Sif 2022

Rallef

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Am Aufkommen neuer Threads nimmt man wahr, dass die Bausaison begonnen hat. Bei mir noch nicht ganz, aber es hat schon mal gereicht für ein paar Vorarbeiten am Rechner, die ich hier schon mal zeigen will.

Ich habe mir den Sif von Josef Wimmer vorgenommen - sozusagen als ein weiteres fliegendes Andenken an ihn.
In der FMT Ausgabe 8/1993, in der der Bauplan erschienen ist, startet Jupp mit dem Zitat: "Fortschritt ist nur möglich, wenn man intelligent gegen die Regeln verstößt".
In dem Sinne werde ich einiges etwas anders machen und an meine modellbauerischen Vorgehensweisen anpassen. Ob ich dabei dann wirklich intelligent vorgegangen bin, werden wir am Ende sehen 😉
Sif_FMT1993.jpg
SIF-Jupp.jpg


Natürlich wird auch dieser Flieger open source sein. Ich lege die Dateien dann aber nicht auf Github ab, wie Jochen mit seinem Amokka-JX (was ich übrigens klasse finde 👍), sondern auf meiner eigenen Homepage: surasto.de.

In loser Folge werde ich auch mal ein Filmchen dazu veröffentlichen: Surasto Youtube-Channel

Gruß Ralf
 

Rallef

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In dem besagten Artikel hat Jupp sozusagen den "goldenen Schnitt" beschrieben, den er aus unterschiedlichen Kreisradien zusammensetzt. Wenn man ein schönes klassisches Reißbrett hat, macht es bestimmt Spaß, so was aufs Papier zu bringen.
Ich habe mich stattdessen für die rechnerische Lösung entschieden. Sehr schön geht das in der Programmiersprache Python, weil die unheimlich gut zu lesen ist. Wenn man das dann noch in Jupyter Notebook macht, dann hat man nachher eine schöne Dokumentation aller Schritte.

SIF-Jupyter-4.png

So habe ich die Flügelgeometrie festgelegt und auch gleich die Beplankungen, die ich nachher für die Rippen brauche, um dort die Beplankung abzuziehen. Die Rippenpositionen habe ich hier durch Punkte dargestellt.

Wer das selbst nachvollziehen will, kann sich die Jupyter Datei auf surasto.de runterladen. Man muss dazu Jupyter nicht installieren. Es gibt eine Online-Version die im Webbrowser läuft.

Dazu habe ich mir dann für alle Rippen die Tiefen und die Beplankungsbreite ausgeben lassen, zur Weiterverarbeitung in surasto-foil.

SIF-Jupyter-5.png


Hier sieht man auch die verwendeten Profile von Peter Wick: PW-RES
Ich konnte mich nicht durchringen das originale CJ-5 zu verwenden. Es hat doch einen recht eingeschränkten Geschwindigkeitsbereich.

Außerdem lasse ich mir die Flügelliste ausgeben, die man per copy/paste in Ranis-Nurflügel_LAZ importieren kann. Frank, auf diesem Weg noch mal vielen Dank, dass das in Linux mit Wine jetzt funktioniert. 🙏

SIF-Jupyter-6.png


SIF-Nurflügel_LAZ.png


Ich konnte mich auch nicht durchringen, das Aileron in die Mitte der Halbspannweite zu setzen. Wenn man das ganz nach außen setzt, erreicht man eine ziemlich elliptische Auftriebsverteilung. Und schön sieht das bestimmt immer noch aus...

Die Rippen entstanden dann mit Surasto-Foil. Da meine Software leider nur Trapezflächen kann, habe ich immer nur zwei Rippen gleichzeitig machen können und musste halt per Hand die Beplankungsdaten aus der Tabelle oben eingeben. Der Aufwand hält sich bei 15 Rippen aber in Grenzen.
Die habe ich dann in Inkscape weiterverarbeitet und fürs Lasern auf Brettchen aufgeteilt:

SIF-Balsabrettchen.png


Soweit der Stand der Dinge.
Es geht hier weiter, wenn ich dazu gekommen bin die Teile alle zu lasern.

Gruß Ralf
 

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Rallef

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Hi Ralf,

Geiles Projekt!
Wie machst Du das mit den gebogenen Holmen?

