Eigenkonstruktion Trimaran

micha b

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Ich hatte vor Jahren - als erstes Segelprojekt - einen AC45 Cat nachgebaut, mit Flügelrigg usw., bin aber nie richtig glücklich damit geworden, da man - wie ich lernen musst - eben nicht 1:1 von den Großen kopieren kann, sondern auch viel Erfahrung braucht um einen Cat wirklich zum Segeln zu bringen. Kurz: Das Flügelsegel war zu kopflastig, die Spur zu gering, ab 2 bft kippte das Teil einfach nur noch um. Mit Bohn-Segeln war er dann zwar fahrbarer, aber die schmale Spur sorgte trotzdem für geringen Spaß an der Sache, verbunden mit einigen Freischwimmeinheiten.
Danach war ich mit dem Bau der VOR65 Klone beschäftigt, findet man auch hier im Forum.
Trotzdem lies mich das Thema Multihull nicht mehr los....

Nach zahllosen Studien von den Beiträgen von Kampai26, Hydroptere und anderen, sowie Genuss von zig youtube Videos war klar:
Eine neue Herausforderung muss her, ein Trimaran.

In Ermangelung eines Bauplanes hatte ich die Videos der Spindrift also grobe Vorlage verwendet und einfach mal drauf los konstruiert. Hier der relativ finale Stand:
1647523481993.png


Die Maße:
Länge Hauptrumpf 122cm (was für ein Zufall :-) )
max. Breite 110 cm
Volumen Rumpf 10.8 l , Volumen Floats 5.7 l
geplanten Gesamtgewicht unter 2.8kg

Natürlich bin ich zwischenzeitlich auch mit Kampai in Kontakt, zudem hat er mir freundlicherweise auch seine Pläne zur Verfügung gestellt, welche überraschend ähnlich waren (meine Rümpfe waren leider schon fertig als ich seine Pläne bekam). Das hat mich sehr ermutigt, dass ich auf dem richtigen Weg war (ist ja auch mein erster Tri).

Die Rümpfe entstanden in Positivbauweise, die Urform lieferte der 3D Drucker:
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Es geht mir bei diesem Prototyp übrigens nicht um ein optisch sauber designtes und perfekt verarbeitetes Modell, sondern mich interessiert die Technik, die Funktion, das "bekomme ich das hin". Wenn alles funktioniert, baue ich noch eine MOD40 in "sauber" um dann mit euch anderen auch mal ein Match segeln zu können.

Ausgerichtet wurden die Rümpfe dann wie folgt:

IMG_20220301_093933.jpg IMG_20220301_010435.jpg IMG_20220301_010446.jpg

Weitere Infos und Bilder folgen.
 

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micha b

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Hier noch ein paar Bilder "work in progress":

Die Beams: Die Form wurde ebenfalls 3D gedruckt, die Rückwand habe ich aus einer 4mm Sperrholzplatte gefräst.

IMG-20220217-WA0003.jpeg IMG-20220221-WA0007.jpeg

Nochmals die Ausrichtung der einzelnen Rümpfe und die Anpassung der Beams:
IMG-20220224-WA0008.jpeg IMG-20220221-WA0000.jpeg


Der Schwertkasten wurde ebenfalls 3D gedruckt, das Schwert ist ein Rotorblatt. Als Auflage für das Deck habe ich noch einen dünnen Holzrahmen gefräst, so konnte ich das Deck aus einer einfachen Glasmatte (160 x 83gr) ausschneiden, aufkleben, und entlang der Rumpfkante bündig abschleifen.
IMG-20220228-WA0005.jpegIMG-20220303-WA0001.jpeg

Die Oberfläche des Positivrumpfes:
Material 83gr Glas, 160gr Kohle, 83gr Glas. Leider viele Pinholes... :-(
IMG-20220218-WA0003.jpeg
 

micha b

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Ein paar Detailaufnahmen:
Lümmelbeschlag:
IMG-20220215-WA0013.jpeg

Schwertbefestigung:
IMG_20220317_133850.jpg

Anschlagpunkt Fock:
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RC Einbau:
IMG_20220317_133929.jpg

Anschlagpunkt Wanten:
IMG_20220317_133945.jpg

Wie ihr seht ist alles noch unverschliffen im Rohbau. Ich denke aber, dass es zum Ende hin schneller geht und ich an Ostern schon das erste Mal auf's Wasser kann.

