Hallo Hannes,
Nur um mal mit einem Vorurteil aufzuräumen bei den Piloten, die Kreisel beim F3A-Fliegen nur vom Hörensagen kennen.
Kreisel sind beim „wettbewerbsmäßigen“ F3A-Fliegen verboten! Genauso wie Varios bei F3J-Wettbewerben verboten sind.
Und dies finde ich auch gut so. Es gibt meiner Meinung nach durchaus rationale Gründe Kreisel im F3A zu verbieten.
Ziel solcher Veranstaltungen sollte meiner Meinung nach sein, dass der beste Pilot gewinnt und nicht der Pilot mit der besten Technik.
Wenn man die einzelnen Flüge der Europa- und Weltmeisterschaften der letzten Jahre vergleicht, so habe ich den Eindruck, dass sich die Spitzengruppe noch einmal weiterentwickelt hat, deutlich enger zusammengerückt und vor allem wesentlich breiter geworden ist. Es gibt inzwischen sehr viele Piloten, welche auf allerhöchstem Niveau fliegen. Die Unterschiede sind mittlerweile wirklich extrem gering und liegen oft nur noch am Flugstil.
Wie schwierig das Ganze dadurch geworden ist zeigt sich meiner Meinung nach auch in den Bewertungen der Punktrichter. Betrachtet man jetzt die Flüge und Bewertungen der letzten Weltmeisterschaft und auch die Verwerfungen, welche es dann nach der TBL z.B. im Halbfinale gegeben hat so sehe ich die Problematik auch gerade darin, dass die Unterschiede bei den Spitzenpiloten einfach zu gering sind um hier eindeutige Bewertungen herbeizuführen. Ich habe schon fast das Gefühl, dass vieles hier vom Würfeln nicht mehr allzu weit entfernt ist. Man müßte meiner Meinung nach versuchen wieder eine größere Spreizung zu erreichen, sei es durch noch schwierigere Programme oder eventuell durch neue Figuren (lässt sich natürlich sehr kontrovers diskutieren). Eine Freigabe von Kreiseln würde meiner Meinung nach gerade einer Spreizung entgegenwirken. Die Anmerkung, dass beim Einsatz eines Kreisels eh die gleichen Piloten vorne sein würden lasse ich hier nicht gelten.
Als noch größeres Problem sehe ich aber die Möglichkeiten, welche komplexe Kreiselsysteme schaffen könnten. Es wird hier aktuell eigentlich fast nur über einfache, in den Empfängern integrierte Kreiselsysteme gesprochen. Würden Kreisel im FAI-Bereich freigegeben könnte man meiner Überzeugung nach diese in Empfängern integrierten einfachen Systeme in kürzester Zeit vergessen. Es wäre dann Tür und Tor für sündhaft teure Systeme geöffnet. Diese könnten durch die mittlerweile zur Verfügung stehende Technik bzw. Softwaremöglichkeiten einzelne Flugmanöver massiv beeinflussen. Der erste Schritt zur autonomen, bzw. „teilweise“ autonomen Ausführung von Flugfiguren wäre vollzogen. Die gerade auf solchen Gebieten schnell voranschreitende Entwicklung ist meiner Meinung nach nicht vorhersehbar. Ich sehe die massive Gefahr, dass der Flugoptimierung am Computer ein wesentlicher Bestandteil werden könnte. Ganz zu schweigen von den nochmals hinzukommenden erheblichen Kosten solcher Systeme. Na gut, der Pilot braucht dann nicht mehr so viel trainieren und spart dabei Akkus bzw. Sprit; die Stromkosten eines Computers sind geringer
Diese dann im Raum stehenden Möglichkeiten gilt es vorzubeugen, am besten, wenn von vorne weg Kreisel und auch jegliche andere elektronischen Systeme im FAI-Bereich verboten bleiben.
Den einzigen Vorteil von Kreiseln sehe ich in einer Reduzierung der Wettereinflüsse. Der eine Pilot hat Glück und fliegt bei Sonnenschein und Windstelle, der andere muß leider kurz vor dem Gewitter ran.
Aber die genannten Problematiken und Nachteile der Kreiselsysteme überwiegen hier meiner Meinung nach ganz einfach.
Bei internationalen F3A-Wettbewerbe im Rahmen der FAI sowie den entsprechenden deutschen Ausscheidungswettbewerben sollten meiner Meinung nach Kreisel ganz klar verboten bleiben.
Bei diversen anderen nationalen Kunstflugwettbewerben kann man ggf. zu abweichenden Erkenntnissen kommen.
In welcher Art und Weise ein Pilot trainieren möchte bleibt natürlich ihm überlassen.
Ich persönlich glaube nicht, dass durch eine Freigabe von Kreiseln ein weiterer Rückgang des F3A-Fliegens verhindert werden kann. Die Problematik herzu ist vielschichtig und liegt in anderen Bereichen.