Was druckt Ihr denn so?

CNC-gefräst wird ja schon ewig, dass die Späne nur so fliegen.
Aber Objekt-Drucker sind noch nicht so lange im Einsatz.

Es würde mich mal interessieren, was für Bauteile denn so gedruckt werden, ganze Modelle, oder nur bestimmte Komponenten ...
Wohin entwickelt sich das?

Erzählt doch mal.
 
Hallo,

es sind völlig verschiedene Einsatzbereiche mit relativ wenig Überlappung.

  • 3D Druck hat den Vorteil, dass damit theoretisch und in weiten Bereichen auch praktisch Teile hergestellt werden können die beim fräsen traditionell "unmöglich" oder nur mit extremem Aufwand realisierbar wären. Klassische Beispiele dafür sind Objekte innerhalb anderer, geschlossener Objekte oder stark verschachtelte Hinterschneidungen.
  • Nachteil ist die Materialwahl - im Hobbybereich können nur relativ weiche Thermoplaste verarbeitet werden, industriell lassen sich auch Duroplaste selektiv polymerisieren und noch viel interessanter: Metallpulver.
  • Weiterer Nachteil die meist rauhe, offenporige Oberflächenstruktur.

Fazit für den Hobbybereich: Man kann erheblich leichter komplizierte Teile herstellen, die Qualität und Festigkeit der Teile ist jedoch um Welten schlechter als das was eine Fräse produziert.
Ich sag mal frech: es wird momentan hauptsächlich damit herumgespielt und geschaut was möglich ist - so richtig überzeugende, "sinnvolle" Teile habe ich selten gesehen, wobei die Entwicklung gerade was die Präzision und Oberflächenbeschaffenheit der Teile betrifft momentan dennoch beeindruckend ist.
Falls du damit z.B. ein Flugmodell drucken möchtest: derzeit im Hobbybereich noch weit außerhalb des sinnvollen...

  • Beim fräsen hast du eine erheblich größere Materialauswahl und kannst auch im Hobbybereich feste Materialien wie Holz und Aluminium verarbeiten.
  • Du kannst sehr präzise Teile herstellen - je nach Maschine auf ein paar zehntel oder gar hundertstel Millimeter genau.
  • Die Oberflächen sind geschlossen und sehen sauber aus..
  • Nachteil: du musst mehr nachdenken ob und wie sich ein Teil herstellen lässt. Komplizierte Teile erfordern oft erheblichen Aufwand bzw. müssen in mehrere Teile aufgeteilt werden...

Fazit: Derzeit im Hobbybereich die Technik der Wahl wenn es darum geht funktionsfähige Teile zu erhalten. Ein Flugmodell ist damit einfach realisierbar.

Viele Grüße

Christian
 
Hallo,

ich kann mich nur meinem Vorredner anschließen. Fräsen sind mit der Technologie noch nicht zu ersetzen, wenn es um möglichst präzise Teile geht. Allerdings ist die Technologie unglaublich flexibel. Ich drucke damit vorbildgetreue Piloten (siehe zwei Beispiele unten) und sämtliche Vorrichtungen, Urmodelle et. die ich dafür benötige. Die Low-Cost Drucker sind zu Unrecht verschrien. Die können mehr, als heute so kommuniziert wird. Natürlich haben zwei große US-Firmen ein großes Interesse an der Verbreitung dieser Botschaft. Ich bin überzeugt, dass im FDM Bereich durch ein starkes weltweites Netzwerk die Homeprinter sehr bald auf dem Level der Profimaschinen sein werden. Zudem laufen bald weitere Patente aus, die derzeit noch etwas im Weg stehen. Ich habe mich bewusst für einen "Hobby"-Printer entschieden. Weniger wegen des Maschinen Anschaffungspreises, sondern wegen der Folgekosten. Gleiches Material, schön eingeschweißt in einer Kartusche mit Chip drin kostet im Profibereich das Zehnfache!
Es ist allerdings bei den Hobby-Printern noch nicht so, dass man ein 3D File hernimmt und dann zwangsläufig gute Qualität aus dem Drucker kommt. Dazu gehört heute noch eine Menge technischer Expertise, die aber gerade bei Leuten aus dem Modellbaubereich oft vorhanden ist.
Für meine Anwendung ist so ein Printer klasse, wenn ich maßgenaue Maschinenbauteile drucke, wünsche ich mir immer noch eine funktionierende Kalibrierung, da liegt man auch mal einen halben Millimeter daneben. Ich nutze einen Leapfrog Creatr aus Holland.

