Software für Tragflächendesign

henning86 schrieb:
Man sollte Beiträge erstmal ganz fertig lesen, sorry :-)
Das war mein Fehler, habe noch nachgetragen.


Wo liegt das Problem? Das der Ca-Wert absolut zu niedrig ist? Und folglich die absolute Gleitzahl auch nicht der Hammer sein kann?
Ja. Du rechnest einen Betriebspunkt, der weit von der optimalen Gleitzahl weg ist. Die beste Gleitzahl wird normalerweise irgendwo wenig unter dem oberen Laminardelleneck erflogen (also da, wo die Polare oben nach hinten abknickt.) Beim HQ DS 2.5 11 müsste das irgendwo bei CA 0.8..0.9 sein. Genau findet man den Betriebspunkt, wenn man eine Tangente aus dem Koordinatenursprung an die Flugzeugpolare anlegt (Das ist die Polare, die die Zusatzwiderstände des Flugzeugs mitberücksichtigt, also Induzierten Widerstand, Interferenzwiderstand, Rumpf- und Leitwerkswiderstand.)

Man macht das normalerweise so, dass man ein paar verschiedene CA (oder Anstellwinkel, oder EWD) durchrechnet und die Gleitzahl über der Fluggeschwindigkeit aufträgt. Das nennt man die Gleitzahlpolare. Die hat meist ein ziemlich scharfes Maximum.
Oder Du trägst Sinkgeschwindigkeit über Fluggeschwindigkeit auf, die sogenannte Sinkpolare. An der kann man sehr schön optimale Betriebspunkte auch unter Störeinflüssen (Rücken oder Gegenwind, Auf- oder Abwind) finden. (Auch wieder durch Anlegen einer Tangente.)
 
Habe das HQ/DS-2.5/11 im Xfoil mal durchgerechnet und bin erschrocken. Ich habe den Eindruck, dass HQ bei den DS-Profilen zuviel wollte. Das Profil ist im mittleren ca Bereich erst ab Re 300'000..400'000 wirklich überkritsch; bei Re=100'000 ist es eigentlich noch ein Ein-Punkt-Profil bei ca 0.95. Die Typ 2 Polare (die ca-abhängig die Re-Zahl korrigiert und damit das Verhalten eines Segelflugzeugs im stationären Gleitflug bei verschiedenen ca simuliert) hat einen deutlichen "Sack" unterhalb ca=0.9; erst bei ca=0.35 ist der Widerstand wieder gleich gering wie bei ca=0.9.

Konsequenz: das Profil muss mit ständigem Wölbklappeneinsatz in seinem schmalen Arbeitsbereich gehalten werden; und soooo wirksam sind Wölbklappen auch wieder nicht; im etwas flotteren Schnellflug reicht es wahrscheinlich nicht mehr.

Es ist frustrierend, aber das Clark Y ist ausser einer kleinen Überschneidung zwischen ca 0.85 und 1.0 besser... Und liefert erst noch deutlich höheren Höchstauftrieb.

Ausser bei riesigen Dickschiffen würde ich dieses Profil nur mit einem Turbulator bei 60..65% einsetzen.

Zu den Einschränkungen der Rechnung: XFoil ist in der Vorhersage solcher kritischer Strömungsphänomene im mittleren ca-Bereich eigentlich recht gut. Fehler macht das Programm vor allem bei der Vorhersage von ca Max (es ist zu optimistisch).
Gerechnet wurde mit dem standard Ncrit von 9, also eigentlich noch zu optimistisch für Segelflug in ungestörter Luft, was kritische Phänomene angeht.

Mein Rat zur Profilwahl: Wenn Dir deren Profildicke reicht, nimm ein RG 15 oder MH 32. Auch hier wieder: es ist frustrierend, aber die Fälle wo etwas gravierend anderes als die Standardwerte wirklich besser ist, sind selten.


PS: zu den Unterschieden zur Leistungsrechnung mit Franks Programmen: Korrigiert mich wenn's falsch ist, aber Frank verwendet m.W. den Eppler Code. Der kann den Einfluss von laminaren Umschlagblasen nicht quantitativ vorhersagen und ist deshalb im mittleren ca-Bereich oft viel zu optimistisch.
 

