Servus zusammen,
ich würde hier zunächst gern mal schreiben, was mich persönlich dazu gebracht hat, in den Wettbewerbskunstflug einzusteigen:
Auf dem Modellflugplatz war ich schon immer mit dabei und mit dem Fliegen begonnen habe ich auch in sehr jungen Jahren. Was mir dabei von Anfang an von meinem Papa beigebracht wurde: präzises Fliegen. Auch wenn es da vielleicht vorrangig um die Landeeinteilung ging.
Mein Papa hat selbst nie besonders viel Kunstflug gemacht, war aber immer der F-Schleppszene verbunden und hat darin auch viele Wettbewerbe bestritten.
Zum Kunstflug gebracht hat mich dann vermutlich das TOC. Dieses unglaubliche Kräftemessen der besten Modellflieger der Welt, welches in Bild und Ton als VHS-Kassette von Peter Ritters (PR Medien) auch mir zugänglich war. Als die VHS Kassette irgendwann recht verschlissen war, wurde sie ein paar Jahre später durch eine DVD des German Acro Masters 2004 ersetzt.
Begeistert haben mich dann die Vorstellungen diverser Piloten auf den Flugtagen in der Umgebung (u.a. in Nennslingen) und die Flüge einiger Piloten aus den Nachbarvereinen.
Unser Verein ist Mitglied in einem Zusammenschluss aus mehr als 10 Vereinen rund um den Großraum Ingolstadt. In diesen Vereinen gab es so um 2005 etliche Piloten, die an den F3A-X Wettbewerben in Deutschland teilgenommen hatten. Und was wurde gemacht? Es wurde jährlich ein Kunstflugwettbewerb für eben diese Vereine ausgerichtet. Geflogen wurde das B- und C-Programm, an die Modelle gab es keine Anforderungen und die Hürde da mal teilzunehmen, war denkbar gering.
So kam es, dass ich als Jugendlicher dort einfach mal teilgenommen habe. Ich hatte keine großen Wettbewerbsambitionen, wollte eigentlich 3D-Fliegen und auf Flugtage fahren, da mich der immense Trainingsaufwand, von dem mir immer berichtet wurde, abgeschreckt hat. Aber nachdem ich mir das mal angeschaut hatte, was dort im Programmflug so geboten wurde, dachte ich mir einfach: Das kann ich auch!
Endgültig auf den Zug aufgesprungen bin ich nach der Kunstflugakademie 2007. Einige haben diese Initiative hier schon gelobt, für mich war es genau die richtige Veranstaltung zur richtigen Zeit. Es ging ja nicht nur um F3A sondern auch um F3A-X. Bernd Beschorner hatte damals seine große Raven dabei und in mir war der Ehrgeiz geweckt. Kurze Zeit darauf trat ich beim ersten Wettbewerb der Jahresrunde 2007 an.
Was ist dann passiert: Ohne die Unterstützung meines Papas hätte es nie funktioniert, das war mal das Wichtigste überhaupt. Aber mir standen sofort mehrere erfahrene Piloten mit Rat und Tat zur Seite. Meine Flüge wurden beobachtet, mir wurden Tipps gegeben. Martin Glasl, ein langjähriger Kunstflugpilot hat mir kurz darauf mein erstes reinrassiges Wettbewerbsmodell, die vergrößerte Version von Ernst Lipperers F3A-Tucano, gebaut.
So, wie kam ich nun zum F3A?
Wie schon angesprochen, wollte es der Zufall eben so, dass in meinem Umfeld viele in der X-Szene aktiv waren. Also hatte es mich zunächst eben da hingezogen.
Aber ich erinnere an das TOC. Namen wie Wolfgang und Roland Matt, CPLR, Quique Somenzini oder Sebastiano Silvestri waren mir da im Gedächtnis geblieben. Die sind doch alle F3A geflogen, also müsste es doch eigentlich so sein, dass dort immer noch mit die besten Piloten fliegen.
Ende 2009 wurde von Seba der Wind S Pro angekündigt. Ein nahezu fertiges F3A-Modell für einen doch überschaubaren Preis. Gegenüber den damals schon verfügbaren Oxai-Modellen bzw. den bekannten Bausätzen, die es damals so gab, war das ein einfacher Weg, um so ein Modell mal zu bekommen und zu „erleben“. Also wurde der Flieger angeschafft, gebaut und dann stand er erstmal im Keller. Tatsächlich war auch mein erster F3A-Wettbewerb dann ein Teilwettbewerb zur Bavarian Open im Jahr 2011. Das war der letzte Motivationsschub der notwendig war, um mich für den nur wenig später stattfindenden Aufstiegswettbewerb der Bundesliga anzumelden.
Also, was war notwendig, um mich für die F3A-Fliegerei zu begeistern?
Die Tatsache, dass es große Namen im Modellflugsport gibt, die dieser Klasse entstammen und die Reportage von großen Wettbewerben. Dann das Engagement aktiver und ehemaliger deutscher Wettbewerbspiloten (ich will jetzt nicht alle aufzählen, ich würde nur welche dabei vergessen), die Wissen vermittelt und Werbung gemacht haben. Die absolute Unterstützung und Rückendeckung meines Papas.
