Neuaufbau old school M- Boot

Take5

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Teil 1

Schon in der Kindheit / Jugend hatte ich einen Flipper von Top, den mir mein Vater aufbaute, der Flugmodellbau betrieb. Auf einem Flugtag in Oberhausen bei Karlsruhe mit angrenzendem See war ich ebenfalls vor Ort, wie auch Mitglieder des Schiffsmodellvereins Karlsdorf / Neuthard. Mein Flipper mit dem selbstgenähten Einbahnensegel brauchte auf der Kreuz sicher 5 Schläge mehr als die modeneren Regattayachten. Die Jungs motivierten mich doch mal vorbeizuschauen. Zu der Zeit (1983) wurde in der Schiffsmodell der Spantenriss der Anja XIII veröffentlicht, da war ich 16 Jahre alt.

So baute ich mit meinen Kumpels eine Positivform von der wir die Rümpfe abformten. Unterstützt von Siggi aus Karlsdorf gab es einen Großbaumbeschlag und einen Satz Segel, mein Vater fuhr mit mir nach Kandel zu Walter Piel und es gab die restlichen Beschläge + konischen Kohlefasermasten.

Damit war ich auf Freundschaftsregatten unterwegs z.B. in Mannheim und Bischheim. Das war die Zeit der Unboote aus Steinbach, der Bone , Anjas usw…

Zu dritt fingen wir an eigene Boote zu zeichnen, das erste war ein Fehlschlag und erhielt den Namen Seegurke, so fuhr es auch. Achtern zu viel Volumen, vorne zu wenig. Der nächste Entwurf war wesentlich besser und segelte auf Anhieb sehr gut, wir bauten auch dafür eine Negativform. Anfang 20 fing ich mit dem Windsurfen an und verkaufte alles.

2010 kam ich auf meiner Rennradrunde wieder in Oberhausen vorbei, diesmal fand ein Helitreffen der 3D Zappler statt, Smackzone !. Die Atmosphäre + Helis begeisterten mich so, dass ich mit dem Helifliegen begann.

Somit in die Foren geschaut, auch hier mit den alten Erinnerungen. Die Bilder der Yachten weckten gleich wieder Begehrlichkeiten und die alte Form stand noch auf dem Speicher. Da Glasfasermatten noch zu Hause lagen laminierte ich das Teil wie früher als leichte Schale, die durch das Decksgerippe ausgesteift wird. Der Kiel wurde mit UD Gelege auf einen Balsaholzkern laminiert. Nach dem ersten Feuer schlief das Projekt ein und schlummerte wie die Form einige Jahre auf dem Speicher.

Da ich mittlerweile öfter Zeit an einem Seegrundstück verbringen darf keimte das Thema wieder auf.

Grüße Chris


Altes Foto, so war der Istzustand auf dem Speicher, Ruder gab es auch schon:


boot.jpg
 
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Take5

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Teil2

Zuerst musste die mittlere Leiste verlängert werden, diese vor Jahren vor dem Bereich des Mastfußes abzuschneiden war weniger intelligent.

Als nächstes kam der Deckel an die Reihe. Früher die Öffnung auf eine runde Scheibe Holz laminiert heute wesentlich komfortabler mit Fusion 360 + 3D Drucker. So konnte der Radius des Decks gleich beim Druck berücksichtigt werden.

Die Winde soll über Deck, dafür einen Rahmen für die Carbonplatte gebaut an der die Winde befestigt wird. Die Leisten mit der Oberfräse dafür genutet.

