Epoxy-Fehlerbild

Gideon

Vereinsmitglied

„Die physikalischen Eigenschaften von Methanol und Ethanol sind weitgehend ähnlich. Zu den Gemeinsamkeiten zählt neben dem Aggregatzustand, der Farbe und dem Geruch die sehr gute, praktisch unbegrenzte Wasserlöslichkeit. Beide Verbindungen haben auch relativ niedrige Siedepunkte: 64,7 und 78,3 °C.“

Die geringfügig unterschiedlichen Siedepunkte sind sicherlich nicht das Problem, da beide leichtflüchtig sind. Der Reinheitsgrad indes ist sicherlich die hauptsächliche Schwierigkeit (wie bereits erwähnt) und auch, dass auf reines Ethanol noch Branntweinsteuer drauf kommt. Rein industriell wird für die Verdünnung von Epoxydharzen (z.B. bei der Lösungsmittelimprägnierung von Prepregs) meist das Keton MEK (Butanon) verwendet, das einen geringstmöglichen Einfluss auf die späteren Eigenschaften des gehärteten Formstoffs hat. Wichtig ist auch zu verstehen, dass nichtreaktive Lösungsmittel immer die Vernetzungsreaktion verzögern. Man kann dabei das Bild heranziehen, dass sich das Lösungsmittel zwischen den Polymerketten befindet und damit die Reaktionspartner auf Abstand hält.

(Löungsmittelfreie) EP-Harze härten rein chemisch unter Wärmeabgabe aus. Kommt ein nichtreaktives Lösungsmittel hinzu, so entsteht zusätzlich eine physikalische Trocknung. Problematisch sind dann dickere Schichten, bei der bereits eine Hautbildung stattgefunden hat und somit der Lösungsmittelüberschuss in der darunterliegenden Schicht nicht mehr in ausreichender Zeit verdunsten kann.
 

Gideon

Vereinsmitglied
Da der zweite Harzauftrag erst nach dem aushärten der 1ten und dann ohne Verdünnung erfolgt ist, kanns das nicht sein.
Genau das. Bitte einmal den Artikel zu Carbamatbildung und Aminröte durchlesen. Das ist mit größter Wahrscheinlichkeit die Ursache für derartige Oberflächendefekte.

Es gibt EP-Harzsysteme, die weit weniger stark auf ungünstige Verarbeitungsbedingungen reagieren. Diese werden aber hauptsächlich für Beschichtungen eingesetzt und sind physikalisch (mechanisch und thermisch) schlechter. Was den Schluss mit dem geringen Wasseranteil in diversen Alkoholen betrifft: Wasser wirkt beschleunigend auf die Vernetzungsreaktion, und emissionsfreie EP-Beschichtungssysteme verwenden oft wasseremulgierbare Härter, um die Verarbeitungsviskosität einzustellen. Das ist state of the art.

Epoxydharz L + Härter L hat bei einem Ansatz von 100 g bei 23 °C eine Topfzeit von ca. 40 min. In derart dünner Schicht (Nassfilmdicke ca. 0,2 mm, ohne Einfluss von Reaktionswärme) beträgt die Gelierzeit ca. 2,5 bis 3 h. In dieser Zeit ist selbst 6 % Wasseranteil im Spiritus längst verdunstet.
 
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Thomas Ziegert

Moderator
Teammitglied
Und damit sind wir wieder am Anfang: warum habe ich diese Zeichnungen im Epoxy?
 

Gideon

Vereinsmitglied
Ich zitier mal aus dem verlinkten Artikel:

„Da Aminhärter hygroskopisch sind (Feuchtigkeit absorbieren), können sie mit der Feuchtigkeit in der Luft reagieren und Ammoniumcarbamat-Nebenprodukte bilden.“

„Aminhärter mit einer längeren Topfzeit sind anfälliger für Aminröte/Carbamatbildung, da sie in der Gelphase viel langsamer Oligomere bilden. Dies ermöglicht dann mehr Zeit, um mit der Feuchtigkeit negativ zu interagieren, anstelle mit den Epoxydgruppen.“

Dünne Schicht = lange Gelphase



Und wenn es noch eine Schlussfolgerung geben soll:

Für dünne Beschichtungen gibt es besser passende Harzsysteme. Z.B. Epoxydharz HT 2 + Härter HT 2 ist ein für dünne Beschichtungen entwickeltes Produkt, das selbst bei ungünstigen Härtungsbedingungen klebefrei (an der Oberfläche) aushärtet.
 
