SUDAN von Jupp Wimmer

Der SUDAN sammelt seine täglichen Flugstunden, erfreut mit seinem selbstbewussten, gelassenen Flugbild und seiner Fähigkeit, Thermikblasen anzuzeigen (sieht aus wie eine mittlere Bremsung) und dann sehr sehr effektiv zu nutzen.

Ein flugdynamisches Problem bleibt der Kraftflug. Solange man im Geradeausflug Gas gibt, und davon auch nicht zu viel, ist alles in Butter, man darf sogar etwas ziehen, um Höhe zu machen. Wehe aber, der Gaseinsatz kommt in einer Kurve oder Schräglage. Und wehe, man dreht eine zu enge Kurve unter Motor. Dann... ...nimmt der SUDAN die Nase nach oben, von ihm aus bis in die Senkrechte, und lässt sich nur durch voll "Tiefe" wieder einfangen. Manchmal ist es auch besser, in der hoffnungslosen Nose-Up Position das Gas einfach ganz herauszunehmen und ihn rückwärts fallen zu lassen, wenn noch Luft nach unten ist. Ich denke, wenn der diensthabende Testpilot nicht zufällig Erfahrung aus 40 Jahren Nurflügelei hätte, wäre das Ding schon mehrfach im Acker gesteckt. Besonders gefährlich ist Gasgeben im zu kurzen Landeanflug, dann lieber schneller anfliegen und etwas über das Ziel hinausschießen.

Ich hatte so ein Phänomen mal mit einer HE 162 Salamander. Da habe ich es mir mit dem unausgewogenen Verhältnis der Seitenflächen erklärt (zu viel Seitenfläche vor dem SP). Das scheidet meines Erachtens beim SUDAN aber aus.

So, und jetzt sind die Experten dran. Mir fällt dazu nichts mehr ein.
 
Zu den Reaktionen im Motorflug habe ich leider keinen Tipp, da meine Bretter und Pfeile fast immer keinen Antrieb hatten.
Die wenigen hatten einen Druckantrieb. Ein weiteres Brett -diesmal mit Nasenantrieb- machte keine Zicken.

Habe vor Kurzem mein Brett Balmung mit Nasenantrieb ausgerüstet, und habe das gleiche Problem wie Dein Sudan. Balmung hat ein 7%iges Profil, 83,12 dm² Fläche und wiegt ca. 2300 Gramm (entspricht 27,6 g/dm²). Ist also anders ausgelegt als der Sudan.

Ich habe noch keine Gesetzmäßigkeit des Problems erkannt. (Vielleicht sollte ich weiterhin an der Winde oder dem Gummiseil Höhe aufbauen...)

Ich arbeite noch am Nasenantrieb, und werde es demnächst mit mehr Motorsturz probieren. Außerdem beobachte ich Deine Erfahrungen ganz neugierig. :D

Daß ein Nasenantrieb nicht immer problematisch sein muss, habe ich beim Bunten Huhn von Knut ("knzin") gesehen.


Gruß
Klaus.
 

mipme_kampfkoloss

Vereinsmitglied
Teammitglied
Fliegst du die Kurve schon mit dem SL?
Bin am überlegen, ob die schräge Klappenlinie nicht so einer gewissen höhenruderwirkung führt?
Müsste dabei egal sein in welche Richtung man die Kurven fliegt.

Du könntest mal probieren ein Ausgleich oben auf die SL-Klappe zu kleben, das weit nach vorne geht.
Dann sieht man gleich ob's besser wird...
 

Dix

User
Jonas,

Wird der Quirl genau von vorne angeströmt, passiert erstmal nix. Aber bei schräg-Anströmung passiert folgendes: Beim Durchtritt der Luftmasse durch den Propeller wird der Strahl zur Anrtiebsachse hin ausgerichtet. Gemäß Impulssatz entsteht eine Querkraft als Reaktion. Diese Querkraft macht ein Giermoment.
Dieses wirkt beim Zugmotor destabilisierend (Nase rausdrehen) und beim Druckpropeller stabilisierend (Nase zurückdrehen).

Offensichtlich verkraftet der Sudan mit seinenm Seitenflächenverhältnis den großen Löffel nicht gut. Erst recht mit dieser ultra langen Nase.
Du liegst also mit dem Salamander-Vergleich ziemlich richtig.