Anhänge

  • HQDS2511_50..800_t2_100.pol.pdf
    39 KB · Aufrufe: 71
  • Clark_Y_50..800_t2_100.pol.pdf
    52 KB · Aufrufe: 79
  • RG15_50..800_t2_100.pol.pdf
    42,6 KB · Aufrufe: 62
  • MH32_50..800_t2_100.pol.pdf
    41,2 KB · Aufrufe: 70
Zuletzt bearbeitet:

Chrima

User
Morgen Markus
Tolle Beiträge ! :)
Hoffentlich kommen noch mehr Fragen von Henning...

Jetzt wo Du darauf zu sprechen kommst, muss man tatsächlich sagen, dass die HQ-Profile eine recht hohe Dickenrücklage haben, mein jetzt einmal rein optisch. Erinnern mich auch an Wortman (Z.B. FX62K131/17) welche früher auch schon an Modellen probiert wurden.

Gruss
Christian
 

Hans Rupp

Vereinsmitglied
Hallo,

Zu HQ-DS (gilt zu den anderen HQ auch):
Die Idee hinter den HQs ist meines Erachtens eine ganz andere wie sie Selig oder Drela haben und von der TU Delft beeinflusst. D.h. Umschlag an einem festen Punkt.

Laminare Lauflängen von > 95% sind ja eh eher Wunschdenken, auf der Oberseite sowieso.
Praktiker sind mit den HQW speziell im Großseglerbereich sehr zufrieden. Eine kleine Aufzählung der Aspekte woran das liegen kann:
  • Bauweise bisher meist Styroabachi mit Folie -> laminare Lauflänge kleiner 80%
  • Ruder oben angeschlagen , Spalt unten mit Abdeckband -> Turbulator bei 70%
  • hohe Flächenbelastung -> rel. Große Rezahl
  • cm0 ändert sich bei WK-Ausschlag relativ wenig -> nahezu Trimmneutral beim Verwölben
  • viele Modellflieger bewegen ihre Scalesegler zu 95% nahe am ca-max -> die HQ(W) bieten genau da ihre beste Leistung an und haben nicht das so hohe ca-max, das auch der induzierte Widerstand nicht zu hoch wird

Das speziell die Oberflächengüte eine große Rolle spielt haben auch de Praktiker mittlerweile erkannt und setzen bei Positivbauweise weiter auf HQW, bei Negativbauweise aus gefrästen Formen eher auf aufgedickte MH32 etc.

Mein Masterpiece mit HQW 2,0/xx pfeift in bestimmten Geschwindigkeitsbereichen wunderschön, ein Euromaster in Styro-Abachi mit HQW 2,5/xx nicht. Da findet der Umschlag evt. einfach früher statt und die Blase wird nicht so groß.

Wenn man XFOIL bemüht sollte mal Vergleiche mit anderen Profilen mit ein paar Turbulatorpositionen durchrechnen. Rechnet die Profile zumindest mal mit Umschlag bei 70% respektive an der Stelle des Druckanstiegs.

Insgesamt bin ich aber auch gespannt, ob das Konzept bei den HQ-DS nicht überreizt wurde.

Zu FLZ-Vortex:
Laut Frank Ranis ist nicht das Eppler-Verfahren implementiert sondern eine Eigenentwicklung, wobei auch ich aufgrund gewisser Übereinstimmungen zunächst dachte, das Epplerverfahren sei es.

Hans

P.S.
Die Koordinaten auf der Seiet von Dr. Quabeck sind XFOIL übrigens viel zu wellig, XFOIL mag die gar nicht. Also bitte vorher mit den Routinen aus XFOIL planschleifen. Ist mir bisher bei den HQ-DS zu mühsam gewesen.

Witwenbuckel:
Der typische Witwenbuckel ensteht bei großer Wölbung + große Dickenvorlage. Also mit HQ-Konzept eher nicht.
 
