Moin Adrian,
Dominik hat das meiste schon geschrieben. Du wirst dich aber auch daran gewöhnen müssen, dass einige Hersteller nur mitlesen und sich auch auf Anfragen hin zumindestens nicht öffentlich äußern und ansonsten die Reaktionszeiten sehr unterschiedlich sind. Das, was sie dir auf Messen, Treffen, Wettbewerben, ... unter 4 Augen sagen, vor allem wenn sie dich kennen, unterscheidet sich oft stark von dem, was sie offen in ein Forum schreiben, wo es alle ungefiltert lesen können.
Das geht in die Richtung, wie Dominik es andeutet. Ein BEC heißt Freibrief für ein Antriebspaket, wo man einem Hersteller im Haftungsfall vorwerfen kann, dass er hätte wissen müssen, dass spätestens beim Akku nichts auf dem Markt existiert, was bei solcher Verwendung "In Spec" betrieben würde. Somit wäre ein Versagen des Gesamtsystemes abzusehen gewesen, ...! Sobald auch FAI oder sonstewas drauf steht, ist es auch der Freibrief für Verwendung auf Wettbewerben sprich Menschenansammlungen. Gut, wir sind nicht in Amerika. Der User darf das Hirn nicht ganz abschalten, andererseits darf der Hersteller für ein Hobbysegment nicht außer Acht lassen, dass die meisten Kunden das eine oder andere nicht wissen (können).
Deine Postings sind stellenweise etwas verwirrend für mich - einfach weil ich auch versuche, den Gegenüber einzuschätzen. Zum einen sind sie deutlich fundiert, du befasst dich nicht erst seit gestern damit. Andererseits bist du bezogen auf ein Forum ziemlich ungeduldig und reagierst auch schnell, als würdest du angegriffen
. Smileys deuten auch gerne mal auf Ironie hin, achte mal drauf. Mag auch sein, dass du dich hauptsächlich in Gesellschaft von Wettbewerbspiloten tummelst, die sehr bewusst mit ihrem Material umgehen und dort gewisse Versagensmechanismen seltener auftreten und du deshalb andere Schlüsse daraus ziehst als ich. Fliegst glaube ich auch selbst.
So ein Thema wie dieses hier kann in Foren aber nur langfristig diskutiert werden. Viele User neigen dazu, nach 3 erfolgreichen Flügen zu jubeln und die Technik, die sie einsetzen, hochzuloben. Ein halbes Jahr später steht dann was drinne: "Misteriöser Einschlag - ich weiß nicht woher!"
Ich kenne aus dem Modellbau heraus keine ausgeprägten Lebensdauererprobungen. Richtige Vielflieger können die Elkos an Stellern binnen weniger Wochen / Monate killen, was bei Wenigfliegern und der gleichen Behandlung ansonsten nie geschieht.
Das sind alles solche Geschichten. Mich würde beispielsweise bei sowas mal interessieren, was ausgeprägte Vielflieger in diesem Leistungssegment so im Jahr an Material durchsetzen und wie viele vorzeitige Landungen sie mit Antriebsversagen im Jahr haben (Lötstelle gebrochen, Steller hat sich verschluckt, BEC wäre aber nicht betroffen gewesen/wäre betroffen gewesen, ... ) . Also nicht nur qualmende Flieger, wo hinterher postalischer Austausch mit den Herstellern stattfindet
, einfach auch Kleinigkeiten.
Ich gehöre nicht zu diesen Vielfliegern, meine Antriebe kommen nur deshalb auf längere Einsatzzeiten, da ich selten neues kaufe - ich fliege keine Wettbewerbe, was interessiert es mich, dass es eine neuere Generation an Komponenten gibt. Im Bekanntenkreis habe ich mehrere Leute mit derartigen Einschätzungen, die einen kümmern sich mehr um ihr Material, die anderen weniger und dann versagt schon mal ein Getriebe, bricht eine Lötstelle, sind die Elkos ausgekocht (ups, wohl doch 1-2mal zu viel Teillast). Mit scharfen Hotlinerantrieben hatte ich bisher nur einen Versager im Flug (der zuvor beschriebene mit den Elkos). Im F5D Pylon waren es wohl so 2-3 mit gebrochenen Lötstellen im Akku. Wenn ich aber so gucke, was andere Bekannte da so hatten, teils bei wesendlich weniger Flügen - ups, ab in den Bunker!
