Turbulatoren

Hallo Hans,

danke für die Berechnungen!

Hättest du mir von dem HN354SMtu40 mit dem integriertem Turbulator ein *.Dat file? Würde gern selber noch ein paar Berechungen machen. (im Profili ist das nicht so einfach möglich)
Danke.
Habe gestern erste Versuche mit nur einem Turbulator auf einer Flächenhälfte bei 60% gemacht. Faszit: ausser das die Ruderwirksamkeit schlechter geworden ist habe ich nichts festgestellt. Nicht einmal die Asymetrie habe ich festgestellt. Hängt vielleicht auch mit dem windigen Wetter zusammen. Weitere Versuche sind geplant.

Gruss

Reto
 
Hallo Hans und Reto,

ich denke, dass die e^N-Methode nicht gut geeignet ist, um erzwunge Transition mit einem Turbulator nachzurechnen. Schliesslich handelt es sich um eine Methode, mit der (stark vereinfacht) das Transitionszenario für freie Transition empirisch erfasst worden ist. Legt man die Transition mit xfoil fest und rechnet eine Polare ist das natürlich genauso nur die halbe Wahrheit. Zur Bestimmung der Turbulatorposition muss die Lauflänge, die zum Umschlag benötig wird mitberücksichtigt werden und der zusätzliche Druckwiederstand durch den Turbulator geht nicht mit in die Rechnung ein.

So wie Du Deinen Flugversuch gemacht hast, Reto, ist das meiner Meinung nach nicht sinnvoll. Der Turbulator ändert auch den Auftriebsanstieg, so dass beide Flügel gleich schlecht oder der Flügel mit Turbulator sogar noch schlechter erscheinen kann. Schon bei relativ kleinen Zuspitzungen ändert sich die Re-Zahl längs des Flügels auch schon so stark, dass die Transition mehr Lauflänge benötigt. Das Bedeutet, dass die relative Position nicht konstant bei 60% liegen kann. Das die Ruderwirksamkeit in Deinen Versuchen abgenommen hat, kann ich mir nur durch Effekte der asymmetrischen Anbringung des Turbulators erklären.
Bei den Flugversuchen mit einer Auslegung die ich wie beschrieben gemacht habe, zeigte sich:
-keine Verbesserung im Langsamflug
-keine signifikante Verschlechterung des Schnellflugs
-bessere Ruderwirksamkeit
-minimale Verbesserung des Gleitens bei mässigen Geschwindigkeiten
Das Modell war ein Sharon. Was für einen Turbulator hast Du eigentlich aufgebracht? Wie sowas beschaffen sein sollte findet Du ebenfalls auf der Homepage von Martin Hepperle oder im "Summary of Low-Speed Airfoil Data - Volume 3". Schau da mal nach!

Gruß

Benjamin
 
Benjamin,

der Turbulator war ein 0.3 mm dickes Klebeband ca. 5mm breit.... Leider habe ich Volume 3 noch nicht... mal sehen wo es das zu kaufen gibt.

Wie sah denn dein Turbulator aus, Art und Position am Flügel?

Gruss

Reto

[ 11. November 2004, 15:03: Beitrag editiert von: Reto Schmid ]
 
Habe die Diskussion heute erst gesehen. Es gab ja die Frage, wie man einen Blasturbolator bautechnisch realisieren kann. Das einfachste ist, die Locher von der Oberseite der Fläche zur Unterseite durchzubohren. Je höher der Druckunterschied zwischen der Profiloberseite und der Unterseite ist, desto besser arbeitet der Turbolator.

Ich hatte das schon bei einem Nurflügel am Außenflügel gemacht, das Modell war nicht wiederzuerkennen. Allerdings verschmutzen die Löcher auf der Unterseite recht schnell. Bei einem Schalenflieger mit Balsaholz als Stützstoff ist davon abzuraten, da dann immer Feuchtigkeit ins Balsaholz geht. Außerdem wird wohl keiner seine schöne Fläche mit Löchern verunstalten.
 
