50 Jahre DMFV - 20 Jahre RC-Network

Ein doppeltes Jubiläum

von Redaktion RC-Network.de.

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Gemeinsam feiern wir in diesem Jahr das 50-jährige Bestehen des DMFV und 20 Jahre :rcn:. Dies war ein guter Anlass für einen Gedankenaustausch zwischen dem Präsidenten des DMFV Hans Schwägerl und dem 1. Vorsitzenden des :rcn:-Modellsport e.V. Claus Eckert über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der beiden Organisationen und des Modellfliegens.

DMFV und :rcn: haben sich mittlerweile zu Marktführern ihres jeweiligen Bereiches gemausert. Das war natürlich nicht von Anfang so und ist das Ergebnis harter und intensiver Arbeit.
Interessanterweise sind beide Entstehungsgeschichten durch eine gewisse Kritik an den damals herrschenden jeweiligen Verhältnissen ausgelöst worden.

Hans Schwägerl:
Ja, das ist wahr. Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts waren viele Modellflieger zunehmend unzufrieden mit ihrer Interessenvertretung durch den nationalen Aeroclub. Logisch, denn der vertritt ja bis heute alle Arten des Luftsports mit einem deutlichen Fokus auf die manntragende Luftfahrt. Dabei war der Modellflug schon immer die größte Luftsportart, wurde aber nie so behandelt. Auch die Mitgliedsbeiträge der Modellflugsportler wurden oftmals anderweitig verwendet.
Das alles sollte im Deutschen Modellflieger Verband anders werden. Der DMV – so hieß er anfänglich und wurde erst später in DMFV umbenannt - wurde am 3. November 1972 von anfänglich sieben engagierten Modellpiloten in Bad Vilbel gegründet.
Das damals geschaffene, modellflugspezifische Leistungsangebot mit Versicherung, Gutachterwesen, regionaler ehrenamtlicher Betreuung, schlanker Geschäftsstelle, Gutachterwesen und Fachmagazin ist bis heute das Erfolgsrezept einer Organisation, der der Leitgedanke „Von Modellflieger, für Modellflieger“ bereits bei Gründung in die Wiege gelegt wurde.

Claus Eckert:
Bei uns war es so, dass es damals bereits ein gut etabliertes Forum gab. Allerdings wurde es von Personen als Inhabern betrieben. Die Moderatoren waren als Ehrenamtliche tätig. Daraus resultierten im Laufe der Zeit unterschiedliche Ansichten.​
Letztendlich entschlossen sich die Moderatoren eine eigene Plattform ins Leben zu rufen und diese in der Folge durch einen Verein zu betreiben. Ein Online-Verein war 2002 eine Novität. Trotzdem gelang es das Amtsgericht zu überzeugen, dass dies den gültigen Gesetzen und Verordnungen entsprach. Ab dem 10. April 2002 war :rcn: im Internet erreichbar.​

Redaktion:
Sowohl der DMFV als auch :rcn: mussten sich in ihrer jeweiligen Anfangszeit auf dem Markt behaupten und etablieren. Die Wahrnehmung bei den Modellfliegern vor 50 Jahren war mit Sicherheit anders als in Zeiten des Internets vor 20 Jahren.

Hans Schwägerl:
Es war natürlich eine völlig andere Zeit damals. Heute finden Informationen auf schnellstem Wege über die verschiedensten digitalen Kanäle Verbreitung. In den Siebzigern war das beschwerlicher. Die ersten Informationen zum neuen Verband für Modellflieger wurden im November 1972 in den Fachmagazinen „Modell“ und „FMT“ veröffentlicht. Dort wurde auch das Leistungsspektrum des DMV vorgestellt. Die erste Kontaktaufnahme zu potenziellen Mitgliedern erfolgte dann im Dezember 1972 per Briefpost. Kann man sich heute kaum noch vorstellen. Besonders, da die erste Verbandsgeschäftsstelle das Wohnzimmer des damaligen Präsidenten Karl Schang und seiner Frau Ingeborg war. Von dort aus wurden alle Verwaltungstätigkeiten unentgeltlich erledigt.
Bereits früh nahm der DMFV an den großen Publikumsmessen teil. Das machte die Ansprache von Modellfliegern natürlich deutlich einfacher. Der erste „Modellflieger“ (Red.: Das Verbandsmagazin des DMFV) erschien im Februar 1977. Das A und O in diesen Anfangsjahren war – und ist bis heute – aber der individuelle Einsatz und die persönliche Empfehlung durch unsere ehrenamtlich Tätigen und die Vereine vor Ort. Ehrlich gesagt bin ich noch immer von dem Engagement der Gründer des DMFV begeistert. Unendlich viele persönliche Gespräche wurden geführt, um die Modellflieger vom Beitritt in den neuen, damals noch völlig unbekannten Verband zu überzeugen. Manchmal fehlt es heutzutage ein wenig an dieser Leidenschaft, diesem unbedingten Willen, etwas für die Allgemeinheit bewegen zu wollen. Aber das ist wohl eher ein gesamtgesellschaftliches Problem.