Gruß, Ralf

Achmer02.jpgBrille02.jpg
 
Hallo,

gerade im Scalemodellbau kann man mit einem 3D-Drucker einiges anfertigen. Hier ein paar Beispiele (für eine EC-135 1:6 - alles im Rohzustand):


Haubenverschlussattrappen, die in den Rumpf eingelassen werden:
Haubenverschlüsse_512.jpg

Cockpit:
cockpit.jpg

Steuerknüppel (sehr komplex, da gedreht und gebogen):
Stick_512.jpg

Stator:
Stator im Heli_512.jpg

und hier noch die Konstuktionsbilder zum Stator:
Stator-Konstr_1024.jpg

Da ich auch eine Fräse besitze, kann ich ganz gut beurteilen, wo der Einsatz von Fräse oder Drucker Sinn macht. Wenn es z.B. um Teile wie die Steuerknüppel geht, ist die Fräse keine Alternative. Nicht ausser Acht zu lassen ist auch die Möglichkeit komplexe dünnwandige Bauteile mit geringem Gewicht zu erstellen (siehe Stator), was ja gerade im Fugmodellbau ein wichtiges Thema ist.

Gruß Sebastian
 
Hallo Ralf,

Drucker ist ein Mendel90 (kit von nophead) und Material ist ABS (vergleichbar mit Lego-Bausteinen). PLA wird leider ab ca. 60°C wieder weich.

http://www.youtube.com/watch?v=hj_xdOnypcQ

Gruß Sebastian
 
Dass die 3D-Drucker andere Fertigungsverfahren ersetzen, ist nicht zu erwarten.
Aber eine schöne Ergänzung sind sie allemal.
Besonders das Pulversintern ist eine phantastische Erweiterung der Palette.

"Automatisch" fällt aus keinem Verfahren etwas Brauchbares. Es ist immer Entwicklung, Anpassung und ein gewisses Maß an Experimentierfreude nötig.
Was in Bronzepulver perfekt gelingt, kann in Edelstahlpulver zu vollkommen verzogenen Brocken führen.
Aber auch die Fräse will virtuos eingesetzt werden, wenn mehr als nur Sperrholzteile in quasi 2D gemacht werden sollen.
Sogar die gute alte Drehbank erfordert ein gewisses Maß an Einfallsreichtum, wenn es um mehr geht als ein rundes Teil (und selbst da ist manchmal Überlegung nötig).

Aber darum geht es mir nicht.
Ich wollte einfach mal sehen, was für Anwendungen diese relativ junge Technik im Modellbau findet.
Die Pilotenpuppen sind sicher ein Paradefall.
Auch die Cockpitt-Ausstattung schreit geradezu nach 3D-Druck.
Was gibt es denn sonst noch so?

Ich bin gerade dabei, eine Mischkonstruktion aus 3D-Teilen (Flügelrippen und Rumpfspanten aus ABS) und Balsaholz zu bauen.
Wegen der Kleinheit sind die passenden Propeller (2,16"x3") nicht zu bekommen, so dass auch hier die Kunststoff-Formgebung in die vordere Wahl kommt. Wobei ich schon viel Plastikschnur verplempert habe, um den ersten brauchbaren Propeller in der Hand zu halten.
Aber auch kleine Motorattrappen und sonstige Details können mit etwas Gepröbel aus dem Drucker kommen.
Nach dem (hoffentlich) erfolgreichen Erstflug mache ich einen kleinen Baubericht auf.
 
Mororhaube und Spinner D=70 mm für Pilatus Porter gedruckt

Mororhaube und Spinner D=70 mm für Pilatus Porter gedruckt

Hallo,
ja auch ich habe meine CNC Fräße zum tempurären 3d Drucker vergewaltigt.

Es funktioniert erstaunlicherweise gut und man kann doch einige brauchbare Teile fertigen die nicht unbedingt hochfeste Eigenschaften aufweisen müßen.

Bei mir ist es eine Motorhaube, Auspuff-Atrappen und ein Spinner im Durchmesser von 70 mm auf einer in Alu gefrästen Spinnergrundplatte. Meine Druckstrategie ist ausschlieslich "vase". D.h. der Druck ist mit einer Lage in einer Helix gefertigt.

Gruß
Modellflugpilot
 

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Also ich habe mit einem 3D Drucker mal ein Urmodell, welches ich vorher gescannt und auf entsprechenden Massstab skaliert hatte, gedruckt. Die Oberfläche war sehr rauh und musste vor dem endgültigen Abguss mit Schleifleinen bearbeitet werden, es war aber die bis dahin beste Ausgangssituation für mein Projekt, wer mal sehen möchte (auch wenn es kein RC-Modellbau ist): http://www.scalemodelracing.de/Bauberichte/baubericht_mb_300_SEL_AMG_71.html

Das Verlinken bitte ich zu entschuldigen, aber die ganzen Fotos hier ohne Zusammenhang einstellen, würde sinnverfälschend sein.

Gruß,
Thomas
 
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