Add a little lightness - 1/2A MAXI Update

Vor 15 Jahren habe ich als eines meiner ersten selbstgemachten Modelle das Graupner MAXI halbiert. Das Ding entstand damals unter Retro-Gefühlsduselei, es war aber nach dem Stand der Technik bereits alles eliminiert, was mich anno 1976 genervt hatte.

Zunächst mit Speed 400 Bürstenmotor ausgerüstet, folgte nach ca. 250 Flügen der Wechsel zu BL-Technik in Form eines 28mm/50g/1500/min/V Aussenläufers. Mit 450g Abfluggewicht (3S1300mAh Lipo) war das 10 Jahre gut. Heute stehen 720 Flüge zu buche, und die Zelle sieht mit ihrem Folienfinish noch recht manierlich aus:

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Immerhin wurde dem Vogel im Einsatz nichts erspart:
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Da ich inzwischen keine Akkus über 650mAh mehr anschaffe und die 1300er in die Jahre kommen, habe ich das zum Anlass genommen, den alten Holzflieger mit aktuellem Material zu bestücken, um das Gewicht soweit möglich abzusenken. Raus aus der Retro-Ecke also. Mal sehen, was da geht.

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Ausgangspunkt ist ein Gewicht des kompletten Modells von 346g ohne Akku. Das MAXI hat im Lauf der Jahre zwei heftige Abstürze erlebt, die insbesondere den Rumpf in Mitleidenschaft gezogen haben. Die Folie soll also runter, und später durch ein erheblich leichteres Füller-und-Lack Finish ersetzt werden.

Erster Schritt wird das Ausweiden und Entblättern der Zelle sein, damit eine vernünftige Bestandsaufnahme möglich ist. Dann geht es an die Instandsetzung und den Einbau möglichst leichter Komponenten, um schliesslich mit neuem Finish zu sehen, wo wir rauskommen.
 
Hi Thilo👋

Raus damit!

Nach Entfernen aller Innereien...
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...steht die Waage bei 203g:
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Das macht also 143g für
- 3x 9g Servos
- Gestänge
- Empfänger
- 18A Steller
- Motor
- Prop mit Spinner

Hier ist alles eine Nummer zu gross, denn z.B. die Gestänge zu den Leitwerken wiegen alleine 10g.

Bis auf den Empfänger wird das alles im Gewicht etwa halbiert.

Als nächstes musste die Folienbespannung dran glauben. Das ging mit Hilfe eines Föns recht problemlos und hinterlässt nun die pure Holz-Zelle:
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Es waren also 36g Oracover verarbeitet. Das geplante Minimalfinish dürfte bei etwa 10g liegen.

Die Zustandsaufnahme brachte dann ein paar unerwartete Erkenntnisse.

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Zustand nach 15 Jahren und 720 Flügen

Die Fläche erwies sich auch nach Entfernen der Folie als völlig intakt. Da hat sich die holmlose 1mm-Vollschale als sehr alltagstauglich erwiesen.

Was man vom Rumpf so nicht sagen kann. Von vorne nach hinten:
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Das Eintrittsloch unter der Hutze hatte ich damals nachträglich da reingemetzgert, weil so ein Speed 400 eben doch neben etwas Vortrieb auch reichlich Wärme erzeugt. Das kann so nicht bleiben.

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Die Nase insgesamt besteht aus wieder zusammengesetzten Absturzfragmenten. Da ist dann auch ein Loch geblieben, und das Spaltmaß des Akkufachdeckels hat rumpfseitig arg gelitten. Den Kopfspant hatte ich nach dem zweiten Crash neu gemacht, er dient für den neuen Motor als Anhaltspunkt für Sturz und Zug, denn ich muss auf Vorspantmontage umbauen.

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Der eigentliche Kracher ist aber das halb abgebrochene Leitwerk. Der Vogel hätte wahrscheinlich irgendwann abmontiert, denn unter der Folie war dieser Schaden komplett kaschiert. Das gilt auch für die links auf halber Rumpflänge gelöste Verbindung zwischen Rumpfseitenwand und Bodenbrett.

Die Folie hat also einige echte Strukturschwächen bemäntelt. Das kannte ich früher von Seidenbespannungen: wo Papier ehrliche Risse zeigte, war in der intakten Seidenhülle ein Sack voll Späne.

Es gibt also einiges zu tun, bevor der Rumpf wieder lufttauglich (und optisch vorzeigbar) wird.
 
Naja,
nix was nicht mit Weissleim und Resten aus der Holzkiste korrigiert werden könnte. Und da sorgt der Weissleim schon für Trockenpausen, so dass ein Abend nicht reicht.

