RC-Modellbau ade...(fiktiv)

Ein anderer Fred droht, thematisch aus dem Ruder zu laufen, weil die Ausgangsfrage flugs zum unendlichen Thema „Sicherheit unserer Anlagen“ geführt hat. Insbesondere der in diesem Zusammenhang sensible Aspekt Jets und Großmodelle führt immer wieder zu den Verzweiflungsargumenten, Neid und Mißgunst seien im Spiel.

Tatsache ist doch, und diejenigen die sich auskennen, können dem nicht mit gutem Gewissen widersprechen, dass unsere Anlagen, um es mal vorsichtig auszudrücken, kaum noch den Anforderungen, die Jetmodelle oder Großmodelle stellen, gerecht werden. Wohlgemerkt, unter Sicherheitsaspekten betrachtet. Und wenn dann mal einer rational reagiert und so ein Reizwort wie „Selbstbeschränkung“ ins Spiel bringt, wird er ganz übler Absichten bezichtigt. Da ist dann von Rückschritt, Steinzeit und Mittelalter die Rede und, wie oben schon erwähnt, ihm werden Neid und Mißgunst unterstellt. Oder auch „Bremser des technischen Fortschritts“ seien am Werk. Das sind alles keine Argumente, sondern nur emotionale Reaktionen. Wie sieht denn die Alternative aus?

Wir machen weiter wie bisher. Basteln uns mit ein paar technischen Klimmzügen scheinbar mehr Sicherheit. Es ändert sich prinzipiell aber nichts. Es ist ja noch immer gut gegangen und deshalb wird es auch in Zukunft gut gehen, denken wir. Aber Vorsicht, siehe hier .

Jetzt will ich mal versuchen, ein Worst-Case-Szenario zu beschreiben. Das ist rein fiktiv, spekulativ und bewußt weit hergeholt, sogar ziemlich unwahrscheinlich. Aber was lehrt uns Murphy: Man kann nie so dumm denken wie’s kommt! In diesem Sinne...

Irgendwo und irgendwann fällt ein 3m-Motormodell, ein 6m-Segler oder ein Jet vom Himmel zwischen die versammelten Zuschauer, leider sind Tote zu beklagen. Dann wird, wie spielt keine Rolle, festgestellt, dass ein Versagen der Fernsteuerung die Ursache war.
Vielleicht weil das Modell über 25kg schwer war oder aus anderen Gründen, wird die BFU oder eine andere „gefährliche“ Stelle tätig. Das setzt einen Behördenapparat in Gang, der als Ergebnis die offizielle Erkenntnis zur Folge hat, dass die zur Steuerung des Modells verwendete Technik dem öffentlichen Sicherheitsbedürfnis nicht genügt. Nun denkt sich einer, auf den die Behörde hört, Sicherheitsstandards aus, denen Anlagen zur Steuerung von zulassungspflichtigen Modellen genügen müssen. Das wird dann noch, weil ja Gefahrenabwehr betrieben werden muß, juristisch verankert. Aber solche Geräte gibt es nicht. Ergo sind die >25kg-Modelle weg vom Himmel. Weil bei uns in Deutschland aber alles sehr gründlich gemacht wird, erkennt ein Behördenhengst, dass es fast irrelevant ist, ob einem ein 26kg-Modell oder ein 10kg-Modell den Kopf einschlägt. Das Ergebnis bleibt gleich. Exitus! Konsequenterweise wird nun für alle Modellsteuerungen, zu Land zu Wasser und in der Luft, eine angemessene, bzw. was dafür gehalten wird, Funktions- und Ausfallsicherheit gefordert. Damit ist vorerst der gesamte RC-Modellbetrieb stillgelegt. Mit der schmerzhaften Folge, dass die einschlägigen Firmen mangels Umsatz pleite gehen und nicht in der Lage sind, entsprechende Anlagen zu entwickeln und anzubieten. Und selbst wenn das nicht eintreten würde, sie wider alle Erfahrung solche Geräte entwickeln würden. Die wären dann so teuer, dass sie sich nur sehr wenige leisten könnten. Was wiederum die betreffenden Firmen unwiderruflich in den Ruin treiben würde.
Wir würden nur noch HLGs und Gummimotormodelle fliegen lassen und die Nautiker schauten ihren Bötchen zu, wie sie vom einen zum anderen Ufer treiben...

