Moin,
ich kenne es aus meiner süddeutschen Heimat so, dass die Segelfluggruppen, insbesondere die auf der und um die schwäbische Alb herum, fast immer eine Jugend- und Modellbaugruppe hatten. So wurde die Jugend an den manntragenden Segelflug herangeführt. Man beachte die grammatikalische Vergangenhaitsform… Auch die manntragende Zunft kämpft mit Nachwuchssorgen, überall.
In meinen Augen ist es einerseits eine Sache der Bequemlichkeit, andrerseits aber auch eine Folge der Bürokratie und des Überregulierungswahns. Alles wird immer komplizierter und und mit Lizenzen, Scheinen, und Nachweisen bewehrt. Aber das ist eine andere Baustelle.
Zur Bequemlichkeit: Ja, es ist schon lästig, aus einem Baukasten ein Modell zu bauen, wenn man an jeder Ecke schon einen China-Billig- Quadrokopter für ein paar lächerliche Euros kaufen kann, den jeder dressierte Affe aus der Schachtel heraus bedienen kann. Ja, es ist aufwändig, das ganze Wochenende auf dem Segelflugplatz verbringen zu müssen, um vielleicht fünf Starts zu bekommen und den Rest der Zeit mit ASK 21 oder ASK 13 zurückschieben, abends die Flieger putzen und in die Halle räumen etc. verbringen muss. Es scheint mir fast so, als ob die Jugend durch Reizüberflutung, meist virtuellerArt, daran gehindert wird, sich mit der realen Welt zu beschäftigen. Das Erfolgserlebnis stellt sich viel schneller ein, wenn man Likes generiert, wenn Videos viele Klicks bekommen, als wenn man nach stundenlangem Bauen dann erstmals sein selbst gebautes Flugmodell fliegen sieht. Der Reiz dieses Augenblicks bleibt den meisten Jugendlichen dann leider verborgen und ist auch nicht so Publicity-wirksam. Wir müssen uns, glaube ich, damit abfinden, dass unser für uns so schöne und wichtige Hobby nach und nach in den Hintergrund treten wird und durch neue, wahrscheinlich meist digitale Betätigungen ersetzt werden wird.
Ein Reset im Computerspiel ist eben nicht so frustrierend, wie nach einem Absturz die Brocken vom Boden aufzusammeln. Es ist der neue Zeitgeist, den wir “Alte“ nicht aufhalten können. Früher haben die jungen Männer mit Kreissäge auf dem Kopf und Fliege um den Hals ihre Angebete im Ruderkahn auf dem Stadtsee umhergerudert um ihr näher zu kommen. Heute geht das mit Dating-App viel einfacher, aber schöner?
Einige Mitglieder in meinem Verein haben Kinder im Alter von 10-17 Jahren. Keines davon hat Interesse am Modellfliegen. Unser jüngstes Mitglied ist 25 Jahre alt. Die Mehrzahl der Mitglieder ist zumindest über 50 wenn nicht gar an die 60.
Es ist halt so, damit müssen wir uns abfinden und unser Hobby genießen, so lange Vorschriften, Auflagen und sonstiger Behördenkram uns noch lassen.
herzliche Grüße, Gernot
rp-online.de
