen in der Draufsicht eine gedachte Linie von den Rädern nach ca 2m trifft. Das Stabilisiert den Geradeauslauf.
Bei Gras, Steinen, gefrorenen Boden wird der Bodenstart mit den kleinen Rädern schwierig.
Wie Holger schon schrieb, am besten Handstart, vielleicht erstmal einen erfahrenen Werfer ran lassen, dann sollte es ohne Probleme allein gehen.

Gruß Thorsten
 

Cracy01

User
Ganz sachte mit dem Gasknüppel und mit dem Seitenruder gerade halten bis zum Abheben. Wichtig ist nur, das Seitenruder rechtzeitig loszulassen. Sonst wirds ein Ringelpitz, oder eine Rolle in den Abgrund. Mit ein bisschen Übung klappts dann schon.
Man kann natürlich auch mit dem Motor- Seitenzug, bis zum jüngsten Tag, experimentieren ;-).
Willst Du schnell in die Luft kommen, wirf das Fliegerle einfach aus der Hand. Das funktioniert schon umd wenn er auf den Boden fällt, geht bei dem geringen Gewicht nicht viel kapputt.Bin vor vielen Jahren meinen Terry, Elektro Max, etc. ganz ohne Fahrwerk geflogen. Bringt nichts ausser Gewicht und Luftwiderstand. Ok, sieht schick aus...

Kompliment, ist ein sehr schönes Fliegerle geworden. Viel Glück für den Erstflug :-)

Gruß Hubert
 
...Nachdem ich die Motorkabel neu verlötet habe, was wegen des Isolierlacks immer ein besonderer Spass ist, ...

Seit längerem hab ich mich gefragt, wieso der LuStick zuweilen Schwierigkeiten beim Anlauf des Motors aus dem Stillstand hat. Drosselhebel nach vorne bewirkt oft nur Gestotter, bis er dann irgendwann doch losdreht.
Nimmt man in der Luft das Gas komplett raus, z.B. beim Turn, dan kann es passieren, dass er danach kein Gas annimmt.

Nicht gut.

Und dann fiel mir irgendwann die Sache mit den gekürzten Motorkabeln ein, und dass der Steller ja von dort sein Signal für die nächste Phase bekommt. Offenbar war ich nicht besonders erfolgreich beim Entfernen der Isolierung, denn der D-Power Motor mit fast gleicher Spezifikation wie der Roxxy geht ganz anders zu Werke:

 vorher
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nachher
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Vorbehaltlich der Flugerprobung würde ich sagen, bei dem ursprünglichen Motor ist eine Menge Leistung in den schlecht abisolierten Kabeln hängengeblieben.
Am Steller hat es jedenfalls nicht gelegen, denn Anlauf und Gasannahme sind ohne weitere Veränderungen jetzt einwandfrei.

Der LuStick war vorher schon nicht träge, aber wahrscheinlich macht er jetzt erst richtig ernst😎
 
LuStick als Fotomodell

Inzwischen gibt es Flugfotos vom LuStick. Ob er nun zweckmäßig, hässlich oder charakteristisch aussieht, muss jeder selbst rausfinden.

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So,
die Erprobung fand unter Idealbedingungen statt. Und tatsächlich geht der LuStick wie von der Tarantel gestochen. Der AL 28-13 hat 1360/min/V und dreht den 7x5“ Prop mit 3S so vehement, dass man bei Vollgas mit etwas Quer rechts gegenhalten muss. Hier zeigt sich ein Nachteil des langsamen, grossen Propellers, denn Antriebseinflüsse kann eigentlich niemand gebrauchen.
Mag ja sein, dass mehr Durchmesser gut für den Wirkungsgrad ist, aber wie immer in der Physik kauft man sich den einen Effekt um den Preis einer Nebenwirkung.
Der Aussenläufer im LuStick ist ein Relikt aus vor-F-250 Zeiten, denn er ist eigentlich mit 30g unnötig schwer und erfordert wegen der geringen spezifischen Drehzahl eben einen 7“ Prop.
Die anderen Hangarbewohner mit 15-23g Motoren um die 2000/min/V fliegen mit 4,7-5,5“ Luftschrauben wesentlich harmonischer bei gleichen Flugzeiten pro Akkuladung.

Der LuStick bleibt aber so. Er liegt wie ein Brett und ist, was er ist: ein Stick. Und die gehören unter Artenschutz gestellt.
 
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