Die bisherigen (mir bekannten) Untersuchungen mit Turbulatoren in unserem Re-Zahl-Bereich zeigen, dass die Sache nicht so einfach ist, wie sie scheint. Wenn man in xfoil den Umschlagpunkt mit "xtr" bei 50 - 60 % auf der Oberseite definiert, gewinnen die meisten Profile im Bereich zwischen Re = 80.000 und 200.000 (und das ist der Bereich, der für unsere "normale" Fliegerei mit 3m-Seglern interessant ist) so massiv, dass man sich fragt, warum nicht alle einen Streifen aud die Oberseite kleben. Das haben wohl auch Selig uns seine Leute gedacht, aber die Messergebnise im Windkanal haben die erhofften Verbesserungen bei vielen Profilen nicht bestätigt.

Mein "unwissenschaftlicher" Eindruck ist folgender:
1) Turbulatoren sind eine ganz gute Möglichkeit, um schwere Design-Fehler halbwegs auszubügeln. Ich glaube, ich habe schon mal von der D-36 von robbe berichtet, die ein Freund von mir hatte: Rippenflügel mit Wortmann-Profil und Außentiefe von 70-80 mm (geschätzt), und das bei relativ geringer Flächenbelastung. Im Orginalzustand nur im Schnellflug fliegbar, Thermikkreisen wurde regelmäßig mit einem massiven Strömungsabriss am Außenflügel quittiert. Irgendwann habe ich dem guten Mann einen Streifenband-Turbulator (ca. 0,3 mm x 2 mm) bei ca. 20 % Tiefe draufgeklebt, und die Kiste war nicht wiederzuerkennen, fast lammfromm.

2) Bei modernen Profilen, die einen "weichen" Druckanstieg auf der Oberseite und eine geringe "aft loading" (kenne das deutsche Wort nicht; Druckunterschied zwischen Ober- und Unterseite im hinteren Profilbereich) aufweisen, um die laminare Ablöseblase klein zu halten, bringt ein Turbulator wahrscheinlich in der Regel wenig. Ich habe vor Jahren Versuche gemacht, bei denen ein Flügel mit dem SA-7035 mit Turbulatorbändern (einfach und Zackenband) an verschiedenen Tiefenstellen versehen wurde. Ich konnte (subjektiv) keine Verbesserung feststellen; bei vielen Konfigurationen wurde die Leistung gefühlsmäßig schlechter - es fehlte irgendwie an "Dynamik". Das deckt sich weitgehend mit den Selig-Messergebnissen.

3) Anders dürfte es bei Profilen mit "hartem" Druckanstieg auf der Oberseite aussehen. Beispiele sind vor allem die älteren Eppler-Profile (E-193, 205, 387, 392). Diese profitieren nach Windkanalmessungen (Althaus, D. Schwetzler) gewaltig von Turbulatoren bei 20 - 30 % der Tiefe auf der Oberseite (also grob gesagt am "höchsten Punkt" des Profils), und zwar ohne große Nachteile im Schnellflug. Das leuchtet auch ein: Die laminare Laufstrecke auf der Oberseite reicht auch im Schnellflug sowieso nicht weiter als ca. 50 % der Tiefe, also verliert man durch einen Turbulator bei 30 % sehr wenig. Andererseits führt der "harte" Druckanstieg ohne Turbulator zu einer großen laminaren Ablöseblase, deren Zerstörung durch den Turbulator eine große Widerstandsersparnis im mittleren Geschwindigkeitsbereich bringt.

Meine persönliche Vermutung ist, dass auch die stärker gewölbten (ab 2,5 %) und dickeren (ab 10 %) HQ-Profile bei Re-Zahlen zwischen 80k und 200k von einem Turbulator auf der Oberseite bei ca. 40-50 % profitieren müssten. Denn auch diese Profile haben (wenn auch weiter hinten als die Eppler-Profile) einen "Knick" in der Druckverteilung und eine hohe "aft loading", was nach xfoil zu einer deutlichen laminaren Ablöseblase bei mittleren Geschwindigkeiten führt.