Claus Eckert:
Wir hatten nach unserem Start neben der Technik, die Userzahlen im Blick. Wir erinnern uns noch gut, als wir bei 5000 Usern waren. Da war ein gewisser Stolz spürbar. Interessanterweise sahen wir bereits damals die Printmedien nicht als Konkurrenz, sondern wie heute, als Partner. Deshalb konnten wir auch deren Reichweite mit Pressemitteilungen nutzen.​
Die Medienlandschaft hat sich bezüglich des Modellfluges verändert. 2002 gab es weder Facebook noch Youtube. Erst im Laufe der Zeit änderte sich auch die digitale Medienlandschaft. Wir stellten uns immer die Frage, wie wir in der Nische Modellflug überleben können. Damit haben wir vermieden existenzgefährdende Fehler zu machen.​

Redaktion:
Die Nutzung des DMFV-Angebots und die Nutzung des Angebotes von :rcn: entscheiden letztendlich über den Erfolg.

Hans Schwägerl:
Das ist tatsächlich oft die Krux. Präsidium und Geschäftsstelle haben permanent das Leistungsangebot des DMFV im Auge und überprüfen es auf Aktualität und Passgenauigkeit für unsere Mitglieder. Hieraus entstehen dann häufig Ideen, Pläne und Konzepte, wie wir den Verband weiter verbessern können. Erfolgreich werden sämtliche Maßnahmen aber erst dann, wenn sie vom Mitglied als authentisch und nützlich empfunden werden. Das ist weiß Gott nicht immer der Fall und nicht alles, was wir als gut oder revolutionär erdacht haben, kommt auch beim Mitglied an.
Insofern gilt: Der Königsweg ist meist die Fokussierung und die Orchestrierung auf unsere Kernkompetenzen. Und davon hat der DMFV jede Menge.

Claus Eckert:
Wir sehen uns als eine Internet-Plattform, die mit dem Magazin, dem Forum und der angeschlossenen Börse und dem Wiki, die verschiedenen Interessen der User ansprechen soll. Die Inhalte kommen natürlich aus der Community.​
Unsere Aufgabe besteht im Wesentlichen darin die Inhalte die von den angemeldeten Usern geschrieben werden, auf rechtliche Vorgaben und unsere Nutzungsbedingungen und -regeln zu prüfen. Unsere botsbereinigten Statistiken zeigen, dass der größte Teil unserer Nutzer nicht angemeldet ist. Wer heute etwas zum Thema Modellbau und artverwandte Themen im Internet sucht, landet meistens bei :rcn: Und das aus aller Welt.​
Tatsächlich sind wir zur größten deutschsprachigen RC-Modellbau-Plattform weltweit geworden.​

Redaktion:
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Da sollte man nichts verschweigen. Der Umgang mit Kritik ist nicht immer einfach und erfordert manchmal eine dicke Haut. Dieser Umstand ist in allen Vereinigungen ähnlich. Konstruktive Kritik mit dem Ziel Verbesserungen zu erreichen, muss natürlich anders behandelt werden als die auf reine Provokation ausgerichtete Agitation.

Hans Schwägerl:
Der Unterschied zwischen konstruktiver Kritik und rein destruktiver Stimmungsmache ist – insbesondere für Außenstehende – nicht immer leicht zu erkennen. Das macht den Umgang damit so schwierig. So wird es dann oft als überheblich und arrogant verstanden, wenn ein Verband sich einer Auseinandersetzung entzieht, von der klar ist, dass sie toxisch ist und dass sie der eigentlich gemeinsamen Sache mehr schadet als nützt. Ich möchte nicht verhehlen, dass dies auch einer der Gründe war, aus denen sich der DMFV zuletzt aus den Foren des RC Network zurückgezogen hat.
Grundsätzlich sind die Verantwortlichen im DMFV aber für jegliche Art von Kritik dankbar. Tatsächlich fordern wir diese auch von unseren Mitgliedern und Ehrenamtlichen ein.
Jüngstes Beispiel ist das Thema „Jugendarbeit im DMFV“. Jugendliche sind im DMFV schon immer als Mitglieder herzlich willkommen. Um deren Betreuung kümmern sich in aller Regel erfahrene Modellflugpiloten. Dies tun sie nach bestem Wissen und mit viel Engagement. An dieser Art der Jugendarbeit hat sich im Großen und Ganzen während der letzten 50 Jahre nichts geändert. Eine eigene Stimme hatte die Jugend in unserem Verband bisher nicht.
Die Kritik unserer Mitglieder ging nun in die Richtung, dass es in dieser Organisationsstruktur nicht möglich sei, auf geänderte Bedürfnisse, Interessen und den Drang der Jugendlichen nach Mitbestimmung und Eigenverantwortung einzugehen. Das soll sich nun ändern. Mit JUMP! Junge Modellpiloten gründet der DMFV im Jahr 2022 seine erste, eigene Jugendorganisation, die sich weitestgehend selbst organisieren wird. Wir sind sehr gespannt, wohin dieser Weg uns führt. Der DMFV ist also auch in gesetztem Alter durchaus lernfähig.

