Neuaufbau old school M- Boot

Take5

User
Hallo Thomas,
danke für deinen Beitrag! Das Thema Kiel interessiert mich auch, da werde ich sicher nochmals aktiv werden und einen kürzeren testen! Auch habe ich noch 4Kg Blei hier liegen, da die erste Bestellung nicht beikam und ich diese als verloren glaubte.

Grüße Chris
 
Moin,

Achtung:
*Storymodus alte Zeiten on*

Da hab ich doch glatt was hinsichtlich eigener Erfahrungen bei M-Boot und Kiellänge vergessen gehabt: Hab eine M aus den späten 80igern mit so einem damals modernen flachen Eierschalenrumpf ala Skalpell 1. Das Boot ist dem von Chris hier damit recht ähnlich, etwas breiter gehalten. Der damalige Originalkiel dazu hat ich glaube was um 3,6 kg Blei dran und ist um die 45 cm tief – was den Skalpellen damals auch entsprach und zu den damals tiefen Versionen gehörte. Auch eine recht breite, leicht nach hinten gepfeilte Flosse ebenfalls im damaligen Walicki-Style (was der grosse Meister machte, musste ja gut sein - das Boot war aber nicht von mir… ,-)). Das Boot ist mit einem Universalrigg mit 190 cm Großsegelvorliek ausgestattet, wie hier das von Chris, war zwar nie auf Regatten, wäre aber technisch damals durchaus sehr gut regattafähig ausgerüstet gewesen und ist auch schön leicht und sehr gut gebaut. Zu diesem Boot hatte der ursprüngliche Eigner dann später (in den Mitte 90igern) noch mal einen zweiten Kiel angefertigt, die gleiche Flosse noch etwas nach unten verlängert und weniger Blei in längerer, dünner Torpedoform. Er ist das Boot dann nur noch damit gesegelt und fand es besser so. Als ich es bekommen habe, hab ich dagegen diesen Kiel recht schnell zur Seite gelegt und den Originalkiel verwendet. Zwar war das Boot teilweise durch das geringere Gewicht agiler (logisch), aber es fühlte sich irgendwie nicht rund an. Trotz weniger Blei teilweise sogar irgendwie steifer, gehemmter. Der etwas kompaktere und schwerere Kiel haben dem Boot in meinen Augen ein besseres Allroundverhalten gegeben, das lief damit einfach für mein Empfinden runder und ausgewogener, flüssiger. Und das, obwohl ich, wie oben schon mal gesagt, ja eigentlich auch eher auf leichte, empfindlich abgestimmte Boote stehe und mir deren Agilität (meist) besser gefällt/gefiel. Vielleicht hätte ich den leichteren Kiel bei einem Regattaeinsatz dann trotzdem verwendet, von wegen alte Gewohnheiten und auch ein bisschen Theorie-Denke von wegen das muss ja eigentlich besser sein mit tiefer und leichter und so, aber so als Freizeit-Boot hat er mir halt nicht gefallen. Es ist ja auch ein bisschen was anderes, ein Boot just for fun und dann zumeist auch allein auf einem Gewässer fahren zu lassen, oder eben in einer Gruppe dicht bei dicht um Plätze zu rangeln und da auch zumeist sofort die Unterschiede in der Performance zu sehen (oder vorgeführt zu bekommen…). Wenn ich hier noch gelegentlich am See meine Wanderrunden drehe, ist es mir sehr recht, wenns Boot auch mal Streckenabschnitte ganz alleine schafft, ohne dass man am Ruder quasi ständig am Tun sein muss. Dafür geht halt ein mehr oder weniger grosser Tick an Bootsgefühl verloren, wenns Boot dann so ziemlich ausgewogen segelt und keine oder nur sehr wenige Reaktionen übermittelt. Spätestens wenn man dann verduzt feststellt, dass es mit Am-Wind Segelstellung bei inzwischen gedrehtem Wind fast raum läuft, aber einfach stur geradeaus weiter läuft und man null entsprechende Rückmeldung bekommt. Dann doch lieber Zicke. Aber ok, das ist ein anderes Thema, über das man auch lang und breit (und letztlich ohne einheitliches Ergebnis ,-)) diskutieren kann…

