Zustand älterer Lipos beurteilen

Inzwischen können ja die meisten Ladegeräte den Innenwiderstand messen. Nur - wie gut ist denn z.B. ein 5s5000 20C mit 34,7mOhm? Ist das schon zu viel oder für einen 20C eigentlich doch ok?
Ich habe mal systematisch alle meine Lipos durchgemessen, mit erstaunlichen Ergebnissen. Da waren 10-Jährige dabei mit immer noch hervorragendem Ri (aber reduzierter Kapazität), aber auch welche, die total hinüber waren.
Dann habe ich auch "alles noch gute" Lipos von einem Kollegen gemessen, der schon etwas beratungsresistent ist... Da aber einem geschriebenen bzw. angezeigtem Ergebnis mehr getraut wird als einem mündlichen Wort, habe ich eine kleine Webseite geschrieben, mit der man sich äusserst einfach die Qualität seines Lipos anzeigen lassen kann. Die drei Werte werden als Prozent (100% = sehr gut) ausgegeben, damit auch in Physik Herausgeforderte eine einfach zu verstehende Messlatte haben.

Die drei Werte sind:
Q1 - Innenwiderstand. Wenn er doppelt so hoch ist wie er sein sollte, wird "50%" angezeigt - Qualität noch halb so gut. "17%" ist dann also unterirdisch schlecht, nicht etwa gut. Wie der Widerstand für 100% gut sein sollte, hängt natürlich von Anzahl Zellen, Nennkapazität und C-Rate ab. Diese schwer intuitiv zu beurteilenden Faktoren berücksichtigt eben die Webseite und generiert aus allem die erwähnte Prozent-Angabe. Ich habe gerade einen Satz unterschiedlichster Lipos gekauft und die Formel so eingestellt, dass diese alle so um die 105% anzeigen. Interessant ist ein einzelner Hacker ECO-X (20C) mit 170% Qualität - er hat einen sehr niedrigen Ri, und ich denke, dass er in Wirklichkeit ein Power-X (35C) ist.
Q2 - Matching der Zellen. Die Zahl gibt an, wie gut die schlechteste Zelle verglichen mit dem Durchschnitt ist - "50%" würde bedeuten, diese Zelle hat einen doppelt so hohen Innenwiderstand wie der Zellendurchschnitt - die Zelle ist also nur noch "halb so gut".
Q3 - Echte Kapazität vgl. mit Nennkapazität in Prozent

Zusätzlich werden noch angezeigt, welche Auswirkungen der (ggf. erhöhte) Innenwiderstand hat: Es werden Verlustspannung und -Leistung im Akku angezeigt, bei halber und bei voller C-Raten-Entladung. Bei alten Akkus kommen da Verlustleistungen heraus, da wird einem ganz schwindlig - und das könnte manchen überzeugen, sich doch von den alten Kamellen zu trennen.

Eingeben muss man neben Zellenzahl, Nennkapazität und C-Rate nur die drei Messwerte: Gesamtwiderstand, schlechteste Zelle und Entladekapazität.

Die Webseite ist hier: wie gut ist Dein Lipo?

Für Kritik oder evtl. auch Verbesserungsvorschläge bin ich immer dankbar.

Bertram
 
Gefällt mir sehr gut, was du da bereit stellst. Werde am WE mal meine Akkus durchmessen und eintragen.
vielen Dank für das tolle „Tool“

LG Robert
 

BZFrank

User
Gute Sache, aber es fehlt noch die Temperatur des Akkus bei der Messung. Ohne diese Angabe ist ein Vergleich nicht sinnvoll..

Tip: Schon ein güstiges IR Thermometer hilft bei der Messung. Der Einfachheit halber reicht schon an der Akku-Oberfläche, insb. zu Vergleichszwecken.
 