Früher war eine Glasplatte in passender Länge vorhanden um die dünne Platte für das Deck zu laminieren. Eine beschichtete Holzplatte hätte es auch getan. Letztendlich bestellte ich eine 0,3er GFK Platte, diese war allerdings nur einen Meter lang und so musste gestückelt werden. Zunächst erste Anprobe, Foro mit Isolierband. Wusste noch von früher, dass es durchaus etwas Tricky ist die Platte ohne Wellen aufzukleben. Daher schnitt ich die Platte so gut es ging genau zu um das Klebeband längs der Kante komplett kleben zu können. Mit punktueller Befestigung wie bei der Anprobe gibt es aus leidvoller Erfahrung viel zu spachteln. Unterspritzen musste ich dann auch noch ein paar Stellen, die Kante überall sauber zu schließen erforderte auch nochmals Zeit. Ein laminiertes Deck mit passendem Radius wäre natürlich wesentlich einfacher zu verkleben. Auf dem Foto noch ohne Nacharbeit und den ersten Ausschnitten.

Grüße, Chris

deckel.jpg
boot1.jpg
boot4.jpg
boot2.jpg
 

Take5

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Teil 3

So ganz ohne Spachteln und Schleifen ging es dann doch nicht, auch wegen dem Gestückel mit dem Deck. Nach zwei längeren Nachmittagen war dann nach Spachteln, Schleifen, Spritzspachtel und Grundierung die Rumpfschale fertig zum Lackieren.

boot8.jpg

boot9.jpg


Das ist der Part bei dem ich immer an die gelben Seiten Werbung denken muss "vielleicht hätte er jemand fragen sollen der sich damit auskennt". Dies war meine 2. größere Lackierung mit 2k Lack aus der Dose und scheint wohl der Schlüssel zum Erfolg zu sein. Lackiert sich super und behält seinen Glanz, bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

boot10.jpg


Die Hausbesitzerin wollte dann unbedingt noch Paulchen als Steuermann sehen. Meinen Einwand, dass Paulchen nicht Dauergast sein wird kam nicht so gut an ;-) Der Kiel hatte soviel Auftrieb, dass ich einen Pflasterstein notdürftig daran befestigte damit der Kahn nicht kippt.

boot11.jpg


Grüße Chris
 
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Hallo Chris,
sehr schön sieht das aus. Gefällt mir sehr gut, ins besonder die farbliche übereinstimmung von Paulchen und dem Deckel machen einen sehr stimmigen Gesamteindruck. :D
Schöne Grüße,
Johannes
 

Take5

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Teil4

Die Segel sind mittlerweile auch aus England gekommen und hingen fast vier Wochen beim Zoll fest. Baue das Boot mit einem klassischen Rig, da mir dies besser gefällt als ein Swingrig und gewinnen möchte ich damit eh nichts. Der konische Kohlefasermast ist schon über 35 Jahre alt und war noch in meinem Besitz. Für das 190er Segel etwas zu kurz, muss diesen daher noch verlängern. Mastfuß ist auch fertig.

boot12.jpg



Bei der Winde, ein schwerer Klotz von Hitec der ebenfalls noch im Regal lag, machte ich kurzen Prozeß. Entfernte das Typenschild, feilte den Deckel plan und klebte die Winde direkt auf die Carbonplatte.

boot13.jpg



Am WE das Schwert und Ruder grundiert, das Schwert brauch noch Nacharbeit.

boot14.jpg



Die Heckbrücke für die Umlenkung der Schot und der Befestigung des Achterstags, ein Verbund aus 3D Druck und Carbon. Dafür druckte ich das Teil nochmals etwas größer als Gegenstück zum Laminieren.


boot15.jpeg


Die Form für das Kielgewicht ist auch gedruckt, der Ölsand schon hier, das Blei noch unterwegs. Da ich noch nie ein Kielgewicht gegossen habe wird das noch eine spannendere Aktion.

boot16.jpeg


Danke Johannes!

Grüße Chris
 
Bei mir schwirren noch zwei Baugruppen für den Fockbaum einnes M Bootes rum
Alter? Vielleicht 40 Jahre
Material überwiegend Titan
Hersteller Modellsportzentrum in der UdSSR (Ukraine)
Qualität? in meinen Augen Werkzeugmacherqualität
Beide sind geeignet das Profil der Fock mit RC zu trimmen.