Das andere Erlebnis war direkt bei der Entwicklung eines Bootes. Das basierte auf einem älteren 1-Meter Rumpf samt bereits vorhandenem recht tiefen Kiel mit Blei, da war quasi schon alles fertig an Werkzeugen für da. Nur kam ein ganz anderes Rigg drauf, Ketschtakelung, also insgesamt ein deutlich niedriger gehaltenes Rigg, aber mit nicht unbedingt weniger Gesamtsegelfläche. Der Prototyp fuhr soweit auch ganz ok, allein er wirkte auf dem Wasser manchmal etwas steif und gehemmt, auch noch, als ich im eigentlich letzten Ansatz der Testerei dann noch mal die Segelfläche vergrösserte. Das Ding lief ziemlich stur und extrem ausgewogen. Aus irgendeiner Laune heraus hab ich dann mal einen um 1/3 kürzeren Kiel aus den vorhandenen Bauteilen fabriziert und den dann gleich beim ersten Test bei recht frischem, böigem Wind ausprobiert. Aber hallo, das war ein Aha-Erlebnis! Mit dem langen Kiel segelte das Boot zwar gut steif am Wind, raumschots gabs aber einige Unterschneider, kein Weg- und Durchrauschen. Mit dem kürzeren wars natürlich etwas weniger steif am Wind, lag etwas mehr auf der Backe, aber ohne dabei gefühlsmässig nun großartig schlechter unterwegs zu sein, es fühlte sich aber spürbar agiler an. Raumschots ging in Böen dann aber plötzlich die Katze aus dem Sack, das Ding kam jetzt wunderbar und wie vom Bogen geschossen ins Gleiten – die Böe rauscht an, ein leichtes, aber fast waagerechtes und sattes Eintauchen des Rumpfes und dann gings ab wie am Gummi gezogen mit Spritzwasser weit zu beiden Seiten weg, ganz so wie es einige Fotos von den damaligen Whitebread-Maxis gab. Kein Abtauchen mehr, sondern Vortrieb pur in Speed. Ein extrem gutes, lang anhaltenes Erlebnis.
Das war für mich auch so überzeugend, das ich diesen kürzeren Kiel dann gegen alle Widerstände fürs fertige Boot umgesetzt habe.

Das hat auch dazu geführt, das die kleinere MM damals auch einen recht kurzen Kiel bekam, was damals schon eher ungewöhnlich war. Letztlich zwar in dem Fall ein Tick länger, als ein Versuchsmuster, aber doch kürzer und kompakter, als man es bei der Bootsgrösse gemeinhin unter „modernen“ Gesichtspunkten / Erwartungen wohl dran erwartet hätte.
Ich hatte hier eine längere Flosse aber gar nicht erst versucht. Es gab ja Jahre später auch mal so eine Fernost-MM-Kopie im Vertrieb von Krick, die mit einem deutlich längeren Kiel versehen war, ansonsten aber die MM sehr weit in allen Grundabmessungen und Dimensionen abkopiert hatte. Fand ich interessant, so konnte man so einen längeren Kiel ganz gut im Vergleich mal sehen. Das Boot war nicht schlecht, aber die originale segelte für mein Empfinden mit dem kurzen Kiel einfach etwas spritziger und agiler, auch wenn sie halt in Wellen etwas mehr „hoppelte“, der lange Kiel da mehr beruhigt, aber eben vor dem Wind auch spürbar mehr bremst. Es gab auch ein paar Eigenbau-Kiele in längerer Ausführung bei anderen, abseits der heiligen MM-Klassenauslegung, einfach so. Aber da hat mich auf dem Wasser auch nichts von überzeugt, auch nicht bei mehr Segelfläche oben drauf. Aber für manche Segler wäre die kleine MM wahrscheinlich mit längerem Kiel angenehmer zu segeln, weil eben alles gedämpfter, nicht so quirlig. Für andere eben nicht, da spielen halt auch Gewohnheiten und Vorlieben mit rein ,-)

Lange Rede, kurzer Sinn: Nicht immer alles nach der aktuellen Mode oder nach „das gehört so“ ausrichten, sondern auch mal andere Ideen probieren – kann u. U. überraschend positive Ergebnisse geben (muss aber nicht - oder muss nicht zu den persönlichen Vorlieben passen).