Ich will das Thema nicht abwürgen, betrachte es aber aus einem kritischen Blickwinkel, vielleicht auch jobbedingt. Ansonsten sind Menschen gerne vergesslich. Wer spricht schon noch von einer unspektakulären Landung, nur weil der Antrieb vor 1/2 Jahr mal nicht wollte - warum auch immer. Beispielsweise mal eine gebrochene Lötstelle im Pack nachgelötet und es war aus der Welt geschafft. Nach einer härteren Landung kann in einem Pack schon mal was passiert sein, gerade wenn nur ein leichter Aramidrumpf drum herum ist. Dann wird so ein Pack schon mal mechanisch belastet.
Mit mehreren Leuten aber zur "Einschusstelle" zu laufen und in das Loch zu gucken, wo der Rumpf sich in den Boden gebohrt hat, drinne zischt es lustig vor sich hin, da es den Akku zerlegt hat - ups - wir kommen wohl später noch mal wieder... Da spricht man wesendlich länger drüber und vergisst es nicht so schnell! Glücklicherweise waren es bei sowas bisher nicht meine Flieger.
Und die Frage die ich mir nun stelle:
Wie viele dieser: "Tja - vorzeitige Landung - was solls" - Effekte resultieren mit BEC in einem "Glaube das sollten wir erst in ner Stunde ausgraben wenn es ausgekühlt ist!" ??
Da sind die verschiedenen Konstellationen sicher in den Versagensmechanismen sicher unterschiedlich: E-Akku, BEC, Kombi von beidem.
Finde das ganze durchaus auch interessant, wobei meine Bereitschaft, das eine oder andere auszuprobieren, deutlich unterschiedlich ist. Nicht zuletzt auch, weil ich bisher zufrieden bin und mir kein E-Akku bisher Probleme gemacht hätte, die ich nicht frühzeitig erkannt habe. E-Akkus getauscht habe ich auch schon, einige davon liegen noch in der Werkstatt und ich nehme sie gelegentlich für Tests, halt nur nicht mehr in Modellen.
Mein Fazit: Pilotenfehler im Wettbewerb haben mich 2 scharfe Tokoloschi gekostet. Die Technik hat weitgehend überlebt. Die Verlustbilanz müsste ich mit reinem BEC wahrscheinlich verdoppeln (gebrochene Lötstellen). Hotliner hatte ich noch keinen Totalverlust. Mit reinem BEC hätte die eine vorzeitige Landung aber das Potenzial gehabt, einer zu werden.
Verschiedene Effekte bei Bekannten lasse ich mal außen vor, so genau habe ich die Zahlen nicht mehr im Kopf: Gebrochene Lötstellen, versagende Getriebe, entmagnetisierte Motoren, Überlast im FAI-Modus -> Brikettsteller.
Meine Privatbilanz wäre ein Potenzial auf gut und gerne verdoppelte Verluste bei reinem BEC. Mit Stützakku könnte ich nicht wirklich am E-Akku sparen, da ich in meinen F5D eh nur 120mAh drinne habe, im Hotliner ~250mAh. Mindestens jedes Jahr die komplette Entladekurve eines E-Akkus aufzunehmen und den E-Akku nach einem Flugtag zu entladen reicht nach meiner Einschätzung, um erkennen zu können, ob sich da was anbahnt.
Die Erfahrungen anderer würden mich sicher auch interessieren. Adrian, warum bist du so hinter dem BEC her? Hast du andere Erfahrungen? Versagen deine E-Akkus häufiger? Willst du dir nur den zusätzlichen Akku sparen oder hoffst du auf einen Sicherheitsgewinn durch BEC + Pufferakku?
Zumindestens deine Motivation, das BEC zu hinterfragen, würde mich schon interessieren. Bisher bin ich nicht schlau draus geworden. Den Grund für meine Skepsis kennst du ja nun.