Starkes Anluven von 1:15 VOR65 (Canting keel, dagger boards, Doppelruder, Genua)

micha b

User
Hallo in die Runde, ich brauche mal euer Wissen zur Trimmung meines Bootes.

Ich habe auf Basis der original Baupläne der Farr Design Volvo Ocean Race 65 Reihe ein 1:15 Modell konstruiert und gebaut. Hier ein paar Bilder vom Bau und finalen Modell:
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Eckdaten:
Länge 150cm
Breit 38cm
Rig 200cm
Gewicht RTS 4.2kg
Kielbombe 1.2kg
Länge Schwertfinne 45cm (Hubschrauber Rotorblatt)

Sämtliche Funktionen wie Canting keel, Daggerboards, Genua etc funktionieren wunderbar, jedoch habe ich das Problem, dass ab einer gewissen Neigung (geschätzte 40°) das Boot plötzlich extrem Luvgierig wird und quasi nicht mehr steuerbar ist bis ich komplett auffiere.
Ich vermute natürlich, dass der canting keel bei dieser Krängung seinen Teil dazu beiträgt da er in Luv massig Widerstand produziert.
Aber dieses Anluven kommt schlagartig und so stark dass man auch mit den bereits getesteten größeren Rudern nicht mehr gegen ankommt.
Auch der Einsatz der Daggerboards bringt keine spürbare Besserung (verschiebt höchsten den Effekt etwas Richtung 45°).

Die Proportionen, Rumpfform, Kielgröße etc. sind genauestens vom Original übernommen.

Natürlich sind mir Trimmmöglichkeiten wie Mastkrümmung und -Neigung, Schwertposition, Segelposition und -größen etc bekannt, aber da das Boot bis zu diesem schlagartigen Anluven vollkommen neutral fährt denke ich nicht, dass man hier grundlegend eingreifen sollte.

Was vermutet ihr als Ursache und was kann man tun?

Danke für eure Unterstützung.

Micha
 

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Cfr

User
moin , bin nur Modellflieger segel aber seit 40 Jahren. Die Vor ist zuerst mal als Vorwindsegler geplant und muss moeglichst flach gesegelgt werden. Am Wind kreuzen ist bei der Klasse eher Nebensache und ab 40 Grad laeuft die Kiste in echt auch nur bei dauernder Ruderarbeit und eingerefften Gross bzw ganz flach getrimmt. Meine Segelyacht fängt aber 40 grad auch immer das luven an, da wandert der Druckpunkt halt. Alte Schaerenkreuzer mit schmalen Heck liefern nich bei 50 grad neutral, deine flache Schüssel nicht dafuer rennt die bei raumen Wind.
 
Ahoi micha b,

Gewicht, in Luv, achtern.
Wasserballast.

Das Problem.

Du brauchst beweglichen Ballast, (Crewgewicht im Scale), = 1 Kanal.

Dann Wasserballast Behälter + Wasserpumpe, 1 bis 2 Kanal.

Genau wie die Großboote, nur im Scale.

Richtig, die Großboote reffen frühzeitig an der Kreuz.
Der Bordcomputer bestimmt das.

So Refffunktionen in deinen Boot, nochmal 2 Kanal.
Platz wäre im Boot da.

Aber irgendwie geht's ins wahnsinnige.

Das mit dem beweglichen Ballast, evtl. Wasserballasttanks mit Pumpe wäre dann so die Grenze.

Dein Volvoracer gefällt mir sehr.

(Schärenkreuzer sind reine Kreuzkampfmaschinen), Ekke segelte Jahrelang das Großboot.

Dir noch viel Spaß & Erfolg beim bauen + segeln.

Wird schon hinhauen.