Scherzmodus:
OK, liebe Leser, das war damit das Wort zum Sonntag auf Ihrem beliebten Entertainment Kanal RC-Network im wunderweitenweb, wünsche noch einen schönen Tag und schalten Sie gern wieder ein, wenns hier mal wieder heisst, Oldies und Stories aus den goldenen Zeiten bei RC-Network.

,-))

*Storymodus off*

Gruß

Thomas
 

molalu

User
Hallo Thomas,

herzerfrischend und genauso informativ sind Deine Geschichten. Vielen Dank dafür.

Dank Deiner vielen Hinweise konnte ich bei meinem IOM-Bau etliche Fehler korrigieren und/oder vermeiden.

Wer Dein Vorleben kennt, der weiß, dass man von Dir immer nur lernen kann - auch noch nach über 40 Jahren Yacht-Modellbau. Deshalb freue ich mich, wenn Dein "Storymodus" wieder auf ON steht. Mach bitte weiter so. Danke👏👏
 
Das Problem ist immer der Kompromiss. Für den normalen Kurs haben unsere Flossen alle zu viel Fläche.
Die Länge an sich ist nicht verkehrt...da würde ich am Liebsten aufs Maximum gehen, aber dann schleppe ich noch mehr sinnlose Fläche rum, die einfach nur bremst.
Leider gibt es so blöde Situationen wie Start, oder wenig Wind und viel Welle. Da braucht man die Fläche, um nicht sinnlos durch die Gegend zu treiben.
Für meinen neuen 10r habe ich mir in Polen eine verstärkte M-Flosse laminieren lassen. Sie ist deutlich schlanker als die 10r-Flossen aus gleichem Haus und auch noch mal 1 Prozent dünner. Natürlich ist sie nicht für knapp 4 Kilo Blei geeignet, aber der 10r ist für Leichtwind konzipiert und deutlich schlanker als "normale" 10r. Hat auch nen Zentimeter weniger Tiefgang als die meisten Boote.
 

Take5

User
Hallo Thomas,
danke für deinen unterhaltsamen und informativen Beitrag. Was ich nicht ganz verstehe, für mich hat jeder Rumpf sein Zielgewicht mit maximaler Wasserlinienlänge und der Spiegel sollte mit der Kannte gerade noch so im Wasser liegen. Bei meinem Rumpf ist das mit Zufall genau mit den 2,9 kg so.
Den neuen Kiel auch kürzer zu testen werde ich sicher machen. Nur wenn ich mehr Blei dran hänge, hängt der Spiegel im Waaser und "saugt" durch die benetzte Fläche mehr nach meinem Verständnis.

Die Motivation den Rumpf aufzubauen habe ich ja schon beschrieben, allerdings bin ich prinzipiell ein Sportsman und mag den Wettbewerb. Jetzt gilt es erstmal das Boot kennen und trimmen zu lernen. Soweit ich gesehen habe ist die Mannheimer Segelszene noch aktiv und das ist nicht weit von mir. Vom alternativen Aufenthaltsort am See trennt nur der Rhein mit einer Fähre. Sollte also auch da die Lust auf ein Vergleich kommen, sollte das sicher möglich sein.

