Bertram Radelow
User
Wer (wie wir Davoser) viel auf Schnee fliegt, steht oft vor der Frage, was er seinen Motormodellen unterschnallt: Ski oder Schwimmer? Vor der ähnlichen Frage steht der Gelegenheits-Motorflieger, der vielleicht auch ein paar Schwimmer für sein Modell hat: kann ich diese auch mal im Schnee verwenden?
"Schnee" ist leider nicht so ganz einfach, vor allem ist er gelegentlich dünner als Wasser und bei anderer Gelegenheit extrem viel härter und abrasiver. Versuchen wir mal eine grobe Klassifizierung:
tiefer Pulverschnee im Dezember und Januar: Da sind grossvolumige Schwimmer aus Balsa/Folie (z.B. für Rascal), hohlem EPP (Carbon-Z-Piper, EFlite Cessna) oder GFK (Sebart-MC72) hervorragend geeignet. Die massiven EPP-Schwimmer der Funcub XL sind bei tiefem Pulverschnee jedoch grenzwertig (nur minimale Grösse). Tiefer Pulverschnee (bei dem man jeden Segler nach der Landung erst ausgraben muss) kommt aber in den Hochalpen auch nur wenige Tage im Winter vor und im Tiefland praktisch nie.
Verharschter Schnee ist hier ab Mitte Februar normal: In der Tageshitze schmilzt die Oberfläche zu weichem Brei, die dann in der Nacht mitsamt allen Spuren des Vortages (Skispuren der Schleppflugzeuge und kreuzender Variantenskifahrer, Löcher in der Oberfläche von Tieren, Schneeschuh"sportlern" und - am schlimmsten! - von Piloten, die ihr Modell mitten in der Landefläche gelandet haben und zu Fuss abholen) zu einer eisenharten kratzigen Oberfläche mit Schleifpapierkörnung 30 gefriert. Das würde normalerweise den Einsatz von Ski am Modell erfordern, was aber erst bei Spannweiten um 4m sicher ist (erst dann sind die Ski gross genug um nicht brutal in den erwähnten Löchern hängen zu bleiben). Die grossen Schwimmer bieten da wesentlich mehr Sicherheit.
Allerdings wirkt die Schneeoberfläche immer noch wie Schmirgelpapier. Balsa/Folie-Schwimmer kann man da komplett vergessen (übrigens auch geschleppte Balsa-Folie-Oldie-Segler), die raspelt es mit jeder Start-/Lande-Kombo mehr weg. GFK-Schwimmer wären da natürlich fein raus - wenn sie nicht wie bei Sebart absolute Leichtkonstruktionen wären... Einen festgefrorenen Eisbrocken überleben die nie! Man müsste sie öffnen und innen mit einer Sohle (nicht mehr!!) Bauschaum aussteifen, was auch für hohle EPP-Schwimmer gilt. Aber Bauschaum ist gefährlich, er kann nicht nur im Übermass Hohlkörper zum Aufblähen bringen, sondern auch später wieder einfallen. Bevor man Bauschaum in zarten hohlen Körpern anwendet, sollte man dringend an Ersatzstücken (z.B. der Länge nach halbierten 1,5l-Getränkeflaschen) ausprobieren und ein Gefühl dafür bekommen, wieviel Bauschaum man einbringen muss.
Weicher matschiger Schnee an April-Nachmittagen ist - überaschend. Man denkt, er hätte hohe Dichte und die Schwimmer würden viel Auftrieb erzeugen - aber das täuscht. Anders als viel dünnerer Pulverschnee erzeugt er sehr viel Widerstand und bremst, was die Flugzeuge zum "Graben" bringt: sie schwimmen nicht oben auf, sondern versenken sich selber. Nebenbei ist er auf komische Art "flüssig", etwa so wie man sich Treibsand vorstellt, und hat leider nicht die Dichte von Wasser, sondern nur 0,8 oder so. Wir haben hier schon erlebt, dass solcher Schnee ab frühem Nachmittag unfliegbar wird - und es auch mit Schneeschuhen äusserst mühsam ist, nicht zu versinken! An solchen Tagen kann man einfach nur fliegen bis es nicht mehr geht, also 14°° oder so. Dieser Matsch lädt übrigens zu Blödsinn ein- man kann die gängigen mittleren EPP-Modelle problemlos auf dem Rücken landen...