Claus Eckert:
Selbstverständlich stehen auch wir in der Kritik. Das bleibt nicht aus. Wir haben unsere Regeln die jeder User mit der Nutzung der Plattform anerkannt hat. Verstößt man dagegen kommt es zu Konflikten und in der Folge verlassen uns User manchmal. Entweder Freiwillig oder weil wir erkennen, dass sie nicht mehr zu unserer Community passen. Das ist so und wir werden an unserer Linie nichts ändern. Uns geht es darum, dass sich die 99% der anderen User bei uns wohlfühlen. Und die steuern durchaus gerne konstruktive Hinweise und Ideen bei. Besonders nach unserer letzten Softwareumstellung konnten wir da Einiges realisieren.​

Redaktion:
Ohne Freiwillige geht es nicht. Die Strukturen des DMFV basieren, wie auch der gesamte Betrieb bei :rcn: auf rein ehrenamtlichen Tätigkeiten,.

Hans Schwägerl:
Wie schon eingangs geschildert ist das 50 Jahre alte Motto „Von Modellfliegern, für Modellflieger“ auch heute noch aktueller denn je. Letztlich arbeitet der DMFV mit nur acht hauptamtlich Beschäftigten in seiner Geschäftsstelle in Bonn. Dass dadurch nur einen Bruchteil der anfallenden Wünsche und Anliegen von 1.340 Vereinen und über 85.000 Mitgliedern bedient werden kann, liegt auf der Hand. Als umso wichtiger und schlagkräftiger erweist sich deshalb die ehrenamtliche Struktur des Verbandes. Neben dem Präsidium, das strategische Entscheidungen trifft und die Verbandsziele vorgibt, verfügt der DMFV über ein bundesweites Netz an gewählten Gebietsbeauftragten, die die Vereine in der jeweiligen Region betreuen. Darüber hinaus begleiten mehr als 20 Referenten die einzelnen Sportklassen im Modellflug, veranstalten Workshops, organisieren Wettkämpfe. Außerdem haben wir Experten für die wichtigsten Fachthemen, wie zum Beispiel für Windkraft, Stromtrassen, Naturschutz oder internationale Angelegenheiten. Auch unser Team der Modellflugsachverständigen, die gutachterliche Stellungnahmen für die Zulassung von Vereinsgeländen erstellen, ist ausnahmslos ehrenamtlich tätig.
Gleiches gilt für die Prüfer des DMFV, die im Rahmen der Beauftragung des DMFV durch das BMDV im Bereich der Zulassung für Flugmodelle von 25kg bis 150kg ein extrem hohes Maß an Verantwortung tragen.
Ich gebe zu: Ich bin ein großer Fan dieser ehrenamtlichen Struktur. Sie gewährleistet, dass Probleme mit viel Herzblut, das nur aktive und leidenschaftliche Modellflieger mitbringen, gelöst werden können. Letztlich war es auch nur mit einem starken ehrenamtlichen Engagement möglich, dass der DMFV seinen Mitgliedsbeitrag seit nunmehr 16 Jahren nicht erhöhen musste.
Claus Eckert:
Wie bereits erwähnt, beruhen alle Tätigkeiten für den Betrieb der Plattform auf ehrenamtlichen Tätigkeiten. Anders würde das Konzept von :rcn: nicht funktionieren. Es ist der Enthusiasmus und der Einsatzwille Einzelner für das Projekt :rcn: einen Teil der eigenen Freizeit zu opfern. Das kann man gar nicht hoch genug werten.​
Ohne ehrenamtlich tätige Menschen würde es in unserer Gesellschaft düster aussehen, nicht nur bei :rcn: oder dem DMFV.​
Redaktion:
Die Wahrnehmung des Modellflugs in der Öffentlichkeit ist für das Hobby insgesamt und insbesondere für die Nachwuchsgewinnung existenziell. Es ist vielfach zu hören, dass sich der Modellflug an einem Scheideweg befindet. Das wird durch ein spürbares Messe- und Firmensterben in der Branche untermauert. Wie sehen DMFV und :rcn: die Zukunft des Modellflugs?