Aktueller Stand:
IMG_20220317_004101.jpg

Wenn Interesse da ist, poste ich gerne weiter über den Fortschritt des Baus.
 
Boah, ey. Ich bin beeindruckt, was Du in so kurzer Zeit hin bekommen hast. Vor langer Zeit bei der DM der IOMs in Burhave habe ich zum ersten Mal meinen Katamaran auf Foils gefahren, siehe `Bericht mit dem aktuellen Katamaran`.

Der Katamaran ist schon etwa 3 Jahre alt. Die Foils, die angebaut habe, sind Deiner Ausführung sehe ähnlich, die Breite ist 1,22cm plus Foils. Die Breite der Rümpfe habe ich dann schmaler geändert, kann aber auch die maximale Breite haben. Es war sehr wenig Wind und er kam trotzdem auf Foils. Das Problem ist, dass man das Großsegelachterliek nicht dicht fahren kann, da dadurch zu viel Druck entsteht und der Leerumpf ist Wasser gedrückt worden. Der Bericht ist hier in RC-Network gemacht worden, `Bericht mit dem aktuellen Katamaran´.

Normalerweise fahren Andreas und ich im Frühjahr nach Gosport zum Mini40. Eins von recht vielen Becken in GB, die für das Modellsegeln gebaut worden. Normalerweise wurden in Gosport Regatten am Samstag und Sonntag gefahren. Bei dem Meeting wurde am Regatten ohne Kreuz gefahren, der schnellste gewinnt, siehe Bericht dazu `Gosport 2019`. Bei dem Segeln am Freitag ist bei meinen Foils mehr oder weniger alles kaputt gegangen.
In dem Bericht `Neuer Katamaran` hatte ich den neuen Kat gebaut, der Foils bekommen hat und Fliegen kann. Die Fotos, die vom Segel da sind, sind gemacht worden, der leider nicht wusste, was ich haben will. In den Bericht ist auch das Foilsystem dargestellt. War ´ne neue Idee.

Falls Du das schon alles gelesen hast, ist hier nur der erste Satz, in dem ich die Deine Geschwindigkeit beim Bauen beeindruckt.
 
Zuletzt bearbeitet:

micha b

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Hallo Namensvetter,
Lob aus deinem Munde geht runter wie Öl :-)
Ja, die Threads kenne ich natürlich schon. Foilen kommt vielleicht irgendwann mal, man braucht ja auch noch Steigerungspotential.
Jetzt erstmal lernen das Potential vom Tri zu "erfahren", dann sehen wir weiter.

Aktueller Stand:
Das Wetter ist toll, aber die Arbeit...

Spachteln... Schleifen ... Spachteln ...
IMG_20220322_132150.jpg

Kann ich für die "Handarbeit" übrigens nur empfehlen... setzt sich nicht mit Schleifstaub zu und hält gefühlt ewig:

IMG_20220322_132159.jpg

Gewicht der Rümpfe inkl. RC liegt gerade bei 1.702gr , bin gespannt, wieviel Spachtel in den Löchern bleibt und ob der Tri danach schon dicht ist. Wenn ja, werde ich auf Lackierung verzichten. Dieser "Rohzustand" i.V.m. hochglänzenden Logos werden einen schönen Kontrast ergeben.
 