1. Baugruppe vermutlich die ältere Konstruktion

02.1 Front.jpg02-2 Seite.jpg02-3 Unten.jpg02-4Schwenk.jpg02-5 Trimm.jpg





2. Baugruppe
Vorliek der Fock ist an Deck befestigt ( der Baum ist etwas kürzer als Unterliek der Fock)
01-1 Front.jpg01-2 Seite.jpg01-3 Unten.jpg01-4 Trimm.jpg


Bei Beiden fehlen eine Grundplatte und die Verstellschraube für die Twistverstellung

@ Take 5
Falls Du Interesse hast, melde Dich bitte per PN

Uli
Mist. eigentlich fehlen noch einige Maße
 

Take5

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Teil 5

Leider habe ich mich im Büro mit Corona infiziert und bin seit letzten Montag krank. Somit Quarantäne und nichts mit dem Kielblei gießen. Nachdem es mir nach 3 Tagen etwas besser ging machte ich daher mit dem Rigg weiter.

Um die Bäume der Unterlieksrundung anzupassen wurden Winkelstücke zur Verbindund der Rohre gedruckt wie auch die Klemmen. Das Großsegel steht schonmal und dies mit sehr schönem Profil wenn ich oben auf den Masten ein wenig Druck für die Biegung gebe. Mein erster gedruckter Mastkopf brach gleich bei der Belastungsprobe da senkrecht gedruckt und die Schichtung hält der Scherkraft nicht stand. Beim zweiten nur das Rohr für in den Mast liegend gedruckt und somit in "Faserrichtung" . Als Anschlag eine Carbonhülse aufgeklebt, händig geschlitzt für das Schothorn und nun hält das Teil. Den Mast auch so verlängert.

boot19.jpeg


boot18.jpeg



Hallo Ulrich, danke für das Angebot, die klassische Pendelfock ist allerdings schon gesetzt. Möchte das Boot auch so reduziert als möglich aufbauen was die Beschläge betrifft.

Bei der Fock das gleiche Spiel wie mit dem Großbaum, nur anderer Durchmesser.

boot17.jpeg


Grüße Chris
 

Take5

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Teil 6

Die Lieferung des Bleis verzögerte sich seit 14 Tagen und wird jetzt erst geliefert. Zunächst die Wanten in den Mast gezogen und eine Saling gebastelt.

Der eingehängte Haken am Mast war nur um das Segel zu halten, wurde natürlich ausgehängt beim Einführen des Mastkopfes.

boot24.jpg


IMG_20220705_184949.jpg


Schotführung für die Anlenkung des Großbaums:

boot23.jpg


Am Freitag kamen die Dacron Folien. Dachte ich klebe die mal schnell auf das Boot. War dann allerdings eine längere Aktion als gedacht. Die Farbe entspricht genau den Patches auf dem Segel. Der pupur farbene Deckel passte somit nicht mehr, daher noch im DM ein Haferdrinkpulver mit passendem, weißem Deckel gekauft. War am günstigsten ;-)

boot22.jpg


Es wird...

IMG_20220708_160434__01.jpg


Die Holzkisten für das Blei zu gießen habe ich auch gebaut und heute mal getestet. Leider reicht das eine kg Sand nicht aus, daher muss ich nochmals bestellen und hoffe am nächsten WE endlich das Kielgewicht gießen zu können.

boot29.jpeg


Auf die Spannschlösser warte ich dank UPS leider auch noch. Früher war Hermes Panne, UPS toppt das mittlerweile...


Grüße Chris
 
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Take5

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Teil 7

Aufgeriggt, noch nicht getrimmt.

Frage, suchte im Netz aber nicht gefunden: soweit ich mich erinnere ist der Anschlagspunkt der Fock am Mast von der Höhe reglementiert. Hintergrund, der Anschlag den ich vor vielen Jahren in den jetzt verwendeten Mast gebohrt hatte sitzt zu tief um das Achterliek der Fock parallel am Mast führen zu können.

