"Mephisto" 1961

Beim Durchstöbern alter DDR-Modellbauzeitschriften stieß ich in der Modellbau und Basteln von 1961 auf ein Saalflugmodell von Gerhard Böhme. Ich kannte Gerhard noch persönlich, wir trafen uns bei Freiflugwettbewerben im Süden von Leipzig. Da ich seine Leistungen als Konstrukteur, Modellbauer und Wettkämpfer immer noch sehr schätze, habe ich mich für den Bau seines "Mephisto"entschieden. Bei der Klasse SF1 ist damals, glaube ich, nur die Spannweite begrenzt, sonst alles frei.
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Mein Bestreben war, die beschriebenen Materialien zu verwenden und die Bautechniken von damals anzuwenden. Die Bespannung sollte allerdings OS-Film werden.
Das emfohlenen Gewicht für den Strohhalm und die Wichte des Balsaholzes stellten schon die erste Herausforderung dar. Wie Gerhard Böhme 1961 in der DDR an Balsaholz in der Wichte von 0,06g/cm³ kam ist mir ein Rätzel.
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Bei dem Strohhalm erinnerte ich mich, dass meine Frau mal Strohsterne bastelte und dafür ein Set mit ca 50 Stück bestellt hatte.
Ich fand einen leichten (0,18g) und einigermaßen geraden heraus. Beim Balsa mußte ich nehmen was ich hatte, da wird der Flieger eben etwas schwerer.
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Die Strohhalme haben auf der Oberfläche eine Wachsschicht diese muß mann leicht abschleifen, damit die Leimmuffen vorn und hinten kleben. Dies verhindert ein aufspalten des Halmes.
An den Flügelstützen bleibt der Wachs am Halm dran. Dadurch lassen sich die Muffen nach dem Aushärten auf diesem noch leicht verschieben, auch ein verwinden der Tragfläche ist damit möglich. Das hilft beim Einfliegen. Wenn alles stimmt werden die Stellen angeschliffen und die Muffen verklebt.
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Die Rippen und Holme von Fläche und Leitwerk wurden auf der Innenseite leicht angefeuchtet und über einer heißen Glühbirne gebogen. Nach einiger Übung ging das ganz gut.
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Das Mittelstück für die Luftschrauben ist auch aus einem dünnen Strohhalm gefertigt. Zusammenbau und Bespannen ist hier schon oft beschrieben, darauf will ich hier nicht eingehen. Wobei mir das Bespannen nicht so gelungen ist, die alten Hasen haben da sicher auch mehr Erfahrung. Das fertige Modell wiegt 0,716 g, Gerhard Böhme ist mit seinen leichteren Materialien sicher an die 0,5g herangekommen.
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Geflogen ist der "Mephisto" schon. Über die Flugleistung kann ich nicht viel sagen. Ich wollte ein schönes Retro-Saalflugmodell bauen und kein Wettbewerbsmodell. Für mich ist ein Flug perfekt, wenn das Modell kurz unter der Decke, ohne diese zu berühren wieder sinkt und sicher landet. Das sind in unserer kleinen Halle so 4-5 Minuten.
Den meisten Saalfliegern, sind ja fast alle über 70, sind diese Bautechniken von damals bekannt.
Aber vielleicht gibt es den jüngeren Anregung mal ein Retro- Saalflieger zu bauen.
Gruß Bernhard
 
Gerhard war ein Meister des Leichtbaus, der sein Wissen bereitwillig weitergab. Ich habe ihn bei den Antikmodellfliegern kennen und schätzen gelernt, von seinen Ideen, Bauausführungen und Gesprächen habe ich viel profitiert. Nach seinem Tod wurden viele seine Modelle an Freunde weitergereicht, gelegentlich sieht man sie heute noch fliegen. Danke Bernhard, dass du eine seiner zahlreichen Konstruktionen neu zum Leben erweckt hast.
nette Grüße,
Uli
 
Die bekanntesten Modelle von Gerhard Böhme waren die Schülermodelle "Kibitz" (F1B-S) und der "Falke" (F1A-S). Mit denen haben ich damals
mit Schülern Wettkämpfe bestritten. Beide Modelle sind dann auch als Bausatz in den Handel gekommen. Von Ralf Schneider jezt neu aufgelegt.
Ich glaube in den 90zigern habe ich Gerhard mit super fein gebauten alten Gummiflugmodellen gesehen. Vor allem die großen handgefertigten Holzluftschrauben haben mich damals begeistert. Ich wundere mich, dass in dem Buch von H.Eder bei über 100 beschriebenen Antikmodellen
kein einziges Gummimotormodell dabei ist.
Gruß Bernhard
 
Noch einmal offtopic:
"Kibitz" (ferngesteuert), "Falke" und "Mücke" habe ich noch. Den "Falke" auch noch als Baukasten. Die Bilder -sorry für die schlechte Qualität, ich habe sie eingescannt- von Gerhard entstanden während der AMD Rhönwoche in Bad Neustadt, leider weiß ich das Jahr nicht mehr. Assistent am Modell "Ara" ist Walter Eggimann aus der Schweiz, an der Filmkamera Wolfgang Sörgel. Es folgte ein schöner Thermikflug über einige Minuten.

Böhme Ara1 klein.jpgBöhme Ara2 klein.jpg

Sorry für offtopic, Uli
 
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