Was gehört zu Hangflug?

Horbach

User
Eine wahre Geschichte:

Eines schönem Frühlingstages begab ich mich mit einem Kumpel auf den First im Entlebuch bei Luzern. Da waren noch 3-4 andere Piloten anwesend.

Windstill und thermisch äusserst karg, probierten die mit Elektrothermik (ich inklusive), doch noch etwas zu finden. Was manchmal weit aussen ging, aber nicht so, dass man wieder zurück gekommen wäre. Keiner zu laut und ohne übermässige Akroeinlagen, und ganz zivilisiert versuchten wir, einfach oben zu bleiben. Und alle mit einem fröhlichen Gesicht.

Da kam ein etwas älterer Herr mit einem älteren F3B Modell daher. Und murmelte hinter unserem Rücken abschätzig über unsere unnötigen Motoren und unsere mangelden Segelflugkenntnisse. Gut, dass keiner einen Vario dabei hatte.

Er stand dann etwas länger startbereit am Hang, offenbar auf den perfekten Moment wartend. Irgendwann schmiss er seinen Vogel raus, aber schon nach wenigen Minuten musste er den Sender ablegen, den Hang herunterlaufen und kam dann mit seinem gottlob unversehrten Modell wieder den Hang hochgekeucht. Den Rest des Nachmittags sass er mit griesgrämiger Miene hinter uns.

Ich denke bei solchen Diskussionen immer wieder an diesen Herrn zurück und frage mich, ob ich lieber zu den fröhlich fliegenden oder den griesgrämig dreinschauenden Hangflugkollegen gehören will ;)
 
Oh, prima, wir sind beim Geschichten erzählen angekommen. Da habe ich auch eine. :)

Ein ganz schwacher Tag in den Alpen - zugegebenermaßen an einem Hang ohne Aussenlandemöglichkeit.
Keiner fliegt. Mir wird's zu langweilig. "Mal schauen, was geht" denke ich mir und werfe meinen E-Segler raus.
Da brummelt es hinter mir: "Wenn Du den Motor wirfst, kostet das ein Feierabendbier".
"OK" erwidere ich, "wenn ich 1h fliege ohne den Motor zu werfen und Du immer noch nicht draussen bist, bekomme ich das Feierabendbier, einverstanden?"

Wie's ausgeangen ist?
Ich habe ken Bier bekommen, weil ich immer noch am Fliegen war, als der Brummler schon wieder eingepackt hatte. :D

Gruß
Eddie
 

Laminatorikus

Vereinsmitglied
Oh ja,

bitte noch mehr von den Geschichten.

Mag einer von euch Elektrorittern ein Vergleich fliegen. Ich biete an 1,5kg schwerer zu fliegen, f3b/f Flieger bis 3,2m. Es gillt die meiste Höhe segelnd in einem bestimmten Zeitraum zu erfliegen. Einzige Bedingung, ich such den Hang aus.

Gruß
Memo
 

Hg

User
Memo: bist Du vielleicht gerade ein wenig überheblich? Ich frage mal einen Kollegen, ob er mir dafür seine 4kg F3B E-Kiste ausleiht und packe da noch 500g bis 1000g Ballast rein :)

Zum Thema Gewicht: das wird beim Hangflug meist überbewertet. Wenn es Aufwind bzw. Thermik hat, ist das Gewicht ganz selten entscheidend. An den wenigen Tagen, wo es bei einem 3m Segler auf 200g ankommt, verzichte ich gerne aufs Fliegen.
 
seltsam: die ganze Zeit wird hier sehr mit jedem Gramm argumentiert, nun soll eine Bleiente alles andere abziehen? :confused:
 
Wenn es Aufwind bzw. Thermik hat, ist das Gewicht ganz selten entscheidend. An den wenigen Tagen, wo es bei einem 3m Segler auf 200g ankommt, verzichte ich gerne aufs Fliegen.