Die Spiere ist nur geklemmt, würde das Vorstag gerne höher anschlagen. Handy und Gegenlicht, das leuchtende Pink ist überall gleich und passt unten besser zur Realität:

boot30.jpg
 
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Moin Chris,

wenn du keine RL Regatten segelst ist die Fockstaghöhe nicht ganz so wichtig.

Würde die Spreize weg lassen. Den Anschlag Punkt etwas höher an ordnen.

Dann einen etwas längeren Fockbaum.
Mit einer Dirk für die Fock anschlagen.

Dein Mast ist sehr dünn, ob du da das Vorliek dicht bekommst ?
Dann eine zu starke Mastkurve, dann ist vorbei mit am Wind Höhe segeln.

Mein M-Boot hat einen Walicki-Profil- Drehmast. Das ist optimal.

Die modenen M-Boote segeln mit einen Swingrigg=ist das Beste u. schnellste.

Wenn du RL-Regatten segeln willst brauchste eine Vermessung, dann sind alle Maße da.

Sonst sieht dein M-Boot Top aus.

Der Hai im Hintergrund ist auch der Meinung.

Viele Grüße Gerd.

 

Take5

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Danke Gerd!
Wenn überhaupt nehme ich vielleicht mal an einer Freunschaftregatta teil, wollte es trotzdem regelkomform aufbauen. Aber du hast Recht, bringt ja nichts ohne Vermessung und somit schlage ich das Vorstag einfach weiter oben an. Der Mast ist noch ein 30 Jahre alter, konischer Kohlefasermast von Walter Piel. An dem Teil hängen noch Erinnerungen und die Boote gingen damit immer gut am Wind, sollte klappen. Wollte ja aus optischen Gründen ein klassisches Rigg und funktioniert ja nach wie vor bei den IOMs ;-)

Noch zur Saling: diese ist wieder Geschichte wegen dem Transport in der Segeltasche, daher wieder wie früher Unterwanten.
Hai: falte ab und an Origami wenn ich nichts zu basteln habe ;-)

Grüße Chris
 

Take5

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Doch noch was gefunden:


Als Riggtyp benutze ich seit dem ersten Schiff eine Art 7/8 Takelung. Das bedeutet eigentlich, dass die Fock etwa bei 7/8 Masthöhe angeschlagen wird, was hier aber so genau nicht der Fall ist. Die Inspiration kam von den großen Rennyachten, bei denen sich diese Takelungsart mittlerweile mit Erfolg durchgesetzt hat. Laut Vermessung ist es ja völlig freigestellt, welche Takelung man in dieser Hinsicht benutzt. Auch die recht effektive M-Takelung mit dem Anschlagpunkt bei 80% der Rigghöhe wäre möglich, oder ganz einfach die Topptakelung.

Die 80% könnten passen, werde ich heute Abend sehen. Wenn nicht auch kein Beinbruch.

Grüße Chris
 
Moin Chris,
M-Boot ist nee ganz andere Klasse wie deine oben beschriebenden.
Ist das Großsegel etwas größer, wird einfach die Fock kleiner gemacht. Damit die größtmögliche Vermessungsegelfläche in der Vorschrift passt. Alle Segel müssen in dem A-Rigg Segeln rein passen.
Nochmal zu deinen Mast von Walter.
Schau mal an der Vorderkante am Mast, ob da ein Loch oder sonstiges zusehen ist.
Bei Walter stimmten die Maße. Er ist ein sehr erfahrener, guter RC Segler.
Sonst hole dir von Graham Bantock die A-Rigg Maße.
Viele Grüße Gerd.

 

Take5

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Hallo Gerd,
klar geht es um eine andere Bootsklasse, es werden aber verschiedene Anschlagshöhen genannt. Vielleicht ist meine Annahme ja auch falsch, dass M für Marblehead steht.

