Alte Formen reparieren und aktivieren

Eisvogel

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Die immer beliebter werdende Retrowelle umfasst nicht nur die Holzbausätze der ehemaligen großen Modellbaufirmen, sondern auch die Modelle der Kleinhersteller. Diese bestanden meist als einem Polyesterrumpf und Styro-Abachi- bzw. Styro-Balsa-Flächen und -Leitwerken.

Viele dieser alten Rumpf-Formen schlummern, teilweise vergessen, in Kellern und Dachböden. Bei vielen sind die Spuren der früheren Einsätze sichtbar, manche sind nach heutigem Stand etwas umständlich gebaut. Hier will ich zeigen, wie man diese Formen für den Wiedereinsatz vorbereitet.

1. Reinigen.
Da wir meist nicht wissen welche Trennmittel verwendet wurden und ob sich diese mit dem aktuellen vertragen, sollte die Form erstmal gründlich mit Aceton ausgewaschen werden. Manchmal sind noch hartnäckige Streifen vom alten Trennwachs drin, die kann bzw. könnte man nur manuell rauskratzen oder rausschleifen. Könnte deshalb, weil es eigentlich nicht nötig ist, da die wirklich alten Formen nicht zum Innenlackieren für fertige Oberflächen gemacht wurden. Rümpfe aus alten Formen werden nachträglich lackiert. Durch viele Abformungen sind meist oft auch einige Macken reingekommen, die keine makellose Oberfläche erwarten lassen.
Diese Macken sind meist

2. Kantenabplatzer.
Das sind die am meisten vorkommenden Beschädigungen und können leicht und schnell repariert werden. Dazu braucht man nur einen Fräser für die Minibohrmaschine, den gibts kostenlos vom Zahnarzt, Tesafilm und Stabilit Express.

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Die schadhafte Stelle mattfräsen und Staub abblasen
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Tesa mit leichten Überstand in die Form kleben. Wichtig in die Form, nicht auf die Trennebene.
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Stabilit Express einbringen. Eingeschlossen Luftblasen mit einer Nadel rausarbeiten.
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Mind. 1 Std. härten lassen, dann Tesa abziehen.
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Trennebene mit ca. 120er Papier auf Schleifklotz planschleifen. Die Schleifspuren an der Trennebene spielen keine Rolle und brauchen nicht feingeschliffen oder auspoliert werden.
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Schon haben wir wieder eine scharfe Formkante.
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lkas2205

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Moin Eisvogel,
cool, dass du uns dein Wissen weiter gibst!
Warum nimmst du Pattex und keine Formenharz oder anderes Harz zum ausbessern der Ausbrüche?
Weils schneller aushärtet?
Grüße
Lukas
 

Eisvogel

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Stabilit hat 2 Vorteile:
es können kleine Mengen angemischt werden, bei Harz ist das nicht so einfach möglich.
Stabilit härtet in ca. 1 Std. so weit aus, daß weitergearbeitet werden kann.
 
Kommt halt ganz darauf an, was man für Ansprüche stellt. So eine "geflickte" Form würde ich nehmen, um darin ein neues Urmodell zu laminieren, das dann aufarbeiten und neu abformen.

So dolle waren die Rümpfe früher eh nicht, ich denke, bei mindestens 75% der Formen kann man das "in der Form lackieren" vergessen!
 

Eisvogel

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Viele dieser alten Rumpf-Formen schlummern, teilweise vergessen, in Kellern und Dachböden. Bei vielen sind die Spuren der früheren Einsätze sichtbar, manche sind nach heutigem Stand etwas umständlich gebaut. Hier will ich zeigen, wie man diese Formen für den Wiedereinsatz vorbereitet.
Kommt halt ganz darauf an, was man für Ansprüche stellt. So eine "geflickte" Form ...
Wer sich unterfordert fühlt, der braucht ja hier nicht mitlesen.