Hallo Henning,

kannst Du das FLZ-File von deinem Entwurf hier einstellen ?

Mach hinten einfach ein .PDF drann (damit es hier abgelegt werden kann) , dann können wir uns das alle anschauen und auch damit herumspielen.

Wenn wird dann hier noch ein paar Grafiken reinpacken , läßt sich das eine odere ander Verständnisproblem auch besser lösen.

Gruß

Frank
 
Frank Ranis schrieb:
kannst Du das FLZ-File von deinem Entwurf hier einstellen ?

Wenn wird dann hier noch ein paar Grafiken reinpacken , läßt sich das eine odere ander Verständnisproblem auch besser lösen.


Das lasse ich mir doch nicht zweimal sagen :)

Ich bin sowie schon begeistert, wie gut einem hier geholfen wird und ich habe sehr viel gelernt in der kurzen Zeit. Vielen Dank an alle beteiligten.

Ich hoffe in dem FLZ-Entwurf stimmt alles so einigermaßen. Profiltechnisch bin ich jetzt eigentlich auch relativ offen. Ich dachte nur ursprünglich ich halte mich einfach an den Tip von Herr Quabeck, aber falls das zu schwierig sein sollte, nehme ich auch gerne andere Profile, wenn ich damit bessere Resultate erzielen sollte. Dann halt auch wieder die Frage Wölbklappen oder nicht?

So, hier mal das File!

Gruß Henning

PS: Keine Angst Christian, die Fragen gehen mir so schnell bestimmt nicht aus :D
 

Anhänge

  • DiscusCS.pdf
    51,7 KB · Aufrufe: 64
Hans Rupp schrieb:
Zu HQ-DS (gilt zu den anderen HQ auch):
Die Idee hinter den HQs ist meines Erachtens eine ganz andere wie sie Selig oder Drela haben und von der TU Delft beeinflusst. D.h. Umschlag an einem festen Punkt.
Yep. Sieht man ja auch in der NACA-Style Polare bei hohen Re-Zahlen, mit Laminardelle mit praktisch konstantem cw und scharfem Ende.

Laminare Lauflängen von > 95% sind ja eh eher Wunschdenken, auf der Oberseite sowieso.
Ganz sicher sind sie nicht anzustreben. Wenn man sie hat, heisst das ja unterkritisch. Je nach Form der Ablöseblase auch bei 90% noch, weil es der turbulenten Grenzschicht nicht mehr reicht, sich wieder anzulegen.

Praktiker sind mit den HQW speziell im Großseglerbereich sehr zufrieden. Eine kleine Aufzählung der Aspekte woran das liegen kann:
  • Bauweise bisher meist Styroabachi mit Folie -> laminare Lauflänge kleiner 80%
  • Ruder oben angeschlagen , Spalt unten mit Abdeckband -> Turbulator bei 70%
  • hohe Flächenbelastung -> rel. Große Rezahl
  • cm0 ändert sich bei WK-Ausschlag relativ wenig -> nahezu Trimmneutral beim Verwölben
  • viele Modellflieger bewegen ihre Scalesegler zu 95% nahe am ca-max -> die HQ(W) bieten genau da ihre beste Leistung an und haben nicht das so hohe ca-max, das auch der induzierte Widerstand nicht zu hoch wird
  • Der Einfluss von rauer Oberfläche ist ja in XFOIL einigermassen schwierig zu berücksichtigen. Am ehesten wahrscheinlich durch ein niedrigeres Ncrit. Von Wellen lässt es sich, wie das FX60-126 zeigt, nicht besonders beeindrucken...)
  • Diskrete Störungen sind klar ->Turbulator.
  • Hohe Flächenbelastung: so hoch, dass es fürs HQ/DS reicht, da habe ich jetzt eben meine Zweifel. Das HQ/W war deutlich Modell-freundlicher (da habe ich aber nicht nicht viele Fälle gerechnet.)
  • cm0 Anpassung an die nötige Trimmänderung ist ja das grosse Plus der Quabecks; da hat er zweifellos etwas sehr richtig gemacht.
  • Das Bewegen am oberen Laminardelleneck habe ich eben auch im Verdacht. Da sind die Profile zweifellos gut. Haben wir ja mit den älteren Epplers (387, 193, 205) auch nicht anders gemacht: auch die haben funktioniert, obwohl sie aus heutiger Sicht ziemliche Ein-Punkt-Auslegungen waren.
    Aber wenn Hartmut das E205 prügelt, dann finde ich heute beim HQ/DS eben fast vergleichbares (der Einbruch im mittleren ca-Bereich ist nicht ganz so tragisch wie beim 205; dafür wird das 205 bei hohen Re-Zahlen schneller besser.)

