Hallo zusammen,
bei mir liegt seit letztem Jahr eine 2,6m Krill Extra auf dem Tisch, die ich aus Termingründen noch nicht weiterbauen konnte.
Jetzt möchte ich aber endlich mal damit fertig werden - und vor allem mal einen Antrieb besorgen
Als wirre Idee kam mir neulich in den Kopf, die Extra zu elektrifizieren. Mein Bruder flog seine 2,3m Hottrigger mit Hacker Q80, und die Power und Geräuschkulkisse sind schon beeindruckend...
Daher meine Bitte: Wer hat in der 2,6m Klasse schon Erfahrung mit einem Elektroantrieb und kann mir das geplante Projekt bewerten bzw. Tipps zur Sinnhaftigkeit geben?
Ich würde folgende Komponenten verbauen wollen:
Hacker Q100-7M
MasterSPIN 220 Pro Opto an 12s mit 28x12 Zweiblatt
4x 6s 5000mAh LiPo
Meine Fragen:
* Wie gut ist das Flieger mit dem Antrieb motorisiert?
* Werde ich beim Gewicht über oder unter der Benzinerversion landen? Wenn ja, wo ungefähr?
* Welche Flugzeiten sind realistisch zu erwarten, wenn ich 12s2p 10.000mAh einsetze?
* Was sind eure Erfahrungen als Ein- oder Umsteiger auf Elektroantrieb in der Größenklasse?
...und last but not least: Was das überhaupt Sinn oder bei der Größe doch lieber den guten alten Boxer rein?
Hallo Uwe,
ich habe bereits Erfahrung damit, konkret Pilot-RC Extra 330SC 2,7m Spannweite elektrisch an 12s 10.000mAh Akku.
Vorüberlegungen - siehe hier:
http://www.rc-network.de/forum/show...0SC-in-2-70m?p=4147214&viewfull=1#post4147214
Realisierung und Komponenten - siehe hier:
http://www.rc-network.de/forum/show...0SC-in-2-70m?p=4284961&viewfull=1#post4284961
Erfahrungen nach Erstflug - siehe hier:
http://www.rc-network.de/forum/show...0SC-in-2-70m?p=4293853&viewfull=1#post4293853
Zu deinen Fragen:
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1. Motorisierung
Mein Flieger wog ziemlich genau 14kg und der Motor (Pletti Predator 30/6 Evo) genehmigte sich nach 4min Flug (Akku nicht mehr randvoll) ziemlich genau 200A im senkrechten Steigflug. Damit war der Flieger etwa so gut wie mit einem 120er Zweitakt-Benziner motorisiert - bei besagter Startmasse also sehr gut unterwegs.
2. Gewicht
Am besten Gewicht deines Flieger als Verbrennerversion ermitteln (frag mal im Forum) und dann alle Komponenten des Benziners runter rechnen. Dann einfach die E-Motor Komponenten alle drauf rechnen. Schon hast du ein ziemlich gut passendes Startgewicht der E-Version. Die Methode kam bei mir sehr gut hin!
3. Flugzeiten
Das hängt ja maßgeblich von deinem Flugstil ab - wie bei jedem Flieger! Und deinen Flugstil kenne ich nicht.
Ich hatte meine Extra hauptsächlich im klassischen Kunstflug bewegt. Flugzeit 8 Minuten bei einem verbrauch von ca. 7500mAh. Also kannst du etwa 1.000mAh pro Minute rechnen. Wenn du der 3D-Flieger bist, wirst du vermutlich nicht über 5 Minuten hinaus kommen. Also Sonntagsflieger schaffst du sicherlich auch 10-12 Minuten ohne die AKkus zu tief zu entladen.
4. Erfahrungen als Umsteiger (bin langjährig als Groß-Elektroflieger aktiv)
Sinn macht die Elektrifizierung der Pilot-Extra 330SC mit 2,7 Spannweite definitiv. Wie schwer deine Krill-Variante wird, dürfte interessant sein und bleibt abzuwarten. Die ist ja schon ne Ecke kleiner (Flächenbelastung höher), da die Pilot-RC Extra eigentlich schon ein 3m Flieger mit gekürzten Flächen ist (über 2,70m Gesamtlänge!). Sicher bleibt das Gewicht der Krill Extra aber im annehmbahren Rahmen.
Der Ladeaufwand ist halt schon ziemlich groß als Vielflieger. Eine starke Stromversorgung sowie hochqualitatives Ladeequipment sollte Pflicht sein, sonst kommt ganz schnell Frust auf.
