Nachdem Dietmar ja nochmals klarstellt, dass der Energiebedarf nicht autark in Deutschland regenerativ erzeugt werden kann, stellt sich immer noch die Frage, woher dann der Rest und wie er hierher kommen soll.
Grüner Solarstrom muss ja auch irgendwie zu uns kommen. Leitungen sind aber generell auch verlustbehaftet - das deutsche Netz nimmt sich da auch
5,7%. Klar, mit Höchstspannungsleitungen geht das auf lange Distanz besser, aber auch da sind rund 1% pro 100km zu vermelden.
Bei 3000km Entfernung bis in den Norden Afrikas (25. Breitengrad) bleiben 26% der erzeugten Leistung auf der Strecke. Erdkabel bzw. Seekabel nehmen sich nochmals 25% mehr (also gesamt 31,5%, wenn man keine Freileitungen haben möchte).
Dazu kommen noch die Verluste der untertägigen Speicherung (damit auch nachts noch das Licht leuchten kann), allerdings dann bei diesem Konzept mit deutlich kleinerer Kapazität (aber auch da schwankt die Tageslänge zwischen 10,5-13,75h gegenüber 7,5-16h hierzulande). Das ginge dann mit Pumpspeicherwerken oder "Tagspeicheröfen" oder den vielen Elektroautos.
Das ist zunächst auch nicht tragisch, das kann durch Vergrößerung der Solaranlage kompensiert werden - dort stört sich kaum jemand, weil weder landwirtschaftliche Flächen noch ungünstig ausgerichtete Dächer dazu missbraucht werden müssen.
Desertec ist ja wieder etwas eingeschlafen, da sind aber auch einige Vorüberlegungen dazu gelaufen. Und die Risiken (Arabischer Frühling) bzw. Unterbrechung der wenigen Leitungen und damit Totalausfall setzen immer noch voraus, dass es ein Gas-Backup zur Netzstabilisierung hat.
Wenn in andere Regionen ausgewichen werden kann (Saudi Arabien, Namibia, Mongolei, Chile...), lässt sich zwar dort auch viel Energie erzeugen, aber als Strom nicht wirtschaftlich durch Leitungen schieben (bei 6600km bleibt schon die Hälfte auf der Strecke). Und für andere Transportmethoden ist eine Wandlung in speicherbare Energieform notwendig.
Mal unabhängig davon: die 2300TWh durch 365 Tage und 24h geteilt gibt eine mittlere Leistung von 262GW und wenn (vereinfacht) am Tag für die Nacht geladen werden muss, braucht es eine Tagesleistung von über 500GW - mit entsprechend vielen Trassen à 1.1GW quer durch Spanien, Frankreich, Italien. Dort wird es auch
Bürgerinitiativen geben bezüglich Trassenführung.
Grüße Stefan
PS: auch wenn der Link in
#2921 berichtet, dass 100% H2 wohl noch Probleme macht, was spricht gegen eine Beimischung so wie beim Sprit (E5, E10, Biodiesel) im Gasnetz?