Hallo Gemeinde, jetzt muß ich doch mal meinem Ärger Luft machen. ARF, schön und gut. Spart vielen von uns Zeit, die wir nicht immer fürs Bauen haben, und die gut ist, wenn's schnell auf die Wiese gehen soll.
Aber was so mancherorten als ARF, also "almost ready to fly" angeboten wird, ist erschreckend.
Vorgeschichte: Ich war auf der Suche nach einem kleinen unkomplizierten Kofferraumflieger für den Feldweg hinterm Haus. Die kleine Jamara YAK 54 mit 1010mm Spannweite hat mir vom Design (de gustibus non est disputandum) und der Größe gut gefallen. Außerdem hatte ich noch Hardware vorrätig, um einen solchen preisgünstigen Flieger zu komplettieren.
Um ein Ergebnis vorweg zu nehmen: Wenn man einige Schwierigkeiten überwinden kann, hat man am Ende ein schönes und gut fliegendes Gerät.
Aber der Weg dorthin ist steinig. "Nahezu flugfertig" ist ein Euphemismus. Man braucht schon einige Bastelerfahrung, um das Ding gut zu machen. Im einzelnen:
1. Das von Jamara angegebene Fluggewicht von 700g ist eine Untertreibung. Bei Ausstattung mit den von Jamara empfohlenen Komponenten (Motor + 2200er 3S-Akku) geht es hochgerechnet eher Richtung 900g. Mit ausgesuchten Komponenten und kleinem Akku (1300er) bin jetzt bei 750g.
2. Der Innenraum des Rumpfes ist zwar hinreichen groß, aber durch zahlreiche Querstreben so verbaut, dass der empfohlene 2200er Akku ohne größere Umbauarbeiten gar nicht rein passt. Zwischen den Querstreben, Holmrohr und Auflagebrett habe ich mit Ach und Krach gerade mal so eben einen 1300er 3S-Akku reinfummeln können. Jeder, der sich mit der empfohlenen Zusammenstellung den Flieger am Samstag für den kommenden Sonntag (ARF!!!) aufbauen möchte, erlebt eine böse Überraschung.
3. Die Anleitung rät, die beiden Höhenruderhälften vorab eben und verzugsfrei zu verkleben. Dann soll erst das Höhenruder und anschließend die feststehende HR-Flosse durch den Rumpfschlitz geschoben werden. So habe ich es versucht. Überraschung, Überraschung: Die mit einander verklebten Höhenruder passen auch ohne Flosse nicht durch den Rumpfschlitz! Also musste ich die Verklebung wieder aufreißen und die beiden HR-Hälften mit durch den Rumpf durchgeführten Verbinder "freihändig" wieder neu verkleben. Hat denn bei Jamare niemand das Ding vor Markteinführung mal aufgebaut und geprüft???
4. Höhenruder- und Seitenruderanlenkung habe ich ohne großes Nachdenken nach Anleitung fertig gestellt. Erneute Überraschung: Bei Tiefenruder kollidiert das Ruder mit der Seitenruderanlenkung. Und es war keine elegante Lösung zu finden, durch Verlegung von Ruderhorn und Gestänge diese Kollision zu vermeiden. Ich habe keine bessere Lösung finden können, als ein Stückchen auf der Innenseite des HR abzuschneiden. Und noch einmal: Merken die sowas bei Jamara nicht vorher?
5. Die mitgelieferten Steuergestänge sind viel zu dünn für die vorgesehene Länge. Bei Zugbelastung macht das ja nichts. Aber unter Druckbelastung biegen sie seitlich weg (Eulerscher Knickstab). Wenn man nichts in der Materialvorratskiste hat, wird es wieder nichts mit dem sonntäglichen Erstflug.
6. Die lasergeschnittene Holzkonstruktion ist schön anzuschauen und sieht sehr leicht aus, weist viele filigrane Ausschnitte auf. Aber Leichtbau ist was anderes als die Ansammlung vieler Löcher. Wenn man das Thema Leichtbau ernst nimmt, sollte man genau darüber nachdenken, wo man Material weg nimmt, und wo man welches stehen lassen muß. Nach meiner zweiten etwas vermurksten Landung habe ich nicht schlecht gestaunt, daß ein vergleichsweise harmloser Bums mir das Fahrwerk aus dem Rumpf gerissen hat. Eine nähere Inspektion brachte zu Tage, daß der fragliche tragende Spant an den kraftkritischen Stellen im Grunde nur aus Löchern besteht. Das Fahrwerk ist, wenn man so will, lediglich an einigen wenigen dünnen Sperrholzstegen aufgehängt, was in meinen Augen als Fehlkonstruktion zu werten ist.
Alles für sich genommen kein Drama, was man nicht mit ein wenig Bastelerfahrung in den Griff kriegen könnte. Aber ARF insugeriert: Teile am besten nach Herstellerempfehlung zusammenstellen, Ruder anlenken, RC-Komponenten einbauen und fliegen. Und das tut's im vorliegenden Falle nicht. Und das alles nur, weil der Flieger offenbar direkt vom Reißbrett in die Produktion gegangen ist, ohne dass sich bei Jamara mal jemand vorab mit der Praxistauglichkeit der Konstruktion beschäftigt hätte.
Sowas muß doch nicht sein.