Ahoi.
Viele Grüße Gerd.
 

micha b

User
Hey ihr Drei,

danke schonmal für die Hinweise. Wenn "möglichst flach" Bedingung für das Funktionieren der VOR ist dann muss man das eben irgendwie realisieren (ich liiieeebe Herausforderungen :) )
Und wenn die breite Berta eben nur "bergab" / vor dem Wind kann, dann soll sie das haben.
Ein verfahrbarer Ballast mit Arduino-Steuerung liegt noch vom AC45 Cat in der Schublade, den könnte ich ja auf's Heck schrauben, sieht halt doof aus. Unter's Deck bekomme ich nichts mehr weil komplett verklebt. Höchstens noch nen neuen Rumpf bauen und dort bereits alles integrieren, naja, der Winter kommt...
Wassertanks hatte ich mir auch schon überlegt, aber kleine/leichte und zeitgleich schnelle Pumpen sind eben dünn gesät. Mein Ansatz wäre hier: Drei (luftleere Beutel mit je zwei Anschlüssen, z.B. Blutplasmabeutel) und dann über drei Pumpen den Ballast zwischen diesen Tanks im Dreieck frei hin und her verteilen... hmmm, hat was. Da kann dann ebenfalls der Arduino unterstützen.
Ein Beutel vorne mitte, je einer achtern in den Ecken => komplett freie Ballastpositionierung im Boot.

Was haltet ihr von Kiel schwerer machen, damit reduziere ich zumindest die generelle Krängung. Die 1,2kg sind runter gerechnet von der original Bombe, kommt mir aber generell etwas wenig vor.
 

Cfr

User
ich würde denken bis 4 bft solltest du max 30 grad ereichen danach wird es eh wild......dass mit Kielgewicht probieren.
 
Ahoi micha b,

nix da, schweren Kiel.
Jo, ......
....an der Kreuz HÖHE bügeln.
Langweilig.

Surfen = wenig Widerstand samt Bleitransportern, schweres Gewicht.

Leichten Kiel.
Wie wär's mal an B-Riggsegel setzen?

Trotzdem beim surfen brauchst du Druck.
Vollzeug setzen.

Großsegel so trimmen das es an der Kreuz etwas im Achterliek klappert.
D.h. im Topp wird Druck rausgenommen.
Boot segelt dann etwas aufrechter, d.h. weniger luvgierig.

Es ist eine Art von jonglieren.
Wozu macht man , ..... .trimmschläge?

Beim 21. ten mal ist das Boot richtig schnell.

Ich segel bei meiner DF65 immer Surfsegelspaß.
Sonst würde ich wieder bowlen gehen.
So, B-Riggsegel, kurzes Kielschwert, Standardkielbombe.

Nachteil an der Kreuz etwas Höheverlust durch Abdrift.

Da ich alleine segel, keine Regatta, will ich Surfspaß.

Die Anderen alle, Regattasegler, segeln mit langen Kielschwert, samt Standardkielbombe.
So sagt es die Regattaregel, bei RL-Regatten.

Gehe mal auf Segelschiffe allgemein, Segeln auf der Hamburger Binnenalster = viele Segelbildchen drin, bei fast! jeden Segelwind.

Ein Schiff, besonders auch ein Volvo, muss auch bei Leichwind segeln.

Mach dein Volvo schnell and surfing round and round.

Ahoi.
Viele Grüße Gerd.
 

micha b

User
Danke Gerd für die ausführlichen Tips, tatsächlich bin ich auch unterwegs um Spaß zu haben, eine Race-Konkurenz wird man durch Kopieren eines 1:1 Vorbildes nie erreichen, das war auch nie das Ziel.
Das mit dem "loose leech" wie es bei uns Windsurfern heißt, ist eine gute Erinnerung an das was man auf dem Wasser automatisch macht wenn es zu heiss her geht, nehme ich gerne auf.
Das mit der dynamischen Ballastverteilung geht mir jetzt nicht mehr aus dem Kopf, ist mit Sicherheit nochmals eine ganz andere Er"fahr"ung. Hat das schon mal jemand hier gemacht?
 
Meine Idee dazu wäre ein Zusätzliches Servo für das Achterstag damit man das Achterlierk öffnen kann in der Boe oder wenn es anfängt zu luven. So etwas habe ich in meiner Seawind und damit kann ich auf dem Wasser sehr schnell auf Windveränderungen reagieren!
Ist aber auch ein super gebautes Boot was du da gebaut hast, und ja, ist für Welle und Raumwind im Original entworfen.
Gruß!
 
Ahoi,

Das Seglerherz klopft wild.
Video = Meer wie super.

micha b, nur so im scale nach bauen.