Grüße Chris
 
Hallo,

mal einfach so gefragt/in den Raum gestellt: Wer sagt denn einem Konstrukteur, das seine wie und woher auch immer stammende theoretische Auslegung/Berechnung etc. pp. wirklich passt? Es nicht noch besser geht/ginge? (Ausser der Herr hat ein grosses Ego, dann stellen sich solche Fragen natürlich nicht ,-))

Mir hats leider nie und niemand gesagt. Das war bei mir immer ein „Zittern“ und Versuch und Irrtum, wenn immer möglich, gabs eine Testphase oder zumindest brauchte ein Boot genügend Verstellmöglichkeiten für eine Verschiebung des Riggs oder auch mal einen/zwei andere Kiele, bis es dann nach einigen Versuchen zu einem für mich brauchbarem Summenergebnis kam (wobei es da auch unterschiedliche Zielsetzungen gab). Obs nicht noch besser gegangen wäre, sicher, sehr gut möglich. Keins meiner Boot würde ich als „perfekt“ oder ausgereizt oder „geht nur so und nicht anders“ bezeichnen! Ich hab nur ein einziges meiner Boote direkt vom Zeichenbrett direkt in den Kasten reingearbeitet, ohne vorher ein Testmodell/Testphase, das war aber nicht freiwillig und zum Glück hatte das zumindest da ganz gut geklappt. Später haben aber andere aus der Basis noch mit Tuning mehr herausgeholt. War auch bei MM der Fall, die war ab erstem Bausatz ja gar nicht wettbewerbsorientiert ausgelegt, aber auch ab zweitem Kasten nicht ausgereizt und bot noch einiges an Spielräumen.

Und was so angelernte Denkweisen und Erfahrungen angeht: Ich habs auch mal so gelernt, das der Heckspiegel möglichst nie eintauchen soll, bei Stillstand am besten noch so ein Tick frei rausschaut. Ich bin dazu (leider) auch so „aufgewachsen“, das bei M und 1-Meter jeglicher Gewichtstrimm während einer Regatta strikt ganz und gar verboten ist. In meinen ersten Jahren gabs das aber wohl noch, zu mindestens die ersten Skalpelle hatten noch einen verschiebbaren Kiel und wenn ich es richtig erinnere, wurden bei Frischwind die Akkus weiter nach hinten platziert, oder auch dickere Akkus eingelegt. Aber ab 88 war das dann verboten. In mir war beim Spiel Modellsegeln das Thema aktiver Gewichtstrimm daher sehr sehr (zu!) lange Zeit schlicht absolut komplett ausgeblendet. Was ein Wahnsinn. D.h. ein Boot wurde bei mir möglichst auf Leichtwind hin ausgelegt (hier halt die häufigste Situation) und für Frischwind dann allein nur über die kleineren Segel angepasst. Sonst nichts. Eine für Leichtwind günstige Schwimmlage ist aber nicht automatisch auch eine universell gute Schwimmlage – geschweige denn eine für Starkwind gute. Und das das Thema Gewichtstrimm ja beim Segeln eine sehr wichtige Spielwiese ist, mit erheblichen Einflüssen, hätte ich ja eigentlich vom gelegentlichen Großbootsegeln besser wissen und dann auch beim Modellspielen mehr beachten müssen… Aber genau deshalb war es ja bei den offiziellen Klassen verboten - den möglichen Spielraum eingrenzen. Viele Regatta-Segler mögen es ja offenbar, in mehr oder weniger, aber meist doch recht enge Regel-Korsetts gepackt zu werden, bloss nicht zu viel Technik und daraus ggfs. ausufernde Materialschlacht etc. pp. ,-))