Dann wären wir wirklich in der Steinzeit des Modellbaus angekommen.

Aber soweit wird es nicht kommen. Wir sind ja alle vernünftig. Davon bin ich fest überzeugt.

[ 21. Oktober 2002, 12:27: Beitrag editiert von: Holofernes ]
 

Gast_102

User gesperrt
Hi,

Da fällt mir gerade ein das ich einen Bericht im Fernsehen vervolgte der RC-Cars Freiflug Raketen und ein kleiner Bericht von einem Jet-Wettbewerb zum Thema hatte.
Für mich erschreckend war : das dem vom Proxon Jet Team bei den Startvorbereitungen für seine F15 die Turbine abstellte, das kurz vor dem Start. Die Camera war dabei, der erklärte das die Anlage einfach nicht mehr geht und das Display auch schwarz sei und hielt es in die Camera... Die Anlage ging einfach nicht mehr. Nun ich schenke mir mal die Frage was wenn die nur 5 min. später ausgegangen wäre ?
Und, das hier teilweise auch die Meinung vertreten wurde, das es so nicht passieren könne ...

Sollte ich nun was durcheinandergewürfelt haben dann sagt es mir, aber es haben ja noch andere den Beitrag im Fernsehen verfolgen können auf Kabel 1 .

[ 21. Oktober 2002, 12:07: Beitrag editiert von: Peet ]
 
Hi Peet,

gut, dass Du nicht in einem Atemzug den Hersteller genannt hast. In diesem Zusammenhang ist das nämlich völlig wurscht. Nur die Tatsache als solche zählt und zeigt in aller Deutlichkeit, wie "ernst" die Lage ist.

Alle, die nun glauben, hier wieder was anleiern zu können, sollten sich das vielleicht nochmal gut überlegen...
 

Thommy

User †
Hallo,
ich bitte doch etwas mehr zu differenzieren, einen 6m-Segler in einem Atemzug mit Jets und großen Motorfliegern zu nennen halte ich für unangebracht.
Und bitte komme keiner auf die Idee wieder dieses bescheuerte Argument zu bringen, auch damit könne man jemanden zu Tode bringen, das geht vermutlich mit jedem Modell das sich jenseits der ein Kilogrenze bewegt. Ein bißchen Realitätssinn sollte doch bewahrt werden.

Damit ich nicht mißverstanden werde, ich bin mir der Gefahren die von Modellflug ausgehen bewußt, nur steigt nach meiner Auffassung die Gefährlichkeit nicht mit der Größe, sondern vor allem mit der Geschwindigkeit, dem Gewicht und der Komplexität der Technik.

Also bitte nicht alles über einen Kamm scheren.

Gruß
Thommy
 

Gregor Toedte

Vereinsmitglied
Moin,
beim Lesen eines solchen Freds frag ich mich doch:
"Was will mir der Autor sagen ?"
und komme in diesem Fall auf die Lösung:
"Lasst das sein mit dem Modellfliegen, sonst gibts Tote"

Genau das müssten wir nämlich tun, wenn wir "vernünftig" im Sinne
des Autors seien wollen.

Aaaaber, jetzt frag ich mich doch als normalsterblicher"Brot-
und Butterflieger:
"Gibt's denn irgendeine Tätigkeit im öffentlichen Leben, bei der es nicht ein Restrisiko gibt ?"

Auto-, Motorrad und Fahrradfahren, Lenkdrachenfliegen, Skifahren, Golf, Fussball....

zu jedem oben genannten kann man ein ähnliches Szenario aufbauen....

So lange, wie jeden Tag weltweit zigTausende von Modellflügen durchgeführt werden und es weiterhin zu so wenig Problemen kommt die sich auf die technische Konstruktion der Elektronik zurückführen lassen...so lange werde ich auch ruhigen Gewissens weiterfliegen...mehr noch, ich behaupte sogar dass unsere Anlagen sicher sind.
"Sicher" mag im Zusammenhang mit dem Start des Threads und anderer Threads hier im RCN provokant klingen, aber ich würde nicht mehr fliegen, wenn ich mein Equipment für unsicher oder gar "gefährlich" halten würde.

