Elektrosegler SNIFF

Ein sehr interessantes Modell in leichter Gemischtbauweise

von Milan Lulić.

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Der handliche „Thermikschnüffler“ Elektrosegler wurde von dem bekannten FlugModell-Fachautor Hilmar Lange entwickelt und in FlugModell (09.2022) ausführlich in einem Bericht mit vielen Bildern veröffentlicht.

Ein Flugmodell in Gemischtbauweise, ein Kunstflug- und Thermik-Elektrosegler aus Balsa und Depron mit einem sehr verständlichen und reichlich illustrierten Bauplan. Ein 5-Kanal-Empfänger reicht für Höhe, Seite, 2 x Quer und Motor vollkommen aus. Es weckte sicherlich nicht nur mein Interesse. Meine Entscheidung war daher schnell gefallen: SNIFF wird gebaut!

Zuerst habe ich die gut gemachte, bebilderte Bauleitung (als pdf-Datei) auf 27 DIN A4-Seiten mit 35 Baustufen, farbig illustriert und ergänzt mit perspektivischen Zeichnungen, ausgedruckt. Auf der Materialbedarfseite sind alle notwendigen Teile für den Bau dieses Modells angegeben.

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Ich konnte mit dem Aufbau des interessanten Modells anfangen und die ersten Depron- und Balsaholzbauteile ausschneiden und verkleben. Nun war es so weit, dass ich keine Depron- und Balsabrettchen mehr hatte. Deshalb hatte ich mich entschlossen, die Frästeile zu bestellen. Nach einigen Tagen konnte ich das Paket in Empfang nehmen. Die Bauteile waren auf acht Balsa- und Sperrholzbrettchen und fünf Depronplatten sauber gefräst. Zusätzlich habe ich noch bei Höllein die CFK-Profilstäbe und Anlenkungsgestänge besorgt. Nach zwei Tage hatte ich alle Einzelteile schon auf dem Basteltisch. Die für die Flächenbefestigung notwendigen Messingröhrchen, den Federstahl, wie auch die kleinen Magnete und Schrauben, Nylonschrauben und Rundstäbe hatte ich noch vorrätig.
Beim Verkleben der Bauteile habe ich wasserfesten Weißleim, UHU-Por, Sekundenkleber und Epoxidharz verwendet.

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Leider hat mich Michael Rützel informiert, dass auf Grund des hohen Balsaholzanteils und der massiv gestiegenen Holzpreise ist es nicht mehr wirtschaftlich machbar sei, weiterhin die Bausatzteile für den SNIFF zu liefern.
Ich bin siche,r dass viele interessierte Kollegen noch Balsaholz und Depron in ihrem Fundus haben. Das Ausschneiden der Depronteile ist Dank der sehr guten Bauanleitung, in der alle Bauteile im Maßstab 1:1 abgebildet sind, sicherlich kein Problem für einen begeisterten und versierten Bastler.

Die Leitwerke waren schnell gebaut!
Zuerst wurden die Leitwerke aufgebaut, was sehr einfach und schnell erfolgte. In die Höhenflosse habe ich vorne den Balsainlett mit Dübel und hinten mit Bohrung für die Befestigungsschraube eingeklebt. Das in Form geschliffene Höhenruder wurde mit Scharnieren versehen und an Höhenflse angebracht. Ebenso habe ich das Seitenruder in Form geschliffen und mit Scharnieren an der Seitenflosse befestigt. Die beiden Ruder wurden mit den beigelegten dünnen Ruderhörnern aus 1,5 mm-Flugzeugssperrholz versehen.

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Die Seitenflosse ist mit zwei Balsainletts und Dübeln ausgestattet.