Wie auch immer, die Augen geöffnet und die Denkweise erweitert hat mir dann das MM-Spiel, nach den ersten Jahren noch strikt im alten Denken und Tun verhaftet, gabs da dann ein Erwachen. Zuerst noch sehr verhalten, als einige bei Frischwind in das kleine Boot ganz hinten recht dicke Akkus reingelegt haben – und oh Wunder, trotz dem Originalkielchen und vollem Rigg gingen die damit nicht nur vor dem Wind besser, als meine Leichtbauschüssel mit B-Rigg ohne irgendwelchen Gewichtstrimm oder gar dickeren Akku, aber natürlich mit soweit gutem Segeltrimm in den Wellen hopsend. Die MM-Nordlichter kamen dann nach einer Weile mit speziellen Starkwindkielen an, mit mehr Blei, z.T. dann ganz erheblich mehr, Bausatz hatte anfangs mal nur ca. 340g, die gingen dann auf über 600 hoch. Und das dann auch noch weit nach hinten an der Flosse angebracht (L-Kiel). Das kleine Böötchen hing dann hinten jämmerlich tief bis zum Plichtboden im Wasser. Aber ging damit super gut und das auch in Verbindung mit dem normalen A-Rigg, mit einem A- (abgeschnittener Großsegelkopf, Standard-Fock) gabs da bald so eine Art Standardausführung für alles ab einigermaßen Wind.

Das war echt ein Gewinn an Wissen und Erfahrung, im sprichwörtlichen Sinn. Unter M-/1-Meter-Klassenregel-Gesichtspunkten war und ist sowas alles absolut undenkbar. Wer weiss also, was man aus einem M noch so rausholen kann, wenn es aufgrund der begrenzenden Regeln niemand probiert?

Daher meine Denke, wenn man so ein Boot dann eh nicht mehr im Regattabetrieb hat, dann eben auch mal was ausprobieren, was ggfs. das Boot besser an die eigenen Bedingungen anpasst, als an irgendwelche internationale Regeln und Auslegungen, die zwar auch am anderen Ende der Welt dann so praktiziert werden, aber hier am heimischen See u. U. eher den eigenen möglichen Spaß blockieren können.

Aber auch innerhalb eines jeweiligen Klassenkorsetts ist es ja nicht immer so, dass ein Entwurf trocken direkt vom Zeichenbrett/Rechner das einzig richtige oder gar perfekte Ergebnis bildet, egal was da irgendwelche Gedanken / heute auch Simulationen im Spiel sind. Beispiel Meister Bantock: Nach seiner super erfolgreichen Paradox, die doch etlichen Leuten einige bessere Plätze als zuvor bescherte, waren die beiden Nachfolger zwar absolut gesehen durchaus auch schnelle Schiffe, wohl aber schwieriger im Umgang, damit letztlich weniger erfolgreich, weil sie von weniger Leuten einfach gut gesegelt werden konnten (Stichwort schwierigere Manövereigenschaften). Wenn ich es richtig mitbekommen habe, gabs auch mal eine Verbesserungsentwicklung bei seiner IOM Italiko, bei dem eine italienische (? oder spanische?) Gruppe Kielflosse und Mast ein gutes Stück zurücksetzten (das Blei stand danach deutlich (und in meinen Augen sehr unschön) nach vorne raus). Das Boot lief damit aber besser und dieses Setup fand dann auch Einfluss in die folgende Topiko. Ab „Werk“ / Auslegung des Meisters war es aber so zunächst nicht gedacht gewesen, erst das Experimentieren hat die Verbesserung herausgefunden.

Ich hab meine früheren „eigenen“ M-Boote seinerzeit immer auf irgendwelchen bereits vorhandenen Rumpfschalen frei aufgebaut. Wusste da zumeist gar nicht, was es eigentlich als konstruktive Vorgabe oder Auslegung dazu gab. Ob es überhaupt eine gab. Aus einer Bone-Schale was eigenes auseinander gezogenes, da stimmte gegenüber der ursprünglichen Bone gar nichts mehr (Bilder hier weiter vorne im Thread). Danach einen relativ ähnlichen Holly Rumpf völlig bar aller technischen Infos, war später dann ziemlich erstaunt, mit wieviel Blei der in original in Österreich bewegt wurde. (Allerdings war meine Bauchgefühl-Ausführung offenbar besser gewesen, zumindest im direkten Vergleich gabs bessere Ergebnisse ,-))

Wichtig war da auch immer, den Ausbau des Rumpfes einigermaßen flexibel zu gestalten. Damals gabs da keine feste Masttasche, sondern Rigg auf Schiene auf Deck und damit eben längs in Relation zum Kiel/Rumpf einstellbar. Man hätte dann nach dem Austesten eine optimierte Endversion eben mit dann nur noch fixen Punkten bauen können, dazu war ich aber immer zu faul, bzw. hatte schon ein anderes Projekt im Auge.