Falls ich Dich richtig einschätze, kommt eine funktional-kosmetische plastische Nasen-OP wohl eher nicht in Frage.
Daher: Wenn noch genug Schub da ist, dann würde ich erstmal probehalber nen deutlich kleineren Löffel probieren, das sollte den Effekt verringern.
(Aber Achtung, Schwerpunkt nachwiegen...)
 
Danke für alle Eingebungen. Gedanken dazu:

- Flugpraxis: Mit zunehmender SP-Rücklage wird der Nose-Up Effekt gefährlicher. Vielleicht fliegt Erwin deswegen so kopflastig?
- Den Motorsturz werde ich jetzt testweise *verringern*, damit der Sudan sicher von alleine steigt und nicht "gezogen" werden muss.
- Die SR-Scharnierlinie halte ich für einigermaßen unschuldig, da in 99% aller Flugsituationen keine auffällige HR-Wirkung beim SR-Ausschlag erkennbar ist. Warum dann plötzlich so gravierend bei großem Anstellwinkel und in Schräglage?
- Nase verkürzen wird sanft ausprobiert, wollte ich sowieso, um den SP etwas entspannter einstellen zu können. Jupps Motor-SUDAN XXL hatte schließlich auch eine deutlich kürzere Nase.
- Kleinerer Prop lässt sich ja mal testen: andere Motor-Wicklung reinschrauben und fliegen.

Mein Hauptverdacht bleibt immer noch an den Höhenrudern hängen. Wenn man sich die zahlreichen Floater / Bretter aus den 80er und 90er Jahren ansieht, dann steht Jupps Konzept, einfach mal eine lange Klappe an das bestehende Profil anzuhängen, doch recht alleine da.

Ganz ohne Operation wird's also nicht gehen, um die Wissenschaft voran zu treiben.
 

ritteahi

User
- Den Motorsturz werde ich jetzt testweise *verringern*, damit der Sudan sicher von alleine steigt und nicht "gezogen" werden muss.

Mein Hauptverdacht bleibt immer noch an den Höhenrudern hängen

Ganz ohne Operation wird's also nicht gehen, um die Wissenschaft voran zu treiben.

Hallo Jonas,

ich würde auch die Rumpfnase soweit kürzen damit der Akku nach vorne in den Bereich der Kabinenhaube kommt. Wie von dir schon vorgeschlagen würde ich den Motorsturz so einstellen damit man bei Vollgas etwas "drücken" muss. Das hat zur Folge dass in der Tragflächenmitte der Auftrieb erhöht wird und eine Schränkung in der Tragfläche entsteht -> stabile Fluglage.

Gruß
Achim
 
Nur ein Teilaspekt: ich hatte bei meinem Sudanfalk (ich weiß, daß das kein Sudan ist) auch das Bedürfnis, den Motorsturz mehr und mehr zu er"höhen", bis ich irgendwann unzufrieden wurde, daß die mittlerweile (IIRC) 12° immer noch eindeutig zuwenig seien. Der Einbauraum hätt's bei heute freundlich kleinen Motoren zwar noch weiter ermöglicht, ich hab's aber doch ganz pragmatisch als Tiefenruderzumischung zum Gasknüppel programmiert. Ich fand ihn beim Motorfliegen problemlos stabil im Flug, und die Ruder werden gut angeströmt. Auch das hochgestellte HR -> mehr Propellerwind -> mehr aufrichtendes Moment. Ich hatte meinen Schwerpunkt noch nicht weitestmöglich zurückverlegt, es wäre sicher eh noch etwas HR-Anstellung verschwunden. Aber er sollte halt mit auf die AMD-Rhönwoche - nächste Woche, nicht nächstes Jahr ;-!

Nach einer sportlichen Landung mit der Motorwelle auf den "einzigen" Stein am Rollenberg war der Rumpf e weng derangiert, auch das Vlies hatte einige Risse, den großen an der linken Flügelwurzel seht Ihr auch auf dem kleinen Bild:
Sudanfalk_Rollenberg_2011.jpg

Also hab' ich ihm das Fell über die Ohren gezogen, neues, widerborstigeres drauf und dabei gleich größere und geschwungene HR-Klappen geschliffen, leichter obendrein. Mich störte die grundsätzliche Anstellung schon im Gelenkspalt und die HR-Wirkung wurde ohne Propellerwind eher als Wunschäußerung verstanden.