Wenn man die Wanderung des Umschlagpunkts ansieht, dann scheint das HQ/DS glatt ab etwa Re=300'000 eine funktionierende Umschlagrampe zu haben. Darunter werden die Blasen zu gross.

Wenn man XFOIL bemüht sollte mal Vergleiche mit anderen Profilen mit ein paar Turbulatorpositionen durchrechnen. Rechnet die Profile zumindest mal mit Umschlag bei 70% respektive an der Stelle des Druckanstiegs.
Die Übung habe ich für ein HQ/W mal gemacht. Wenn man den Umschlag vor der Blase erzwingt, verliert man am oberen Eck nicht viel, aber im mittleren ca-Bereich wirds besser, und auch der "Beschleunigungsbereich" dürfte viel besser aussehen.

Insgesamt bin ich aber auch gespannt, ob das Konzept bei den HQ-DS nicht überreizt wurde.
Wie schon gesagt, dito

Die Koordinaten auf der Seiet von Dr. Quabeck sind XFOIL übrigens viel zu wellig, XFOIL mag die gar nicht. Also bitte vorher mit den Routinen aus XFOIL planschleifen. Ist mir bisher bei den HQ-DS zu mühsam gewesen.
Die DS als letzte Generation scheinen besser zu sein. HQ/W habe ich ohne Glättung fast nicht zum Rechnen gebracht, HQ/DS läuft; und auch die Polaren werden glatt.


Und wenn das so weitergeht, muss ich mir doch noch irgendwo eine Windose hinstellen. (Will ja auch mal mit Franks Programmen spielen...)
 
Zuletzt bearbeitet:
Kurze Zwischenfrage:

Soll ich da jetzt rauslesen, dass es relativ kompliziert ist die HQ-DS am richtigen Punkt zu betreiben? Und dass es ergo für den Anfang vielleicht besser wäre ein "unkomplizierteres" Profil wie das MH32 oder RG15 zu nehmen?

Wo bekomme ich die Profile denn am einfachsten her? Gibts vielleicht auch eine Seite wo die alle mal mit ihren groben Eigenschaften und Koordinaten aufgelistet sind?

<Edit>
Habe gerade die Datenbank von Aerodesign.de gefunden
<\Edit>

Und wenn das so weitergeht, muss ich mir doch noch irgendwo eine Windose hinstellen. (Will ja auch mal mit Franks Programmen spielen...)
Also ich muss sagen die beiden Programme haben mir auf Anhieb Spaß gemacht. Vorallem das FLZ-Vortex gibt einem ja gleich eine tolle Fülle an Werten, mit denen man dann experimentieren kann.

Gruß Henning
 
Hallo Hennig,

habe mir dein File heruntergeladen und gleich 4 Sachen geandert .
Deine Geometrie und Profilierung habe ich gelassen.

1) Den Konstruktionsnullpunkt habe ich mal einfach frech auf die Nase des Tragflächenwurzelprofiles gelegt
Das bleibt zwar jedem selber überlassen, wo man diesen hinlegt , ist aber meist so üblich ihn an die Nase zu legen.

2) Mit der Anzahl der Panels in Tiefenrichtung hast Du es ein wenig übertrieben.
Solange der Schalter Alfa0/cm0-Optimierung aktiv ist wird vom Programm eine recht brauchbare Skelettlinie auch für wenige Panels erzeugt, es reichen dann schon 4-5 Panels aus.

