Hallo,
entscheidend für die horizontale Entfernung ist auch die Flughöhe, bzw. da lege ich Wert auf eine gewisse Sicherheitshöhe in Relation zur Entfernung. Ein Modell kann gerne mal irgendwelche unerwarteten Bewegungen machen - ist ja selten ruhige Luft - und da macht es einen riesen Unterschied, ob das in 20 oder 100m Höhe passiert und das Modell dabei 300m entfernt ist. Wenn hinter dem Wind geflogen wird - da stehen immer die besten Bärte
- gibt es bei Seglern noch mal einen Aufschlag. In 300m Höhe kann man auch mal 1000m vom Startplatz entfernt kurven. In 20m Höhe ist das ein No-Go, außer im alpinen Segelflug, da kann es einen das Modell retten.
Im Grunde muss das aber jeder für sich entscheiden. Mir brachte man bei,
niemals hinter dem Wind zu kurven. Das war vor 45 Jahren.
Heute machen die Modelle mehr Fahrt und Strecke. Da kann man mehr riskieren, bzw. riskiert dabei nichts.
Man sollte sich da auch nicht von anderen unter Druck setzen lassen, egal was da für Werte als normal, ok oder sonst wie präsentiert werden. Wichtig ist mir persönlich, dass ich ein sicheres Gefühl beim Fliegen habe und ich entspannt lande. Ich möchte auch nicht ständig neue Modell bauen (weil mir eins fehlt). Der oben gepostete rote Nurflügel ist z.B. bald 20 Jahre alt und wird sicher noch weiter 20 Jahre halten. Andere Modelle von mir sind deutlich älter - und werden noch älter, der hier hat z.B. schon 25 Jahre auf den Buckel:
Noch ein Wort zur Fluglageerkennung: Wir leben in einer Zeit, wo die Modelle alle perfekt sind und aus der Packung heraus mit dem richtigen Schwerpunkt fliegen - laut Werbung und Kundenwunsch. In der Realität kann ein Modell aus 300m Höhe gewaltigen Kräften ausgesetzt werden, wenn z.B. ein Segler etwas mehr Fahrt aufnimmt, als strukturell für dieses Modell möglich ist. Das sieht man evtl. in 200m noch, in 300m evtl. auch noch aber in größeren Höhen sieht man evtl. nur noch die Teile herunterrieseln - konnte ich auch schon erleben. Der hier ist z.B. auch so eine etwas empfindlich Konstruktion. Sie bekommt oberhalb einer gewissen Geschwindigkeit ein Eigenleben - deshalb fliege ich sie im Nahbereich, wo das perfekt zu kontrollieren ist:
Damit ist gemeint: Mit einem Segler aber auch Motormodell, dessen mögliche Geschwindigkeit über der strukturell zulässigen Geschwindigkeit liegt, würde ich nur in einem Bereich fliegen, wo ich optisch die Lage optimal kontrollieren kann und deshalb nicht in den kritischen Bereich komme. Einige sehr stabile Eigenkonstruktionen lasse ich aus größeren Höhen nach Geräusch ab - das reicht da als Feedback.
Dann gibt es sowas wie die Manövergeschwindigkeit. Damit ist gemeint, dass man bis zu einer bestimmten Geschwindigkeit z.B. voll durchziehen kann, ohne dass Modell die Ohren anlegt. Wenn die mögliche max. Geschwindigkeit über der Manövergeschwindigkeit liegt, ist ein perfekter Sichtkontakt absolut notwendig und ich fliege eher in der Nähe. Unüberlegte Korrekturen in größerer Entfernung passieren da viel leichter und bergen das beschriebene Risiko einer strukturellen Überforderung des Modells.
Das sind mal so einige Aspekte, die bei mir eine Rolle spielen, wenn ich sowas wie einen Flugplan erstelle, bei dem ich max. Höhe, max. Entfernung, Fluglänge etc. zurechtlege. Das Ganze kann man sich dann wie einen Kegel vorstellen, der nach oben von einem gewölbten Dach begrenzt wird, etwas geneigt wegen dem Wind steht und um so mehr geneigt wird, desto mehr Wind. Die Sonne schiebt ebenfalls eine Fläche hinein. Modellgröße und Stabilität vergrößern den Kegel, wird das Modell kleiner oder ist strukturell nicht so belastbar, wird der Kegel kleiner.
VG