Ich bin selbst kein Profi, sondern ein Hobbybastler und schreib hier für Leute, die noch keine oder wenig Laminiererfahrung haben, eine alte Form besitzen oder zu einer kommen können und sich bisher nicht rangetraut haben. Die können mit meiner Anweisung die Form soweit brauchbar machen und daraus laminieren. Wie dann eventuelle Fehlstellen und die Naht verschliffen und gespachtelt werden kann ich bei Bedarf dranhängen.

Wer meint, er braucht eine perfekte Form um sich ein oder 2 Rümpfe daraus zu bauen, der kann selbstverständlich Arbeit und Material in eine neue Form stecken. Berichte wie man das macht gibts zur Genüge.
 
Wer meint, er braucht eine perfekte Form um sich ein oder 2 Rümpfe daraus zu bauen, der kann selbstverständlich Arbeit und Material in eine neue Form stecken. Berichte wie man das macht gibts zur Genüge.

Ich brauche bestimmt keine Anleitung, ich habe genug Formen gebaut! Die waren schon sehr, sehr nahe an "perfekt" dran!

Wir haben Mitte der 80er damit begonnen, unsere Flieger in der Form zu lackieren, in metallic bis zu 7 Farben oder noch mehr. Da konnte man keine Naht spachteln! Es geistern ja noch genug Revolutions rum, ich denke, die jetzigen Besitzer wissen, was sie da haben ...

Ich habe mich vor 40 Jahren schon über die tollen Testberichte in den "Käseheftchen" lustig gemacht. Da stand dann so sinngemäß: der Rumpf war von hervorragender Qualität, nur die Naht musste gespachtelt werden 🤣. Was wurde da für ein Schrott verkauft!
 

Eisvogel

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Willst übernehmen und über deine perfekte Arbeit berichten?
Oder läßt du mich weitermachen mit meiner laienhaften Anleitung wie man aus wieder aufgetauchten Altlasten einsatzfähige Teile laminieren kann, die zwangsweise etwas Nacharbeit erfordern?
 
Hallo Eisvogel,
mach bitte einfach weiter und lass dich nicht provozieren.
Es gibt in jedem Bereich „Profis“ die immer meinen alles muß perfekt sein.
Für die meisten ist es ein Hobby und soll Spaß machen.

Wenn du auch auf Schadstellen innerhalb der Form eingehen könntest wäre das super.

Gruß
Bernd
 

Eisvogel

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Kapitel 2: "modernisieren".
DIESER SCHRITT IST AUF MEINE VORGEHENSWEISE AUSGELEGT. WER SEINE ALTE(N) FORM(EN) IM URZUSTAND ERHALTEN WILL SOLL KAPITEL 2 AUSLASSEN!

Viele alte Formen wurden mit sog. Formzentrierungen und Formverschraubungen gebaut. Ich mag diese vorstehenden Teile aus mehreren Gründen nicht:
Beim reinigen und wachsen stören die Zapfen.
Die eingeharzten Muttern müssen immer wieder mal vom eingebrachten Trennwachs befreit werden.
Naß in Naß verkleben der Rumpfhälften ist eine Fummelei.

Deshalb werden bei mir solche Formen erst mal nachbehandelt und für MEINE Bedürfnisse modernisiert.