Hans Schwägerl:
Der DMFV sieht die Entwicklung der Modellflugbranche mit äußerster Sorge. Sie brauchen ja nur einmal in die Einkaufspassagen der Innenstädte zu gehen. Früher hatte man dort gleich mehrere Fachgeschäfte, die sich mit Modellbau beschäftigt haben und auch die großen Spielwarengeschäfte konnten mit einem ansehnlichen Angebot an Flugmodellen und RC-Zubehör aufwarten. Es waren die tollen Flieger in den Schaufenstern, die Jungs wie mich damals mit dem Modellflugvirus infiziert haben, den man nie wieder loswird.
Leider ist das heute ganz anders. Mit den Geschäften verschwand auch nach und nach die ehemals führende deutsche Modellflugindustrie und mit der Industrie und dem Handel finden auch die großen Publikumsmessen keine Aussteller und Besucher mehr.
Der Modellflug, unser wunderbares Hobby, unser faszinierender Sport befindet sich in einer Krise. Dazu haben natürlich auch die politischen Diskussionen beigetragen, denen sich der Modellflug national und international in den vergangenen fünf Jahren ausgesetzt sah.
Diese Abwärtsspirale gilt es nun aufzuhalten. Sie ist eines der Kernprobleme, mit denen wir uns als Verband auseinandersetzen müssen. Das können wir nicht allein. Da brauchen wir die Hilfe jedes Vereins, jedes einzelnen Modellfliegers. Da müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen: Verbände, Messegesellschaften, Produzenten, Handel, Medien und – aus unserer Sicht – auch die Politik. Das werden wir einfordern.

Claus Eckert:
Mit den Angeboten aus Fernost und der Möglichkeit des Direkt-Importes durch die Konsumenten, sind viele Hersteller und Händler ins Trudeln geraten, bis hin zur Geschäftsaufgabe. Das trifft viele Branchen. Im Modellbau hat dies zu massiven Änderungen bekannter Markstrukturen geführt.​
Trotzdem gibt es Nischen die von inländischen Herstellern weiterhin gut besetzt sind und auch einige Modellbau-Vollsortimenter können sich auf dem Markt behaupten.​
Hohe Zuverlässigkeit, gute Qualität, konstante Produktreihen, enge Kundenbindung und schnelle Lieferung sind nur einige wichtige Argumente, damit Modellbauer nicht billig in Fernost einkaufen.​
Der Modellflug an sich entwickelt sich weiter. Trends wie z.B. die „Fattys“ oder „GPS-Fliegen“ tragen dazu bei, neue interessante Themenfelder auszuprobieren.​
Bekanntermaßen gehen in den nächsten Jahren die „Babyboomer“ in Rente. Auch da wird in den Vereinen das Eine oder Andere Neumitglied auftauchen. Auf der anderen Seite der Altersskala sind die Jugendlichen der langfristige Nachwuchs.​
Es gibt so eine Art „Modellflug-Lebenslinie“. Als Jugendlicher voll mit Spaß dabei. Dann kommen andere Interessen und Zwänge, wie Schule und Ausbildung. Da gerät der Modellflug aus dem Fokus. Sind die ersten Kinder da, erinnert man sich an die schöne Zeit mit dem Hobby und will das Hobby mit den eigenen Kindern genießen. Werden die wieder älter, siehe oben. Entweder man betreibt das Hobby dann alleine weiter oder man verschiebt den zweiten Neustart auf die Rente.​
„Nachwuchs“ für das Hobby gibt es an mehreren Stellen einer Lebenslinie.​
Da sich über die Jahre hinweg die Technik verändert, ist unsere Community bei :rcn: genau der richtige Ansprechpartner, wenn es um den Neu- oder Wiedereinstieg geht. Unser Hobby lebt letztendlich vom Informationsaustausch, von gegenseitigen Hilfestellungen und gemeinsamen Erleben. Egal ob virtuell bei :rcn:oder real auf den Modellfluggeländen in den Vereinen.​
Der Spaß am Modellfliegen ist das Wichtigste.​
Redaktion:
Damit das so bleibt, sollten alle Modellflieger ab sofort und immer an einem Strang ziehen. Selbstverständlich in die gleiche Richtung. Dann können bestimmt noch viele Jubiläen gefeiert werden.​
Die Redaktion bedankt sich für das freundliche Miteinander und wünscht den Beteiligten weiterhin viel Erfolg und auch Spaß beim Erreichen sportlicher Ziele.​
 

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