3) Dafür habe ich die Anzahl der Panels auf den Segmenten (in Spannweitenrichtung) stark erhöht , die waren in deinem Entwurf völlig unzureichend.

4) Bei einem Schwanzflugzeug ist es immer ratsam mit einer Nachlaufiteration zu rechnen (Schalter Nachlaufiteration in der Karte Auslegungsberechnung).
Damit wird erreicht, das das Abwindfeld hinter der Tragfläche auch als Abwind modelliert wird und nicht einfach starr abgeht.

Im Bild 1 ist dein Entwurf zu sehen in Bild 2 meine Änderung.
Weiterhin das geänderte File anbei.

Das war jetzt erst mal eine grundsätzliche Änderungen der Einstellungen.

In den nächsten Tagen können wird dann Schritt für Schritt die Aerodynamik für deinen Flieger verbessern.
Sprich , die hier vorgeschlagenen Profile einbauen, evetuell eine Verwindung in den Flügel einbauen.

Mal ein paar Polare z.B. v/vs , oder Gleitzahlpolare berechnen usw.

Für deine erste Auslegungrechnung hattest Du den Anstellwinkel in der Auslegungskarte fixiert.
Möchtest Du nun mit den Klappen herumspielen , dann mußt Du als nächstes den Schwerpunkt fixieren, so wie es nachher im Flug auch der Fall ist und dann kannst Du ja mal Schritt für Schritt dein Höhenruder nach oben ausschlagen .

Gruß

Frank
 

Anhänge

  • DiscusCS_mod_Frank1.PDF
    51,9 KB · Aufrufe: 60
  • Bild2.jpg
    Bild2.jpg
    33,3 KB · Aufrufe: 131
  • Bild1.jpg
    Bild1.jpg
    15,9 KB · Aufrufe: 104
Hallo Frank,

danke schonmal für die Hilfe und das tolle Angebot den Flieger mit mir durchzurechnen.

Mit dem Vorgehen bei der Auslegungsberechnung tue ich mich noch schwer, da ich nicht weiß was ich festlegen soll und schon gar nicht worauf. Ich weiß ja nicht, ob die Winkel von Tragfläche und Leitwerk so in Ordnung sind oder nicht. Aber davon hängt ja wieder der Schwerpunkt ab. Für mich sieht das irgendwie wie ein Teufelskreis aus ;)

Gruß Henning
 

Chrima

User
Sorry !
Müsst eben sagen, wenn ich nicht mehr drein schwatzen soll.
Habe als Mitschüler auf dem Heimweg ein Wenig "gehirnt".

Wenn ich mir das Flugzeug etwas real vorstelle, denk ich soll mein HLW bei bestem Gleiten Null Einstellwinkel und Null Ausschlag haben.

Also wie wärs den Einstellwinkel des HLW auf 0° zu setzen
dann den Wert für den SP ändern, bis ein ca von z.B. 0.8 resultiert ?

Gruss
Christian
 
Chrima schrieb:
Sorry !
Müsst eben sagen, wenn ich nicht mehr drein schwatzen soll.
:confused:

Also so wie ich mir das überlegt habe, wird sich der Rumpf in der Luft immer so ausrichten, dass das Höhenleitwerk keinen Anstellwinkel in Flugrichtung hat. Ergo gibt der Anstellwinkel des Höhenleitwerks nur die Lage des Rumpfes in der Luft vor und ist somit eine Optiksache bzw natürlich auch Performance, wenn man weiß wie der Rumpf aerodynamisch am besten liegen sollte.

Wenn ich das Programm richtig verstanden habe, dann habe ich bei den Geometriedaten immer einen Winkel fürs Höhenleitwerk eingegeben und einen für die Tragfläche. Also ist die EWD ja fix im Rechenbeispiel, oder nicht? Oder darf ich da keine Winkel eintragen? Das ist so ein bisschen mein Problem. Bekomme das mit den Einstellwinkeln noch nicht so auf die Reihe.