Gruß, Martin
Die werden mal nicht aus Kohle sein, sondern ganz klassisch aus 3x5mm Kiefernleisten. Die ließen sich bei meinen Vorversuchen ausreichend biegen. Ich werde berichten...
 
Hallo Ralf,

schönes Projekt, schöne Umsetzung, und perfekt auf youtube vorgestellt!
Gut, dass Du einen PW-Strak einsetzt, und das betagte CJ5 erlöst. :D

Gutes Gelingen!

Klaus.
 

Rallef

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Danke für die motivierenden Worte :-)

Leider bin ich jetzt in der Vorweihnachtszeit etwas busy mit anderen Dingen und so geht es erst mal nur langsam voran.
Aber ich habe mal die Winglets gelasert und mit denen schon mal vorab ein paar Experimente zum Thema "Patina im Stile von Jupp Wimmer" gemacht.
Ich habe irgendwo gehört oder gelesen, dass Jupp den Lack mit Tabak aus seiner Pfeife abgetönt hat, um so diese schöne goldgelbe Tönung des Balsaholzes zu erreichen, wie man sie im Beitragt oben (#7) sieht.. Nun wollte dafür nicht extra das Pfeiferauchen anfangen und habe mit schwarzem Tee in Wasserlack experimentiert. Das war ne Riesensauerei und sah nicht gut aus. 🤪
Habe dann doch eine konventionelle Lösung gefunden, die auch zu einer honigfarbenen Tönung führt: Lacklasur Kiefer.

Lacklasur.jpg


Ich hatte schon mal einen Nurflügel im Wimmer-Look nachgebaut mit Papierbespannung. Die war mir aber zu empfindlich. Daher habe ich diesmal Oracover probiert. Oratex ist zu schwer für den kleinen Nurflügel. Aus einem früheren Fehlkauf habe ich aber noch eine Rolle Oralight weiß durchscheinend (es sollte damals eigentlich weiß deckend sein - wie gesagt ein Fehlkauf) - hier sollte das den richtigen Effekt erzeugen.

Die Kombination Clou Lacklasur und Klarlack sieht super aus, aber mein Design aus mehreren gelaserten Einzelteilen taugt nichts. Die Passungen haben zu viel Spiel und die braunen Laserkanten sind viel zu gut sichtbar - so kann das nicht bleiben.
Hier der Fehlversuch:
Winglet1.jpg

Hier noch mal mit Klarlack und Oralight

Winglet0.png


Also habe ich eine neue Version gemacht. Die Streben habe ich händisch eingesetzt und die Lasur soll dann NACH der Bespannung aufgepinselt werden, damit die nicht so durch die Folie durchschlägt.

Hier der Rohbau ungeschliffen:
Winglet_neu.png


Ich werde weiter berichten und auch noch mal ein Video machen.
Ich hoffe, es ist unterhaltsam, wenn ich auch mal meine Experimente und Fehlversuche zeige.

Gruß Ralf
 

Rallef

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Ein paar der Baufotos gibt es auch hier: https://surasto.de/index.php?cat=Modellflug&page=Sif (Jupp Wimmer)
Dort werde ich auch alle Teile zum Fräsen oder Lasern zum Download haben - allerdings will ich jetzt erst mal ausprobieren, ob auch alles passt. Erfahrungsgemäß muss man dann immer noch ein paar Kleinigkeiten ändern (z.B. die Position der Steckungsrohre oder so).
Erst dann stelle ich die Dateien online.
Bevor jemand fragt - ich werde keine Laserteile oder so anbieten. Das ist einfach open source.
 

Thimai

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Hallo Ralf,
Toll den Sif wieder zu beleben, ich bin mit dem Orginal nach FMT gebaut eine ganze Zeit geflogen.
Bin auf dein neues Profil gespannt den das CJ5 hatte mich nicht wirklich überzeugt.
Werde deinen Bericht mit Interesse verfolgen.

Gruß Thilo
 

micbu

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Den SIF hatte ich Ende der 1990er mal auf einer Börse gebraucht erworben. Super tolle Optik! Fliegerisch leider nicht wirklich überzeugend.
Mit einer anderen Profilwahl kann daraus sicherlich ein sehr interessantes Objekt der Begierde werden! ......... ich bin gespannt..........
 