Klar, jeder wünscht sich maximale Sicherheit in jeder Lebenslage, auch beim Hobby. Aber es soll bitteschön auch bezahlbar sein. So kommen dann NoName Servos (die sieht man ja nicht) in den HighTech 5m Hangsegler (den sieht man ja)...und dann....beim niedrigen Überflug schlägt die Kiste ein. Da man sich dieses Problem gar nicht erklären kann ("hab ich schon 50* gemacht") wird das Zauberwort "Störung" in den Raum geworfen ("Der hat grade auch schon mal so komisch gezappelt")....

Natürlich hat der Turbinenpilot mit einem Modellwert nahe dem meines Autos Anspruch auf reibungslos funktionierende Technik mit extrem hoher Ausfallsicherheit. Aber, und das ist auch mehrfach an anderen Stellen gesagt worden, der Markt ist zu klein, um diesen Anspruch gegenüber Herstellern durchzusetzen. Das bedeutet für den "vernünftigen" (im Sinne von Holofernes)Piloten entweder die Turbinenfliegerei zu lassen, oder das "Restrisiko" bewusst in Kauf zu nehmen. Kann man die Abstürze von Turbinenfliegern aufgrund eines Versagens der Fernsteuerung eigentlich in Prozent zu den durchgeführten Starts stellen ? Wie hoch mag diese Zahl sein ??

Ich wünsche mir natürlich auch nie und nimmer einen Ausfall meiner Anlage. Aber wenn ich wegen des Wissens darüber, dass sie ausfallen kann nicht mehr fliegen würde, dann...ja was darf ich dann eigentlich noch....häkeln ?

Grüsse aus Kassel
Gregor

[ 21. Oktober 2002, 14:55: Beitrag editiert von: Gregor Toedte ]
 

toobo

User
moin!
Gregor spricht mir aus der Seele, und ich frage mich wirklich was solche Threads der Flugsicherheit letztendlich bringen - meiner Meinung nach garnichts.
Es ist eine Diskussion der Diskussion wegen, die als Grundlage ein möglichst spektakuläres, fiktives Szenario hat.

Der größte Unsicherheitsfaktor ist meiner Ansicht nicht die Technik, sondern der Mensch der sie benutzt. Und jeder Modellpilot sollte sich seiner Verantwortung bewußt sein, beim Bau seines Modells genau so wie beim Fliegen.
Wem dann bei Beachtung aller sicherheitsrelevanten Maßnahmen das Restrisiko immer noch zu hoch ist, sollte das Hobby an den Nagel hängen.
 
Ich möchte doch keinem den Spaß an der Freude verderben. Schüttet doch nicht gleich das Kind mit den Bade aus. Nur weil ich nicht mit in das Horn „Größer schneller weiter“ stoße. Ist es denn nicht ausreichend deutlich geworden:
Jetzt will ich mal versuchen, ein Worst-Case-Szenario zu beschreiben. Das ist rein fiktiv, spekulativ und bewußt weit hergeholt, sogar ziemlich unwahrscheinlich.

Wenn ich mich dann aber an solche Ideen erinnere, werde ich zumindest etwas nachdenklich:
Gibt's eigentlich ein Scalemodell im Maßstab 1:1 ?? Oder anders gesagt: Hat schon jemand einen manntragenden Flieger ferngesteuert?
Quelle
Das zeigt doch, dass die Tendenz nicht in die Richtung Risikoreduzierung weist. Denn auf diese Idee gab es keinerlei kritische Bemerkungen irgendeiner Art. Warum wohl?

Da lob’ ich mir doch die fliegenden “Schaumwaffeln”. Halt, ich will keinen zum „Waffel“-fliegen bekehren. Das ist nur als Beispiel gedacht, dass es auch anders geht, ohne gleich alles zu verbieten, wie mir auch unterstellt wurde. Ebenso tragen die Indoor-Flieger der Sachlage Rechnung, bewußt oder unbewußt. Nein, ich will nicht alle zu Indoor-Fliegern machen. Nur mal zum Nachdenken anregen. Oder aufregen? :D

Einen gibt es, der aber naturgemäß auch keine mehrheitsfähige Meinung vertritt. Das ist Meinrad D., also ganz alleine bin ich nicht. Es gibt bestimmt auch noch andere, die nur mit ihrer Einstellung nicht an die Öffentlichkeit wollen, um nicht als Spinner angesehen zu werden. Letzteres trage ich aber mit Fassung...

Ach ja, die Frage "Was soll das denn eigentlich"? Wie schon richtig bemerkt, die Anlagen werden wir nicht verbessern können, wie auch. Nur bei uns selbst können wir was bewirken.
 

bie

Vereinsmitglied
Hi,

ja, es gibt 1:1-Modelle, zum Beispiel die Cri Cri , also die "Grille".

