Kreisal, das ist nicht nicht ganz einfach zu erklären, ohne zu viele "Internas" preiszugeben ... ich versuche es trotzdem mal:
Das ungünstie Klebeverhalten von EPP liegt u.a. im Aufbau des Materials begründet. EPP wird aus Granulat aufgeschäumt. Das heißt, es ist kein ganz homogenes Material, sondern besteht aus sehr vielen kleinen Zellen, die dicht aneinandersitzen. Jede Zelle für sich ist ebenfalls nicht homogen: Der Zellrand verdichtet sich teilweise an der nächsten Zelle, der Zellkern ist eher unverdichtet.
Durch diesen "Zellhaufen" geht beim Schneiden der heiße Draht. Dabei schmilzt das EPP unterschiedlich stark, an hoch verdichteten Stellen (am Zellrand) weniger denn im Zellkern. Es entstehen Millionen von mikroskopisch kleinen Dellen an der Oberfläche. Das Tape haftet nur am Zellrand und nicht vollflächig. Durch betapen wird die Oberfläche geglättet, darum sind bespannte Modelle schneller als roh belassene ...
Dieses ungleiche Abbrandverhalten der EPP-Zellen kann durch besonders gleichmäßig geschäumtes Rohmaterial und eine entsprechende Schnitt-Technik minimiert werden. Doch dadurch wird das Material teurer, die Schneidegeschwindigkeit langsamer, der Anspruch an die Ganggenauigkeit der CNC-Schneideanlage höher und der Ausschuß durch materialbedingte Fehlschnitte ist trotzdem größer, was alles zusammen dann deutlich höhere Bearbeitungskosten verursacht. Daher kommt auch ein großer Teil der Preisunterschiede zwischen einigen Anmbietern, es gibt aber noch weitere Faktoren ...
Beim in der Form produzierten Nuri (wie der Bee) wird das Material direkt in der Modellform aufgeschäumt, es wird nicht geschnitten. Am Formenrand sind alle Zellen verdichtet, daher ist die Oberfläche hier etwas glatter und das Tape hält besser. Dieses war einer der Gründe, warum ich mir auch mal überlegt habe, eine Form für eines meiner Modelle erstellen zu lassen.
Doch für echtes EPP sind die Formen viel aufwändiger und damit teurer als für Styro usw. Wir sprechen hier von Kosten von 20k€ aufwärts für ein einfaches Modell ... Damit so eine EPP-geeignete Form sich dann lohnt, muss so ein Modell jahre(-zehnte)lang unverändert angeboten werden und kann nicht mehr aktualisiert werden an neuere Aerodynamik oder besseres Material. Doch das hauptsächliche meiner Ziele liegt in der Weiterentwicklung des Leistungspotentials der EPP-Modelle, nicht im Massenvertrieb - darum kommt eine Form für mich nicht in Betracht. EPP-Fun ist mein Hobby, nicht mein Gelderwerb. Die Modelle entwickle ich in erster Linie für mich als EPP-Freak - wenn ein Modell dann gut gelungen ist, dürfen auch andere sich daran erfreuen und es kommt in den Shop ...
Man kann das Klebeverhalten des geschnittenen Modells durch Abschleifen (und damit glätten der kleinen Dellen) deutlich verbessern. Vor dem betapen dann gründlich entfetten und entstauben. Für Strapping-Tape reicht die Klebewirkung dann aus, aber für Folien und Bespanntapes ist Sprühkleber als Haftvermittler trotzdem sehr zu empfehlen.