Hier noch ein Schaubild aus dem Link:

boot-31.jpg

Der Mast hatte keine Löcher. Das Loch habe ich, nochmals nachgerechnet, vor über 35 Jahren gebohrt. Allerdings war damals mein A Rigg kleiner und die Fock war anders geschnitten, daher musste ich den Mast auch um ca. 5cm verlängern.

Grüße Chris
 
Hallo,

Gerd, du meinst / verwechselst da was mit 10R.
Bei 10R gilt das A-Segel als Grundlage für die kleineren, die einfach nur in dessen Umriss reinpassen müssen.
Bei M ist das völlig anders, da können die drei (sind noch drei oder gab da inzwischen ne Veränderung?) erlaubten Vermessungsriggs völlig unterschiedliche Grundmaße haben. Früher konnte man dann pro Vermessungsrigg, also pro A, B und C Rigg noch jeweils bis zu 2 weitere Segelsätze dazu tun, A2 und A3, B2 und B3 und C2 und C3, die dann aber in der Tat in die jeweiligen Vermessungsabmessungen rein passen mussten. Entweder gleiche Grösse aber anderes Material/Profil oder aber in der Tat auch kleiner in der Fläche, z.B. eben für die Sturmsegel. A war dann volle Höhe 215, B kam bei 190 herum raus und C lag bei 160 im Messbrief. Die zusätzliche Riggs B2/3 und C2/3 gingen dann bis auf < 100 runter, C3 war da meist nur ein Taschentuch für englischen Fleetwood-Wind ,-))
Früher konnte man also bis zu 9 Riggs rumschleppen. Ist heute glaube ich etwas reduziert worden, nur noch 6 oder so?

Bei M gelten nach wie vor die 80% der Rigghöhe für den Fockanschlag am Mast.
Eine kleine Tücke für Unerfahrene ist dabei die Definition der Rigghöhe.
80% der vermessungstechnischen Rigghöhe. Nicht der Masthöhe.
Die Vermessungs-Rigghöhe geht „nur“ bis Oberkante Kopf vom Großsegel. Da wo dann die entsprechende Vermessungsmarke sitzt /sitzen soll.

Und die gedachte gerade Linie, die die Fockbefestigungs“leine“ hoch zum Mast zieht, muß unterhalb dieser 80% die Vorderkante vom Mast treffen/schneiden. Ein Befestigungs-Beschlag für Haken etc. muss also entsprechend tiefer gesetzt sein, so dass diese gedachte gerade Linie dann nicht über die 80% nach oben verläuft. War früher ab und zu ein vorkommender Fehler, wenn jemand direkt auf die 80% eine aufbauende Lasche gesetzt hat, in der dann ein Haken fürs Vorsegel gesetzt wurde, das stand dann "plötzlich" zu weit raus…


Interessante Wiederbelebung eines alten Rumpfes. Danke für den Bericht dazu!

Dass die Rumpflinien lt. der Bilder in den Seitenansichten offenbar nicht ganz straken, der Rumpf ein bisschen wie aus drei Teilen zusammengesetzt wirkt, ist das so gewollt? Also keine Bauungenauigkeit sondern ein spezielles Feature? Wenn letzteres, was steckt an Idee dahinter?

Die eingeformte Plicht - wurde da evtl. ein Wasserrohr mit 90° Abgang als partielles Formteil mit Positiv-Laminatbauweise verwendet?

Gruß
Thomas
 
Btw.: Diese kleine Strebe (das "Einhorn") da oben am Mast für die Fockanhängung hat einen Nachteil: Man kriegt eine Dirk da nur mit einem Umweg dran. Die Dirk verläuft ja normalerweise zwischen Baumnock und Fockanschlagpunkt am Mast, damit sie hinter dem Vorsegelachterliek entlang verläuft, das Segel dabei immer frei ist. Würde sie hier aber mit dem Vorsegel zusammen an der Strebe angeschlagen werden, stösst sie mit dem ausladenden Achterliek zusammen. Man muss einen recht großen Ring da oben um die Strebe herum in die Dirk einbinden, damit sie um die Strebe herum frei schwingen kann und sie eben oben am 80% Mastanschlag befestigt werden kann.
 