Mal unabhängig von Sinn oder Unsinn: Ich lese oft (zum Beispiel auch in dem von Holofernes geposteten Thread-Link) von Segelfliegern, die das Fliegen eines manntragenden mit dem Modellfliegen vergleichen (Tenor: "... ich habe den echten geflogen, das ist ganz etwas anderes, da wissen die Modellflieger gar nicht, was ihnen entgeht."). Das ist ganz etwas anderes und hat für mich nichts miteinander zu tun. Kann man genau so wenig vergleichen wie das Lenken eines Ferrari-Modells mit dem Fahren eines Ferrari, etc. pp.

Zu Holoferns’ Gedankenspielerei:

Nein, dazu kommt es mit an Sicherheit grenzender Warscheinlichkeit nicht (man kann mir diesen Satz gerne um die Ohren hauen, falls der Fall doch eintritt).

Schließlich schafft keiner die Luftfahrt ab, weil Verkehrsflieger vom Himmel fallen (und andere "schiefe Vergleiche" gibt es jede Menge).

Das hat nicht nur wirtschaftliche Gründe, sondern hängt - IMHO - auch mit der Entwicklung unseres freiheitlich-demokratischen Gemeinwesens zusammen.

Und mit der Einsicht, dass - wie weiter oben bereits von Vorrednern angesprochen - kein Lebensbereich risikolos ist.

Mir ist im Übrigen bisher gerade der Modellflug nicht als Extrem-Sportart aufgefallen (wiewohl ich die Meldungen über Flugunfälle und auch Todesfälle mit Bedauern registriere).

Zuletzt: Ich fliege auch MC24 und hoffe nur, dass mir ähnliches wie Dr. Kimble / Stephan Schötz et. al. erspart bleibt. Wenn ich daran denke, dann gerade meinen Ventus2C in der Luft zu haben... :(

Grüße
 

Gregor Toedte

Vereinsmitglied
Ich nochmal,

Original erstellt von Holofernes:
Ach ja, die Frage "Was soll das denn eigentlich"? Wie schon richtig bemerkt, die Anlagen werden wir nicht verbessern können, wie auch. Nur bei uns selbst können wir was bewirken.
...was denn ? Jetzt mal nicht "fiktiv", was sollen wir denn tun ausser Zagi/Indoor fliegen ?
Butter bei de Fische, bitte.

Gregor
 

Gernot Steenblock

Moderator
Teammitglied
Hi @ll,

nun mal ganz langsam und keine vorschnelle Verurteilung von Personen die schon geköpft sind, nur weil die sich Gedanken über die Sicherheit von uns allen machen.
Klar will eigentlich keiner von uns noch mehr Regularien auf dem Platz und auch jeder ist bereit alles für die Sicherheit zu tun - Solange es nichts kostet.
Somit ist auch klar, daß hier wieder alle möglichen schreien. Aber dennoch ist die Frage von Holofernes sehr gut.
Vielleicht sollten wir die Frage aber allgemeiner Formulieren und generell fragen was können wir (Modellpiloten, Händler, Verbände und Hersteller) tun, um unser Hobby für alle sicherer zu machen?

Klar ist auch für mich, der häufigste Fehler der zu Abstürzen führt liegt zwischen unseren Ohren (ich schließe mich da mit ein)

Nur können wir denn nich Fehlerursachen die aufgrund von einem Bug in unserem Kleinhirn auftauchen durch geschickte elektronische Helferlein nicht vorzeitig erkennen?
Mal ein Beispiel was ich da mir so vorstellen könnte: Der Empfänger "lernt" beim Jungfernflug alle angeschlossenen Komponenten kennen, und meldet eine Änderung an einer dieser Komponenten mit einem Warnlicht / Warnton.
Der Sender erkennt, ob die Antenne auch herausgezogen ist.
Sender und Empfänger komunizieren miteinander. Sprich Empfänger sendet auch und Sender empfängt auch. (Dazu müssten allerdings die gesetzlichen Rahmenbedingungen angepasst werden.) Also eine richtige Kommunikation zwischen Flieger und Sender.

