Hallo in die Runde,
das ist jetzt keine Werbung, aber ich habe mal in den WERU-Seminaren gehört:
Bei einem Haus aus den 70ern des letzten Jahrhunderts ist es völlig in Ordnung, die Fenster zu tauschen.
- Die Beschläge sind auch 60 Jahre lang gebraucht und ausgenudelt.
- Die Dichtungen sind hart, rissig und färben schwarz.
- Der Isolierwert (Damals noch K-Wert) liegt zwischen 2,5 und 3,5 W/qmK
- Einbrecher öffnen sie innerhalb weniger Sekunden praktisch zerstörungsfrei.
- Manche ISO-Scheiben sind undicht und werden blind.
- Bei Holzfenstern ist Vielen das Streichen lästig.
Es sind also selten nur die energetischen Gewinne, die zum Fenstertausch führen.
Jetzt ist es aber so: Fenster verkaufen heißt heute: Lüftung verkaufen! Warum?
Die alten Häuser sind undicht. Und das war gut so. Für das Raumklima. Es kommt immer frische Luft durch Ritzen, Fugen und poröse Baustoffe rein. Diese frische Luft muss jedoch geheizt werden und verschwindet dann warm aus dem Haus. Und das ist nicht so gut. Für das Weltklima. Und heute fahren wir höhere Temperaturen als unsere Eltern und Großeltern. Die trugen im Winter Strickjacken und keine Boxershorts in der guten Stube. Das haben nun schon länger die Umweltminister auf dem Kieker und wollen, dass wir Heizenergie einsparen.
Damit die Wärme im Haus bleibt, muss die Luft im Haus bleiben. Darum werden die Häuser „dauerhaft luftdicht“ verschlossen:
- Der Dachdecker isoliert das Dach und baut eine „Plastikfolie“ unter die Isolierung.
- Der Maler isoliert die Wand von außen mit luftdichten Dämmplatten oder der Trockenbauer von Innen mit einer „Plastikfolie“ unterm Rigips.
- Wir Fensterbauer schließen die luftdichten Fenster mit „dauerhaft luftdichten“ Folien oder Leisten an die Wand an.
Diese drei Gewerke ziehen also über das Haus eine „Plastiktüte“, in der alles drinbleibt, was im Haus entsteht:
- Wasserdampf: Atmen, Kochen, Duschen. Manche erlauben sich sogar Blumen.
- Giftstoffe: Aus Teppichen, Möbeln, Asia-Kunststoff-Produkten, Duftkerzen etc.
- CO2 und CO-Ansammlung durch Sauerstoffverbrauch, auch von Heizungen und Kaminen.
Damit das nicht zu Problemen führt, muss ein Lüftungskonzept aufgestellt werden.
Das heißt: es wird berechnet, wie groß die zu wechselnde Luftmenge bei gegebener Wohnfläche ist.
Wenn es nur 1-3 Fenster sind, ist das zwar noch nicht unbedingt erforderlich aber spätestens bei den nächsten Fenstern oder wenn eins der anderen Gewerke schon da war, muss eine Berechnung erfolgen.
Dafür haben wir WERU-aner und auch unsere Marktbegleiter Programme, die zumindest überschlägig zu rechnen helfen.
Wir unterscheiden 4 Luftwechselraten:
- Lüftung zum Feuchteschutz (Schimmelvermeidung)
- Lüftung für die Raumlufthygiene
- Nenn-Lüftung (Nenn=Normal)
- Intensivlüftung (Wenn geduscht, Wäsche getrocknet oder feucht gewischt wurde)
Die ersten beiden Lüftungsstufen muss das Haus allein können. Auch wenn die Bewohner sich über Winter im Süden herumtreiben, darf das Haus nach Ihrer Rückkehr nicht muffig riechen.
Dafür gibt es Lüftungssysteme. Vom einfachen „volumenstrombegrenzten Falzlüfter“ bis hin zur Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung.
Für die weiteren Stufen darf der Bewohner die „Stoßlüftung“ verwenden.
Ein 2-geschossiges Wohnhaus über 160qm, in windstarker, norddeutscher Lage schafft das wohl auch ohne Lüftungsanlagen aber eine 40qm Mietwohnung mit Fenster nur in eine Richtung kann ohne elektrische Unterstützung nicht trocken gehalten werden.