Was ich damals mit 7/8 geschrieben habe, ist rein abmessungstechnisch natürlich Quatsch (wie man in der Skizze ja auch leicht nachmessen könnte), das wäre rechnerisch was von einem 14/15 oder so Rigg gewesen, so gering war der Anschlag niedriger ggegenüber der gesamten Rigghöhe. "7/8-Rigg" war damals nur ein quasi umgangssprachlich genutzter Begriff, der für Riggs stand, bei denen die Fock zwar nicht als Toptakelung bis ganz nach oben ausgeführt war, aber trotzdem noch recht weit hoch ging. Es gab auch den Begriff der "3/4 Riggs", bei denen die Fock eben deutlich tiefer am Mast angesetzt ist. Alles mehr sowas umgangssprachliches, nicht rechnerisch genau ,-)
 

Take5

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Hallo Thomas,
vielen Dank für deine Beiträge! Das Boot habe ich mit 18-19 Jahren entworfen, wie schon geschrieben vor 35 Jahren. Das war mehr aus dem Bauch und den "Sehgewohnheiten" der damaligen Zeit. Es lief dafür ganz gut und konnte mit den damaligen neueren Anjas und der Bone mithalten im Verein. Durch das Decksgerippe habe ich den Rumpf etwas schmäler gezogen als ürsprünglich gebaut, daher kommt wahrscheinlich dein Eindruck mit der Ausstagung. Beim Bild im ersten Beitrag gibt es einen Baufehler, das Decksgerippe senkt sich nach unten im Bugbereich, das habe ich korrigiert und aufgefüttert.

Das Schwert war beim ersten Boot natürlich auch nicht so lang.

Die Form für die Pflicht befindet sich in jeder Thermoskanne ;-)

Bin selbst gespannt wie das Teil läuft!

Letztendlich ist meine Motivation für die Aktion hier entspannt zu sitzen, bei einem guten Kaffee meinen Spaß damit zu haben. Ist der Ausgleich zum etwas aufregenderem Helifliegen, speziell beim Speedfliegen.

boot40.jpg




Grüße Chris
 
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Hallo Chris,

aus der Zeit komme ich ja ungefähr auch und hab da auch noch einige Erinnerungen ,-) Dein Rumpf erinnert mich nicht an die Anjas und gar nicht an die Bone, aber viel mehr an die diversen flachen Skalpelle bzw. deren Versionen, die es damals so gab. Originale oder eben mehr oder weniger typähnliche Nachbauten, wie z.B. auch die Unboote aus dem Frankfurter Raum, die in Süddeutschland ja auch sehr erfolgreich waren. Ich glaube, diese ganzen „Kopien“ waren alle auch relativ gleichwertig (oder wären es potentialmässig gewesen), bloss wurde mehrheitlich die originale Skalpell halt auch von guten Seglern und damit eben meist auch vorne gefahren, diese Kombi guter Segler + gutes Boot kam dann anderen Entwürfen nicht so zu teil, die damit nicht oder nur wenig(er) auffielen. Ich denke nicht, dass die originalen Skalpell-Rümpfe nun unbedingt der Stein der Weisen waren, ich fand diese „Eierschalen“ immer etwas naja (Geschmackssache) und war einer anderen Designlinie recht lange treu, aber das Gesamtpaket war hier in Deutschland seinerzeit einfach sehr gut bzw. sogar schlicht überragend gewesen.