Aber schauen wir doch mal in Richtung Modellbauindustrie. Da gibt es Hersteller, die an einer Produktlinie arbeiten, die darauf ausgerichtet ist, das Fliegen noch sicherer zu machen. Andere hingegen sagen sich: "Solange der Modellbauer selbst Hand an sein Modell anlegt(Auf- und Einbau) solange bin ich nicht in der Haftung. Also was solls." (Zitat ist sinngemäß)
Frage hierzu wie können wir die Hersteller zu mehr Sicherheit bewegen? Ist der eingeschlagene Weg von Conrad vielleicht ein Siberstreifen am Horizont (siehe Nekarverlag Heft: Modell 11/2002]

Und müssen wir uns Gedanken machen über einen "Modellflugführerschein"? In einem Land wo alles Reglementiert ist, erwaten die Leute evtl. ja so was. Können wie vielleicht gar unser Ansehen damit vergrößern und den Ruf des Spielzeugs damit ablegen?

Und all denjenigen die sagen Modellflug sei nicht so gefährlich wie z.B. Autofahren, denen muss ich sagen jawoll das ist weniger Gefährlich. Aber dennoch haben wir in Deutschland etwa alle 4 Jahre einen Todesfall an dem ein Modellflugzeug beteiligt ist. Und das ist für mich alle vier Jahre ein Toter zu viel.
 

uzim

User
Hallo

Hey, ich will auch noch ein bisschen philosophieren!

"Grösser, schneller, weiter" lautet die Parole der heutigen Modellfliegerei? Grösser als wer, schneller als wer oder weiter als wer? Will nicht jeder ein grösseres Flugzeug als der Freund, einen schnelleren Jet als der Vereinskamerad oder die höchste Höhe beim Kurbeln im Bart haben? Spiegelt sich hier nicht auch ein Teil unserer sogenannten Leistungsgesellschaft wider, die immer höher hinaus will? Spielt da nicht auch das Konkurrenzdenken mit, wie wir es vom Sport her kennen "Sieger sein, einen Fussballmatch gewinnen, der Beste sein"? Dieses Verhaltensmuster wird auch in den Modellflugsport hineingetragen. Was viele unter uns verlernt haben, ist die Bescheidenheit und die Genügsamkeit. Es genügt nicht eine Mittelklasse Fernsteuerung zu haben, es muss das Spitzenmodell des jeweiligen Herstellers sein! Es genügt nicht einen Speed 400 zu haben, nein, es muss ein Brushless sein, schliesslich ist alles andere als senkrecht doch kein richtiges Fliegen mehr! Es genügt nicht einen Styropor-Abachi beplankten 2 Klappensegler zu haben, nein, es braucht mindestens einen 6 Klappensegler natürlich in GFK Version mit ganz viel Kohlefasern dran! Nur diese fliegen wie die "Echten" und haben eine Gleitzahl von 1:40. Aber wozu eine Gleitzahl von 1:40 oder ein Funkvario? Ich kann ja eh nur bis Sichtweite fliegen und in Sichtbereich wird es wohl kaum dutzende von Bärten haben, sodass der Wechsel ohne grossen Höhenverlust so wichtig sein könnte (wann kauf ich mein Piccolario?). Dieses Verhalten birgt auch die Gefahr in sich, dass man das wesentliche Element des Hobbys, nämlich die Auseinandersetzung mit der dritten Dimension, das Fliegen selbst aus den Augen verliert. Die Modellbauindustrie haltet natürlich mit der Technik schritt und fördert immer neue Bedürfnisse, schliesslich will ein jeder Geld verdienen. Heute muss doch ein jeder ein Gyro im Segler haben. Aber wozu braucht es den Piloten noch? Das ist doch langweilig! Aber irgendeinmal ist man am Punkt angelangt, wo das Hobby nicht mehr steigerungsfähig ist (oder es geht vorher die Kohle aus :D ). Man hat schon den besten Flieger, den besten Motor, die beste Fernsteuerung, den besten Akku und dies führt bei vielen Piloten zur Aufgabe ihres schönen Hobbys oder sie leben von der Anerkennung der Vereinskollegen oder der Zuschauer.

Doch genug philosophiert und zurück zum Kernpunkt der Disskussion. Es ist ja offensichtlich, dass ein Styroporbomber eine geringere Gefahrenquelle als ein 10 kg Geschoss darstellt. Jedoch ist das Risiko für tödliche Unfälle doch als sehr gering einzustufen. Und selbst wenn es einen tödlichen Unfall geben würde, wäre dies noch lange kein Argument, um die Modellfliegerei zu verbieten. Schliesslich gehe ich trotz dutzenden von Bergtoten auch in die Berge wandern oder gehe ich trotz dutzenden von tödlichen Badeunfällen auch in den See baden und vom Autofahren reden wir erst gar nicht.