Hier sieht man so eine Zentrierung
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Zuerst wird auf eine Formaußenseite der ungefähre Umriss des Rumpfes aufgezeichnet, so läuft man nicht Gefahr die Bohrung zu weit innen zu setzen.
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Die Hälften werden aufeinandergesetzt und im Randbereich 4mm Löcher gebohrt, komplett durch beide Formhälften. Wer keinen extra langen Bohrer hat muß evtl. einen normalen ganz knapp ins Bohrfutter einspannen, so daß zumindest die unter Hälfte angebohrt wird. Diese kann dann separat weitergebohrt werden.
Da die alten Formen oft mit Harz-Vogelsand-Gemisch oder ähnlichem hinterfüllt sind, werden evtl. mehrere Bohrer verschlissen.
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Diese 4mm Bohrungen dienen der zukünftigen Zentrierung und werden von außen auf 4,5mm bis ca. 1cm zur Trennebene aufgebohrt. Das erleichtert das einstecken des 4mm Stahldrahts.
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Nächster Schritt: Hälften trennen und "entmannen".
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Hat die Form auch noch eingeharzte Gewindemuffen, dann mach ICH zusätzlich durchgehende 7mm Löcher für 6mm Schrauben mit lose aufgeschraubten Muttern. Da gibts dann kein Problem mit angesammelten Trennmittel und Harzresten.


Hier zum Vergleich eine modernere Form mit bauseitigen Löchern für Zentrierung und Verschraubung. Die Verschraubung besteht hier aus 4mm, ich bevorzuge 6mm. Dicke Schrauben und Muttern sind besser zu handhaben und die Löcher für Zentrierung und Verschraubung können nicht verwechselt werden.
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Eisvogel

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Kapitel 3: wachsen

Wie bereits am Anfang geschrieben sollten alte Formen erstmal gründlich mit Aceton oder ähnlichem ausgewaschen werden. Meist taugt die Oberfläche dann schon, da das spätere Bauteil sowieso nachträglich lackiert wird und vorher die Naht nachbearbeitet und die Oberfläche angeschliffen werden muß. Da spielt es meist keine Rolle, wenn die ein oder andere Fehlstelle plangeschliffen oder mit (2K-Leicht-)Spachtel ausgefüllt werden muß.

Sollte eine größere Beschädigung, ein tiefer Kratzer, ein Loch oder ein Abplatzer in der Form sein, wird dies am einfachsten mit Autospachtel aufgefüllt. Am einfachsten deshalb, weil schnell härtend und leicht schleifbar. Ausbesserungen mit Formenharz oder auch Stabilit Express IN der Form leisten erheblich mehr Widerstand beim schleifen mit der Gefahr daß der umliegende Bereich wellig geschliffen wird.
Wirklich (am späteren Bauteil) plan und unsichtbar werden solchen Stellen fast nie. Leichte Nacharbeit ist erforderlich.

Diese Spachtelstellen sind, wenn ausreichend vorgeschliffen-gefräst und entstaubt, lange haltbar und brauchen keiner weiteren Versiegelung, das macht das Formenwachs ausreichend.

Jetzt gehts an den Aufbau der Trennschicht.
Hier gibts natürlich wieder verschiedene Materialien und Vorgehensweisen. Wie immer beschreib und bebildere ich meine persönliche und bei mir bewährte.


Material dazu: Trennwachs HP-CX7 bzw. M700 von EMC ist das selbe Material. 3 Baumwollltücher, PVA-Lack und dazu einen weichen, flachen Pinsel. Ich verwende dazu am liebsten Kuchenpinsel aus dem Backsortiment der Supermärkte.
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Jetzt wird nicht zu sparsam die erste Schicht Wachs in die Form eingerieben. Darauf achten, daß wirklich überall Wachs hinkommt, auch auf die Trennebene.
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An Vertiefungen wie z.B. der Flügelauflage und anderen schwer zugänglichen Stellen wird das Wachs mit einem Pinsel eingearbeitet. Diese grobe Batzerei soll ein paar min. antrocknen, in der Zeit wird Hälfte Nr. 2 eingesaut.
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Dann wird mit Baumwolltuch Nr.2 das überschüssige Wachs abgewischt.
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An den Vertiefungen wird jetzt, mit einem weiteren Pinsel das Harz rausgepinselt. Wieder beide Formhälften nacheinander.
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Schritt Nr. 3 ist da selbe wie Nr. 2, nur mit dem dritten Baumwolltuch. Hier entsteht dann der typische Seidenglanz.
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Das ganze ca. 8 Std. bei Raumtemperatur härten lassen, dann wird die ganze Wachs-Prozedur noch 4x wiederholt.