Nö,
Micha gib Gas .
Dann Mini40 Foilraketen.
Hier gehörst du hin.
Die Zukunft wird immer schneller, d.h. über Wasser fliegen.
Das schaffst du doch.
Dein Tri sieht frech aus.
Falls das Carbongelege nicht dicht ist, mehrere Klarlack Schichten drauf.
Gut schleifen, wie ja bekannt ist.
Der Spachtel wiegt zuviel.
Carbonrümpfe nicht farbig spritzen.
Die Maserung sieht in Natur toll aus.
Also frech.
Weiter so.
Viele Segelgrüße Gerd.
 

micha b

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Hi Gerd,
danke für die Motivation.
Die Spachtel ist gar nicht so schwer... ich hab das Meiste ja wieder runter geschliffen.
Stand gestern Abend sind nur noch knapp 50gr Spachtel auf dem Tri. Aktuell sind das 2.212gr inklusive Schwert, Ruder, RC, Rig etc, aber noch ohne Lack...
Das ist deutlich (!) leichter als ich befürchtet hatte (2.8kg waren das Ziel), da können also gerne nochmal 150-200gr Lack drauf wenn die Rümpfe dann dicht sind.
Kann man den Lack streichen oder bekommt man das dann nicht wieder glatt ohne unendliche Schleiforgien?
 
Hi Micha,

Kleine Modelle bis 65cm streiche, (lackiere), ich mit etwas verdünnten Bootslack. Nach 3h Staubtrocken, 24h ausgehärtet.

Breiter Flachpinsel, gute Qualität, beim Lackieren. Der Pinselstreich/ablauf ist, wie ein Flugzeug landet + durchstartet = keine Rotznasen.

Beim Probebrett mal üben.
Geht nachher ganz gut.

Schleifen, (manchmal eine große Quälerei), bleibt sehr oft.

Boote über das genannte Maß, z.B. deine Größe, die Endlackierung spritzen. Sonst die erste Lackierung, so wie beschrieben.

Soll es ein Meisterboot werden, die Autolackier sind Profis, das Geld lohnt sich für das Ergebnis.
Das würde ich für die Endlackierung empfehlen.

Ich bewundere deinen Tri.

Viele Segelgrüße Gerd.
 
So langsam nimmt der Tri Formen an:

Anhang anzeigen 12170815

Geht der Bericht eigentlich am allgemeinen Interesse vorbei? 380 views und nur ein Kommentar? Will euch ja nicht nerven....
Ich habe fast null Ahnung von Booten, könnte also gar keine intelligenten Fragen stellen. Aber ich lese solche Berichte sehr gern. Momentan habe ich mich der Hangfliegerei verschrieben, aber irgendwann fahre ich mal wieder Segelboot, das wird mir bei solchen Berichten immer klarer. Also bitte weiter erzählen.
 
Hallo Michael,
topp Baustelle und ich freue mich schon den Hobel mal life zu sehen.
Zum Lack:
Also es gibt Leute die bekommen das mit Pinsel oder Rolle so hin, dass du meinst es ist gespritzt. Ich bewundere die. Aber wie Gerd schon sagt: Versuch macht kluch.
Wenn ich das machen würde ich den innenraum Lack vom Obi nehmen, den sie dir nach Ton anmischen. Mit dem hab ich auf Möbel schon gute Erfahrungen gemacht.
Als Filler kann ich den Mipa fast filler spray empfehlen. Ist zwar 1K, verträgt sich aber mit 2K KFZ Lack.
Wenn du keine Möglichkeit hast mit Pistole zu lackieren, gibt es auch 2K Spraydosen. Geht auch gut, ist leider nicht ganz billig. Oder einfach das Sichtcarbon lassen, schaut doch eh geil aus!!!
Also bis bald,
p.s.: @ Peter: nach dem Swift kommt das Schiff....ich weiß wovon ich da rede 🤣🤣
Johannes
 
Eine Frage zum Lümmelbeschlag, wenn das Messing gewinde ist mit 3mm wird es zu dünn sein! Lieber 4mm und VA stahl sonst bekommst Du da verbiegung rein nach den ersten stärkeren Winden (Ich spreche aus leidvoller Erfahrung meiner EGI08!)
Soweit toll, subjektiv sind die vorderen Beams sehr weit vorne aber das kann täuschen, genial bist Du beim Gewicht, alles unter 2.8kg ist sehr konkurrenzfähig! Weiter so!
 
wenn es wirklich nur 8gr sind, sollte es keine Rolle spielen, zur not kann man da 8gr draufpacken, das würde ich aber eher versuchen mit dem Klarlack 'auszugleichen... ist ja ein hauch von... bei ganz wenig wind wäre es spürbar, denn dann kippt ein Rumpf nicht auf die andere seite bei der Wende und du bleibst eventuell 'hängen' ist aber eher selten
 

micha b

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OK, danke, dann versuche ich es erstmal so, einen Penni kann man ja vor Ort noch draufpappen.