Es gab auch eine IOM Jazz Rumpfschale, der ich das Vorschiff etwas aufbog und Kiel und Mast etwas nach hinten setzte. Ziel Verbesserung Frischwindeigenschaften, weniger Abtauchen. Die lief damit bei Leichtwind recht verhalten und klebte etwas (das Heck tauchte jetzt halt etwas ein), war dafür aber ab Frischwind wie erhofft besser als die Originalauslegung. Zumindest auf der einzigen Regatta, auf der ich sie dann bewegte.

Auch ein Herr Walicki tat sich mit der Abstimmung manchmal wohl schwer, brauchte mehrere Anläufe. Die Skalpell 3, die erste schmale Version abseits seiner langjährigen beiden „Eierschalen-Formen“, brauchte wohl einige Anläufe mit unterschiedlichen Rigg- und Kiel-Setups, bis der Entwickler und seine Kundschaft (wieder) zufrieden waren. Damals sind hier wohl etliche bisherige Skalpell 2 Segler auf die Paradox gewechselt, die ihnen trotz zunächst ungewohntem Swing-Rigg bessere Ergebnisse lieferte. (Btw. über die Urheberschaft des gegenüber bisherigen Walicki-Layouts doch ziemlich anders geformten Nr. 3 Rumpfes gabs/gibts im Netz inzwischen auch interessante Infos von down under, von wegen wer diesen Rumpf eigentlich mal entworfen haben soll…)

Also, einfach mal von irgendwelchen Regeln befreien, wenn man sie eh nicht mehr braucht und übern Tellerrand schauen, kann das eigene Segelerlebnis verbessern ,-)

Gruß
Thomas
 

Ragnar

User
Campinggas-Kocher

Vorsicht bei den neuen Modellen aus Kunsstoff.
Mir ist schon mal einer angeschmolzen.
Schaut lieber nach einem alten Modell mit Metallgehäuse.
 

Take5

User
Teil 10 Finale

Es waren noch Restarbeiten zu erledigen, Flosse, Ruder und Bleibombe lackieren, Ausgleichsgewicht an der Fock ermitteln und anbringen, Fender herstellen.

Ein guter Freund sendete mir Gießkeramik und 2K Silikon was er noch übrig hatte. So stellte ich erst die Form aus Gießkeramik her um dann festzustellen, dass das Silikon durch Alterung hinüber ist. Extra das Silikon bestellen hatte ich keine Lust und so ging ich den Schreibwarenladen um die Ecke und kaufte zwei Radiergummis. Der erste wurde nach kurzer Zeit Ausschuß, beim zweiten ging ich dann vorsichtiger zu Werke. Die Form ist etwas komplexer und auch wenn ich meinen 3D Druck zum Anzeichen nehmen konnte dauerte es zwei Stunden bis der Fender so war wie er sein sollte. Die restlichen Arbeiten waren dagegen entspannter.

Form:
IMG_20220801_151347__01.jpg


Radierarbeiten:
IMG_20220802_141614__01.jpg


Fender:
IMG_20220802_150004__01.jpg


Endergebnis:
IMG_20220806_192224.jpg


Mittlerweile kam das Boot auch bei mehr Wind zum Einsatz. Auf dem Neckar und hatte 3 schöne Tage damit am Seegrundstück.

Wer kann schon Beschleunigungsrennen gegen Lastwagen fahren , soviel nochmals zu dem skurrilen Segelrevier ;-) :


3 Tage guter Wind am Seegrundstück :

boot52.jpeg


Somit ist das Boot zunächst fertig, sowie mein Bericht dazu. Es läuft im Vergleich zu meinen alten Booten sehr gut speziell bei leichtem Wind. Springt schnell an, fährt von selbst schön am Wind und lässt sich sehr gut steuern.