Aber es besteht eh kein Grund zur Eile, schliesslich sind noch 16 flugbereite Modelle im Hangar.

Leitwerk und Rumpfboden kommen mit Weissleim wieder an Ort und Stelle, und die Nase erhält etwas plastische Chirurgie:
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Man erkennt auch den kreisrunden Ausschnitt im Kopfspant. Hier wohnt später der neue Motor, mit 1,5mm Spalt als Kühllufteintritt.

Den Übergang zur Fläche hatte ich 2007 mit Dreiecksleisten versehen, und die bekamen jetzt noch etwas Hohlschliff:
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Der Akkufachdeckel musste etwas aufgefüttert werden, um der restaurierten oberen Rumpfkontur zu folgen:
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Für den Motor musste ein neuer Spant her, der den Adapter trägt:
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Dieser Spant wurde von innen grob angepasst, mit aufgestecktem Motor ausgerichtet und dann provisorisch mit CA fixiert:
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Dann mit Dreiecksleisten eingebunden:
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seitlich, ...

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...und unten. Nach oben bleibt ein Spalt zur Rumpfwand für die Kühlluft.

Etwas weiter hinten finden die beiden 4,3g Leitwerksservos ihren Platz:
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Der Rumpf hat jetzt wieder volle Festigkeit und ist bereit zum Grundieren mit CLOU Schnellschleifgrund.
 
Wird bei dem Motor nicht der Motor mit einer Madenschraube festgehalten? Dann muußt du noch ein Loch durch die Seitenwand machen sonst kommste nicht dran. Aber wem erzähle ich das.
 
Wird bei dem Motor nicht der Motor mit einer Madenschraube festgehalten? Dann muußt du noch ein Loch durch die Seitenwand machen sonst kommste nicht dran. Aber wem erzähle ich das.
Es sind sogar zwei Gewindestifte.

Das macht Holger ganz zum Schluß, um von 250 auf 249g zu kommen.

HTH ;-)
Patrick
Hat jemand was von F-250 gesagt? Es würde mich sehr überraschen, wenn der unter 250g aus der Hand geht. Richtwert für ein Holz-Rohbaugewicht beim Halbpfünder ist um die 100g, da wird das Maxi wohl nicht drankommen.

Fläche/Leitwerke

An der Fläche gibt es ausser der Befestigung des neuen QR-Servos nichts zu tun:
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Ja, die Schraube für den Servohebel kommt noch rein.

An den Leitwerken müssen die Ruderhörner (sind fest eingeklebt) von 2mm auf 0,8mm runtergebuchst werden:
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Damit sind alle Vorarbeiten an der Zelle erledigt. Der unlackierte Holzrohbau wiegt...
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...170g (hier waren die drei Servos, der Motorträger und die QR-Mimik mit auf der Waage).
Damit sind 3g hinzugekommen, die auf das Konto des neuen Motorspants gehen.
Und für weniger als 250g Abfluggewicht ist das Ding knapp 70g zu schwer.

Macht aber nix, denn es geht nur darum auszuloten, was mit dem gegebenen Rohbau möglich ist.

So geht es als nächstes an die Oberflächenbehandlung. Ein Sichtholz-Finish scheidet wegen der zahlreichen Kampfspuren aus, so dass ich die ursprüngliche Farbgebung in ähnlicher Form beibehalten werde.

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So, weiter mit dem MAXI.

Antrieb

Das abgespeckte Maxi bekommt meinen "großen" F-250 Antriebsstrang. Ggf. muss ich den Prop an das etwas grössere (und schwerere) Modell anpassen, aber das sollte gehen.

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Oben: neu, 34g
Unten: alt, 66g


Vergleicht man die beiden Motoren direkt, ...
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...ist der Unterschied gar nicht so gross, wie die Gewichtsdifferenz (50:23g) glauben macht, denn die Magnet- und Wicklungsbreite ist bei gleichem Durchmesser höchstens um 1/3 verringert. Die spezifische Drehzahl ist beim Pichler Nano Red auch höher (1700:1450/min/V), wobei mir die 1700 tief gegriffen erscheinen.

Mal sehen.
 
Bunt

Mit einem (für mich) neuartigen Schaumstoff-Pinsel aus dem Kreativladen liess sich der wasserbasierte Acryllack erstaunlich gleichmässig aufbringen:

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Und tatsächlich wiegt das komplette Finish genau 10 Gramm:
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180g

Die komplette Zelle ist also 23g leichter, als mit dem Folienfinish.

Die Antriebs-und RC-Einbauten sind auch schon drin:
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Im Innenraum muss ich noch die Bowdenzüge fixieren, dann gibt es auch von da Bilder.

