In meinem Heizungskeller ist der kleine Schaltschrank für die Verkabelung der ganzen Leitungen für die Heizung (Sensoren, Pumpen, Brenner) in die Jahre gekommen. Kostenvoranschlag für die Reparatur bzw. Neubau ohne den Schrott (z.B. ohne alte Drehstromverkabelung für lange nicht mehr vorhandene Drehstrompumpen): 2500 SFr (=€)! Darin z.B. ein 63A-Lastfreischalter (Drehstrom) für 480 SFr. Ist offenbar ein Schweizer Edelprodukt mit goldenem Schalter, Diamantlagern, Seriennummer und Echtheitszertifikat...
und kann direkt beim Hersteller für 320 SFr bestellt werden. Gibt es in D von Kraus&Naimer in den benötigten 25A/220V für 80€. Das gewünschte Hutschienen-Multimessinstrument für U,A,f,phi (bei Amazon 20€) sollte >400 SFr kosten.
Da hat es mir gereicht. Ein befreundeter Modellbaukollege und pensionierter Anlagenbauer hat sich mit mir mal den Drahtverhau angesehen, und das war alles einfacher als gedacht. Ein bisschen rumgegoogelt, 12 benötigte Artikel gefunden, zur Hälfte beim conrad (gibt evtl. bessere, war aber bequem), zur Hälfte bei Amazon. Bis jetzt 450 SFR/€ für alles.
Der Anlagenbauer hat mich auch darauf hingewiesen, dass ich das alles nicht selber machen darf - weil die Zuleitungen bisher nicht mit FI-Schaltern abgesichert sind. Gerade eben ist der Elektrizitätswerksmonteur da und baut diese FI-Schalter ein... danach bin ich dran.
Es geht nicht darum, dass ich Handwerkern die Arbeit "wegnehme", nein, ich bin ein so edler Mensch, dass ich ihnen die Gelegenheit gebe, sich auf lukrativere Baustellen zu konzentrieren. Ich habe ja
nur 7 Monate gewartet bis der Kostenvoranschlag kam [habe aber keinen Zeitdruck gehabt].
Wenn in Zukunft die Handwerker wegsterben (hier in Davos wird
händeringend nach Handwerkern aller Art gesucht), bleibt nichts anderes übrig als den lieben Schiller mit seinem/unserem Nationalepos zu zitieren: Die Axt im Hause erspart den Zimmermann...
Einerseits gibt es die Obsoleszenz von Bauteilen und Handwerkern
, andererseits werden inzwischen jede Menge Infos ("... für Dummies"-Bücher, YT) und Lieferquellen verfügbar, an die früher nicht im Traum zu denken war. Ist irgendwie ein wenig ausgeglichen, erzeugt aber Evolutionsdruck: in 20 Jahren sind wir wahrscheinlich wieder wie die Wildwest-Siedler in den 1800er Jahren: reparieren (und bauen) alles selber,
achten aber auch beim Kauf verstärkt darauf, dass wir es selber reparieren/unterhalten können. Siehe oben erwähntes Fairphone: kannte ich noch nicht, werde ich aber nicht vergessen! Wenn die ersten Hersteller mit Reparierbarkeit werben kommt irgendwann auch ein grünes Bio- bzw. Öko-Label.
Ach ja: ich habe mal irgendwo aufgeschnappt, dass die Obsolenz von den Amerikanern erfunden wurde: beim Dampflokomotivenbau! Deutsche Dampfloks wurden damals "für die Ewigkeit" gebaut, während in den USA dort der Gedanke aufkam: wozu langlebiger als 30 Jahre bauen - dann gibt es sicher so viel bessere Technologien und die alten Dampfloks sind dann unrentabel (selbst wenn sie keine Reparaturkosten bewirken).
LG Bertram