Die Bone ist ein ganz anderes Rumpfdesign, viel schmaler und auch hochbordiger, mehr eine Zigarrenform. Die hatten wir damals auch im Verein und auch von der oder von der ausgehend gab es ähnlich gelagerte Designs, u.a. die Holly-Bone aus Österreich von R. Holly, oder auch eine sog. Anja aus dem Kaarster Raum von G. Meysemeyer, ein sehr schlanker und zudem auch flach gehaltener Rumpf, den speziell W. Krüll einige Jahre recht erfolgreich segelte. Und die Anjas von Lupart hatten eine eigene Linienführung mit zumeist oben zum Deck hin etwas eingezogener Bordwand (bis auf die letzte oder die beiden letzten Versionen, gegen Mitte der 90iger herum, die waren dann von dieser langjährigen Linienführung abweichend).

Bei deinem Rumpf fielen mir auf den Bildern dieser im Mittelbereich plötzlich flach oder eingefallen wirkende Bereich auf, das wirkt im Ganzen wie aus drei Teilbereichen zusammengesetzt, die nicht ganz sauber zueinander angepasst sind.

ungleichmässige form.JPG


rumpfform.JPG


Aber das dürfte mehr eine optische Sache sein, bitte nicht als Kritik oder so ansehen.

Ich hatte mal 1985 einen M-Rumpf erstellt, auch so in deinem Alter damals, der nur aus 3x 100g Glasgewebe gefertigt war (ich glaube ganz feines Atlas-Gewebe war das gewesen, jedenfalls recht teuer und super geschmeidig). Übrigens in einer Negativform einer Bone. Diese Schale habe ich dann im Ausbau ziemlich auseinander gedrückt und erst einige Zeit danach dann noch ein Korsett aus Kohlerovings eingeharzt, weil mir die Sache doch etwas zu weich war. Das waren Rovings die wie Spanten etwa alle 7 cm verteilt waren und dazu auch in ähnlichem Abstand noch Längs welche durch den Rumpf gelegt. Nettes Karomuster sozusagen.

Mikado 1985.JPG


Mikado 1985 -2.JPG


Das ging eine Saison auch gut, über den Winter aber gab es eine böse Überraschung: Zwischen den Rovings hatte sich das Laminat abgeflacht. Der Rumpf sah plötzlich aus, als wenn er aus lauter „Plattenstücken“ zusammengesetzt sei. Ich hatte da natürlich dann für einige Tage eine tiefe Krise. Aber auf dem Wasser war das Boot wie vorher, das Ganze hat zumindest wohl den Wasserablauf offenbar nicht groß gestört, bzw. es war bei dem Boot und seinem Skipper nicht bemerkbar. Das Boot war so auch noch einige Jahre weiter in Betrieb, auch mit einem neuem Eigner, die Plattenbildung hat sich danach nicht weiter verschlimmert. Ohne die unverändert gebliebenen Kohlestringer wäre der ganze Rumpf wohl gleichmässig eingefallen. Vielleicht wäre das optisch auch nicht so aufgefallen, wie der so entstandene "Plattenbau". So ein bisschen erinnert mich aber Dein Rumpf jetzt an dieses Erlebnis, nicht an die Plattenbildung, aber an ein mögliches Verziehen/Einfallen einer Rumpfschale. Vielleicht hat sich da auch das Laminat über die Jahre etwas verformt. Frühe Epoxy-Panscherei war ja nicht ganz ohne und nicht immer sind da haltbare Sachen bei rausgekommen, vor allem, wenn sie mit etwas Temperatur z.B. durch Sonne belastet wurden. Da gabs auch Kielflossen, die sich beim Hochnehmen des bei Sonnenschein im Gras abgelegten Bootes sanft um Seglers Hand wickelten… Mit Polyester war sowas nie passiert.

Thermoskanne, ah, ok. Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen. Gute Idee!