Kommen wir zurück zum zentralen Thema: EPP-Schwimmer. Das Wegraspeln durch die harte Morgen - äh nicht -Latte sondern -Schneeoberfläche kann man recht einfach verhindern, indem man Laminierfolien auf die Laufflächen aufbügelt. Entfetten des EPPs mit Brennsprit, Aufbügeln mit 120°: dabei schmilzt die Schicht zwischen den Körnern, die Form leidet aber nicht, und die Haftung wird hervorragend. Bei Schwimmern grösser als Laminierfolie: Von hinten nach vorne dachziegelartig aufbringen. Die überstehenden Ränder werden anschliessend sauber abgeschnitten.
Ja wie immer, der Mensch denkt und Gott l...acht sich ins Fäustchen. Was läuft schief? Der Powerslide auf der Schneeoberfläche. Kurvenfahren mit den Flugzeugen ist wie heftiges Driften (und macht übrigens unheimlich Spass!). Wenn die Schwimmer plan auf dem Schnee aufliegen würden, würde die Folie das vermutlich überleben. Aber bei keinem Schwimmer ist das der Fall: bei der MPX Funcub XL sind es die Innenkanten vor der Stufe, die ihr Fett abkriegen, und bei V-Schwimmern die Kiele. Die seitlichen Bewegungen lösen die Folie, und dann wird das nun schutzlose EPP gnadenlos abgefräst. So sahen meine frischen aber Folien-laminierten Schwimmer nach nur zehn Landungen aus (die Laminierfolie habe ich schon abgezogen):
Nebenbei: auch an der hinteren Innenkante hatte es die Folie etwa 5mm weit gelöst und das EPP der Schneefräse preisgegeben. Jetzt die Frage: wenn ich es vorher gewusst hätte - hätte um die Kante herum gezogene Folie alleine nicht gereicht? Aus meiner Erfahrung heraus würde ich sagen: bei der Endkante ja, bei der Stufe nein. Dabei berücksichtige ich z.B. auch, dass ich gerne Motormodelle in der vormittäglichen Windstille fliege (auf eisenharter Schneeoberfläche), bevor ab Mittag die Segler zum Zuge kommen.
Als Lösung wird also etwas gesucht, was sogar das Fliegen auf blankem Eis ermöglicht. Und das ist bei uns nicht etwa spiegelblank, sondern eine Mörderraspel. Foliertes EPP hält diesem niemals Stand. Also habe ich die hochbelastete Schwimmerinnenkante anständig umgebaut:
Dünnes (0,8mm?) G10-Material alleine reicht nicht. Wiederholte Schläge seitlich von innen würden es lösen. Deswegen noch eine Absicherung mit einer 10x10er Kieferleiste. EPP lässt sich anders als Styropor mit einem ultrascharf geschliffenen Küchenmesser mittlerer Grösse wunderbar und präzise schneiden.
Die Kieferleiste muss an der Laufflächenseite noch etwas abgerundet werden. Die G10-Platte folgt der Krümmung leicht. Wenn alles passt, wird die G10-Platte auf der Klebeseite vollständig aufgeraut bis nichts mehr glänzt. Die Klebeflächen werden im leichten Überschuss mit Araldit blau / Uhu endfest / gefülltem Laminierharz bestrichen, Leiste und Platte angebracht und mit sehr stramm aufgezogenem Malerkrepp bis zur Aushärtung (vorzugsweise auf dem aufgedrehten Heizkörper) fixiert.
Anschliessend wird verquollenes Harz mit dem oben erwähnten scharfen Messer abgehoben, G10-Überstände werden abgeschliffen und die Kante kräftig gerundet. Dann werden die komplette vordere und die hintere innere Lauffläche und 2cm der Schwimmerinnenseite mit Laminierfolie (möglichst schwere) bebügelt. Zusätzlich wird die am höchsten belastete Gegend noch mit einem 5x10cm-Laminierfolienstück bebügelt. Das sieht dann so aus:
Grund: Vereiste Schnee- oder Eisoberfläche ist so brutal, dass sie die Laminierfolie nach ca. 10 Landungen zerstört. Wenn man also am Flugtag bei der Kontrolle nach der Landung irgendwann die ersten Fetzen sieht, nimmt man das mitgenommene Paketklebeband und haut schnell 5 Lagen davon darauf. Am Abend entfernt man in Ruhe den ganzen Salat und bügelt wieder ein Stück Laminierfolie darauf und alles ist wie neu.
Andere EPP-Schwimmer erfordern andere Lösungen. Bei solchen mit Kiel würde ich das längere Hinterende des Kiels durch eine 10x10 Kieferleiste ersetzen. Die Laminierfolie darüber sollte nicht aus einem getrennten linken und rechten Stück bestehen, sondern aus einem Stück, dass aber bei stark gekurvten Oberflächen links und rechts alle 3 cm von den Seiten her bis kurz vor dem Kiel eingeschnitten wird. Gebügelt wie immer dachziegelartig, hinten beginnend.