Diese Baumwolltücher werden bei mir immer wieder verwendet, ohne vorher gewaschen zu werden. Wichtig ist nur die Tücher immer in selber Reihenfolge zu verwenden. Nach ein paar Anwendungen kann man sie eh nicht mehr verwechseln.
Tuch Nr.1 ist richtig vollgesifft mit Wachs und wird erst in einer verschlossenen Gefriertüte aufbewahrt, später dann in der Dose, wenn genügend Platz ist. Nr. 2 und 3 werden trocken gelagert.
 
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Eisvogel

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Nach dem letzten Wachsauftrag wart ich 1 Tag, dann kommt noch der PVA-Trennlack drauf.
Das ist eine zusätzliche Sicherheit, die ich bei alten Formen immer verwende. Tiefe Flügelauflagen, gerade Unterseiten und manchmal sogar Hinterschneidungen könnten sonst die Entformung erschweren.


Der Lack wird dünn in eine Richtung aufgetragen. Wenn Luftblasen drin sind, ist der Auftrag zu dick und wird unverzüglich nachgepinselt. Zu viel Zeit hat man dazu nicht, da der Lack schnell trocknet und Schicht beschädigt oder runzelig wird. Man erkennt die Schicht sehr gut an den Streifen. Keine Sorge, die verschwinden beim trocken fast vollständig. Die Oberfläche des Rumpfes wird so glatt, daß dann ein leichtes überschleifen vor dem lackieren mit 240er bzw. 320er Schleifmittel reicht. Natürlich immer abhängig von der Güte der Formoberfäche.

Wichtig! Es wird nur eine Schicht PVA eingebracht. Eine weitere Schicht würde die erste anlösen, das ergibt dann eine Oberfläche wie ein Acker.
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Zum trocknen stell ich die Formen auf, damit sich kein Staub einlegt. Laminiert wird bei mir dann frühestens am nächsten Tag. Es kann aber auch erst nach Wochen oder Monaten weitergearbeitet werden, wichtig ist nur daß der sehr kratzempfindliche Lack nicht beschädigt und nicht feucht wird.
Der Pinsel wird mit purem Wasser ausgewaschen, ohne Zusätze. Ebenso nach dem späteren Entformen die Form und der entformte Rumpf. So wird wirklich nur der wasserlösliche Trennlack abgewaschen, die Wachsschicht bleibt unbeschädigt.
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Eisvogel

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Was ich noch vergessen hab.....

Weil ich keine wackeligen Formen mag, kommen auf die Rückseite Holzauflieger. Die mach ich inzwischen nur noch aus Balsasperrholz (3 Lagen 3-4mm Reststücke mit Sekundi zusammengeklebt. Diese werden mit 5min Epoxy auf die Form geklebt.
Balsa deshalb, weils schnell mit dem Cuttermesser zu verarbeiten ist und weils weich und damit auch für evtl. späteres Absaugen im Vakuumsack geeignet ist.


Hier sind die Auflieger noch aus Sperrholz. Diese alte Form ist ohne Rand und ohne Hinterfüllung relativ dünn laminiert. Deshalb sind im Bereich der Zentrierstifte Aufdickungen aus Harz-Baumwollflocken.
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Dieses "Eisvögelchen" ist Eigenretro, wurde zu Anfängen der E-fliegerei für den Speed 600 mit 7 SubC konstruiert. Hat ca. 2,2m SPW und fliegt heute mit ca. 800g.


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Eisvogel

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Einkaufsliste

falls jemand jetzt schon animiert wurde das laminieren eines Rumpfes zu versuchen kann er schon mal die Einkäufe tätigen.