Aber wie gesagt, das ist nur eine Vermutung. Ein letztes praktisches Beispiel: Wir hatten mal Ende der 80er Jahre einen 3m-Segler mit hoher Streckung (über 18) und FX 60-100 in Formen gebaut, der berühmt-berüchtigte JUMO-V. Die meisten Teammitglieder haben die Kiste ohne Turbo oder mit Zackenband-Turbulator geflogen, ich habe einen Blasturbulator bei ca. 45 % der Tiefe, am Außenflügel bei ca. 25 % der Tiefe angebracht. Nach allgemeinem Eindruck war meine Maschine die gutmütigste, ohne dass Leistungsnachteile erkennbar waren. Systematische Vergleiche fehlen, weil wegen anderer Nachteile der Konstruktion (Pendel-V-Leitwerk, zu hohe Zuspitzung) alsbald andere MOdelle im Wettbewerb eingesetzt wurden.

Happy landings!
Carsten.
 
Guten Abend zusammen,

der Turbulator, der bei uns verwendet wird ist ein 3mm breiter Oraline Zierstreifen, der so oft übereinander geklebt ist, dass eine Dicke von 0,2mm erreicht wird. Im Aussenflügel ist er dann noch 0,1mm stark. Eine gute Tabelle zu den Dicken findet sich auf der Seite von Martin Hepperle.

Jetzt würde mich noch Dein wissenschaftlicher Eindruck interessieren, Carsten. Ich meine das bubble-ramp Konzepte keinen Turbo benötigen ist schon klar. Setzt man beim Entwurf etwas mehr auf Schnellflug, werden die Druckanstiege im hinteren Bereich schnell so stark, dass ein Turbo sinnvoll ist, oder? Ich würde auf keinen Fall sagen, dass man mit dem Turbo eine missglückte Profilkonstruktion wieder tauglich macht. Dafür funktioniert das Konzept der Herrig Brüder z.B. zu gut. Meines Wissens benutzen sie auf dem Freestyler und dem Schocker Streifen-Turbulatoren.

Grüße aus Braunschweig

Benjamin
 
Hallo zusammen.
Wollt man frage wie man in xfoil Turbulatoren mit in die Rechnung einbezieht. Hab bisher selber noch nicht herausbekommen wie das funktioniert. Währe toll, wenn mir das jemand erklären könnte.

Christoph
 

Hans Rupp

Vereinsmitglied
Hallo,

ich hagbe mir für verschiedene Fälle verschiedene Definitions-Files angelegt. Beim Start lädt XFoil seine Einstellungen aus dem File XFoil.def .

Diese File dürfte in etwa so aussehen:

1100442787.gif


Vorne stehen die Werte, hinten als Kommentar die Bezeichungen aus dem Handbuch. Ncrit hat bei mir eben 11, standardmäßig steht da 9.

In Deinem Fall interessiert die letzte Zeile:

1.000 1.000 I XtripT XtripB

XTripT steht für erzwungener Umschlag bei x Lauflänge oben (Top) bzw. XTrpB unten (Bottom).

Ersetzt Du die erste 1.000 durch 0.700 rechnet XFoil, wie wenn ab 70% oben die Strömung turbulent wäre.

Ich habe jetzt z.B. ein File erzeugt (mit WordPAd Xfoil.def öffnen, Werte ändern und unter anderem Namen abspeichern), in dem für ncrit = 11 und XtripT = 0.700 drinsteht und dieses XFoil-n9-trO70-trU100.def heißt. Dies wird dann auf der obersten Menue-Ebene von Xfoil mit

rdef <enter>
XFoil-n9-trO70-tru100.def <enter>

geladen und so die Einstellung übernommen.

Hans

Hans

[ 14. November 2004, 15:46: Beitrag editiert von: Hans Rupp ]
 
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