Okay,das wär's. Jetzt habe ich keine Lust mehr!

Grüsschen Urs
 

Beat

User
....dass unsere Anlagen, um es mal vorsichtig auszudrücken, kaum noch den Anforderungen, die Jetmodelle oder Großmodelle stellen, gerecht werden.
So würde ich es gar nicht sehen. Jeder Modellflugpilot und/oder Modellbauer obliegt die "Risikoeinschränkung" in seinen Händen und auch Erfahrung. Ich denke, jeder von uns, der viel Geld in sein Modell investiert hatte, hat auch entsprechendes Interesse daran, dass sein Modell sicher durch die Luft fliegt.
Das "Gefahrenpotential" wird nicht grösser, auch wenn die Modelle grösser, schwerer und schneller werden - sofern die Sicherheitsfaktoren mit berücksichtigt werden - versteht sich.

Hingegen was mich mehr Bauchweh verursacht ist die Ungewissheit von mutwilligen Störungen (ist zwar bis zum heutigen Stand noch nicht ermittelt und bewiesen worden - wenn überhaupt) - aber aufgrund der heutigen Tendenzen von ein paar mir bekannten Fällen muss ich sagen, dass mir dies mehr Kummer bereitet als das Versagen der "Technik".

Interessant wäre mal eine Statistik, die jeder Verein führen müsste über Absturzursachen der Modellflugzeuge. Was meint ihr, welches die meisten Ursachen sind? Der Sender eher am wenigsten - höchstens der dahinter steht... :)
 

RSO

User
Hallo,

ich will gar nicht seitenweise schreiben.
In Holland, auf einer Modellgrossveranstaltung
schlug ein Speedmodell(Turbine) mit 400km/h 50m vor Zuschauern ein. ....Verknüppelt!!!

Noch Fragen?

Gruss Raimund
 

Gast_102

User gesperrt
Hmm,

Ich habe mit dem Eingangsfred was ganz und gar anderes verstanden...
Nämlich, das man langsam aufhören soll es immer höher schneller weiter zu treiben, weil wir jetzt schon an der Grenze des machbaren sind oder manchmal vielleicht überschreiten, und wenn denn wirklich was passiert wir garnichts mehr haben.

Oder anders gesagt... jetzt übertreibt 'Ihr' es aber vollkommen.
Ich glaube es ging dabei nicht wirklich primär um die Sicherheit, sondern darum aufzuzeigen das 'wir' die Verhältnismässigkeit aus den Augen verloren haben.

Ach ja zum Fernsteuern von 1:1 Scale habe ich was in der Flugrevue gelesen, und zwar haben die ein Lebensrettungssystem erprobt an einem Segler der aber unbemannt geflogen ist, halt Ferngesteuert. Das gibt es auch.

Und zum in einem Topf werfen... es ist mir im Fall der Fälle wurscht ob mich ein Jet mit >200 km/h erwischt oder der >25 kg SuperScaleSegler im missglückten landeanflug aus den Socken hebt ...

:D und wehe es kommt nun eine unqualifizierte meldung zum mich aus den Socken heben' :D
 
Hallo,

in aller Kürze:

1. der Grundgedankengang dieses Threads ist wirklich eine genauere Überlegung wert.

2. Den Beitrag im Fernsehen mit dem Proxxon-Jet-Team-Piloten habe ich auch gesehen......war erschütternd das mitanzusehen (Topsender).