Am Tisch liegt eigentlich alles was gebraucht wird:
Glasgewebe 300g Satin finish (ist bei HP Textiles günstiger als bei r+g)
Glasgewebe 100g Köper finish "
Kohlerovings 12k, Glasrovings tuns genauso, aber Kohle ist vieleitiger einsetzbar, z.B. für Flügelbau
Harz L von r+g
Härter CL von r+g
Tixotropiermittel
Baumwollflocken
Farbpaste weiß
Nitrilhandschuhe
Babypuder erleichtert das einschlüpfen in die Handschuhe
Handschutzcreme wird vor dem Handschuh aufgetragen und schützt falls mal was reißt
Schere gebogen
Schere gerade
3 verschieden große Flachpinsel
Küchen- bzw. Harzwaage 0,1g genau
Acrylverdünnung oder Aceton
Metallbecher zum zwischenlagern und auswaschen der Pinsel
mind. 4 hohe Becher zum mischen
mind. 4 flache Becher in die umgetopft und aus denen laminiert wird
das wars auch schon


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Noch ein paar Worte zum Glasgewebe:
Satingewebe ist sehr fein, ähnlich dem 100, bzw. 105er gewebt und läßt sich wunderbar verarbeiten. Es gibt 2 Arten Glasgewebe: Silanschlichte und finish. Gewebe mit finish lassen sich leichter tränken, sind weicher und haben eine bessere Harzanbindung.
Mit dem Grammaturen 300g und 100g kann man fast alle Anwendungen abdecken: kleine Rumpfe 2x 100g, RC1-Größe 1x 300g, darüber Kombi aus 300 + 100g, evtl. mit Abstufungen. Bei geraden Seiten kann eine Depronverstärkung eingelegt werden, als Innenlage 100g.

zum Harz:
Ich nehm für alle Anwendungen nur noch L mit Härter CL von r+g. Das ist sehr gut verträglich, stinkt kaum, hat ausreichend Verarbeitungszeit und härtet bei Raumtemperatur in 24 Std. ohne tempern klebefrei aus.
Alle Gewebearten lassen sich hervorragend damit tränken.
Genauso gut ist es für die Beplankung von Styrofächen und zum Formenbau geeignet.

Farbpaste:
Weiß, wird in die Deckschicht ( Epoxy mit Tixo) eingemischt. Durch die Farbzugabe kann man die Eintragdicke in die Form sehr gut erkennen, sieht evtl. Fehlstellen besser und ist als Basis für alle späteren Farblackierungen der beste Farbton.

Misch und Laminierbecher:
Hier geht alles mögliche was im Haushalt abfällt.
In den hohen wird gemischt, da spritz nichts raus. Dann wir umgetopft in die flachen, die stehen besser und durch die größere flache Verteilung wird die Verarbeitungszeit länger.



Ein paar im Haushalt zu findende Dinge brauchts auch noch:
Küchenrolle
Rührstäbe
kleiner Tapetenroller, oder Schaumstoffroller (nicht unbedingt nötig, aber erleichtert das rausbringen von überschüssigen Harz)
Heißluftfön, zur Not tuts auch Muttis Haarfön
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Beim bestellen nicht die oben aufgeführten Trennmittel vergessen!

Das wars für heute, weiter gehts morgen oder übermorgen oder ....
 

Eisvogel

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Form repariert, gewachst und mit PVA gepinselt?
Material im Lager?

Dann gehts los mit dem eigentlichen Werk, dem laminieren eines GFK-Rumpfes.