Dann ist alles richtig.

@ Lothar, Binnenalster, Mitte November?
Deine Seawind wird auch gut segeln.

Ahoi.
Viele Grüße Gerd.
 
Danke für die Blumen :)
Hast du mal ein Foto von deiner Konstruktion, vielleicht kann ich das nachrüsten. genug Kanäle und Funktionen habe ich ja noch frei.
So, zwei Bilder von der Verstellung. Keine Weltraumtechnik,geht aber Problemlos!
 

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micha b

User
Hmmm, nachdem ich ja - wie beim Original - zwei Achterstage habe müsste ich die ja auf eine Trommel zusammenführen. Sollte machbar sein. Danke für die Bilder.
Sag mal, du benutzt da eine recht dicke Schnur, wo bekommt man die denn her? Suche nach einer Alternative für meine Anglerschnur die mit ihren 0,3mm Durchmesser recht schwer zu händeln ist.
 

micha b

User
@canoman: Danke, Dyneema ist gekauft, geliefert und für gut befunden.

Wird dann gleich beim Neuaufbau eingesetzt :( :

Beim letzten Turn:
Riss der Kielshot, Kiel nach unten geknallt, 4cm Riss im Rumpf, kein Aufrichtmoment mehr, Boot sank langsam aber beharrlich:

IMG_20201002_182555.jpg

Wenigstens war sie nicht ganz so weit weg vom Ufer, ich konnte sie retten.
Doch zuhause dann die Ernüchterung... alles put. NOCHMAAAAAL ....

20201002_214125.jpg 20201002_214118.jpg

20201002_214756.jpg 20201002_214749.jpg


Wahrscheinlich waren noch Reste vom Trennwachs auf dem GFK, sonst hätte die Verbindung nicht so aufplatzen können. Hab jetzt alles vom Canting Keel raus gerissen und bin gerade am Neuaufbau. Am Prinzip der Kiel-Verstellung mit dem "Über-Kreuz-Spannen"werde ich festhalten, denn bei voller Kiel-Ausladung ist so exakt Null Kraft auf dem Servo. Zudem werde ich die Kielverstellung per Arduino steuern, Programmierung und Testaufbau funktionieren bereits.

Bei einer Wende gehen mir sonst irgendwie die Hände aus:

- Ruder
- Genua
- Großsegel
- Kiel
- Daggerboards

... müssen synchron gesteuert werden. Da bin ich dann froh wenn mir zumindest der Kiel abgenommen wird. Eventuell hänge ich noch die Daggerborads an die Automaik dran, senken oder liften mache ich natürlich weiterhin mit Schalter auf der FB, nur das schiften von einer zur anderen Seite soll der Arduino mit übernehmen, so kann ich bei raumen Kurs weiterhin die Daggers hoch ziehen und an der Kreuz manuell ausfahren, sobald sie benötigt werden.

Die Kielsteuerung wird dann nach Krängungswinkel gesteuert:
0 - 10° Krängung = Kiel in der Mitte
10° - 20° Krängung = Kiel auf Luv, und wird in 5° Schritten bis 45° gehoben.
Erst wenn sich die Krangung um 5° oder mehr reduziert hat, wird der Kiel zurück gefahren, damit verhindere ich das ständige Nachregeln und ein Durchbrennen des Servos.

Mal schauen was der Arduino sonst noch so anstellen wird, ein 9achs Sensor ist ja mit an Bord...
 
Schitt, mit dem Crash! Aber du krigst das schon wieder hin! Schade das wir sooo weit auseinander wohnen, würd mich schon interessieren das Boot!

Gruß aus dem Echten Norden!
Lothar
 
Moin micha b,

wie bei den Großbooten.

Das Trainingsboot wird kaputt trainiert, das neue 2. te Boot wird optimiert.

Volvoracer sind eben Mal teure, schnelle Racer.
Die RC Boote auch.

Nun kannst du, da der Winter naht, deine ganzen guten Ideen vom Anfang ins neue Boot rein bringen.
Wasserballast, Achterstagtrimmung, u..... u.

Klasse Boot.

Wirst du schon optimal hinkriegen.

Viele Grüße Gerd.
 
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