Trostpflaster: Wenn man obige Schwierigkeiten überwunden hat, macht das Ding Spaß zu fliegen.
Aber was so mancherorten als ARF, also "almost ready to fly" angeboten wird, ist erschreckend.
Vorgeschichte: Ich war auf der Suche nach einem kleinen unkomplizierten Kofferraumflieger für den Feldweg hinterm Haus. Die kleine Jamara YAK 54 mit 1010mm Spannweite hat mir vom Design (de gustibus non est disputandum) und der Größe gut gefallen. Außerdem hatte ich noch Hardware vorrätig, um einen solchen preisgünstigen Flieger zu komplettieren.
Um ein Ergebnis vorweg zu nehmen: Wenn man einige Schwierigkeiten überwinden kann, hat man am Ende ein schönes und gut fliegendes Gerät.
Aber der Weg dorthin ist steinig. "Nahezu flugfertig" ist ein Euphemismus. Man braucht schon einige Bastelerfahrung, um das Ding gut zu machen. Im einzelnen:
1. Das von Jamara angegebene Fluggewicht von 700g ist eine Untertreibung. Bei Ausstattung mit den von Jamara empfohlenen Komponenten (Motor + 2200er 3S-Akku) geht es hochgerechnet eher Richtung 900g. Mit ausgesuchten Komponenten und kleinem Akku (1300er) bin jetzt bei 750g.
2. Der Innenraum des Rumpfes ist zwar hinreichen groß, aber durch zahlreiche Querstreben so verbaut, dass der empfohlene 2200er Akku ohne größere Umbauarbeiten gar nicht rein passt. Zwischen den Querstreben, Holmrohr und Auflagebrett habe ich mit Ach und Krach gerade mal so eben einen 1300er 3S-Akku reinfummeln können. Jeder, der sich mit der empfohlenen Zusammenstellung den Flieger am Samstag für den kommenden Sonntag (ARF!!!) aufbauen möchte, erlebt eine böse Überraschung.
3. Die Anleitung rät, die beiden Höhenruderhälften vorab eben und verzugsfrei zu verkleben. Dann soll erst das Höhenruder und anschließend die feststehende HR-Flosse durch den Rumpfschlitz geschoben werden. So habe ich es versucht. Überraschung, Überraschung: Die mit einander verklebten Höhenruder passen auch ohne Flosse nicht durch den Rumpfschlitz! Also musste ich die Verklebung wieder aufreißen und die beiden HR-Hälften mit durch den Rumpf durchgeführten Verbinder "freihändig" wieder neu verkleben. Hat denn bei Jamare niemand das Ding vor Markteinführung mal aufgebaut und geprüft???
4. Höhenruder- und Seitenruderanlenkung habe ich ohne großes Nachdenken nach Anleitung fertig gestellt. Erneute Überraschung: Bei Tiefenruder kollidiert das Ruder mit der Seitenruderanlenkung. Und es war keine elegante Lösung zu finden, durch Verlegung von Ruderhorn und Gestänge diese Kollision zu vermeiden. Ich habe keine bessere Lösung finden können, als ein Stückchen auf der Innenseite des HR abzuschneiden. Und noch einmal: Merken die sowas bei Jamara nicht vorher?
5. Die mitgelieferten Steuergestänge sind viel zu dünn für die vorgesehene Länge. Bei Zugbelastung macht das ja nichts. Aber unter Druckbelastung biegen sie seitlich weg (Eulerscher Knickstab). Wenn man nichts in der Materialvorratskiste hat, wird es wieder nichts mit dem sonntäglichen Erstflug.
6. Die lasergeschnittene Holzkonstruktion ist schön anzuschauen und sieht sehr leicht aus, weist viele filigrane Ausschnitte auf. Aber Leichtbau ist was anderes als die Ansammlung vieler Löcher. Wenn man das Thema Leichtbau ernst nimmt, sollte man genau darüber nachdenken, wo man Material weg nimmt, und wo man welches stehen lassen muß. Nach meiner zweiten etwas vermurksten Landung habe ich nicht schlecht gestaunt, daß ein vergleichsweise harmloser Bums mir das Fahrwerk aus dem Rumpf gerissen hat. Eine nähere Inspektion brachte zu Tage, daß der fragliche tragende Spant an den kraftkritischen Stellen im Grunde nur aus Löchern besteht. Das Fahrwerk ist, wenn man so will, lediglich an einigen wenigen dünnen Sperrholzstegen aufgehängt, was in meinen Augen als Fehlkonstruktion zu werten ist.
Alles für sich genommen kein Drama, was man nicht mit ein wenig Bastelerfahrung in den Griff kriegen könnte. Aber ARF insugeriert: Teile am besten nach Herstellerempfehlung zusammenstellen, Ruder anlenken, RC-Komponenten einbauen und fliegen. Und das tut's im vorliegenden Falle nicht. Und das alles nur, weil der Flieger offenbar direkt vom Reißbrett in die Produktion gegangen ist, ohne dass sich bei Jamara mal jemand vorab mit der Praxistauglichkeit der Konstruktion beschäftigt hätte.
Sowas muß doch nicht sein.
Trostpflaster: Wenn man obige Schwierigkeiten überwunden hat, macht das Ding Spaß zu fliegen.