Als erstes wird alles bereitgestellt, was man zum anrühren und einpinseln der Deckschicht braucht.
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Für einen "normalen" RC1 Rumpf reichen ca. 80g.
Ich mische 67g Harz, 20g Härter und ca. 3g Farbpaste. Hier laminier ich einen F3A-Rumpf, der ist etwas größer und hat eine extra Motorhaube und untere Flügelabdeckung, da brauchts etwas mehr, 100 + 30 +4.
Davon sollte nicht zu viel übrigbleiben, sonst wird die Deckschicht zu dünn und kann fürs spätere lackieren leicht durchgeschliffen werden.
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Zum verrührten Gemisch kommt noch Tixo dazu. Die Mischung ist ca. 1:1 Volumenanteile, lieber mit etwas weniger Tixo anfangen, nachfüllen kann man immer noch. Gut einrühren.....
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und dann kontrollieren ob die Konsistenz passt. Ungefähr so sollte es ausschaun, zügig vom breiten Mischstab ablaufen ohne abzureißen und im Becher einigermaßen glatt verlaufen. Eine Restschicht muß am Rührstab haftenbleiben ohne weiter abzulaufen.
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Dann wird umgetopft.
Ich mach das immer, besonders wichtig ists bei der Deckschicht. So wird verhindert, daß man in den Kanten bzw. am Rand noch unverrührtes Material in die Form bringt, daß dann nicht aushärtet.
Vorteilhaft ist dabei ein flacher Becher, der steht besser und das Harz läuft nicht Gefahr wegen Wärmeentwicklung zu schnell zäh zu werden.
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Mit einem weichen Kuchenpinsel wird die Deckschicht gleichmäßig in eine Richtung in die Form gestrichen.
Bevor jetzt jemand mit dem erhobenen Zeigefinger wedelt: Für diese Arbeit benutze ich noch keine Handschuhe, das kann ich ganz ohne die Hände anzubatzen.

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Was ich aber nicht kann: so sauber einpinseln daß die Trennebene sauber bleibt. Deshalb wird mit Küchenpapier nachgeputzt.
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Jetzt kann man eigentlich ne Pause einlegen. Bei Raumtemperatur brauchts ca. 2-3 Std. bis die Deckschicht so weit angehärtet ist, daß sie nicht mehr am Finger kleben bleibt, aber der Abdruck deutlich zu erkennen ist. Eigentlich......
 

Eisvogel

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Nicht vergessen den Pinsel in Verdünnung bzw. Aceton auszuwaschen und vorzugsweise auch die kurze Zeit bis zum laminieren darin aufbewahren. Dazu eigent sich ab besten ein Metallbecher, z.B. von Erdnüssen. Die benutzen Harz-Becher werden zur Seite gestellt, das Restharz trocken lassen und das nächste mal wieder verwendet.
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Vor oder in der Pause wird noch das Gewebe zugeschnitten.
Für RC1 bzw. F3A Größe ist mein Favorit eine Lage 300g/m² Atlasgewebe. Das ergibt normalerweise, wenn der Rumpf nicht zu große plane Seitenteile hat, ein ausreichend stabiles, relativ leichtes Bauteil.
Ich nehm meist (je nach Form) das umschriebene Rechteck mit etwas Zugabe. Wie man auf dem Bild sieht 45° zum Faserverlauf. Diagonal hat 2 entscheidende Vorteile: zum einen läßt sich das Gewebe viel leichter ziehen und verschieben, so daß es sich in Ecken und Kanten leicht eindrücken läßt ohne zu spannen und zum anderen wird das Bauteil steifer.
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Zusätzlich braucht man Kohlerovings, Baumwollflocken und frische bzw. früher benutzte Becher. Eine gerade Schere, eine gebogene Schere und am besten einen elektrischen Rührer.
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Zurück zum "eigentlich".
Da beide Formhälften gleichzeitig die Deckschicht erhalten haben, kann man besonders als Anfänger in Zeitdruck kommen. Die zweite Hälfte soll ja nicht zu lange liegen, damit sich das Gewebe gut mit der Deckschicht verbindet.

Deshalb ist es bei den ersten Versuchen ratsam die Anhärtezeiten so zu steuern, daß man stressfrei arbeiten kann. Dazu wird erstmal eine Formhälfte mit dem Heißluft- oder notfalls dem Haarföhn angefeuert. Ein paar Minuten mit genügend Abstand damits nicht zu heiß wird das Deckschichtharz föhnen. Ich halt immer wieder die dazwischen, wenn zu heiß ist den Abstand vergrößern. Ein paar Minuten abkühlen lassen, dann mit dem Fingertest prüfen. Wenns Harz noch am Finger bleibt wiederholen.