UweH

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Hallo Leute,

es gab hier vor 12 Jahren schon mal mehrere Diskussionen zu einem modifizierten SIF mit anderer Profilierung, aber auch anderer Schränkung und mit 4 m Spannweite erheblich größer als Jupps Original. Ich habe die letzte Rückmeldung von Werner zu dem gebauten Flieger noch nicht wieder gefunden, aber soweit ich mich erinnere flog das Modell recht gut: https://www.rc-network.de/threads/sif-redesign.242008/#post-3660452

Gruß,

Uwe.
 

Rallef

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Der Weihnachtsrummel ist vorbei und ich komme endlich dazu weiter zu bauen...
Das mache ich hier ganz klassisch auf dem Bauplan. Zuerst habe ich den Holm auf die untere Beplankung geleimt. Das habe ich mit Weißleim gemacht, weil ich glaube, dass der noch etwas besser hält als UHU-Hart, was ich für alle anderen Verklebungen verwende. UHU-Hart deshalb, weil es leicht und gut schleifbar ist. Sekundenkleber ist mir zu stressig 😉
Sif-NurHolm.jpg


Die Rippenausschnitte für den Holm passen. Allerdings musste ich sie im Außenbereich mit der Schlüsselfeile nacharbeiten, da dort der Holm schräg durch die Rippen verläuft.
Sif-HolmRippen.jpg


Bevor ich die Wurzerippen verleimt habe, musste erstmal die Steckung zeigen, dass sie passt. Da kann man sich leicht bei der Konstruktion verhauen und man muss die Löcher manuell nachbearbeiten. Hier hat aber alles auf Anhieb gepasst - vermutlich reine Glückssache. 😇
Sif-Steckung1.jpg


Ich glaube ich habe die Messingrohre sehr lang gemacht. Durch drei Rippen hätte bestimmt auch gereicht.
Sif-Steckung.jpg

Da ich vorhabe, den Sif nicht mit dehnungsarmem Papier zu bespannen, sondern mit Oralight, wird die Bespannung nur wenig Torsion aufnehmen. Daher verkaste ich die Holme, um so eine verdrehsteife D-Box zu erzeugen.
Sif-Verkastung.jpg


Die Querruderbereiche habe ich auch verkastet, damit die Fläche dort auch geschlossen ist. Das hätte ich auch mit einem Balsastreifen machen können. Hier habe ich die Streifen etwas umständlich zwischen die Rippen gesetzt.
Bei den Querrudern werde ich das anders machen.
Sif-QR-Verkastung.jpg


GRRRR - Design Bug gefunden:
Auch, wenn ich versucht habe, bei der CAD-Konstruktion an alles zu denken, habe ich doch ein paar kleine Details übersehen: Um eine gerade Scharnierlinie zu erhalten, muss die hintere Beplanung im Querruderbereich vom berechneten Radius abweichen und stattdessen gerade verlaufen. Also müssen die Beplankungsabzüge der Rippen etwas länger sein. Bei meiner Version habe ich die von Hand mit dem Messer verlängert. Man kann das oben auf dem Bild erahnen. In den Laserdateien habe ich das aber nachgezogen.

Außerdem hatte ich vergessen, dass ja außen noch eine dünne Beplankung sein soll, die ich ja auch schon gelasert hatte. Somit muss auf der gesamten Länge von R16 die Beplankung abgezogen werden. Auch hier gehe ich händisch vor, um das zu korrigieren und ändere es auch in der Laserdatei.
Sif-R16-Korrektur.jpg

Ansonsten hat aber alles gepasst. Da ja alles auf diese Bögen, die ich mit Jupyter-Notebook berechnet habe, zurückgeht, war es eh wahrscheinlich dass alles passt oder gar nichts 😂

Ich guck noch ob die Beplankungen alle passen und dann stelle ich die Dateien auf Surasto.de online.

Achja und ich mach in den nächsten Tage noch ein Filmchen.

Schöne Nach-Weihnachtszeit und Gruß
Ralf
 

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    Sif-NurHolm.jpg
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Rallef

User
Bei der Verklebung der Beplankung habe ich diesmal auch UHU-Hart genommen, weil sich die Beplankung gut fixieren lässt, wie man im Bild sieht.
20221231_134257.jpg
Im äußeren Teil (die letzten drei Rippen) muss man schon kräftig biegen. Aber der Kleber hält.
Übrigens, diese gelben Strohhalme im Wurzelbereich dienen der Aufnahme der Empfängerantenne.