Hoffe geholfen zu haben.
"Schnee" ist leider nicht so ganz einfach, vor allem ist er gelegentlich dünner als Wasser und bei anderer Gelegenheit extrem viel härter und abrasiver. Versuchen wir mal eine grobe Klassifizierung:
tiefer Pulverschnee im Dezember und Januar: Da sind grossvolumige Schwimmer aus Balsa/Folie (z.B. für Rascal), hohlem EPP (Carbon-Z-Piper, EFlite Cessna) oder GFK (Sebart-MC72) hervorragend geeignet. Die massiven EPP-Schwimmer der Funcub XL sind bei tiefem Pulverschnee jedoch grenzwertig (nur minimale Grösse). Tiefer Pulverschnee (bei dem man jeden Segler nach der Landung erst ausgraben muss) kommt aber in den Hochalpen auch nur wenige Tage im Winter vor und im Tiefland praktisch nie.
Verharschter Schnee ist hier ab Mitte Februar normal: In der Tageshitze schmilzt die Oberfläche zu weichem Brei, die dann in der Nacht mitsamt allen Spuren des Vortages (Skispuren der Schleppflugzeuge und kreuzender Variantenskifahrer, Löcher in der Oberfläche von Tieren, Schneeschuh"sportlern" und - am schlimmsten! - von Piloten, die ihr Modell mitten in der Landefläche gelandet haben und zu Fuss abholen) zu einer eisenharten kratzigen Oberfläche mit Schleifpapierkörnung 30 gefriert. Das würde normalerweise den Einsatz von Ski am Modell erfordern, was aber erst bei Spannweiten um 4m sicher ist (erst dann sind die Ski gross genug um nicht brutal in den erwähnten Löchern hängen zu bleiben). Die grossen Schwimmer bieten da wesentlich mehr Sicherheit.
Allerdings wirkt die Schneeoberfläche immer noch wie Schmirgelpapier. Balsa/Folie-Schwimmer kann man da komplett vergessen (übrigens auch geschleppte Balsa-Folie-Oldie-Segler), die raspelt es mit jeder Start-/Lande-Kombo mehr weg. GFK-Schwimmer wären da natürlich fein raus - wenn sie nicht wie bei Sebart absolute Leichtkonstruktionen wären... Einen festgefrorenen Eisbrocken überleben die nie! Man müsste sie öffnen und innen mit einer Sohle (nicht mehr!!) Bauschaum aussteifen, was auch für hohle EPP-Schwimmer gilt. Aber Bauschaum ist gefährlich, er kann nicht nur im Übermass Hohlkörper zum Aufblähen bringen, sondern auch später wieder einfallen. Bevor man Bauschaum in zarten hohlen Körpern anwendet, sollte man dringend an Ersatzstücken (z.B. der Länge nach halbierten 1,5l-Getränkeflaschen) ausprobieren und ein Gefühl dafür bekommen, wieviel Bauschaum man einbringen muss.
Weicher matschiger Schnee an April-Nachmittagen ist - überaschend. Man denkt, er hätte hohe Dichte und die Schwimmer würden viel Auftrieb erzeugen - aber das täuscht. Anders als viel dünnerer Pulverschnee erzeugt er sehr viel Widerstand und bremst, was die Flugzeuge zum "Graben" bringt: sie schwimmen nicht oben auf, sondern versenken sich selber. Nebenbei ist er auf komische Art "flüssig", etwa so wie man sich Treibsand vorstellt, und hat leider nicht die Dichte von Wasser, sondern nur 0,8 oder so. Wir haben hier schon erlebt, dass solcher Schnee ab frühem Nachmittag unfliegbar wird - und es auch mit Schneeschuhen äusserst mühsam ist, nicht zu versinken! An solchen Tagen kann man einfach nur fliegen bis es nicht mehr geht, also 14°° oder so. Dieser Matsch lädt übrigens zu Blödsinn ein- man kann die gängigen mittleren EPP-Modelle problemlos auf dem Rücken landen...
Kommen wir zurück zum zentralen Thema: EPP-Schwimmer. Das Wegraspeln durch die harte Morgen - äh nicht -Latte sondern -Schneeoberfläche kann man recht einfach verhindern, indem man Laminierfolien auf die Laufflächen aufbügelt. Entfetten des EPPs mit Brennsprit, Aufbügeln mit 120°: dabei schmilzt die Schicht zwischen den Körnern, die Form leidet aber nicht, und die Haftung wird hervorragend. Bei Schwimmern grösser als Laminierfolie: Von hinten nach vorne dachziegelartig aufbringen. Die überstehenden Ränder werden anschliessend sauber abgeschnitten.