Ohne Akku wiegt das Ding jetzt...
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...255g, also immerhin 91g weniger, als vorher. Mit einem 50g Akku (3S450mAh) sind wir dann bei 305g Abfluggewicht (vorbehaltlich Trimmgewicht, da hab ich noch nicht nach geguckt).

Somit wurde das ursprüngliche Abfluggewicht um fast ein Drittel verringert!
 
Hat jemand was von F-250 gesagt? Es würde mich sehr überraschen, wenn der unter 250g aus der Hand geht.
Ohne Akku wiegt das Ding jetzt...

...255g,
Aba vorher rumnörgeln ...

;-)

Diese Art Pinsel nehme ich gern. Die gab's auch schomma als Tip in irgendeiner Gazette, mit einer verlängerten Wäscheklammer zu halten. Allerdings fand ich das ziemlich doof, war wohl 'ne lachfse Klammer.

Gratuliere,
Patrick
 
Farbe und Pinsel

Das hab ich verwendet:
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Der Schwammpinsel ist der hier. Ich habe ihn etwas schmaler geschnitten, damit er in den kleinen Farbtopf passt.

Innen drin

Die Einbauten sind jetzt fertiggestellt. Alles hat seinen Platz und sieht aufgeräumt aus.
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 Bleifrei

Tatsächlich hat es sich gelohnt, alles nach vorne zu holen und die bleischweren Gestänge nach hinten durch 0,8er Bowdenzüge zu ersetzen. Denn mit einem 3S450mAh Lipo passt der Schwerpunkt nach erster Peilung so, dass er höchstens im trimmbaren Bereich abweicht. (Wo genau der vorher gelegen hat, weiss ich eh nicht. Spielt auch keine Rolle, ich hab ja ein Höhenruder.)

Das Maxi hat seine normale Parkposition im Hangar wieder eingenommen.
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Als nächstes wird geflogen, Flug Nr. 721 wird der erste für den runderneuerten Vogel.
Mit dem Ergebnis des Umbaus bin ich bis hier sehr zufrieden. Mit dem 6x4" APC-E Prop macht der Motor einen entspannten Eindruck. Mal sehen, wie das Ding geht und ob der Antriebsstrang genug Reserven für so einen dicken Brocken hat:D
 
721 - 726: Maxi is back

Knapp unter Null und windstill: da kann man ruhig mal rausgehen und den neuen alten Vogel einfliegen.

Das einzig unplanmässige heute war der Timer im Sender, der zunächst über 25% Drosselstellung einen Dauerwarnton absonderte. Also erstmal landen und diesen Schwachsinn wegklicken - wieso gibt es diese Option überhaupt?!

Ansonsten verliefen die heutigen sechs Flüge wie erwartet. Ich musste etwas tief trimmen, was auch theoretisch Sinn macht, denn das Maxi braucht jetzt ein Drittel weniger Auftrieb, um oben zu bleiben. Bei etwa gleicher Geschwindigkeit wie vorher, die mit der 6x4" Luftschraube sehr schön passt, reicht dafür eben weniger Anstellwinkel, und somit kann die Nase etwas runter.

Das Flugverhalten war mit 450g schon mustergültig, jetzt mit knapp über 300g Abfluggewicht geht das alles noch mal feinfühliger.
Landen macht richtig Spass, denn Aushungern geht fast bis zum Stillstand - leichter ist eben einfach besser.

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Farbklecks vor grauem Hintergrund

Leistung gibt es - nun ja, genug. Endlos senkrecht is nich, aber für klassischen Kunstflug ist reichlich Reserve. Verglichen mit dem zweitaktverseuchten Original aus den 70ern ist das Ding eine Rakete! Und das mit einem Motor, der gerade mal 23g wiegt, was nichtmal 10% des Gesamtgewichts entspricht.
Die Anpassung des Propellers ist offenbar sehr gut gelungen, denn nach fünf Minuten bei Temperaturen um Null war den Akkus nichts anzumerken. Beim nächsten Laden sehen wir dann, was der Antriebsstrang unter diesen Idealbedingungen gezogen hat (nein, ich habe, will und brauche keine Telemetrie).

Und was ist nun bei der Überholung des 15 Jahre alten Veteranen herausgekommen?
Etwas, das kein gekauftes ARF/RTF Teil kann, nämlich der immer neue Spass an der Weiterentwicklung eines Modells, das in grauer Vorzeit im eigenen Kopf und auf der eigenen Werkbank entstanden ist. Man hebt Potential, das man damals schon reingebaut hat, und der Vogel wird nie langweilig.

Ausserdem sieht er wieder aus wie neu, und es ist auch keine Bespannung mehr drauf, unter der sich irgendwelche Katastrophen verstecken können.

Auf die nächsten 15 Jahre!
 
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