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Das Seitenruder wird mit Scharnieren an der Seitenflosse befestigt.​


Der Rumpfaufbau

Der Aufbau des Rumpfs ging sehr flott von der Hand. Die Hälfte hatte ich mit meinen ausgeschnittenen Bauteilen schon einmal aufgebaut. Trotzdem hatte ich Spaß, auch das zweite Mal die Bauteile zu montieren und zu verkleben. Diesmal waren es sehr sauber gefräste Bauteile, die Passungen waren perfekt. Beim Aufbau des Balsa-Innengerüstes muss man auf sauberen und genauen Aufbau achten. Nicht nur alle vier Servosbefestigungen, sondern auch die Messingröhrchen für die Flächenbefestigung befinden sich darauf. Das Innengerüst habe ich in die innere rechte Depron-Rumpfverstärkung gesteckt, verklebt. Dann an die rechte Rumpfseite montiert und verklebt. Anschließend den Rumpfboden angepasst, festgeklebt und mit Stecknadeln gesichert. Nach ausreichender Trocknungszeit wurde die linke vordere Rumpfverstärkung und das linke Rumpfseitenteil am Rumpf befestigt. Danach der vordere Balsaverstärkungsboden für das Akkufach angepasst und verklebt.

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Das Balsainnengerüst ist hergestellt, in der rechten Rumpfverstärkung befestigt und auf der rechten Rumpfseite festgeklebt.

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Der Balsaverstärkungsboden für das Akkufach ist montiert.

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Die vordere Rumpfabdeckung

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Die Befestigung für das Höhenleitwerk ist angeklebt, das Höhenleitwerk wird mit einer Nylonschraube befestigt.​

Anschließend wird am Rumpfende die Befestigung für die Höhenflosse und die obere Beplankung angepasst und angebracht. Nun habe ich die Haube und die Klappe der Flügelbefestigung hergestellt.
Da die Befestigung von Haube und Klappe mit kleinen Magneten realisiert wurde, möchte ich hier gerne meine Methode für das Anbringen bzw. Verkleben von Magneten, hier für die Befestigung der Haube am Rumpf kurz beschreiben.
Zuerst drücke ich die beiden drei mal drei Millimeter kleinen Magnete an die entsprechende Stelle im Rupf, entferne sie wieder, gebe ein wenig Kleber in die Druckstellen, drücke sie an und warte, bis der Kleber trocken ist. Dann bedecke ich sie mit Klebeband und lasse die losen Magnete anziehen. Damit ist gesichert, dass die Polung stimmt. Dann und drücke ich die Haube gegen die Magnete. Nun habe ich in der Haube die richtigen Klebestellen. Jetzt gebe ein wenig Kleber auf die Druckstellen, schiebe die Haube gegen die Magneten und lasse alles trocknen – fertig!

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Die Haube ist schnell hergestellt.​

Die vorgefertigte Seitenruder- und Höhenrudereinheit ist montiert, die beiden Anlenkungsgestänge sind eingezogen und auf die entsprechende Länge gekürzt. Vorne habe ich die Anlenkungsgestänge mit dem Gestängeanschluss und hinten mit den Gabelköpfen ausgestattet.

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Anlenkungsgestänge mit dem Gestängeanschluss.

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Seitenruderanlenkung mittels Kohlestab und Gabelkopf.​

Nachdem ich den Motorspant angebracht hatte, wurde der vordere Rumpf in Form geschliffen. Der Motorspant wird mit einem Sturz von 5° und Seitenzug von 2,5° befestigt. Da viele kleine Motoren vorne kurze Wellen haben, habe ich den 4 mm dicken original Spant kreisförmig ausgeschnitten und vorne einen dünnen Spant aus EpoxI festgeklebt. So habe ich wenigstens etwas längere Welle für Luftschraubenmitnehmer gewonnen. Vorne, direkt hinter dem Motor, habe ich einen kleinen Spant befestigt. So kann der Antriebsakku ganz nach vorne geschoben und gesichert werden.


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Halterung: Hier fand Luftschraubensicherungsgummi Verwendung - einfach und gut!​