Sudanfalk-HR_k.jpg

Das Bild stammt aktuell vom Dachboden, das alte HR liegt zum Vergleich oben drauf. Zum potentiell andersgearteten Fliegen kann ich nix sagen, da noch immer nicht getan. Doro lästert immer mal dazu ;-)

Wozu ich überhaupt nicht aufhellend beitragen kann, ist das Aufbäumen im Kurvenflug unterm Motorlauf. Der Motor wuppt genug, daß ich erinnert maximal eine halbe Minute Laufzeit zum Höhetanken hatte und dabei geschaut, daß ich vom Platz (Bad Neustadt a.d.Saale) wegkomme, es sind ja noch viele andere da. Das Dickschiff ist an einem engen Hang etwas schwer auf Spur zu halten, denn es ist eher ein flugstabiler Freiflieger, der sich gern von den Winden davontragen lässt. (Klingt romantisch, gell? Kann aber blöde sein ...) Die Vorlaufzeit, bis das SR endlich Wirkung zeigt, ist so gemächlich, daß ich da gelegentlich mit einem kurzen Schwupps Propellerwind nachhelfen musste. Am Flugplatz Neustadt stehen Landerichtung Ost einige höhere Büsche, die für Verwirbelungen sorgen. Da bin ich idR mit laufendem Prop rübergekommen, um Ruderdruck zu haben und nicht in die Büsche zu fahren.

servus,
Patrick
 
Danke, Patrick. Angesichts der geradezu brutalen HR-Wirkung an meinem folienscharnierten Sudan - diametral zu Deiner Erfahrung, denke ich wieder einmal mehr, dass HR-Spalte beim S-Schlag-Profil unbedingt abgedichtet werden müssen. Die alte Streitfrage ist mehr, ob die asymmetrische V-Nut oben oder besser unten sein sollte. Dein drastischer Motorsturz war ziemlich sicher eine Folge der SP-Vorlage. Auch nach meiner Erfahrung machen Stürze über 7° gar keinen Sinn mehr - zumindest bei halbwegs normal proportionierten Fluchgeräten.
 
Update nach vielen weiteren Flugstunden:

Propeller von 11" auf 9,5" reduziert, gleiche Leistung durch höhere kV. Ja, scheint es besser zu machen. Der SUDAN ist ein Segler, für Frontmotor war der nicht gedacht. Außerdem ist das Fliegen eindeutig unkritischer, wenn man die Querruderfunktion der HR-Klappen *nicht* nutzt. War'n Versuch. Lieber gewöhnt man sich an die sehr gelassenen Kurvenwechsel nur mit SR und fliegt das Ding so, wie vom Konstrukteur gemeint.

Toller Thermiksegler, übrigens. Je weniger man steuert, desto besser geht das Ding.

Die Forschung wird weitergehen, als nächstes sind 4 oder 5 cm der Rumpflänge fällig.
 

Sichel

User
Guten Morgen miteinander,
weiss jemand, ob der Erwin Pölsler, alias Beizeiten, hier im Forum aktiv ist?
Ich würde gerne per Mail eine Frage bzgl. der Gitarrenstücke stellen, die er in seinen Videos unterlegt.
Danke und Grüße,
Helmut
 
Hallo Helmut.

Der Erwin hat zwar hier einen Account Silesimo,
ist aber seit 2019 nicht mehr aktiv gewesen.
Bei den YouTube Videos findest du
unter der Beschreibung einen grauen Kasten.
Wenn du auf "mehr Ansehen" klickst
findest du die gesuchte Information.
Z.B. hier:
Ansonsten kannst du auch direkt bei
YouTube deine Frage bzw. Feedback posten.
Allerdings hat Erwin seit 2 Jahren keine
neuen Videos eingestellt.

Für den Flug mit dem Sudan wäre eine Hintergrundmusik
natürlich die absolute Krönung! Per Fernsteuerung und
Ohrhörer durchaus möglich :)

Fliegergruß
Marcus
 

Sichel

User
Danke Marcus,
das mit dem Kasten wusste ich nicht!
Schade, dass er nicht mehr hier aktiv ist!

Viele Grüsse,
Helmut
 
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