Grüße Werner
 

palma-jet

User gesperrt
hallo UZIM,
du sprichst mir aus der seele. die richtigen vokabeln sind einerseits groessenwahn, andererseits bescheidenheit.
und richtig bemerkt wurde auch: wenn jemand meint, dass das risiko modellflug fuer ihn zu gross ist, soll er aufhoeren. Ich hab mal aufgehoert. damals krachte ein vereinskollege mit so einem 20 kg kunstflieger und 60er king auf die autobahn. es gab keine massenkarambolage, nur ein golf wurde leicht beschaedigt, und die leute darin hatten einen schock. die vereinsversicherung (welche wohl ?) hat nichts bezahlt. das musste der kollege selber tragen. (war ne sache mit gerichtsverhandlung und allem drum und dran)
ca. 3 wochen nach diesem zwischenfall fliegt meine kiste (220 cm , 38 er benziner) sehlenruhig an mir vorbei richtung autobahn ohne auf irgendein steuersignal zu reagieren. sie verschwand hinter einem wald. da ich immer noch mit dem gas spielte hoerte ich, wie der motor ploetzlich drosselte.... sie reagierte wieder. ich gab leicht gas und stellte mir die position des modelles vor, flog sie blind um den wald herum. sie kam nach bangen ????zig sekunden wieder auf der anderen seite des waldes hervor, musste dabei die autobahn ueberquert haben. ich bin im direkten anflug auf den platz mit rueckenwind gelandet.
das ist kein fliegerlatein, sondern soviel glueck auf einmal, dass man das nie wieder riskieren will. ich hab noch auf dem platz alles verkauft.
aber weil ich den virus modellflug habe, fliege ich laengst wieder, bisher ohne solche zwischenfaelle (und hier gibts auch weit und breit keine autobahn).
allerdings musste ich feststellen, dass sich seit damals nichts entscheidendes veraendert hat. Die vermeintliche sicherheit, die man teuerer kaufen kann, ist tatsaechlich nicht vorhanden sondern es werden gimmicks geboten...spielereien.. fuer den noch besseren modellflieger...???
bleibt als konsequenz: baue flieger, die in groesse und motorisierung im rahmen bleiben..bezahlbar sind und trotzdem spass machen. dann tuts auch nicht so weh, wenn der dusselige pilot die rolle mal wieder 20 cm zu tief geflogen hat, Oder ?
 
MoinMoin !

Vor kurzem noch war ich auch der Meinung, das man die Sicherheit bei Modellflugzeugen durch bessere Technik verbessern kann. Das funktioniert aber nur, wenn die Technik auch verstanden wird und alle Piloten diese fachgerecht einsetzen und warten. Daher glaube ich das nur ein sehr geringer Anteil der Abstürze durch bessere Technik verhindert werden kann. Zum einen ist auch nicht jeder bereit oder finanziell in der Lage entsprechend sichere (und vermutlich sher teure) Komponenten zu verbauen.

Es gibt viele Modellflieger, die ihre kleinen, großen, langsamen und schnellen Modelle jahrelang absturzfrei fliegen und das mit der aktuell vorhanden Technik, die dann teilweise auch schon fünf oder zehn Jahre alt ist und immer noch funktioniert. Also kann es nicht nur an der angebotenen "Spielzeugtechnik" liegen, das manche Piloten häufiger Abstürze zu verzeichnen haben.

Die meißten von uns sind Autofahrer, viele haben noch nie im Leben einen Unfall verursacht, andere hingegen fahren regelmäßig einmal im Jahr vor den Baum. Dies liegt dann auch immer an den "scheiß" Auto´s und nicht an den Fahrern, die halt unsicher fahren oder die ihre Fahrzeuge schlecht gewartetet haben. Auch wenn in den Medien und von Organisationen (z.B. ADAC) immer wieder zum Sicheren fahren und zur Richtigen Fahrzeugwartung aufgerufen wird, hat sich eigentlich in den letzten zwanzig Jahren nicht allzuviel geändert.

Beim Modellflug ist es nicht anders... Da werden Akku´s nicht aufgeladen und der Absturz dann als Störung abgetan, naja das Modell hat nicht mehr reagiert oder der Pilot versteuert sich einfach weil er einen schlechten Tag hat und schon zwanzig Flaschen Bier getrunken hat. Oder ein Servos geht kaputt, weil ein 3 kg-Servo mit Kunststoffgetriebe in einer 3-Meter-Maschine fürs Seitenruder eingesetzt wurde.

Das sind alles Absturzursachen, die sich nicht durch bessere Technik vermeiden lassen. Es dürfte auch unmöglich sein eine Statistik über Absturzursachen, die auch nur eine ungefähre Aussagekraft hat. Keiner gibt gerne zu, das er selbst den Fehler gemacht hat, die meißten schieben es einfach auf die Technik.