Kann durchaus möglich sein ! ......... wenn man das Glück hat in einer Gegend zu fliegen, wo die Bedingungen eben so sind.
Ich denke aber, dass der überwiegende Teil der Hangflieger an Hängen fliegt, wo es in der Regel genau darauf ankommt ;).

Viele Grüße
Elmar
 

Relaxr

User
Bla Bla . . .

Jetzt wirds langsam substanziell dünn und die Eitelkeiten kommen auf, wahre Helden kreisen Backsteine ohne Motoren in der Flaute hoch (Spaß) :)
 

Hg

User
Was gehört für MICH zum Hangflug

Was gehört für MICH zum Hangflug

um substanziell vom dünnen Eis wegzukommen, bin ich so eitel und schreibe mal was für MICH zum Hangflug dazugehört :)

Zuerst mal das Studieren der Wettervorhersage, die Entscheidung gehe ich an einen Hang oder nicht. Wenn Hang, an welchen und mit welchem Modell.
Freunde anrufen und zum gemeinsamen Fliegen abmachen, vielleicht nochmals besprechen wohin und mit welchen Modellen.
Das Bereitmachen des Modelles mit der dazugehörigen Vorfreude.
Das Ankommen am Hang, das Modell aufrüsten und auf dem Weg zum Hang den Luftraum und das Gelände studieren. Luftraum um zu schauen ob es es schon Modelle oder Vögel in der Luft hat, wo fliegen sie, wie stark ist der Wind, wo hat es Thermik, wo geht es stark runter etc. Das Gelände um zu schauen wie sehen Aussenlandemöglichkeiten aus, wie sind die typischen Thermikquellen beschaffen bzw. hat der Bauer ev. ein Feld vor kurzem gemäht und die trockene Erde könnte die Thermik da spenden wo letzte Woche noch grünes hohes Gras oder anderes die Thermik tagsüber verhindert hat, was macht das Wetter, sieht man Wolken aufziehen etc.
Dann am Hang entscheiden, wann werfe ich raus. Wohin fliege ich als erstes. Wann entscheide ich, jetzt komme ich rein um nicht abzusaufen. Das ist bei mir meistens so spät, dass es nur eine Aussenlandung gibt, im Falle, dass ich keinen Aufwind habe oder die Thermik nicht finde.
Nach einem hoffentlich langen und intensiven Flug landen und noch mit Freunden am Hang fachsimpeln.
Das gehört für mich zum Hangflug dazu. Darum fliege ich vielleicht (bisher) auch wenige E-Modelle am Hang, ich kann auch mal zuhause bleiben, wenn es von vorhinein klar nicht trägt. Ich habe aber jedes Jahr den einen oder anderen Absaufer, weil die beste Thermik und der stärkste Wind auch mal kurz oder halt länger einschlafen kann, ohne grosse Vorzeichen. Dabei gabs es schon den einen oder anderen Schaden (in der Summe vielleicht immer noch weniger, als in jedem Modell ein Motor einzubauen, ich weiss es nicht).

Zum Thema Gewicht: 10 bis 15% Mehrgewicht spielt an den Hängen wo ich fliege fast nie eine Rolle. Mit höherem Gewicht kreist man meiner Erfahrung ein bisschen weniger eng, zumindest bei ganz schwacher Thermik, und im reinen Hangaufwind ist man ein wenig tiefer als leichtere Modelle. Dafür kann mit höherem Gewicht ein Abwindfeld mit mehr Tempo und weniger Höhenverlust durchflogen werden und ich komme höher in der angepeilten Thermik an. Es ist mir bisher selten passiert, dass ich abgesoffen bin, wärend andere fröhlich rumgeheizt sind, weil sie halt leichter waren.

Ich fliege am Hang zu 90% Kunstflugsegler und Grosssegler mit hohen Flächenbelastungen. Wenn ein F3J Modell nur knapp einen Nullschieber auskreisen kann oder mit 0.1m/s steigt, dann warte ich und fliege nicht. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass ich durch die hohe Flächenbelastung Flugstunden verpasse.
 