Damit nicht noch mehr Spannung auf die Konstruktion ausgeübt wird, mache ich die Nasenleisten aus vier Lagen 2mm Balsa. Ich verleime die nächste Schicht erst nach dem Trocknen der vorherigen.
20230103_135353.jpg

Hier sind es schon mal zwei Lagen.

Während das alles trocknet, habe ich mir Servorahmen gedruckt. Bei einem solch leichten Flieger ist das PLA völlig ausreichend. Bei einem Turbienenjet würde ich das vermutlich nicht machen 😉
Drucker.png

Ich zeige noch im nächsten Video, wie ich den Entwurf gemacht habe. Ich benutze Onshape für meine 3D-Konstruktionen. Ich glaube verbreiteter ist Fusion360, was auf meiner Linux-Infrastruktur aber nicht läuft. Allerdings reicht für so ne einfache Form auch OpenSCAD oder FreeCAD. Geld muss man in jedem Fall keins ausgeben für die Software.
20230103_135414.jpg


Gruß Ralf
 

Rallef

User
Das Projekt nähert sich der Fertigstellung.
Hier verwende ich wieder die Platinen-/Lüsterklemmenmethode, die auch auch in anderen Konstruktionen (z.B. SimpleX) gut funktioniert hat.
Sif-Arretierung1.jpg

Sif-Arretierung3.jpg

Die Wurzelrippe habe ich noch zusätzlich mit einer 1.5mm Sperrholzrippe aufgedoppelt, so dass die Kunststoffrahmen für die Multiplexstecker bündig eingelassen sind. Die gelaserte Aussparung für diesen Stecker hat mit minimaler Nacharbeit gepasst.
Sif-Wurzelrippe.jpg

Eigentlich braucht der Flieger keinen Rumpf. In das abgerundete Loch vorne in der Wurzelrippe passt ein Akku aus AAA Zellen. Das hintere Loch nimmt den Empfänger auf. Da ich das Ganze aber Sif nenne, muss es auch nach Sif aussehen. Also muss er einen Rumpf haben. Den mache ich aber ansteckbar, so dass beide Optionen bleiben. Vielleicht baue ich ja noch mal eine modernere Version mit Foliendesign, bei der der Rumpf dann wegbleibt.
Auf jeden Fall ist der Rumpf so lang auf der Unterseite, dass man den Sif dort für den Start greifen kann - das ist doch mal "handfester" Grund für den Rumpf. 😎

Ich habe auf die untere Beplankung innen im Bereich der MPX-Stecker 5mm Sperrholzstücke geleimt, so dass ich den Rumpf von unten verschrauben kann. Fliegt man ohne Rumpf, dann sind da nur zwei 3mm Löcher zu sehen.
Sif-Rumpf.jpg

So sieht der Rohbau mit Rumpf aus. Die Winglets haben ja schon ihr Finish und stehen hier nur zur Illustration an den Flügelenden.
Sif-Rohbau.jpg

Bespannung und Lackierung sollten dann so laufen, wie schon bei den Winglets.
Vermutlich melde ich mich dann nach dem Erstflug wieder.

Gruß Ralf
 

Rallef

User
Ich habe mich jetzt mal den Servo-Einbau und das Finish begeben.
Für die Bespannung hab ich mir ne Papierschablone gedruckt, um diesen krummen Verlauf hinzukriegen.
Sif-Papierschablone.png

Mir gefällt das mit dem Oracover light weiß transparent. Die Antikpuristen werden mich dafür vermutlich in der Hölle schmoren wollen. Aber das ist hier ja auch in einigen anderen Aspekten nicht so ganz antik... 😉
Sif-Bespannt.jpg

Hier kommt jetzt die Clou Lacklasur wieder zum Einsatz, die ich schon bei den Winglets getestet habe. Man sieht auch die Ruderanlenkung. Überkreuzanlenkung ging gaaanz knapp rein. Ich wollte auf jeden Fall keine Servohebel herausragen haben.
Sif-Lacklasur.jpg


Und hier noch der frische Kunstharzlack
Sif-Klarlack.jpg

Links im Bild liegt schon Orastick rehbraun. Ich weiß, dass Jupp die meisten seiner Flieger mit einem schwarzen Streifen und daneben einem roten versehen hat. Nur schwarz ist mir zu traurig. Die Kombination aus zwei Streifen zu schwierig - Hochachtung an Jupp!

Gruß Ralf
 
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