Ja wie immer, der Mensch denkt und Gott l...acht sich ins Fäustchen. Was läuft schief? Der Powerslide auf der Schneeoberfläche. Kurvenfahren mit den Flugzeugen ist wie heftiges Driften (und macht übrigens unheimlich Spass!). Wenn die Schwimmer plan auf dem Schnee aufliegen würden, würde die Folie das vermutlich überleben. Aber bei keinem Schwimmer ist das der Fall: bei der MPX Funcub XL sind es die Innenkanten vor der Stufe, die ihr Fett abkriegen, und bei V-Schwimmern die Kiele. Die seitlichen Bewegungen lösen die Folie, und dann wird das nun schutzlose EPP gnadenlos abgefräst. So sahen meine frischen aber Folien-laminierten Schwimmer nach nur zehn Landungen aus (die Laminierfolie habe ich schon abgezogen):
Nebenbei: auch an der hinteren Innenkante hatte es die Folie etwa 5mm weit gelöst und das EPP der Schneefräse preisgegeben. Jetzt die Frage: wenn ich es vorher gewusst hätte - hätte um die Kante herum gezogene Folie alleine nicht gereicht? Aus meiner Erfahrung heraus würde ich sagen: bei der Endkante ja, bei der Stufe nein. Dabei berücksichtige ich z.B. auch, dass ich gerne Motormodelle in der vormittäglichen Windstille fliege (auf eisenharter Schneeoberfläche), bevor ab Mittag die Segler zum Zuge kommen.
Als Lösung wird also etwas gesucht, was sogar das Fliegen auf blankem Eis ermöglicht. Und das ist bei uns nicht etwa spiegelblank, sondern eine Mörderraspel. Foliertes EPP hält diesem niemals Stand. Also habe ich die hochbelastete Schwimmerinnenkante anständig umgebaut:
Dünnes (0,8mm?) G10-Material alleine reicht nicht. Wiederholte Schläge seitlich von innen würden es lösen. Deswegen noch eine Absicherung mit einer 10x10er Kieferleiste. EPP lässt sich anders als Styropor mit einem ultrascharf geschliffenen Küchenmesser mittlerer Grösse wunderbar und präzise schneiden.
Die Kieferleiste muss an der Laufflächenseite noch etwas abgerundet werden. Die G10-Platte folgt der Krümmung leicht. Wenn alles passt, wird die G10-Platte auf der Klebeseite vollständig aufgeraut bis nichts mehr glänzt. Die Klebeflächen werden im leichten Überschuss mit Araldit blau / Uhu endfest / gefülltem Laminierharz bestrichen, Leiste und Platte angebracht und mit sehr stramm aufgezogenem Malerkrepp bis zur Aushärtung (vorzugsweise auf dem aufgedrehten Heizkörper) fixiert.
Anschliessend wird verquollenes Harz mit dem oben erwähnten scharfen Messer abgehoben, G10-Überstände werden abgeschliffen und die Kante kräftig gerundet. Dann werden die komplette vordere und die hintere innere Lauffläche und 2cm der Schwimmerinnenseite mit Laminierfolie (möglichst schwere) bebügelt. Zusätzlich wird die am höchsten belastete Gegend noch mit einem 5x10cm-Laminierfolienstück bebügelt. Das sieht dann so aus:
Grund: Vereiste Schnee- oder Eisoberfläche ist so brutal, dass sie die Laminierfolie nach ca. 10 Landungen zerstört. Wenn man also am Flugtag bei der Kontrolle nach der Landung irgendwann die ersten Fetzen sieht, nimmt man das mitgenommene Paketklebeband und haut schnell 5 Lagen davon darauf. Am Abend entfernt man in Ruhe den ganzen Salat und bügelt wieder ein Stück Laminierfolie darauf und alles ist wie neu.
Andere EPP-Schwimmer erfordern andere Lösungen. Bei solchen mit Kiel würde ich das längere Hinterende des Kiels durch eine 10x10 Kieferleiste ersetzen. Die Laminierfolie darüber sollte nicht aus einem getrennten linken und rechten Stück bestehen, sondern aus einem Stück, dass aber bei stark gekurvten Oberflächen links und rechts alle 3 cm von den Seiten her bis kurz vor dem Kiel eingeschnitten wird. Gebügelt wie immer dachziegelartig, hinten beginnend.
Hoffe geholfen zu haben.