Man merkt, dass bestimmte Gedankenansätze bzw. Lebensmotivationen bei den Boomern eindeutig "byond imagination" sind. Bemerke ich auch so im direkten Gespräch mit Leuten aus der Altersklasse immer wieder.
Früher galt einfach: wer nicht arbeitet, der ist faul. Wer arbeitet verdient Geld, mit dem Geld kann er sich etwas kaufen. Wenn er noch mehr arbeitet verdient er noch mehr und kann er sich noch mehr kaufen. Schaffe, schaffe, Häusle baue. Man erfüllt sich also seine Ziele, tut was fürs Alter (Rente) und man macht ja was ehrenwertes in seiner Arbeit. Man "baut" etwas auf oder "konstruiert die Zukunft". Daher ist die Erfüllung für diese Leute schon Alleine in ihrem Tun, die Arbeit sozusagen die Selbstverwirklichung und am Ende des Monats blieb noch was übrig für das Eigenheim. So war die Logik und so haben sie diese Leute auch noch heute.
Was manche aber noch nicht gemerkt habe: diese Zeiten sind vorbei! Der Wind hat sich gedreht, der Rythmus ist heute ein anderer, das "System" ist ein anderes. Du arbeitest -> reicht allzuoft gerade mal zum durchkommen. Du arbeitest mehr -> deshalb verdienst du noch lange nicht mehr! Meist wird Mehrarbeit weder geschätzt noch gewürdigt sondern einfach "vorausgesetzt". Nicht selten sitzt da irgendwo ein Boomer der der Meinung ist, wer den Kollekivertrag erfüllt, ist ne faule Sau. Eine Überstunde pro Tag muss kostenlos mit drinnen sein, wenn es eilig ist auch zwei oder drei.... Bezahlung aber rein nach Kollektiv und wehe man frägt nach Urlaub. Geht ja gar nicht, dass man sich ne Woche frei nimmt!
Sollte man dann dennoch etwas mehr verdienen, kommen unweigerlich die ganzen staatlichen Abschläge, Zusatzsteuern etc. dazu -> wieder nicht mehr in der Brieftasche. Sollte dennoch mehr in der Brieftasche drinnen bleiben, fällt man spätestens beim nächsten Fördergeld oder Steuererleichterung wieder durchs Raster. Viel Arbeiten ist also oft ne glatte Nullnummer gehaltmäßig.
Rente: obwohl ich bereits mit 16 meine erste Arbeit hatte: wenn ich heute in den Rentensimulator gehe und mir anschaue, was irgendwann mal bekommen werde, dann fange ich besser heute schon mit dem Flaschensammeln an...
Und dann Karriere: man strengt sich an, bemüht sich, will was voranbringen. Dabei stößt man immer und überall wieder auf diese Boomer. Gerade so ein paar Jahre vor der Rente, einen Schädel aus Buchenholz und nix aufkommen lassen. Am Ende bemerkt man, dass man sich völlig für umsonst abstrampelt und eh keine Chance hat. Aber danach wird geheult, dass ja die "Lücken" bleiben, wenn diese Leute in ein paar Jahren in Pension gehen. Hab in vielen Firmen auch erlebt, dass die "alte Garde" so Sonderprivilegien hat, sich nicht an Regeln haltet, faktisch unantastbar ist und die Jungen zwischen 20 und 50 müssen kuschen und gehorchen wie die Schoßhündchen, sonst...
Dann die Erfüllung im Beruf... geht bitte mal raus in die Wirtschaft und schaut, wie viele von den Jungen wirklich noch "erfüllt" sind. Oder der ganze Berufsstand wird schlecht gemacht (Lehrer, Handwerker), oder das Produkt (Autoindustrie, Bergbau usw) oder der Mitarbeiter selber (Pflegekräfte, Servicepersonal im Gastgewerbe usw.). Welcher Beruf ist denn noch angesehen wenn Alle rundherum nur noch zu meckern und schimpfen haben?. Ich bin überzeugt, 7 bis 8 von 10 machen den Job bloß irgendwie, damit sie ihre Brötchen bekommen und schleppen sich jeden Tag aus Neue dorthin mit einem Stein im Magen.