Gruß Henning
 
henning86 schrieb:
Also so wie ich mir das überlegt habe, wird sich der Rumpf in der Luft immer so ausrichten, dass das Höhenleitwerk keinen Anstellwinkel in Flugrichtung hat. Ergo gibt der Anstellwinkel des Höhenleitwerks nur die Lage des Rumpfes in der Luft vor und ist somit eine Optiksache bzw natürlich auch Performance, wenn man weiß wie der Rumpf aerodynamisch am besten liegen sollte.
Nein. Da der Druckpunkt wandert, ist nur für einen Betriebspunkt das Leitwerksmoment null, nämlich für den wo Druckpunkt und Schwerpunkt zusammenfallen. Für alle anderen Betriebspunkte bleibt ein Restmoment, das vom Leitwerk ausgeglichen werden muss; es fliegt also mit einem Anstellwinkel.

Zur Auslegungsidee von Christian: Das war das Entwurfsprinzip der siebziger und frühen achtziger. Es hat auch zu solchen Exotenentwürfen wie dem F3B Modell Spartakus geführt, der einen im Flug verstellbaren Schwerpunkt hatte. Je nach Profil führt das sogar zu fliegbaren Schwerpunktlagen. Heute ist die Platzierung des Schwerpunkts nach Stabilitätsmass üblich: Man legt den Schwerpunkt einen kleinen Betrag (üblich sind 8..16% der mittleren Flügeltiefe) vor den Gesamtneutralpunkt. Das stellt sicher, dass sich eine vernünftige Eigenstabilität einstellt. Die genaue Lage wird dann dynamisch erflogen. Die EWD ergibt sich passend zum Schwerpunkt.

Henning, der von Dir angesprochene Teufelskreis heisst iterativer Entwurf. Man beginnt irgendwo, eine Grösse führt zur nächsten, und zu gewissen (je nach dem unerwünschten) Eigenschaften. Aufgrund der letzteren wird dann einer der Eingangsparameter verändert, und das ganze beginnt von vorn.

Habe jetzt mal noch das klassische HQ/W-2.5/11 gleich dokumentiert wie das HQ/DS. Ich muss sagen, ich begreife die Entwurfsphilosophie nicht ganz. Das HQ/DS ist jeweils am oberen Laminardelleneck minimal besser als das HQ/W, und ab einem Re von ca. 600'000 insgesamt ganz leicht. Das ganze erkauft man sich aber mit massiv unterkritischen Zuständen im mittleren ca-Bereich bei allen vernünftigen Re-Zahlen. Die etwas höhere Profilgleitzahl sieht natürlich in der Tabelle besser aus, aber ich habe den Eindruck, dass man ziemlich Abstriche in der Alltagstauglichkeit machen muss.

Den "Klappenscharnierturbulator" habe ich noch nicht gerechnet, mal schauen, was der bringt.

Ausserdem angehängt: die Polare des HQ-Winglet. Das ist bezüglich niedrig-Re-Tauglichkeit Spitze unter den HQs.
 

Anhänge

  • HQW2511_50..800_t2_100.pol.pdf
    43,7 KB · Aufrufe: 65
  • HQ-Winglet_50..800_t2_100.pol.pdf
    44,2 KB · Aufrufe: 75
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Markus, vielen Dank!

Mein Problem ist aktuell glaube ich Programmspezifisch und ich müsste mal auf eine äußerung von Frank warten.

Wenn ich den Schwerpunkt 12% vor den Neutralpunkt gelegt habe, was mache ich dann danach? Berechnungen für verschiedene Einstellwinkel des Höhenleitwerks durchführen? Oder gebe ich einen anderen Parameter fest vor, wie z.B. den Ca-Wert.

Gruß Henning
 

Chrima

User
MarkusN schrieb:
Zur Auslegungsidee von Christian: Das war das Entwurfsprinzip der siebziger und frühen achtziger.
Komme immer wieder mit dem alten Hut, nicht ? ;)

Ne, dachte einfach ich räum einmal den -0.7° Winkel vom HLW weg, um soviel wie möglich auf NULL zu haben.
Und dann, wie Hans geschrieben hat, die Auslegung so in ein recht hohes ca...?