Heute gings dann weiter mit Schleifen, das gibt mit der Zeit Oberarme. Leider habe ich ich an drei Stellen "durchgeschliffen" so dass man die restlichen verbleibenden Fasern mit dem Fingernagel reindrücken konnte. Also wieder spachteln, schleifen usw.

Aber dann... dann kam die Zeit der großen Spraydose: Transparenter 2k Lack, eine ganze Dose, habe ich darauf verteilt. Insgesamt ein gutes Dutzend Lackierdurchgänge mit keiner einziger Lackträne, immer nur gerade so viel aufgesprüht dass es sauber verlaufen ist:

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Bei der Gelegenheit habe ich das Schwert und das Ruder gleich in einer weithin gut sichtbaren Farbe lackiert. Die Augen werden im Alter nicht besser...

Die Ruderbefestigung ist eine M3 Inbus Schraube, welche ich durch ein "Multifunktionsloch" am Spiegel gemütlich von außen lösen und festziehen kann. "Multifunktion" weil ich so auch eventuelles Wasser schön aus dem Boot bekomme ohne etwas öffnen zu müssen. Das obere Ende der Ruderachse schaut aus dem Deck raus und ist mit einem Splint gesichert. Da steckt zu viel Arbeit drin als dass ich das Teil versenkt wissen möchte:
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Dann kam mir noch der Gedanke, ein zusätzliches Batteriefach einzubauen, damit ich die Servofachverkleidung nicht immer öffnen muss.
Darauf kommt ein Deckel von den Ültje-Erdnüssen ("pikant gewürzt" :-) ) die ist genau so groß, dass ich mit meiner ganzen Hand reinkomme. Den Rahmen habe ich zweiteilig 3D gedruckt und von unten und oben eingesetzt, mit Sekundi fixiert und dann rundum eingeharzt. Dazu nehme ich inzwischen das ganz normale Harz von Auto-K vom Baumarkt, etwas mit Thixo und Baumwollflocken verfeinert und dann mit der 10ml Spritze einen Wulst um den runden Rahmen gelegt. Den Akku kann ich so zur Trimmung am Boden entlang nach vorne oder hinten schieben. Fixiert wird er mit selbstklebendem Klettband, am Akku selbst ist das flauschige Gegenstück aufgeklebt. Ich verwende einen 2S Akku mit 1.500 mAh, Gewicht 97gr.

1648243896618.png 1648243938726.png

Nachdem die Akkuposition geklärt war konnte ich das Servobrett endlich fertigstellen:
1648243992206.png

Feierabend für heute:
1648244048495.png


Eigentlich könnte ich morgen die Jungfernfahrt machen :-) (Leider keine Zeit :-( )
 
Darauf kommt ein Deckel von den Ültje-Erdnüssen ("pikant gewürzt" :-) ) die ist genau so groß, dass ich mit meiner ganzen Hand reinkomme.
Wieviel Entwicklungsaufwand der Lebenmittelhersteller wohl investiert hat um das beschriebene Feature sicherzustellen 😁

Schöner Bericht. Die Farben passen gut. Macht doch einiges einfacher. Von dem Aufbau selbst hab ich weniger Ahnung. Freu mich das hier zu lesen. Bin überrascht das so ein Winkelmesser aus #1 genau genug ist um danach zu Arbeiten. Oder zur Kontrolle? Bei Modellen sind mir Schablonen und Winkeln lieber.

MfG
Marcel
 
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