Wenn ich den Schlitz für die Kielflosse auf dem letzten Bild sehe, die Flosse scheint zumindest da oben recht dick profiliert zu sein. Wenn sie so dick durchgehend ist, würde ich sie kürzer ausführen, denn so bremst der lange Kiel dann doch ziemlich, vor dem Wind wird da auch eine Stolperneigung noch verstärkt. Wenn Du Pech hast, wirkt das Boot auf dem Wasser zu steif und fühlt sich träge an, springt zäh an und wird auch nicht richtig flott/lebendig. So als wenn irgendwas da kleben würde.
Ein langer Kiel muss, abgesehen vom besseren aufrichtenden Moment am Wind, nicht immer von Vorteil sein, ich bin ja gar kein Freund dieser in meinen Augen überlangen Stelzen ,-) Aber kürzen geht ja immer noch. Schau vorher mal, ob du mit dieser Stelze überhaupt in Dein Entspannungsgewässer passt. Speziell im Uferbereich kann es da Schwierigkeiten geben.

Eine Saling kann man einfach abnehmbar machen: Zwei Alu- oder Messingrohre in gewünschter Salinglänge mit 3 mm Aussendurchmesser und 2 mm Innen, in eins davon dann einen 2 mm Stahldraht einkleben, der nach aussen um Mastdurchmesser plus entsprechende Einstecklänge im zweiten Röhrchen herausschaut. Das wird dann einfach in den Mast durch eine seitliche mittige 2 mm Bohrung gesteckt und auf der anderen Seite eben das zweite Salingsrohr aufgeschoben. Zum Transport ist alles schön flach rausnehmbar. Für die Wanten feile ich ins Ende eine kleine Kerbe in Hochrichtung und sichere die Wanten in dieser Kerbe mit einem dünnen selbstgemachten Splint aus Wantendraht. Hat die Saling eine Pfeilung, verhindert diese Kerbe über die Wantenspannung auch ein unerwünschtes Verdrehen der Saling nach unten oder oben.

Brauchen tust Du wahrscheinlich aber eh keine, wenns das konische Rohr ist, was ich im Kopf habe, das ist mit Ober- und Unterwanten auch ohne steif genug.

Bei den gedruckten V-Verbindungen in den beiden Bäumen hab ich Zweifel bezüglich deren Stabilität. Da kommt schon ein ganz schönes Biegemoment und sie sitzen da an einer Sollbruchstelle. Fahr zumindest mal erstmal mit einem zusätzlichen Vorstag als Hilfsstag. Sollte der Fockbaum knacken, kippt dann wenigstens nicht das Rigg um.

Darf man heute gar nicht mehr sagen, aber früher war eine Dirk bei Pendelfock noch kein Standard-Feature. Ist ja heute undenkbar, Pendelfock ohne Dirk, geht gar nicht. Da klemmt ja die Fock komplett zu. Aber damals waren die Riggs auch mit z.T. deutlich weniger Riggspannung unterwegs, und man hatte das mit dem mal mehr mal weniger Auswehen bzw. der Achterliekspannung der Fock im Pendelbaumsystem irgendwie halt so im Trimm/Griff (…mal mehr oder auch mal weniger passend). Rückblickend frag ich mich trotzdem schon manchmal, warum die damals nicht schon verbreiteter war. Ich hatte sie z.B. an meinen ersten M-Booten gar nicht, erst am vierten kam sie als steckbare Option nur für reinen Flautenwindeinsatz, nur fürs A-Rigg. Ansonsten immer ohne. 9 von 11 Regattajahren.
Aber weil das ein suboptimales System war, gab es ja damals auch recht viele feste Fockbaumbeschläge, die die Achterliekspannung besser einstellen konnten, eben wie beim Großsegel über den Großbaumniederholer. Heute fällt es (mir) schwer, so ein Boot ohne zu segeln, da fällt der oftmals doch etwas suboptimale oder kompromissbehaftete Focktrimm dann doch irgendwie störend ins Auge.

Gruß
Thomas
 
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