Fliegerisch steht die E-Version der Verbrennerversion leistungstechnisch in nichts nach. Besonders der Sound war genial (bei mir absichtlich 28x10 Prop, also relativ hohe Drehzahl wegen Sounderlebnis). Der Prop knallt bei Vollgasüberflügen schon ganz gut, aber der Motor selbst macht kaum Geräusche. Das ist echt geil und gleichzeitig noch im Rahmen. Ein Vereinskollege hatte sich fast vor Freude bepinkelt, als er das erste Mal diesen Sound bei Vollgas hörte
Der Sound ist größenbedingt kein Vergleich zum kleineren Hacker Q80-8M an 12s Lipo mit 23x10 Prop (ebenfalls eigene Erfahrung) sondern um Welten besser, lauter und aggressiver, dennoch leiser als 120ccm Verbrenner.
Da du einen Hacker Q100 einsetzen willst, ist die Drehzahl im Vergleich zum Pletti ne Ecke geringer, dafür der Prop größer. Soundtechnisch wirst du daher lange nicht so viel Freude damit haben, wie bei meinem besagten Antriebskonzept. Der Wirkungsgrad der Luftschraube dürfte bei dir aufgrund der geringeren Drehzahl des Q100 aber etwas höher ausfallen.
Meine persönliche Empfehlung aufgrund langjähriger gesammelter Erfahrungen:
Bezogen auf deine Krill Extra - Sofern du unter 15kg Startmasse bleibst => machen! Darüber eher nicht mehr, da die Flugzeit einfach zu kurz wird. Jedes Gramm mehr an Gewicht kostet Energie und verkürzt die Flugzeit - in jeder Hinsicht. Um das auszugleichen brauchst du wieder größere Akkus, dadurch wird der Flieger wieder schwerer etc.
Zumal die Flächenbelastung weiter ansteigt, was den Flieger immer mehr Richtung "Bleiente" (oder Lithium-Ente
) bringt.
Ich selbst würde nie wieder einen Flieger mit Zweitakter-Rüttelplatte ausstatten. Früher hatte ich das auch mal alles, angefangen mit nem 85er Einzylinder, DA100, DA150. Diese Klapperkisten mit blechernem Moped-Klang kommen mir nirgends mehr rein. Wenn man mal die "moderne" Seite der Technik langfristig geflogen hat, sieht man das mit anderen Augen - ich zumindest. Elektrisch ist das doch ne ganz andere Welt bei annehmbaren Flugzeiten. Länger als 8-10 Minuten fliege ich sowieso nie am Stück, war damals schon bei den Benzinern nie der Fall.
Trotzdem baue ich gerade wieder einen Flieger mit Verbrenner auf - allerdings mit Valach 210. Bezüglich Laufkultur und Sound kein Vergleich zum Zweitakter.
Hatte zwar überlegt, das Projekt ebenfalls elektrisch zu realisieren, aber hier habe ich für mich einfach die Sinnhaftigkeit nicht mehr gesehen. Für vergleichbare Flugleistung wie bei der 2,70m Extra hätte ich mindestens die doppelte Akkukapazität (eher mehr, da Doppeldecker - Luftwiderstand) benötigt. Dazu schwererer Motor usw. Unter 25kg nicht zu machen - ich hab's mehrfach anhand vieler Vergleiche sowie eigenen Erfahrungswerten der Größensteigerung hochgerechnet.
Trotzdem geht das auch elektrisch unter 25kg (siehe Youtube Christen Eagle Hacker Q150), nur halt zu einem Ergebnis, das für Käsemeiers Rundflug gerade mal für 4 Minuten reicht. Da ist der Verbrenner halt wieder im Vorteil bezogen auf die aktuell technisch machbare Energiedichte unserer Lipos.
Lange Rede, kurzer Sinn: Bis 100, maximal 120ccm Benziner Zweitakter würde ich zukünftig wieder ein Modell elektrisch ausrüsten. Darüber hinaus ist der Verbrenner halt deutlich im Vorteil, da Benzin nunmal eine wesentlich höhere Energiedichte besitzt (gleiches Problem bei E-Autos) und schnell nachzufüllen ist.
Sollte sich in absehbarer Zeit die Akkukapazität bei gleichbleibendem Gewicht wesentlich erhöhen, würde der Vergleich noch mehr zu Gunsten des E-Antriebs gehen. Bis dahin bleibt unter Berücksichtigung aller relevanten Faktoren im Ergebnis für meine Sinnhaftigkeit halt nur der Einbau einer Rüttelplatte oder eines entsprechenden Viertakters
Gruß
BlueBolt