Klar ist die Temperatur wichtig, aber das Tool ist eher für die Dödel als für Profis. Da wird keiner ein Thermometer kaufen... Deswegen gehe ich von Raumtemperatur aus. Man muss einfach immer gleich vorgehen: Lipo mit Lagerspannung (3,8V/Zelle) bei 20° kurz das Entladeprogramm anwerfen und die ersten Widerstandswerte, die der Lader liefert, notieren. Für die Kapazitätsmessung dann voll laden und anschliessend komplett entladen, dauert halt ein bisschen, aber man macht das ja auch nicht jedes Mal - aber sicher nach der Winterpause.
Ich hatte auch schon überlegt, die Lipos im Ofen vorzuwärmen, aber bei niedrigen Temperaturen ist der Regler sehr ungenau. "50°" bei meinem Ofen sind dann leider echte 60°.
Mich interessiert vor allem, ob bei Euch die ganz neuen Akkus auch auf ca. 100% kommen, oder ob es da starke Abweichungen gibt.
 

BZFrank

User
Ok, dann würde ich das aber noch so auf der Webseite erwähnen. Denn der unbedarfte Anwender wundert sich vielleicht sonst, dass im Winter seine neuen Akkus schlechter abschneiden als seine alten im Sommer - oder bei einer Messung im kalten Keller vs. geheiztem Bastelzimmer. ;)

Denn die Tempetarur ist nicht nur wichtig, sie ist einer der Hauptfaktoren welche die Messung beeinflussen.

Bisschen mehr Background dazu: https://basytec.de/Literatur/Temperature.pdf
 
Ok, angepasst:
- Entladen bis 3,6V/Zelle
- Warnhinweis wg. Temperatur
Ich hielt Entladen bis 3,0V bei 1C oder deutlich weniger (Polaron schafft bei 5s5000 gerade mal 0,6C oder so) mit anschliessendem Laden auf Lagerspannung bisher nicht für einen Hauptfaktor für das Sterben von Lipos. Naja, dazugelernt.

Die, für die ich das Programm geschrieben habe, werden sicher keinen Heizkoffer kaufen. Hier sind alles E-Segler, keine F5Bler. Letztere kommen mit ihren Lipos wohl ohne meine Hilfe gut klar.
 
Je geringer der Entladestrom, desto höher die Entlade-Endespannung, alles andere ist tödlich für den Lipo.
..... wer mag kann sich das ja mal anhand eines vorgegebenen Ri überlegen.
OK, macht Sinn. Bis wieviel Volt/Zelle sind denn jetzt bei 0,6C Entladung unschädlich?
 
Wenn Du jetzt noch einen Ri und die Kapazität dazu schreibst, kann mann ein wenig rechnen.

Oder anders:
Unter 3V/Zelle Ende-Spannung sollte man nicht gehen (meine pers. Erfahrungswerte), d.h.
Endespannung= 3,3V - Ri * I oder 3,3V - Ri * (Kapazität * C-Rate)
wobei Ri der Innerwiderstand (temperaturabhängig) der Einzel-Zelle ist.

Sry. für die Korrektur, somit ist natürlich auch #8 falsch.
 
Zuletzt bearbeitet:

aue

User
Gerd Giese empfiehlt in seinem Lipo-ABC , nicht tiefer als 3,4V (bei hoher Entladerate 3,3) zu entladen - unter Last!
 

Gerd Giese

Moderator
Teammitglied
👋... genau - aber nur wer länger was von seinen Schätzchen haben möchte und das auch nur als Notabschaltung!
Besser wäre davor - nach Kapazität - DoD max.: 80% ... besser nur 75% - zu nutzen. Das entspricht einer anschließenden
Leerlaufspannung von ca. 3,7V/Z -> 3,75V/Z!😉
Klar könnt ihr bis 2,8V/Z gehen (DoD ~100%), kein Problem, nur das Altern steigt fast exponentiell an!😟
 
Ach die lieben Innenwiderstände oder die vergessenen Parameter! 🤢

Hallo Bertram, bin weit weg in den Ferien und habe viel Zeit und dabei bin ich auf Deinen Beitrag und besonders auf Dein Berechnungsprogramm gestossen, finde es genial, weil einfach, genial-einfach!

Mich würde interessieren, wie sich das Programm nach einem guten Jahr bewährt hat?
Hast Du die min. Entladespannung gemäss Gerds Vorgaben/ Empfehlung geändert?
Ich nehme an, dass Du die Einzelzellen via Balancerkabel misst und nur den Gesamtwiderstand über die „Starkstromleitung“. wenn Du nun die Einzelwiderstände via Balancerkabel zusammenzählst, ist der Gesamtwiderstand via Starkstromleitung vergleichbar?

VG Werner
 
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