Derzeit haben wir im Prinzip die 25 KG Grenze für den Freizeitpiloten. Es sollten aber für verschiedene Modelltypen vorschriften für die Mindestausstattung in Richtung RC-Equipment und Co. geben. Es gibt ja Formeln für die Berechnung von notwendigen Servokräften für die verschiedenen Ruder. Ab bestimmten Gewicht und Geschwindigkeit sollten bessere Empfänger Vorschrift sein. Wenn also schon im Katalog steht... dieser Empfänger ist nur bis 100 km/h und 5 kg zugelassen ... dann würde auch der Modellbauer darauf achten können. Einige Modellbauhersteller legen ihren Modellen zumindest schon Sicherheitshinweise und Empfehlungen bei, aber leider viel zu wenige.

Alles was über 25 KG fliegt ist ja schon Zulassungspflichtig und unterliegt einer gewissen Kontrolle. Die ersten Modelle sind ja in Deutschland schon zugelassen wurden. Da hier die gesamte Technik von Fachleuten genau geprüft wird, kann man auch davon ausgehen, das diese Flugzeuge genauso sicher sind, wie vom TÜV geprüfte Fahrzeuge.

Ich muß selbst gestehen, das ich meißt die Komponenten einsetze, die arbeitslos im Keller rumliegen, weil mein Budget halt auch beschränkt ist. Aber ich achte immerhin beim Modellkauf darauf, das diese Komponenten nicht überfordert sind.
 

Spunki

User
>>Keiner gibt gerne zu, das er selbst den Fehler gemacht hat, die meißten schieben es einfach auf die Technik.<<

Waschlappen! - umstehende erfahrene Piloten können sehr wohl beurteilen und auseinanderhalten ob dies nun ein technisches Versagen, eine Störung oder einfach Versteuern war!

Grüße Spunki
 

Armageddon

Vereinsmitglied
Hi,

können schon, aber wollen? Und die Frage ist auch, ob sie überhaupt beurteilen können, ob sie die vorhandene Technik fachgerecht angewendet haben oder nicht.

Ich kenne Leute die haben hunderte von Flügen mit einem Modell abgespult, auch Turbinenflieger. Die verwenden auch kein anderes Material, sie wissen eben nur richtig damit umzugehen.

Gruß Kai

[ 22. Oktober 2002, 13:34: Beitrag editiert von: Armageddon ]
 
@ Peet:

daß der Mensch, und damit auch der Modellbauer- und flieger versucht, Grenzen auszuloten und auch zu übertreten, liegt in der Natur der Kreatur " Mensch"...
Und ohne diesem Streben wären wir heute nicht daß, was wir sind.
Und ( das sag ich ohne jeglichem Sarkasmus) jedes Streben nach Fortschritt (im weitesten Sinne) hat Opfer gefordert, da man sich in " Grenzbereichen" bewegt.
Ich weiß auch, daß diese Aussage für Opfer regelrecht provokant sein muß und ich anders reden würde, wenn mein Kind von einem nicht mehr steuerbaren (will nicht Jet sagen)Flieger erschlagen würde...
Aber rein sachlich betrachtet, ist es so.
Das "schneller,höher, weiter, lauter" wird man nicht aufhalten können...

Aber noch mal zu des Geköpften Eingangsfrage/-aussage:

Eigentlich, lieber Holofernes, spielst Du ja auf die Sicherheit unserer derzeit gebräuchlichen Fernsteueranlagen(mit allem Drum und Dran) an. Sehe ich das richtig?
Wenn es Das ist, was Du bemängelst, kann ich Dich trösten, beruhigen, was auch immer Du willst.
Es ist möglich,auch in D, eine Fernsteuerung zu besitzen, nach der immer gaaanz laut gerufen wird.
Mit z.B.:
-Outdooreinsatzfähig auch bei Regen, Schnee und Eis
-Renundant in den wichtigen Funktionen-
-PCM, PPM, was Du haben willst
-definitiv kein "Spielzeug"
-und dergleichen mehr.

Kommt nur auf den Vorderungskatalog an. Danach richtet sich aber auch der Preis.
Es gibt in D zwei (Marktführer-)Firmen, die sich professionell mit FS-Technik (z. B. für Krane, Rangierbetrieb von Loks auf Bahnhöfen) beschäftigen.
Diese Firmen warten nur darauf, von sicherheitsbewußten Modellfliegern oder - fahrern angesprochen zu werden.
Wenn Jemand die Adressen will...(ohne Sponsoring oder Aktienbeteiligung oder Provision für mich)
 
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