Der Flächenaufbau

Nun kamen die Flächenhälften dran. Zuerst habe ich den Holm hergestellt. Es folgte das hintere Flügelteil, bestehend aus Depron und Balsa und alles zusammen verklebt. Anschließend den Holm in ganzer Länge am Flügelteil angebracht und mit Klebeband gesichert. Das vordere Flügelteil, bestehend aus zwei Balsabrettchen, wurde sauber verbunden und dann mit dem Holm fest verklebt und mit Klebeband gesichert. Mit einer kleinen, runden Feile habe ich im Flächenvorderteil mittig eine kleine Vertiefung geformt, Kleber eingebracht und den 4 mm-Holzstab an die Flächenrundung angepasst und mit Klebeband auf ganzer Länge gesichert. Danach den Nasenleistenbereich nach Angaben des Bauplans erst sauber schräg verschliffen und anschließend, mithilfe der vorhandenen Schablone, auf dem richtigen Profil weich verrundet. Das 6 mm dicke Balsa-Querruder wurde nach hinten spitz verschliffen und das passende Ruderhorn angeleimt. Den hinteren Flächen- und den vorderen Querruderteil habe ich mit leicht verdünntem Weißleim benetzt, trocknen lassen und das Querruder auf ganzer Länge mit Klebeband an der Fläche angeschlagen. Die Anlenkung wurde mit Kugel- und Gabelkopf bewerkstelligt. Die Fläche an den Rumpf stecken, mit Gummi sichern, Gabelkopf an Servo durchstecken– fertig!


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Die Teile für den linken Flügelaufbau sind vorbereitet: Vorderteil in Sandwich-Bauweise (2 mm x 6 mm Depron), der Balsholm ist mit zwei CFK-Profilstäben verstärkt, hinteres Bauteil auch in Sandwich-Bauweise (6 mm Depron, 3 mm Balsa) und Querruder (6 mm Balsa).

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Das Vorderteil mit angegeklebtem Rundstab.


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Das Querruderhorn ist angebracht.

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Ein fertig verschliffenes Querruder wartet auf seine Befestigung.

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Die Querruder werden über kurze Drahtgestänge mit Gabel- und Kugelkopf angelenkt.​


Die Antriebskomponenten

Den SNIFF habe ich mit folgenden Antriebskomponenten motorisiert: 2826/1200kV Motor, 30 A-Regler mit SBEC und einem 1.600-3s-LiPo-Akku. Um den Motor nicht zu überlasten, habe ich den Gasweg senderseitig reduziert, so dass beim vollen Akku ein Strom von maximal 16 A fließt.

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Im Rumpf ist ausreichend Platz für Pichler 1300-3s oder SLS 1600-3s LiPo-Akku.​

Hier sind einige Werte: Der 2826 Motor dreht die 10 x 6 Zoll aero-naut CamCarbon-Luftschraube bei einer Eingangsspannung von 11,9 V mit einer Drehzahl von 8.020 Umdrehungen pro Minute. Die Eingangsleistung beträgt damit 190 W. Diese Leistung ist für diesen Elektro-Segler mit einem Startgewicht von 722 g mehr als ausreichend.
Es wurde noch ein zweiter Test mit einer kleineren Luftschraube durchgeführt. Der Motor dreht die 9 x 5 Zoll Graupner CAM Folding Prop-Luftschraube bei einer Eingangsspannung von 11,9 V mit einer Drehzahl von 10.200 Umdrehungen pro Minute. Die Eingangsleistung beträgt damit 165 W. Diese Leistung ist mit Sicherheit auch ausreichend.


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Detail: Rumpfbug mit Turbospinner und Klappluftschraube.

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Der Flug

Nun war es so weit, Tragflächen am Rumpf gesichert, Akku befestigt und anschließend mit dem Regler verbunden. Ruder sind geprüft, kleine Korrekturen ausgeführt. Der erste Start konnte erfolgen. Mit Halbgas stieg der SNIFF völlig unproblematisch in den Himmel. Auf ausreichende Höhe befördert, wurde der Motor abgeschaltet, um über seine Segeleigenschaften mehr zu erfahren. Er flog wie er sollte, reagierte sehr willig auf alle Steuerbefehle. Schnell stellte sich Vertrauen zum Modell und ein sicheres Gefühl bei mir ein.

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Das Überziehverhalten war unproblematisch: Beim Zug am Höhenruder nimmt das Modell die Nase hoch, wird Iangsamer, kippt sanft nach vorne und segelt kurz danach weiter. Ich hatte es immer unter Kontrolle.
Einfache Kunstflugfiguren wie Rollen, Loopings oder Rückenflug gelingen immer und sind unproblematisch.
Ich habe auch für Querruder 40% Expo eingestellt und einen Flug mit dieser Einstellung durchgeführt. Schnell habe ich Expo aber wieder auf Null gestellt. Viel besser funktioniert es, wenn man zum Querruder etwas Seitenruder beimischt.
Die Antriebsvariante mit der 10 x 6 CamCarbon-Luftschraube hat beim schnellen Kunstflug sehr deutlich offenbart, dass für den SNIFF diese Leistung doch ein wenig zuviel ist. Nach Querruderflattern habe ich schnell den Motor gedrosselt und zu Hause postwendend wieder die 9 x 5 Zoll Luftschraube installiert. Auch mit dieser Luftschraube habe ich ausreichend Power für diesen leichten Elektrosegler. Je nach Gusto sind viele steile Steigflüge möglich oder mit etwa ein drittel Gas dreht der SNIFF gemütlich und langsam seine Runden.