Beim Bau der Kielflosse 2013 nahm ich ein im Netz empfohlenes Nacaprofil mit 12%, auf die Idee das zu skalieren kam ich nicht. Nach meinem Verständnis hat das dann eh nichts mehr mit dem originalen Profil gemeinsam. Werde jedenfalls als nächstes Projekt versuchen genau die gleiche Flosse mit 7-8% zu bauen, da es mich interessiert wie sich diese im Vergleich verhält. Eine kürzere Version werde ich dann auch noch testen.

Grüße Chris
 
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Take5

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Hole den Thread nochmals hoch, da der Bau der Yacht zu einigen Veränderungen meiner Freizeit führten ;-)

Zunächst aktivierte ich mein Surfhobby wieder, wie auch meinen Surfkumpel bei dem mein Material schon seit Jahren lag. Einen Dachgepäckträger für das Auto habe ich somit auch wieder ;-)

Bei meinen Segelausflug an den Neckar verging kein Abend ohne zu dem Boot gefragt zu werden. Unter anderem signalisierten mir die Mitglieder des Segelvereins Heidelberg, dass sie das Boot auch cool finden. An einem Abend fuhr eine hübsche Seglerin in Begleitung ihrer Vereinskollegin dreimal vorbei und fragte mich, bei letzten Mal ob ich auch schon mit großen Booten segelte. Als ich dies verneinte lud sie mich zum Segeln ein. Somit donnerstags am Vereinsabend vorbeigeschaut und wir starteten zu viert mit einer RS 500. Nach kurzer Zeit durfte ich Pinne und Schot übernehmen und das funktionierte sehr gut. Die restliche Mannschaft war dann etwas überrascht wie das vom Modellboot auf das Großboot übertragen werden kann.

Mich beigeisterten schon immer die Motten mit ihren Foils, mein Traum wäre so ein Teil selbst zu bauen und zu segeln. Daher war ich viel im Netz zu dem Thema unterwegs, mittlerweile gibt es eine etwas einfachere zu segelnde Variante, die Waszp. Das Rigg sieht aus wie von einem Surfboard, was natürlich beim Selbstbau einiges erleichtern würde:


Vor ein paar Tagen wieder zum Thema unterwegs wurde mir ein Link zu einer Moth Europe auf Ebay Kleinanzeigen vorgeschlagen ohne zu wissen was das ist. Die Moth Klasse wurde 1928 in Australien entwickelt und hat sich über die Jahrzente zu den Foilboden gewandelt. Der Belgier Alois Roland passte 1962 die Boote an die rauheren , europäischen Bedingungen an und somit war die Moth Europe geboren. Diese war von 1992 bis 2004 eine olympische Frauenbootsklasse und wurde vom Laser Radial abgelöst. Die Boote werden nach wie vor von der Jugend, Frauen und Männern auf Regatten der Klasse eingesetzt.

Als ich die Anzeige öffnete konnte ich nich glauben was zu sehen war, das Boot lag im Nachbarort des Seegrundstückes meiner Lebensgefährtin. Dann der Preis von 500 Euro. Das Boot wurde liebvoll von einem Zimmermann, der ein Leben lang Einhand segelte, restauriert und überarbeitet. Das Holzdeck hatte Schäden und wurde von einem Stümper der die Farbe mittels Abflammen entfernen wollte versaut. Dabei Zwei Segel, ein North, das andere unbekannt. Es sind die Vermessungsstempel noch zu sehen, das Boot wurde sogar bei einer Weltmeisterschaft eingesetzt. Karl fühlte sich mittlerweile zu alt für das Boot und kann es alleinstehend nicht transportieren.