Egal, versucht man sein Glück halt mit kleinen Brötchen zu finden. Sprich Dienst nach Plan und mit dem was es halt als Gehalt gibt. Aber dann kommt da ja die liebe Familienplanung. Auch hier hat sich die Gesellschaft um 180° gedreht! In den 70er, 80ern und 90er war noch das klassische Familiengefüge da. Oma und Opa Zuhause weil oder in Rente oder Hausfrau. Kinder brachte der Opa in den Kindergarten, waren sie mal krank blieben sie bei Oma und bekamen die berüchtigte "Rosskuhr", die Eltern (wieder die Boomer) gingen arbeiten. Damals schon beide, weil die Frau emanzipierte sich gerade und zusammen brachte man gutes Geld heim für das Reihenhäuschen, das Auto und zwei Wochen Urlaub in Rimini. Am Wochenende war Familie. Heute gibt es keine Oma und Opa mehr! Die sind selber noch auf der Arbeit! Das sind eben diese Boomer, die die Priorität auf Geld verdienen und Wirtschaft legen. Keine Zeit für Enkel. Und wenn sie in Pension gehen, dann wird gereist und herumgeflogen auf Teufel komm raus, weil man will ja noch was erleben. Also fällt das Alles flach! Man muss sich selber organisieren, Kita und Tagesmütter bezahlen, die Kinder von A nach B bringen und hat jedesmal das erbärmliche Gefühl, sein Kind abzustoßen wegen der Arbeit. Und dann fängt man sich halt zu fragen, ob das schon einen Sinn macht. Ganz Dicke kommts dann, weil man ja eigentlich auch am Wochenende herhalten müsste. Sonst ist man ja wieder ne faule Sau und drückt sich von der Arbeit...
Fazit: Egal wie und was man tut, eigentlich ist man nur der gelackmeierte. Will ich mehr verdienen -> klauen mir eh alles die Banken und der Staat. Kaufe ich mir ein Auto -> ist alles nur mehr böse und wird eh demnächst verboten. Ein Häuschen im Grünen? Ist bei diesen Preis eine reine Utopie. Wer sich mal ausrechnet, wie lange er arbeiten müsste um über 1 Mio Euro an Kredit abzustottern weiß, dass er aus dieser Nummer nie wieder raus kommt. Überteuerte Stadtwohnung kaufen? Für was den? Urlaub machen? Irgend ein Hobby? Wird doch alles nur mehr verboten, eingeschränkt und reguliert! Und egal wie viel ich arbeite, was ich mache oder wie man sich anstrengt: man ist immer zu langsam, tut zu wenig und ist ne faule Sau.
Daher bleibt am Ende von diesen ganzen Motiven, die die Boomer für ihr arbeitsreiches Leben haben, nichts mehr übrig. Man steht morgens auf und frägt sich bloß noch: Wofür? Was habe ich davon wenn ich mich reinhänge? Für was soll ich arbeiten? Klar, fürs Geld, damit ich Happa-Happa habe. Und das wars dann mit der Motivation.
Das die Älteren damit ein Problem haben, verstehe ich vollkommen. Knüppeldicht wird es die trotzdem treffen, vor allem die nächsten Jahre wo es an Pflegekräften mehr als mangeln wird. Denn viele aus meiner Generation haben, gelinde gesagt, einfach die Schnauze voll, von den Z-ern (2000er aufwärts) ebenfalls. Da helfen dann auch keine Moneten mehr...
PS bezüglich Bangladesch: Mag sein, dass dort der Kompass anders ausschlägt, aber vergleicht mal wie dort die "Spielregeln" sind. Wo mischt sich dort der Staat ein und welche Entwicklungsmöglichkeiten hat dort ein Idividuum? Wenn dort einer fleißig ist und ne (Hinterhof-)firma aufmacht, dann darf er das. Der arbeitet, wird von den Kunden in Bar bezahlt, erwirtschaftet sein bescheidenes Einkommen und kommt zumindest für lokale Verhältnisse über die Runden. Die Frau ist im klassischen Rollenbild und kümmert sich um Haus+Familie. Und im Dorf ist er bekannt als "fleißiger" Mann auf den die Mutter stolz ist.
Bei uns willst du dich selbstständig machen, bist aber noch vor der ersten Rechnung mit einem Bein im Knast wegen dem Steuerrecht, musst ab 1 Mitarbeiter für jedes der mittlerweile 6 Geschlechter ne Toilette bauen und bekommst keine Aufträge, wenn die Offerte nicht gegendert ist bis zum Abwinken. Danach bekommst du theoretisch Geld vom Kunden und darfst ein halbes Jahr Bank spielen, weil die Zahlungsmoral im Keller ist während die echte Bank dich mit den Zinsen am Schlafitchen hat. Rundherum wird sich aufgeregt weil dein Betrieb Lärm erzeugt, deine Produkte nicht Umweltfreundlich sind und du sogar noch die Frechheit hast, mit einem Diesel-Transporter herumzufahren.
Wir sind mittlerweile im vollbürokratisierten Neo-Sozialismus angekommen der mehr Plan als Wirtschaft trägt und glaubt, Wohlstand kommt vom Himmel wie Manna.