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Mein Fazit

SNIFF, wie schon sein Name andeutet, ist ein leichter Thermikschnüffler, Einsteigersegler aber auch wegen seiner langen Flugzeiten und gutmütigen Flugeigenschaften, als Spaßmodell für jeden Piloten geeignet.
Der junge Pilot, der noch keinen Dreiachs-Segler geflogen hat, wird mit diesem Elektrosegler sehr schnell lernen, wie man so ein Modell fliegt und viel Spaß damit haben. Außerdem wird er noch, dank durchgehender Querruder, die Wirkung der Zusatzfunktionen wie Wölb- und Bremsklappen erfahren. Der junge Pilot wird sich sicher freuen, dass der SNIFF sehr transportfreunlich ist. Da die Flügelhälften und das Höhenleitwerk demontierbar sind, wird ein einfacher Transport möglich.

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Aber auch der Fortgeschrittene und Profi kann sicherlich viel Spaß mit diesem besonderen Modell haben.
Nun war an einem Wintertag ein Fototermin mit meinem Fliegerkollegen und Fotografen Alex verabredet. Dabei entstanden viele schöne Bilder. Noch mal vielen Dank an Alex für seine tolle Arbeit!
Mir bereitet dieser „Schniffler“ immer wieder viel Spaß. Er reagiert sehr angenehm auf alle Steuerbefehle, fliegt neutral und kann sehr langsam und voll steuerbar in Bodennähe geflogen werden. Dank seiner großen Klappen gelingen auch sehr genaue Landungen.

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Dieses ansprechende Modell hat mir beim Bauen bereits sehr viel Spaß, aber noch viel mehr beim Fliegen bereitet. Es freut mich immer wieder, wenn meine Neugier und meine Erwartungen in Erfüllung gehen. Was will man mehr?
Ein sehr gut gemachter 27-seitiger Bauplan, illustriert mit über 35 farbigen Baustufenbildern und Angaben über Materialbedarf und RC-Komponenten inklusive, kann als 27-seitige DIN-A4-PDF-Datei kostenlos von www.flugmodell-magazin.de herunter geladen werden.


SNIFF (Hilmar Lange) - Technische Daten
Einheit
Spannweite
mm​
1.600
Länge
mm​
1.070
Fluggewicht (Testmodell)
kg​
0,722
Tragflächeninhalt
dm²​
31,5
Flächenbelastung
g/dm²​
22,9
SNIFF (Hilmar Lange) - weitere Angaben
Empfänger (MULTIPLEX)M-LINK RX-5
Schwerpunkt
mm​
56
AkkuStefans LiPo-Shop - www.Pichler.de
SNIFF (Hilmar Lange) - Ruderausschläge
Höhenruder
mm​
+/- 18
Seitenruder, R/L
mm​
30/30
Querruder
mm​
+25/-25
Bremsklappen, nach unten
mm​
-35
Höhenruder
mm​
-5
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Milan,
ich habe gerade mit großem Interesse deinen Bericht gelesen.Vor allem die Fotos werden mir beim Bauen meines Sniff sehr nützlich sein. Habe gerade auch einen Bericht im Forum gestartet.
Viele Grüße Herbert
 
Hallo Milu,
den Frässatz gibt's wieder zu Kaufen. Kostet allerdings gut 95,-€ und das ist mir zu teuer.
Für die Super-Board Platten habe ich 25,-€ bezahlt und das Balsaholz habe ich noch im Bestand
 
Hallo Herbert,
jetzt erst deine Nachricht gelesen. Wünsche dir viel Spaß beim Bauen und fliegen!

Grüße
Milan
 

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