Wenn's ein bisschen mehr sein darf - Graupners Amigo in 3:1 (6m)

Flunz

User
Tragfläche

Tragfläche

Kommen wir zur Tragfläche, dem in dieser Dimension optischen Aushängeschild. :rolleyes:

An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich seit "dem kleinen Uhu" und dem Engel-Telemaster als Bub nix mehr mit Holz zu tun hatte - entsprechend groß wurde an dieser Stelle mein Respekt alles möglichst gerade und "optisch sauber" hin zu bekommen.

Der Reihe nach:

Die Fläche hat ein Hohlprofil, weshalb der Holm unterlegt werden muss.
Also entsprechende Unterlage, Holm - in diesem Falle 15x10mm hochkant - Hammer, Nägel, an Aluschine ausgerichten und ab auf den Tisch:

Unterlegter Holm: (zu sehen ist hier das äußere Rippenfeld. Die Holme wurden hier auf 10x10mm verjüngt, dazu später mehr)
IMG_2593.JPG

Aufesetzte Rippen mit oberem Holm. Hinten noch meine eingelegten Distanzklötzchen, welche auch schon beim Ausrichten am Holm zum Einsatz kamen:
IMG_2592.JPG

Am linken Ende fehlen noch die Rippen für die Steckung, diese sind noch nicht verklebt, da an dieser Stelle noch nicht sicher ist, wie sie auszurichten sind (wird später deutlicher).
IMG_2589.JPG

Vorne in die Rippen kommt wieder 5x10mm flach, hinten wieder oben und unten je 5x10mm wie beim Leitwerk. Vergleicht man das Gerippe nun mit einer standardisierten Zimmer Tür, entsteht folgender Eindruck:
IMG_2595.JPG

Das ganze jetzt bloß noch einmal spiegelverkehrt wiederholen, schon kann man wieder erkennen wie bescheuert man eigentlich ist: (hier jetzt übrigens auch die Beplankung auf dem Rumpf)
IMG_2607.JPG

Ich speicher an dieser Stelle mal ab ;)

Jonas
 

Flunz

User
Schlüsselstelle Steckung verkleben

Schlüsselstelle Steckung verkleben

Wie Ihr sehen könnt ist die Zweite Rippe von der Wurzel aus Flugzeugsperrholz. Diese ist nach unten länger und ragt somit später in den Rumpf. Durch die Rumpfwand wird so die Fläche später von außen festgeschraubt. Da dadurch ein Auflegen der Fläche beim Bau nicht möglich ist, die Rumpföffnung außerdem konisch ist, werden die letzten Rippen nun im zusammengebauten Zustand verklebt. zwischen den Flächen befindet sich ein 10mm Distanzstück, welches später durch den Motoraufsatz ersetzt wird. (2 5mm Distanzscheiben zwischen Rippe und Rumpf erlauben ein Fliegen ohne Aufsatz)

Die "Schraubrippen" werden an die Rumpfwand gepresst, die Position der dritten Rippe ergibt sich durch die Bohrung der Steckung (V-Form). Ordentlich grünen Zapp drauf und anziehen lassen:
IMG_2610.JPG

Anschliessend 24h Harz, ja, nicht schön, aber auch nicht geizig:
IMG_2611.JPG

Jonas
 
Ihr habt definitiv mehr als nur nen Ecken ab! :p
Das Carbonrohr beim Seitenruder, ist dies ein 45 grad gewickeltes Rohr oder ein normales Rohr mit Längsfasern?
Dieses wird doch per Torsion belastet, sehe ich das richtig?
Ein Carbonrohr mit Fasern in länglicher Richtung ist auf diese Belastung äusserst schwach....

Villeicht liege ich ja auch falsch;)....

Weiterhin munteres Bauen, ich finds super :D
 
Oh mann... wenn man die Bilder so sieht, wirds einem schwindelig... 2m HLW-Spannweite iss cool, das ist fast so groß wie die Fläche von meiner Topsy :D
Mehr davon, das iss total krank, da steh ich drauf :-D

Lg
Arne
 

Flunz

User
Weiter geht´s

Weiter geht´s

Weiter geht es mit dem Beplanken der Flächen, ab jetzt darf man das Lineal quasi nicht mehr fallen lassen (warum ich das wohl schreibe....) :rolleyes:

Für vorne haben wir 2,5er in 2000x250mm, hinten die Streifen sind 60mm breit, geschnitten aus "normalen" 1000x100mm Brettern (ein Brett ergibt also selbstverständlich nicht 2 Streifen;))
Den Rest kann man allerdings für einen Teil Rippenaufleimer nehmen. (12mm breit - hier habe ich allein rund 20 1000x100 Bretter zerschnitten)
Zu sehen ist hier das äußere Ende der linken Fläche. Die Endrippe ist über die Verkastung des Holmes 1/2xV-Form der Knickohren gekippt. An dieser Stelle wird auch die weiter oben erwähnte Ausparung des Holmes deutlich: In Summe ist das die Tasche für den äußeren Flächenverbinder:
IMG_2620.JPG

noch ein Bild der Amigo-typischen oberen Beplankung, die restlichen Rippenfelder wurden einseitig verkastet:
IMG_2638.JPG