Zuletzt bearbeitet:

hnagl

User
Dein Fehler ist das du das Holz nicht vorbehandelt hast. Das Balsa zieht die Feuchtigkeit an
und nachher will es wieder verdampfen und macht kleinste Kanäle und Löcher.
 

Gideon

Vereinsmitglied
Welche Feuchtigkeit? Wenn vorher keine da war, wird das Holz nicht unbedingt feuchter bei Lagerung in der Werkstatt.
 

Gideon

Vereinsmitglied
Wenn das jetzt ein Debattierwettbewerb werden soll:

Bitte nochmals alles durchlesen, überlegen und dann erst schreiben. Von Kochern in der ersten Schicht war nie die Rede. Diese wurde 48 h gehärtet und vor der weiteren Beschichtung angeschliffen.

Hallo zusammen,

bin mal wieder am Laminieren und es zeichnen sich in der 2. Schicht Epoxy unregelmäßig „Zeichnungen“ auf der Oberfläche ab. Was ist dafür die Ursache?

R&G Harz+Härter 100:35 gemäß Anleitung, 20° Werkstatttemperatur, 55% Luftfeuchte.

Laminataufbau: 1,5mm Balsa, 25g/qm Glasfasergewebe, erste Schicht Epoxy mit 10% Spiritus
 
Und damit sind wir wieder am Anfang: warum habe ich diese Zeichnungen im Epoxy

Nein Thomas, das bist sicherlich nicht, wenn du nicht von dem alles "besserwissenden" verunsichern läßt !

Mache einfach mal selbst ein paar kleine Versuche... , das dürfte doch wohl nicht das Problem sein.
Dann wirst du sicherlich eher an dein Ziel kommen als auf jeden Pfurz zu hören.

Frage:
Hast du deine Fläche nach der ersten Beschichtung oder der zweiten wärmemäßig verändert ? Also zum Beispiel in den Heizraum gelegt ?
 
Meine Erfahrungen...
Das mit dem auftragen von verdünntem Harz habe auch schon gemacht und nach 2-3h nochmals mit Unverdüntem Harz mit Kreditkarte gespachtelt..

Nur verdünne ich nur mit 30% Methanol...
Achtung vor billigen Mahler Methanol, das kann ein Recht hoher Wasser Anteil haben vom lagern und Produktion.

Meist nehme ich 50g Gewebe....da es meist dichter geworben wurde als 25er.
Dichtes 25g... Ist ultra fein und sehr heikel zum verarbeiten.

Was auch sehr gut geht...
ist auch Unverdüntes Harz mit 50g...Sehr sparsam mit Kreditkarte auftragen .. keine See e giessen... Harz aufnehmen spachteln mit feinen leichten sanften Druck auftragen .
Schleifen mit feinem Schleifpapier.
Dann mit Feinspachtel spachteln oder mit Spachel/Füller von Duplicolor spritzen(muss nass geschliffen werden bis nicht mehr viel drauf ist ohne Gewebe durchschleifen.

So oder so ... Es bedeutet immer viel Zeit und Arbeit.
 

Gideon

Vereinsmitglied

Rechts ohne und links das gleiche Material mit Carbamatbildung. Ist zwar Formenharz P, aber der Härter ist hier der springende Punkt. Ich denke, die Unterschiede sind eindeutig erkennbar und die Oberflächenzeichnung ist vergleichbar mit dem ersten Bild von Thomas.

IMG_2055.jpeg


Quelle: R&G Faserverbundwerkstoffe GmbH
 
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