Aber zuletzt eben auch die paar Nachbarvereine mit ihren paar Wettbewerbspiloten, die einfach mal eben jedes Jahr einen Kunstflugwettbewerb gemacht haben. Letztendlich war das auch ein wenig der Ersatz für das was viele vielleicht noch aus den 70er / 80er Jahren kennen: die guten alten Vereinsmeisterschaften. Ich kenne sie nur aus Erzählungen und den vielen Pokalen meines Papas.
Inzwischen ist eben alles ein wenig anders. Modellflug ist häufig ein Hobby unter vielen. Früher musste man aus meiner Sicht noch mehr Enthusiasmus mitbringen. Es gibt diese Leute immer noch, aber vielleicht nicht mehr so viele je Verein, weshalb man vielleicht mal ein wenig weiterschauen muss, eben beispielsweise in den Nachbarvereinen.
Und die Zeiten, in denen niemand über seine Technik redet, die sind längst vorbei. Die habe ich auch nicht mehr erlebt. Denn inzwischen kann man ja eigentlich alles fertig kaufen.
Und aus dem Grund ist der Einstieg meiner Meinung nach auch nicht mehr so schwer: Ein F3A-Modell kann man entweder gebraucht oder eben als vergleichsweise günstiges Fertigmodell erwerben. Die aktuellen Modelle von BJ Craft beispielsweise sind auch weit verbreitet und zwar nicht mehr so günstig wie ein Wind S vor zehn Jahren, aber aktuell werden ja alle Fertigmodelle teurer (auch Extreme Flight, etc.).
Also für mich bedeutet F3A:
Sehr gut fliegende Zweckmodelle, die eben nicht die Nachteile der vorbildgetreuen Modelle mitbringen und es dadurch erlauben, noch präziser zu fliegen – und das sowohl in einfachen als auch sehr schwierigen Programmen. Die Betriebskosten sind bei den fast ausschließlich eingesetzten Elektroantriebe echt überschaubar, die Wartung ebenfalls. Man kann mit ein paar Akkus wirklich viel trainieren, kann fast überall fliegen, da es keine Lärmprobleme gibt, und die Modelle sind kompakt und gut zu transportieren.
Außerdem gibt es auch für nochmal deutlich weniger Geld verkleinerte F3A-Modelle. Ich habe 2010 am Sebart-Cup in Nennslingen teilgenommen und dort mit meiner Angel S50 einen Kunstflugwettbewerb bestritten. Das geht und macht genauso viel Spaß. An der Bavarian Open kann man im B-Programm damit auf jeden Fall teilnehmen und selbst die aktuellen P-Programme kann ich mit sowas fliegen. Zwar nicht so präzise und gleichmäßig wie mit einem „echten“ F3A-Modell, aber es geht.
Vielleicht denkt sich jetzt der ein oder andere, der mich kennt:
Robert fliegt ja selbst seit Jahren mit Oxai Modellen und Contra.
Ja, das stimmt. Die Modelle gehen gut und ich hatte immer das Glück, hier gute gebrauchte Modelle erwerben zu können. Tatsächlich haben mich diese Flieger dann auch durch deutlich mehr Wettbewerbssaisonen begleitet als meine vorherigen. Insgesamt habe ich damit wohl nicht mehr Geld für die Flieger ausgegeben. Und ich bin in den letzten Jahren auch mal eine Saison ohne Contra geflogen. Es sind am Ende Nuancen und persönliche Vorlieben, die hier noch den Unterschied machen und das muss am Ende jeder selbst entscheiden.
Was ist damit mein persönliches Fazit:
Uns allen – die wir aktiv Wettbewerbe fliegen – macht diese Art der Fliegerei Spaß wie sie ist. Natürlich werden sich die Modelle Schritt für Schritt weiterentwickeln, aber wir werden doch jetzt eine etablierte Wettbewerbsklasse nicht von Grund auf umkrempeln und wir sollten sie aus meiner Sicht auch nicht zu Tode reglementieren, das verhindert ja wieder jegliche Innovation. Mich hat auch der aktuelle FMT-Artikel über die Salamandre der Giezendanners ziemlich beeindruckt.
Ich habe auch den Eindruck, dass es gute und etablierte Wettbewerbsrunden gibt, die funktionieren und den Einstieg ermöglichen (z.B. Bavarian Open, DMFV Motorkunstflug). Was ich am Ende nicht verstehe: Warum schafft einer von zwei nationalen Verbänden Abweichungen von einem international gültigen Regelwerk. Das fängt schon an, wenn es national angepasste Figurenbeschreibungen gibt. Das macht natürlich eine Annäherung nicht unbedingt einfacher.
Was können wir damit also am ehesten tun:
Als aktive Wettbewerbspiloten die Initiative ergreifen und aus unserer Sicht geeignete „Kandidaten“ doch mal anzusprechen. Einen kleinen vereinsübergreifenden Wettbewerb ausrichten, etc. Wir hatten bei uns am Platz auch schon mehrere Trainingstage, zu denen wir v.a. über Facebook und den F3A Verteiler des LVB eingeladen hatten.
Das ist meine Sicht der Dinge und wenn ich persönlich wieder etwas mehr Zeit habe, würde ich das auch gerne wieder stärker umsetzen vollen, insbesondere wenn es nach diesen beiden doch etwas anderen Jahren 2020 und 2021 hoffentlich wieder mehr Veranstaltungen geben wird.
Viele Grüße
Robert