Wenns soweit ist wird Epoxy angerührt. Immer nur kleine Ansätze, die man in der Topfzeit ( L+ CL = 60 min) verarbeiten kann. Hier, beim F3A-Rumpf ist das die Maximalmenge, mehr misch ich nie an. 50g Harz + 15g Härter, das reicht für eine Formhälfte.
Dieses Laminierharz wird nicht eingefärbt und nicht eingedickt.

1. Rovings in die Flügelauflage einlegen und antupfen. Dazu immer wieder mal den Pinsel ins Harz tauchen. Hier ist die Auflage nur eine Kante, da reichen 5 St. Ist ein weicher Übergang angeformt könnens auch mal wesentlich mehr werden.
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2. Leichte, kurze Kanten und Vertiefungen mit Baumwollflocken eingedickten Harz füllen bzw. ausrunden.
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3. Harz in die Form streichen
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Eisvogel

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4. den aufgerollten Gewebezuschnitt auf die Form legen, ausrollen und zurecktrücken. Laßt euch von der hinteren Formhälfte nicht ablenken, ich kann das so schnell, daß ich in beiden Hälften parallel bau. Für den Anfang ab der Deckschicht immer nur in einer Hälfte arbeiten.
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Mit der Hand wird das Gewebe dann in die Formmitte leicht eingedrückt, so daß es am Harz anhaftet. Dabei darauf achten, daß genügend Überstand bleibt. Ggf. nachziehen.
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Dann wird von der Mitte aus nach oben und unten das Gewebe mit dem Pinsel in die Form gedrückt. Dazu kein zusätzliches Harz verwenden, der Pinsel wird nicht zusätzlich ins Harz getaucht, das Gewebe soll sich ins vorgestrichene Harz "einsaugen".
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An Stellen, die später ausgeschnitten werden, wie z.B. beim Höhenleitwerk, kann falls nötig eingeschnitten werden. So nimmt man eventuelle Spannung raus.
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Da ein Teil vom Harz an den steilen Flächen abgelaufen ist, wird hier nachgeharzt. Dazu wird Harz bis über die Kante aufgestrichen, das sieht man sehr gut daran, daß es transparent wird.
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Jetzt erfolgt der erste, grobe Zuschnitt. Es verbleiben ca. 1,5cm Überstand.
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Wie man am oberen Bild sieht, gibts kleine glänzende Harzseen. Diese bringen nur Zusatzgewicht und werden rausgetrocknet. Am besten gehts mit Küchenpapier und einer Tapetenrolle oder auch einer Schaumstoffwalze.
Küchenpapier wird über den ganzen Rumpf eingelegt, mit dem Roller angewalzt und für ein paar Minuten zum saugen dringelassen. Nicht zu lange, sonst wird das Harz zäh und das rausziehen evtl. erschwert.

Jetzt kann man die Formhälfte zur Seite legen und mit der nächsten beginnen.
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Diese zweite Hälfte muß unmittelbar nach der ersten laminiert werden, die Hälften sollen ja "naß in naß" zusammengefügt werden.
 

Eisvogel

User
Vor dem laminieren erst die Deckschicht kontrollieren und ggf. auch mit dem Fön anfeuern. Dann alles wie gehabt.
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Ist die zweite Hälfte auch soweit, kann sofort mit dem vorbereiten zum Verbinden begonnen werden. Wer schnell arbeitet kann vorher noch eventuell anfallende Kleinteile wie z.B. bei der Beispielform Motorhaube und Flächenabdeckung laminieren.
Da bin ich sparsam und verwende die Abschnitte vom Rumpf mit ca. 1-2 cm Überlappung.
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