Mein Kommentar hat sich fast erübrigt, weil die Diskussion im Auslegungsbereich nun die richtige Kurve genommen hat, dennoch der Vollständigkeit halber...
War gar nicht böse gemeint, sollte nur zum Nachdenken über den Sinn der Diskussion anregen, was das untere Laminardelleneck angeht, weil der Hund woanders begraben liegt.
Das Problem von dem ersten Entwurf von H@bib waren die viel zu langen Wölbklappen, das ist ja nun behoben. Bevor man in die Details mit den Profilen einsteigt, muss die Basisauslegung hinhauen. Sonst weiß man nicht, ob man über 60% oder nur 30% lange Wölbklappen diskutiert. Das macht im Profilwiderstand einen erheblichen Unterschied, auch und insbesondere wenn das eigentliche Problem bei den Elevons liegt, nur mit umgekehrten Vorzeichen! Nicht plus, sondern minus...
Ich denke immer noch, dass das untere Laminardelleneck (beim HS522 bei ca. 0,1) zu hoch liegt.
Das MG-06 hat ein etwa doppelt so großes Profilmoment, braucht deutlich mehr Verwindung und damit hat
möglicherweise ein MG-06 Pfeil ein Problem mit dem unteren Laminardelleneck, wobei die Reserve des HS-522 für -2,0° Verwindung
nachgewiesenermaßen ausreichend ist. Das Profil wird an vielen kleinen Speedpfeilen eingesetzt, inzwischen sogar HLG und Allround-NF und zwar wegen der Re-Zahlunempfindlichkeit.
Und jetzt zu meinem Hinweis bzgl. der Profile: 1993-1995 habe ich ausführliche Untersuchungen mit dem S-5010 und S-5020 bezüglich der Nutzung für F5F und F5B gemacht. Dabei habe ich S-5010, S-5010/8%, S-5020 und S-5020/8% gebaut. Auf diesen Erfahrungen aufbauend habe ich später HS-520 und HS-522 designt, weil ich genau wusste, dass nur das S-5020 leichte Probleme mit dem unteren Laminardelleneck hat, was ich durch einen Abfangbogenflugstil kompensiert habe, der das Profil immer in die Laminardelle zwingt. Dann aber läuft das S-5020 wie Sau, anders kann man das nicht beschreiben!
Für Rechnungen ist daher das S-5020 ein guter Sparringspartner, weil das die Grenze markiert, wo bei 20° Pfeilung, Streckung 8-12 und Verwindung -2,0° tatsächlich im Speedflug in der Praxis spürbare Nachteile auftreten. Das kann man speziell beim S-5020 über eine hohe Flächenbelastung voll kompensieren, 75g/dm² sind kein Thema. Das S-5010/8% liegt zum Beispiel voll im grünen Bereich, was das untere Laminardelleneck angeht.
Das HS-522 wird gerne an Speedpfeilen geflogen und zwar genau deswegen, weil es einwandfrei um ca=0 fliegt. -2,0° Verwindung haben sich da als guter Wert herausgestellt, ohne dass irgendwelche Probleme auftreten. Das HS-522 ist dahingehend kein Zufallstreffer und ich bin auch kein Genie, was das angeht, sondern es war klassische experimentelle Arbeit rund um HS33V1-V5 und HS40V1-VX, die einfach ausgewertet werden musste, unter Zuhilfenahme der bekannten Katastrophenfälle. Oder genauer gesagt:
Das Design des HS-522 ist darauf exakt ausgelegt, dass es im praktischen Einsatz keine Probleme mit der Profilunterseite gibt!
Wer sich erinnert:
Minikiller/HS-520 war eine rein theoretische Design-Studie von mir und in dem Zuge habe ich auch das HS-522 entwickelt. Deswegen war die Diskussion am unteren Laminardelleneck eine Diskussion am Problem vorbei, weil das nicht das Problem ist!
Die üblichen Katastrophenfälle
Und jetzt kommen wir zum Kern der Sache. Im Langsamflug setzen wir die selbsttrimmende Wölbklappe und sind glücklich, aber im stationären Kreisflug ziehen wir doch, um den Bock hübsche Kreise drehen zu lassen. Freunde, jetzt wird es wirklich interessant, weil wir das MG-06 jetzt vergewaltigen
, aber ihr habt es ja so gewollt.
Preisfrage: Wer erkennt den Unterschied?
Wenn man am Höhenruder zieht, dann produziert das MG-06 eine deutlich ausgeprägtere Saugspitze bei geringerem Auftriebsbeiwert als das HS-522. Oder anders gesagt ist das MG-06 nicht sonderlich gut für negative Klappenstellungen geeignet und da sind wir beim Thema Vergewaltigung eines Profils. Die Alternative MG-06/HS-522 entscheidet sich nicht am unteren Laminardelleneck, sondern woanders: HS-522 ist beim Höhenruderziehen im Manöverbereich erheblich weniger abrissgefährdet. Zugleich hat es bei nahezu derselben Polare - die Unterschiede vernachlässigen wir mal großzügig - einen geringeren Profilmomentenbeiwert und damit ist es insbesondere auch für Speedleitwerkler eigentlich das bessere Profil, weil es weniger Trimmwiderstände produziert. Aber das sei nur am Rande bemerkt...
Was die Polaren angeht und die Diskussionen im 10E-4 Bereich, ist zu bedenken, dass wir hier Pfeilflügel haben, die kürzere laminare Laufstrecken haben, als vergleichbare Geradflügler und daher sollten wir die Ncrit dezent etwas niedriger schrauben, als die sonst typischen 11-13, vielleicht 8-10. Dennoch können wir damit nicht alle Umschlagskriterien an Pfeilen erschlagen, daher sind diese Rechnungen insbesondere im Bereich der Profilwiderstände mit Vorsicht zu genießen und sind nicht geeignet, jede Promille ausführlich zu diskutieren, weil dazu die Fehler im Grenzschichtmodell (2D statt 3D) viel zu groß sind. Hier benötigen wir dann empirische Werte, um das unter falschen Annahmen gerechnete richtig einsortieren zu können und genau das war das Thema beim unteren Laminardelleneck. Und damit wäre ich mit meinem Wort zum Samstag auch schon am Ende.
Siggi
PS: „MG-06mod“ habe ich verwendet, weil das meine geglättete Version vom „MG-06“ ist. Sonst könnte irgendwer behaupten, es hätte nur an der mangelnden Glättung gelegen, dass diese Ergebnisse bei den Geschwindigkeitsverteilungen herauskommen.