Ist das Ganze vorne gerade geschliffen kommt die Nasenleiste drauf:
IMG_2636.JPG

Hier noch mal ein Bild der Unterseite mit grob hingefiremelter Nasenleiste. Im Hintergrund ragt nun die Rippe aus der Fläche, welche später im Rumpf verschraubt wird:
IMG_2639.JPG

Zum Schluss noch die erste "Angstanprobe" im Focus-Kombi mit komplett vorne stehendem Beifahrersitz:
IMG_3101.JPG

So, fertig verschliffen, mit Steckung, ohne Folie wiegt die Fläche 1980g.

Für heute bin ich raus, hoffe ihr hattet Spaß beim lesen bis hier hin.

Lg,
Jonas
 

Flunz

User
Das Carbonrohr beim Seitenruder, ist dies ein 45 grad gewickeltes Rohr oder ein normales Rohr mit Längsfasern?
Dieses wird doch per Torsion belastet, sehe ich das richtig?
Ein Carbonrohr mit Fasern in länglicher Richtung ist auf diese Belastung äusserst schwach....

Hab ich auch drüber nachgedacht.... Aber wie beschrieben: Im Ruder ist es mit Endfest eingepanscht, im unteren Teil mit einem Kohlestab und Harz gefüllt. Händisch konnte ich nix verwinden.
Man muss auch immer im Hinterkopf haben, dass wir hier wahrscheinlich von Fluggeschwindigkeiten knapp über Schritt sprechen, bei nem "richtigen" Flugzeug hätte ich auch Bedenken. Ich behaupte Flaschenhals ist das DES707, das hält das Rohr aus.

Jonas
 

Quaxx

User
Hallo Jonas!

Danke für Deinen extrem schönen Bericht! :)

Hab viel gelacht und finde Euer Projekt super! Der kleine UHU war mein erster Bausatz nach einem Balsagleiter. Nein, nach zehntausendeinhundertfünfundsiebzig Balsagleitern. Also mit nem kleinen UHU in BIG und RC gehe ich auch schon ewig schwanger. Da kam mir offenbar jemand zuvor.

Liebe Grüße!!!

Mach WEIDAAAAA :cool:

Kann mich Ingo nur anschließen - bei Euch fühl ich mich wohl - noch mehr Bekloppte ...
 

Flunz

User
Außenflügel

Außenflügel

Guten Morgen!
Zunächst einmal "Danke" für die vielen positiven Rückmeldung; und über 2000 Klicks am ersten Tag hätte ich auch nicht erwartet.

Hier mal der erste Teil vom Aufbau der Außenfläche. Dieser ist im Prinzip identisch, mit dem des Innenflügels, bloß ohne Steckung. Die Hauptholme sind hier 10x10mm da die Fläche sich im Profil verjüngt, die Wurzelrippe ist wieder 1/2xV-Form gekippt.
IMG_2990.JPG

Die Fläche soll eine Schränkung von 15mm haben. Deshlab ist sie auf dem Foto hinten unterbaut:
IMG_3035.JPG
Warum das nicht geklappt hat, wüßte ich auch gerne. Mit Beplankung und der diesmal beidseitigen Verkastung stand das ding wie eine eins. Seit dem Bügeln (nein, nicht einseitig zu heiß) sind beide Flächen gerade wie eine Glasplatte.....
Beim Kollegen hat es geklappt (zwar noch nicht bespannt - hält aber schon einige Monate); Man muss allerdings dazu sagen, dass er mehr Übung hat - er hat nämlich drei Außenflächen gebaut :confused: Das muss man machen, wenn man zwar auf die richtige Spannweite gekommen ist, aber die Wurzelrippe vom Tisch fiel und vergessen ging - schwupps ist die Fläche nämlich 2cm zu schmal, GELL RUPPI!? :D :D :D ;)

Vorne hab ich immer eine Ecke frei vom Leim gelassen, die Beplankung hinten beschwert und vorne mit einem Tropfen Zapp umgebogen, hält sofort und ging zügig.
IMG_3036.JPG

Klar, dass es bei der LETZTEN der 8 großen Beplankungen nicht geklappt hat :mad::
IMG_3038.JPG

Tipp an dieser Stelle: Luft holen, Licht aus, Tür zu - von außen!

lg,
Jonas
 
Es fällt mir nun schwer einen solch versierten Modellbauer einen Tipp zu geben. Noch dazu, wo er schöner als ich bauen kann.
Versuche doch die Beplankung, da du ja Weissleim als Kleber arbeitest, mit einen Bügeleisen auf höchster Stufe eingestellt fest zu bügeln. Mit 2mm Balsa habe ich das schon gemacht. Es funktionierte sehr gut damit. Vielleicht hilft auch wässern und vorbiegen. Da getrockneter Weissleim durch Hitze wieder aktiviert wird, könntest du vielleicht mit etwas Glück diese Flächenstück mit der gerissenen Beplankung noch retten. Den entstandenen Sprung mit Sekundenkleber schließen.