Thomas, Du Modellfliegender Poet !
Eine wunderschöne Betrachtung unseres Hobbys.
Ich bin richtig gerührt.
Danke !

Liebe Grüsse
Jürgen
 
seltsam: die ganze Zeit wird hier sehr mit jedem Gramm argumentiert, nun soll eine Bleiente alles andere abziehen? :confused:

Hi Hänschen,

das kommt halt immer drauf an von welcher Seite man das Pferd aufzäumt, bei leichten / durchwachsenen eher thermischen Bedingungen kommt es auf jedes Gramm weniger an, bei top F3F Bedingungen an einer harten Kante auf jedes Gramm mehr, genug Wind vorausgesetzt. Leider hat das mit Emmerlv ja nicht geklappt, das wäre so ne typische Kante für rein dynamischen Hangflug. Warum machen denn so viele Leute Fliegerurlaub in Dk? bestimmt nicht weil es dort thermisch so gut geht ;-)

Mir scheint, dass ein Grossteil der Elektriker diese Art zu fliegen überhaupt nicht kennt, sonst würden die nicht auf der universellen Nützlichkeit von Antrieben bestehen. Genau wie es Situationen gibt wo er Sinn machen kann, gibt es genau so viele wo er Blödsinn ist, ne universelle Weisheit gibt es da nicht.

Ich garantiere Dir, wenn Du bei Sturm das erste mal am Kliff stehst, ist das aller aller letzte was Dir in den Sinn kommt, ob die Kiste die Du da nun runter werfen wirst nen Antrieb hat oder nicht ;-)

P5060158.jpg

An der Kante im Hintergrund Hangfliegen, am Sandstrand vorne baden und mit etwas Glück geht sogar DS, das ist für mich "richtig Hangfliegen".

Grüsse
 
hi Rouven, soweit ist mir das klar...
bei meinem ersten Hangflug daheim steigerte sich der Wind von wenig bis RICHTIG...ich flog einen 4m Segler mit Antrieb, den ich zum landen für zig Anflüge bitter nötig hatte (keinen Landeklappen).

Danke für das Bild, so eine Location schwebte mir vor, bei Bedarf hätte ich auch den Prop abgeschraubt...;)

Bei RICHTIG Wind waren unserem Heimathang auch schon 3 WAM Stingray gleichzeitig zum Tanz..., mittlerweile haben wir sowas im Winter / Frühjahr öfters...
 

Hg

User
Hänschen: In den Bergen und Hängen wo's in erster Linie thermisch geht, ist das Gewicht nicht so wichtig. Wichtiger ist es die Thermik zu finden. Einmal gefunden, fragt die Thermik nicht welches Gewicht das Modell hat und selektiert dann nach Flächenbelastung aus. Und um solche Thermik zu finden, ev. vorher auch noch ein Abwindfeld oder Turbulenzen zu durchfliegen, ist mehr Gewicht häufig sogar ein Vorteil.
Daher fliege ich auch mit Vario. In grosser Entfernung sieht man den Unterschied von -0.1m/s und +0.1m/s nicht immer. Und aus dem 0.1m/s Steigen wird vielleicht ein guter Bart. Oder es reicht zumindest um Zeit zu gewinnen, bis sich sonst wo etwas bildet.
 
Danke. Damit sind wir beim Kern: es gibt Hangflug im reinen Hangwind, sowie Hangflug mit Einstieg in die Thermik. In der Rhön hat man dies in den 30er Jahren erkannt: vom Hangflug in die Thermik. Schön beschrieben von Peter Riedel.

Egal was und wie, es ist schön...;)
 

smaug

User
so viel saure Gurken?

so viel saure Gurken?