Die Entscheidung, ob 2-fach oder 3-fach-Glas hat auf das Vorstehende allerdings gar keinen Einfluss.
Beide Fenstertypen haben luftdicht zu sein. Der Unterschied liegt nur darin, wieviel Energie durch die Scheibenfläche wandert.
Aber: Wenn das Haus ein Feuchtigkeitsproblem hat oder bekommt, dann sollen die Scheiben als der energetisch schwächste Punkt am Haus schwitzen und beschlagen. Darunter leidet das Glas nicht, aber die Bewohner sind alarmiert und suchen und beseitigen die Ursache: mangelnde Lüftung.
Wenn die Scheiben besser als die Wände sind, bleiben sie klar und die Feuchtigkeit zieht in die Wände. Wenn dann nach einigen Jahren der Schrank von der Wand gerückt wird, findet sich dort Schwarzschimmel und es folgt eine kostspielige Sanierung.
Noch mal deutlich: die Scheibenwahl erzeugt nicht das Feuchtigkeitsproblem. Sie beeinflusst nur die Anzeige desselben.
@GC
Suche dir den Wärmedämmwert = Wärmedurchgangskoeffizient deiner Wände (Heute U-Wert, früher k-Wert. Zahlenwertmäßig das gleiche). Der steht in der Baubeschreibung oder auch gern in der Wärmebedarfsberechnung der Heizungsplanung. Die Unterlagen kann man auch in der Baugenehmigung beim Bauamt finden. Zur Not suche nach Vergleichszahlen für deinen Wandaufbau im Internet. Überlege, ob sich der Wert in Zukunft verbessern soll. Wähle dann die Fenster etwas schlechter (höherer U-Wert).
Niemand wird dich daran hindern, 3-fach-Verglasung einzusetzen. Insbesondere umsatzaffine Verkäufer nicht. Aber: Wenn du den Grundsatz „Fenster nicht besser als die Wand!“ missachtest, bekommst du keine Förderung. Und nur für die Förderung benötigst du einen Energieberater, denn nur der darf die Anträge stellen. (… und verlierst die Meldefunktion des Glases).
Auch bei dem UG-Wert 0,5 möchte ich darauf hinweisen, dass eine Durchsichtbarkeit der Scheiben nicht ganzjährig garantiert werden kann. Weil: Wenn dein Auto vorm Haus im Winter überfroren ist, wirst du es nicht sehen können, da auch deine Fensterscheiben von außen überfroren sind (OK. Problemseite ist die Nordseite des Hauses). Und bevor ich meine Fensterscheiben händisch von Eis befreie, lasse ich das lieber meine Hausheizung erledigen. Auch die Ausleuchtung tiefer Räume leidet merklich bei 3-fach-Glas mit niedrigerem g-Wert.
Ach ja: Es gibt viele Werte:
- U-Window, U-Frame, U-Glas, U-effektiv etc…
- Der PSI-Wert, sagt dir, ob die Glasscheibe eine „warme Kante“ hat…
- Der g-Wert ist der Gesamtenergiedurchlassgrad (Lichteinfallswert)…
- Schallschutzklassen…
- Einbruchschutzklassen: ohne, Basic, RC-1, RC-2, RC-2n etc…
- Der Isothermenverlauf beeinflusst die optimale Fensterposition in der Wand…
- Statische Überlegungen bei Pfosten und Riegeln…
- Förderung für Sonnenschutzanlagen, um Energie bei der Hauskühlung im Sommer zu sparen…
Da fällt mir ein, dass auch Rollläden Energie sparen helfen, wenn die Kästen keine „Wärmebrücke“ haben. („Kältebrücken“ gibt es nicht)
Suche dir einen Fensterlieferanten, der Ahnung hat und kläre mit ihm anhand deiner Zahlen, was sinnvoll ist.
Abschlusstip: Wer mir die meiste Arbeit fürs Angebot abnimmt (Maße, Fotos von innen und außen, Hauszeichnung, Dämmwerte, Budget-Vorstellung), der hat das Angebot am schnellsten. Immo laufen die guten Handwerker den Aufträgen nicht hinterher.
Viel Erfolg und guten Umsatz für die Kollegen
wünscht Waltair