Da möchte ich auch mal gerne meine Erfahrung und Einschätzung dazu abgeben:
Unser Haus haben wir vor etwas mehr als 30 Jahren gebaut (Architekt m. Bauleiter/Fachfirmen nach Ausschreibung/nix schwarz) nach den damals geltenden Normen (best practice). Wir heizen mit Öl, was anderes gibt's auf dem Land nicht.
Im Zuge der aktuellen Diskussionen (Heizungsgesetz/EU-Dämmvorschriften) wollte ich einfach mal wissen, wo wir energetisch stehen und was möglich wäre, um auf ein zeitgemäßes Energielevel zu kommen. Also einen Energieberater (BauIng, aus der DENA-Datenbank herausgesucht) beauftragt. Pläne und Beschreibung per Internet geschickt, danach Ortstermin für 1 Std., wo (fast) alles angeguckt und einiges vermessen wurde, später dann ein 64-seitiges Dokument "Mein Sanierungsfahrplan" bekommen, danach nochmal eine 1-stündige Abschlussbesprechung beim Energieberater.
Der "Sanierungsfahrplan" wird von einem Programm der DENA erzeugt, in das der E-Berater seine Messdaten und Beschreibungen eingibt. Das Programm errechnet U-Werte, Wärmeverluste und das Potential von verschiedenen Dämmmaßnahmen. Es gliedert die einzelnen Maßnahmen zu Paketen und erstellt eine Kostenschätzung. Um auf ein zeitgemäßes Level zu kommen, hätte ich nach dem Plan 123 T€ investieren müssen. Da aber wesentliche Punkte nicht berücksichtigt wurden (z.B. bei der Kellerwandaußendämmung => Haus ausgraben => Neuanlage Garten, Terrasse, Eingang) wäre ich am Ende eher bei 150 T€, zusätzlich der Tatsache, dass wir wohl für 3 Monate ins Hotel hätten ziehen müssen. Eine nachhaltige Heizung käme noch on top!
Die Energieberatung kostet standardisiert 1.800 €, wovon 1.520 vom Staat gefördert werden, für mich also 280 € blieben. Der Herr BauIng macht seinen Angaben zu Folge 2 - 3 solche Beratungen im Monat. Ich meine: Ein nettes Zubrot mit überschaubarem Aufwand gebacken!
Mein Fazit:
Ein wissenschaftlich-technisch verbrämtes Standardprogramm, das ein in der Praxis nur begrenzt brauchbares Ergebnis erzeugt. Es analysiert den Status-Quo relativ gut, der daraus abgeleitete "Sanierungsfahrplan" ist krass unwirtschaftlich und auch technisch nur begrenzt umsetzbar.
Zum Thema Fenster: Deren Erneuerung macht nur Sinn im Verein mit weiteren, aufwendigen Dämmungsmaßnahmen - sagt das Programm und der Fahrplan. Für sich alleine haben neue Fenster - vorausgesetzt, die vorhandenen sind dicht und technisch i.O. - in einem 30 Jahre alten Haus ein ziemlich schlechtes Kosten-/Nutzenverhältnis.
Wir werden an unserem Haus gar nichts verändern, höhere Energiekosten werden wir (er)tragen müssen. Beim späteren Verkauf stellen wir uns auf einen derben Wertverlust ein. Allerdings weiß niemand, ob die aktuellen Regeln in 10 Jahren noch gelten, wenn erstmal breitere Schichten realisiert haben, wie sie mit ihrem Wohneigentum kalt enteignet wurden. Und die Marktlage in 15 - 20 Jahren kennt auch niemand. Wenn jetzt Einfamilienhäuser schon politisch unkorrekt sind und Bauland knapp wird - wer weiß ...
Grüße
Michael