Mein Bauchnabel ist das Zentrum des Universums! Deshalb weiss ich was Hangflug ist! punkt! basta!
Ich oute mich jetzt hier als Hangflugpuristen der den einzig wahren Hangflug betreibt. Egal ob Thermik oder nicht, egal ob Aufwind oder Abwind, egal ob laues Lüftchen oder Sturm, mit oder ohne Ballast, egal ob Klippe oder Alpin, egal ob Sommer oder Winter. Gestartet wird aus der Hand, geflogen in einem vorgegeben Kurs zu vorgegebener Zeit, denn irgendwo oder irgendwann fliegen kann ja jeder. Zum Schluss das Wichtigste des Hangflugs überhaupt, fliege schnell.

PS: Leseanleitung an jene die Ernsthaftigkeit zum Lebenscredo haben. Suche die Ironie und behalte sie für dich ;)

@all
Habt Spass am Hang, lasst euch weder durch Laien noch durch Experten die Freude nehmen.
 
Einmal gefunden, fragt die Thermik nicht welches Gewicht das Modell hat und selektiert dann nach Flächenbelastung aus.

Das würde ich so generell nicht sagen. Ist die Thermik großflächig genug, hast Du Recht. Aber die bodennahe Thermik in den meisten Mittelgebirgsregionen ist aber meist eher schwächer und enger.

Ein Modell mit hoher Flächenbelastung fliegt mit höherer Mindestgeschwindigkeit, als z.B. das gleiche Modell mit niedriger Flächenbelastung. Das führt dazu, dass der minimale Kreisradius größer wird. Auf Deutsch: Ein schweres Modell (hohe FB) kann nicht so eng gekreist werden, wie ein leichtes. Das führt dann dazu, das die enge, bodennahe Thermik oft nicht zentriert werden kann. Das Modell steigt auf der einen Kreisseite, und sinkt auf der anderen. Manchmal reicht es trotzdem, um Höhe zu machen, oft aber auch nicht; dann kommt es zur Landung, während die leichteren Modelle wegsteigen.

Bei uns werden am häufigsten F3J - Modelle, thermik-orientierte Allrounder und leichte F3B - Modelle geflogen.
Unser Haus - "Hang"


IMGP1980.jpg

Wenn "die Luft brennt" kann natürlich ballastiert werden, oder auch Großmodelle kommen zum Einsatz; ist aber leider nicht die Regel.

IMGP1920.jpg

IMGP1924.jpg

Viele Grüße
Elmar
 

Relaxr

User
Die meisten Hänge die ich beflogen habe (viele waren es nicht) haben einen Aufstieg am Hang (im Hangwind) ermöglicht, um dann mit Überhöhung rauszufliegen um im/über dem Tal Thermik aufzunehmen. Das waren Teck, Rhön, zwei regionale Kleinhänge und die Vogesen. Zumindest macht mir das am meisten Spaß, da es ja meist mit Sonne und eher angenehmem Wetter verbunden ist. Die Energie von starken Thernikfeldern finde ich tw. unglaublich. Wenn man mit gedrücktem Höhenruder langrast und den Auftrieb in Fahrt umsetzt. Das enge Fliegen an der Kante ist mE bei zu vielen Fliegern unangenehm, da es schnell kracht. In der Rhön oft genug erlebt, ein Modell/Tag garantiert. Umsomehr hat es mich gefreut neulich meinen respect an nem kpl. leeren Hang bei 3-5 bft Hangwind direkt an der Kante hin und her zu jagen, da war sonst noch keiner da. Nach einigen Minuten saßen die Wenden und man wurde echt mit jeder Runde schneller. Und ja - die schnellen Wenden haben es erst möglich gemacht wirklich massiv Fahrt aufzunehmen. Und daher sehe ich die +/- 100gr Diskussion als praktisch unbedeutend an. Bei ordentlichem Druck fliegen gerade die etwas schwereren Fliger erst richtg satt und bauen Energie auf. Ein leichter Segler geht dann recht schnell rückwärts oder steht angedrückt rum. Ich hab daher immer nen etwas schwereren F3Jler dabei und was F3B/F3F-artiges, damit hat man immer was halbwegs passendes. Wenn man es mal an nen Hang schafft . . .:rolleyes:
 
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