Franz

ich verneige mich aus Ehrfurcht und Bewunderung vor dieser Bauleistung
 

Gast_8456

User gesperrt
Das war einfach "Murphys Gesetz"....:confused::D

Jetzt wird es schwierig sein neues Balsaholz zu bekommen, nach dem man selber den Markt leer gekauft hat:D:D
 

Flunz

User
hallo Franz,

danke für die warmen Worte. ist wie gesagt mehr oder weniger mein erster Holzbau von der Pike weg, von daher bin ich wenig Spezialist. Versuche es über "Mühe geben" und Denkpausen zu kompensieren ;)

das mit dem Aufbügeln habe ich schon mal gelesen. Naja jetzt ist sie drauf. de gerissene Beplankung ist nicht zu retten gewesen, die ist beim Abheben im Zorn in Tausend Fetzen geflogen.
Habe dann mit 1000x100mm Brettern gestückelt und geschliffen. nicht ganz optimal, aber unter Folie kann ich damit leben.

Jonas
 
Das ist sooo großartig, was ihr macht (im wahrsten Sinne des Wortes!) !!! Hammer-Teil! Ich bin gespannt auf das Resultat. MONSTER-Amigo!

Gruß, Wolfram
 

Dix

User
Seit dem Bügeln (nein, nicht einseitig zu heiß) sind beide Flächen gerade wie eine Glasplatte.....

Moin Jonas,
da kann ich Dir vielleicht weiterhelfen:

Bügeln einer verschränkten Fläche musst Du ebenfalls mit Deiner "Helling" machen.
Die Folie erzeugt aufgrund ihrer großen Fläche doch enorme Kräfte, die doch dem Holz anscheinend gut Paroli bieten kann.

Generell:
Erst bügeln: Unterseite, dann oben.
Faltenfrei machen: Unterseite dann oben.
Straffen: Unterseite, dann oben.

Der Kniff ist, dass Du nach Straffen und Abkühlen die Schränkung haben willst. Wenn das Holz die richtige Schränkung eingebaut hat, dann kommt das klar vom Bespannen!
Ich straffe in solchen Fällen immer erst die Unterseite und dann die Oberseite. Weil man so - wie beim Bauen auch - die Schränkung besser kontrollieren kann.
Also: Verdreh den Flügel etwas über das Maß der Schränkung hinaus. Dann spanne die Unterseite. Abkühlen lassen. Umdrehen.
Aufbauen des Flügels mit Schränkungslehre. Etwas überdrehen (das kann bis zu dem doppelten der geplanten Schänkung sein!) und spannen. Abkühlen lassen. Kontrollieren. Fertig.
Leider kann sich hieraus aber auch ein "Wartungsintervall" ergeben. Also immer mal wieder die Schränkung (1mal jährlich, oder wenn der Flieger im überhitzten Auto war) kontrollieren.

Dieses Verfahren ist auch geeignet zur nachträglichen Korrektur von Flugeigenschaften, wenns um Schränkung geht.

Alles klar?
 

Ingo Seibert

Vereinsmitglied
Sorry im Voraus, aber ich mach mir hier bei jedem Bild die Buxe feucht :D. Hmm, ich wollte doch eh wieder ordentlich Balsastaub schnüffeln, und da liegt noch der Plan des Dädalus von Simprop. In 3:1 wären das 7 m Spannweite ...:eek:
 
Hallo Ingo

Mach jetz blooooos kein Quatsch:D
Laß uns eine " Einflugparty" organisieren. Ich geb auch ne Kiste!

Bin schonmal auf den 3:1 Tippanlagensender gespannt:D:D

Super Berricht .. Weitermachen....

MfG
Ralf
 

Flunz

User
hallo Ingo,

evtl hast du es im Hintergrund auf den Bildern gesehn: da liegt auch ein Dädalus, noch von meinem Vater. leider fehlt das LW. Im Regal die Flächen. oben der Rumpf. je weiß/rot.

@Dirk: danke für deine Beschreibung. werde es mal versuchen über die Folie wieder zu schränken.
Jonas
 

Dix

User
Welche Folie hast Du denn?
Das fand ich an meine Holzfliegerzeiten sehr praktisch: Oracover hat sich aufgrund Temperatur verfärbt. Mein gerne genommenes Gelb wurde orange-rötlich, wenns richtig heiß war. Da konnte man schön sehen, wo die Folie noch Temperatur braucht.

Übrigens ist für gerade diese Korrekturgeschichten ein Fön sehr hilfreich.
Haarfön muss man dicht ranhalten, bis kurz vor der Übertemperaturabschaltung. Gut geregelter Industriefön ist besser. Aber Vorsicht, dass es keine Löcher gibt, das wäre ärgerlich.
 
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