DIe Frau des Hauses hatte ich schnell überredet und so kauften wir das Boot. Karl ist selbst noch nicht damit gefahren und es sind noch ein paar Restarbeiten zu erledigen, wie z.B. die Scheuerleisten aus Mahagoni anzubringen die z.T. schon vorgerichtet sind.
Am Samstag abgeholt und gleich aufgeriggt, was trotz dem prinzipiellen Verständnis spannend war. Dann rein in den Kahn und bei 3er Wind mit 4-5er Böen los. Das Boot hat 7qm und macht bei dem Wind wesentlich mehr Spaß als das Surfboard mit gleicher Segelgröße.
Als bei einer Halse plötzlich die Bö kam hatte ich ein Aquarium und konnte das Kentern gerade noch verhindern. Die Lenzklappe traute ich mich nicht zu öffnen und so ging es erstmal zurück um das Wasser zu entfernen und dann weiter zu segeln.


Foto von Chris(1).jpg


Foto von Chris(2).jpg
Foto von Chris.jpg


So wurde ich durch den Bau der M zum Jollensegler. ;-) Der Bau einer Motte / Waszp spuckt immer noch im Kopf, jetzt aber erstmal weiter vertraut werden mit dem Gerät. Am Trimm und Sitzhaltung (auf den Fotos zu weit hinten, Großfall am Segel nach unten gerutscht) gilt es noch zu feilen. ;-)

Grüße Chris
 
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Ragnar

User
Hi Chris,

ich habe das Segeln auch mit einem Modellboot gelernt.
Als ich dann meinen A-Schein machte setzte mich der Segellehrer gleich als Hilfsausbilder ein.

Die Jolle ist übrigens eine Europe. Ein echtes Turngerät. Und ja, Du sitzt viel zu weit hinten.
Der Traveller gehört zwischen die Beine.
 
Das Boot auf den Bildern ist eine Europe. Passte mal in die Moth Vermessungsregeln wird aber bereits seit 1963 als Einheitsklasse gesegelt. Hat mit einer Motte wie man sie kennt nicht viel gemeinsam.

Die Lenzklappen am Spiegel sollten mit einem Gummizug versehen sein. Wenn Wasser im Cockpit steht öffnen die sich durch das Gewicht des Wassers von selbst und lassen dieses abfließen .
 

Take5

User
Klar hat das Teil nichts mit den aktuellen Motten zu tun, so wenig wie die ursprünglichen Motten. Dass die Klasse unter Europe läuft ist klar, mit Moth Europe wird der vorhandene Bezug zur Moth Klasse der Vergangenheit hergestellt aus der sich die Europe entwickelte. Zum Glück hat der Verkäufer das Boot so benannt, sonst wäre ich nicht drüber gestolpert. 😉

Um Turnen zu lernen sicher nicht verkehrt um dann irgendwann vielleicht tatsächlich eine aktuelle Motte / Waszp auszuprobieren. 😉

Das mit dem Traveller teilte der Verkäufer auf Anfrage auch mit nachdem ich Bilder im Netz sah. Dieser meinte auch, dass bei der Halse das Schwert hoch muss. Der Traveller bleibt erstmal fest in der Mitte, nicht zuviel Aktion auf einmal.

Auf dem letzten Bild sind auch die Gummizüge der Lenzklappen zu sehen. Das Boot hat aber auch eine moderne Edelstahlklappe im Rumpfboden. Als ich das Teil in der Halse ablegte war der Wasserdruck auf beiden Seiten der Heckklappen ähnlich ;-)

Grüße Chris
 
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Ragnar

User
Mit dem Boot hast Du aber ein echtes Schnäppchen gemacht.
Es ist wunderbar in Schuss.
Glückwunsch
 

Take5

User
Danke!
Ja, bin auch sehr glücklich über den Kauf! Alle Curryklemmen und Rollen neu. Nur beim laufenden Gut hat er gleich darauf hingewiesen, dass er um die Fotos zu machen keine Dyneema Leinen gekauft hat. Um damit erstmal zu starten kein Thema und prinzipiell ist alles an den Curryklemmen griffbereit zum Nachtrimmen.

Grüße, Chris
 
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