Ansonsten fragte ich mich eben auch, wie beginnen ?
(Nurflügler scheinen mir einfacher ...!:D )
 
henning86 schrieb:
Wenn ich den Schwerpunkt 12% vor den Neutralpunkt gelegt habe, was mache ich dann danach? Berechnungen für verschiedene Einstellwinkel des Höhenleitwerks durchführen? Oder gebe ich einen anderen Parameter fest vor, wie z.B. den Ca-Wert.
Weiss halt nicht, was das Programm zulässt. Das naheliegendste wäre, ein paar CA Werte vorzugeben und durchzurechnen und sich die EWD auswerfen zu lassen. Geht das?
 
Ich habe mal das Menu zur Auslegungsberechnung als Bild angehängt.

Ganz links die rote Spalte ist zum Vorgeben. Nur so wie ich das sehe kann ich da immer nur einen Parameter vorgeben. Und da ist ja schon der Schwerpunkt festgelegt.
Das einzige was mir einfällt was ich machen kann, ist halt bei festgelegtem Schwerpunkt am Einstellwinkel der Tragfläche und/oder des Höhenleitwerks rumspielen.

Gruß Henning
 

Chrima

User
Kannst dort auch einen anderen "Punkt" anwählen.

Allerdings, wenn Du die Winkel änderst und berechnest, siehst Du schon gut die Zusammenhänge; z.B. Flügel mehr Winkel = höheres ca, aber auch erneut weniger Stabilitätsmass...

Gruss
Christian
 

Hans Rupp

Vereinsmitglied
Hallo,

im Menu Auslegungsberechnung kannst Du einen der folgenden Werte festlegen:
  • Anstellwinkel (des Flugzeugs/Rumpf)
  • Auslegungs CA (Gesamtauftriebsbeiwert des Flugzeugs
  • Stabilitätsmaß in %
  • Schwerpunktlage
  • Flugeschwindigkeit

Da diese Parameter voneinander Abhängen und bei vorgegebenen geometrischen Daten es nur einen stabilen oder keine stabilen Flugzustand geben kann, der zu einem vorgegebenen Wert passt, wäre die Vorgabe von zwei Parameter eine Überbestimmung und es wäre ein sehr unwahrscheinlicher Zufall, dass man zueinander passende Werte ausgewählt hätte. Viel wahrscheinliche wäre, dass es dazu keine Lösung gibt.

Dazu kannst Du noch den Schiebewinkel, die Flughöhe (Luftdichte) und die Anzahl der Iterationen festlegen.

Wann wähle ich was?
Anstellwinkel: wenn ich ausrechnen will, wie groß die EWD der Fläche zum Rumpf in einem bestimmten Flugzustand sein muss
Auslegungs-CA: wenn ich die Auftriebsverteilung an einer Fläche überprüfen will, z.B. wo findet der Abriß bei hohen Auftriebsbeiwerten zuerst statt oder eben die zu dem häufigsten oder wichtigsten Betriebspunkt die passenden Werte oder Einstellungen ermitteln will
Stabilitätsmaß: analog zu Auslegungs-Ca nur statt dem Auftrieb steht die Flugstabilität im Mi8ttelpunkt des Interesses
Schwerpunktlage: zur Analyse wie sich mein Flugzeug bei Klappenausschlägen verhält

Letztendlich ist es egal, welchen Wert ich vorgebe, durch Variation der Geometrie incl. Profilierung, Klappenausschlägen kann ich dann iterativ versuchen einen Zustand zugehörigem Satz mir angenehmer Daten zu erreichen.

Im Menüpunkt Gesamtpolaren berechnen hast du dann die Möglichkeit folgendes zu variieren:
- Klappenauschläge je Klappengruppe
- EWD je Flügel (also auch HLW, SLW...)
- Anstellwinkel des Flugzeugs
immer von - bis und Anzahl Schritte.

Man muss ein bisschen rumspielen und weiß dann wie was wirkt. Ich lote immer erst in Einzelrechnungen die sinnvollen Eckwerte aus, weil je nach Anzahl der Schritte so eine Auswertung schon recht lange dauern kann.

Hans
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten