Bertram Radelow
User
A L L G E M E I N E S
Beschrieben wird die PNP-Version der „robbe Calima“ (im Vertrieb von Lindinger und anderen)
Es handelt sich im Prinzip um einen vergrösserten Epsilon und stammt wie dieser aus fernöstlicher Produktion. Die verbauten Komponenten sind ungelabelt, es lässt sich also nicht feststellen, was für ein Ersatzteil man später brauchen würde (Motor, Servo). Mit dem zitierten Namen „robbe“ hat das Modell absolut nichts zu tun, obwohl Lindinger (neuer Rechteinhaber des Namens „robbe“) einen anderen Eindruck erwecken will, z.B. mit einer völlig losgelösten Webseite.
A N T R I E B
Der Motor ist baugleich mit einem Scorpion asiatischer Provenienz.
Die Luftschraubenblätter sehen zufällig exakt aus wie Kopien meiner mir vorliegenden Aeronaut CamCarbon 14x8-Blätter und sind für den Einsatz mit 5s vorgesehen.
Der an sich sehr gut gefertigte Alu-Spinner ist gekröpft – in meinem Fall jedoch unglaublicherweise falsch herum und damit unbrauchbar (was im Prinzip aber nur beim Anklappen der Blätter stört - fliegen lässt sich damit).
Ein Regler muss selbst bereitgestellt werden, in meinem Fall war es ein Hacker Spin-Regler.
Der Antrieb lässt sich mit 4s- oder 5s-Lipos betreiben. Mit 5s erzeugt er im Stand überraschend einen wahren Höllenlärm und zieht bis über 80A – weit über die Spezifikation des Motors. Natürlich lässt der Strom im Flug dann nach.
Im langsamen Steigflug erzeugt der Propeller immer noch ein raues Geräusch, das erst bei mittlerer Geschwindigkeit schlagartig verschwindet. Der Strom bewegt sich dann im zulässigen Bereich und die Steigleistung ist in Ordnung. Ursache: der Propeller nähert sich bei tiefen Fluggeschwindigkeiten dem Kavitationsbereich, den er im Stand wohl auch erreicht. Vermutlich wäre ein Propeller mit kleinerer Steigung wesentlich besser geeignet, etwa 15x7, 16x6 oder so.
R U M P F
Vorderteil
Der Rumpf ist in üblicher Fernostbauweise gebaut, mit sehr dicker Vorgelat- und/oder Lackschicht. Das Gewebe ist 0°/90° orientiert statt wie üblich +/-45°.
Diverse Reparaturarbeiten deckten neben den Bereichen mit schneeweissem Vorgelat/Lack auch Bereiche mit minimal dunklerem Untergrund auf, offenbar Spachtel.
Ausgerechnet eine der bei Landungen am härtesten belasteten Stellen des Rumpfs, die untere Vorderkante unten am Motorspant, wies auf 4x6mm überhaupt kein Gewebe, sondern nur Spachtelmasse auf.
Es ist ein übliches, fast aufwändig gestaltetes Servobrett eingebaut. Es besteht aus einer Art Pappelsperrholz, das mit sehr breiten exakten Mumpe-Raupen am Rumpf befestigt ist. Im vorderen Teil hat es grosse Aussparungen zum Einsetzen von Regler, Empfänger etc. und dadurch bedingt relativ schmale Stege zwischen linkem und rechtem Rand.
Bei Landungen biegt sich wie bei jedem Segler – immer - das Rumpfboot etwas auseinander, wodurch bei etwas heftigeren Landungen hier das Servobrett im hinteren Servobereich zwangsweise von einer der beiden Wände abreisst und im vorderen Bereich die dünnen Stegen auseinanderreisst – insbesondere auch weil das Material viel zu schwach und nicht etwa mit GFK belegt ist.
Da im Rumpfboot insgesamt zu wenig GFK eingesetzt ist (wohl aber an zwei Stellen ein sinnloses aber dekoratives breites CFK-Band), reisst es bei diesen Aufbiegungen auch sehr schnell an der üblichen Stelle ein (hinterer Haubenausschnittswinkel)
Haube
Schwarz lackiert aus GFK, etwas wabbelig. Sie sass am Anfang noch perfekt, aber nach dem ersten längeren Sonnenbad stand sie links und rechts ca. 4mm ab. Musste ich innen vollständig ausschleifen (Verriegelungszungen können stehen bleiben) und innen mit zwei Lagen 163er Glasfaser unter Vorspannung (zum Aushärten zwei fette Bücher aussen dagegen geschoben) laminieren. Seitdem habe ich eine feste gut sitzende Haube.
Mittelteil
Die Flächenkräfte werden mittels eines 12mm-Stahlverbinders aufgenommen. Das Steckungsrohr besteht aus Aluminium und ist damit eigentlich zu weich. Zusätzlich sind die Tragflächenwurzelrippen mit je zwei grosszügig dimensionierten Verdrehsicherungen ausgestattet, was den Eindruck erwecken könnte, es handle sich um eine Art schwimmende Steckung. Dem ist aber nicht der Fall – die vier Rumpflöcher sind nicht verstärkt um grössere Kräfte aufzunehmen. Wenn man diese nicht ca. 1 bis 2mm tief (bis zur Glasfaser – keinesfalls weiter) konisch aufbohrt, kann das Vorgelat schon beim ersten Zusammenstecken abplatzen. Das gleiche gilt für die MPX-Stecker, wo es mir prompt passiert ist.
Heckausleger
Verglichen mit anderen, hochwertigeren 4m-Modellen fällt auf, dass er eher kurz ist. Das ist an sich kein Makel, wenn es durch ein entsprechend grösseres Seitenruder ausgeglichen wird. Wird es aber nicht...
Der „Hecksporn“ (Seitenruderschutz unter dem Seitenruder) ist nur mit einem weichen Balsabrett mit Fasern in Längsrichtung gedeckt – es gilt ähnliches wie beim Rumpfboot: beim Aufsetzen weitet sich der Sporn und das Brett reisst einseitig ab.
Höhenruder
Die Lagerung des Höhenruders ist sehr gut, vor allem sehr stabil und spielfrei. Sehr gefällt mir auch der Magnetverschluss der beiden HR-Hälften, wobei der eine Magnet offenbar mit einer Feder gegen unbeabsichtigtes Hineinstossen gesichert ist. Die Grösse des HR ist gut.
Seitenruder
Die Dämpfungsfläche (der feste Teil des „Seitenruders“) ist viel zu klein, was sich in einem unruhigen Flug im unteren Geschwindigkeitsbereich bemerkbar macht. Nicht ohne Grund haben ähnliche hoch gestreckte echte Segelflugzeuge mit relativ kurzem Rumpf wie Nimbus, ASW-22 und SB-10 geradezu riesige Seitenruderdämpfungsflächen. Der MRCA Tornado übrigens auch – bei der NATO heisst er „the fin“.
Das Ruder selbst ist mit drei Steckscharnieren befestigt, wovon bei meiner Calima zwei nur homöopathische Harzkleberreste zeigten (2x2mm) und sich mühelos herausziehen liessen – schwerer Mangel.
Der Ruderhebel ist zu kurz – dadurch lässt es sich nicht genügend ausschlagen (mechanische Begrenzung). Das liesse sich natürlich einfach beheben: Ruderhebel rausrupfen und durch einen anderen weiter heraus stehenden ersetzen.
Ruderanlenkung
Die Bowdenzugröhrchen laufen nicht perfekt auf die Ruderhörner zu und die Stahldrähte sind nicht korrigierend gebogen. Dadurch entsteht unnötige Reibung, die sich aber mit etwas Nachdenken und einer Zange leicht beseitigen lässt.
T R A G F L Ä C H E N
Stabilität
Im Flugbetrieb auch mit härter geflogenen Figuren traten keine Probleme auf (Flattern, Ruderumkehr usw.) und hohe G-Kräfte wurden durch den Stahl und den Holm mit entsprechender sanfter Durchbiegung gut angezeigt.
Bespannung
Die Tragfächen sind mit guter Folie ähnlich Oracover sehr schön bespannt. Transportbedingte Blasen konnten ausgebügelt werden.
Die schwarzen Dekorflächen der Oberseite werfen beim Liegen in der Sonne Blasen (wie eigentlich allgemein bekannt) und wurden von mir entfernt, was bei den Innenflächen mit erheblichem Aufwand und bei den Aussenflächen wegen einer anderen Foliensorte überhaupt nicht ging – dort entfernte ich den Fleck mitsamt der darunter liegenden weissen Folie und ersetzte diese.
Wölbklappen
Sie sind etwas zu wenig tief (20%). Ich würde mindestens 25% Flächentiefe (ca. 1cm mehr) für besser halten.
Der Ausschlag nach unten ist im Lieferzustand viel zu früh nach unten begrenzt (50°). Das liesse sich aber mit einer Änderung der Anlenkung mit mässigem Aufwand beheben. Ich strebe wann immer möglich 90° an und halte 75° für das absolute Minimum.
Folgerichtig hält sich die Bremswirkung sehr in Grenzen.
Der Ausschlag nach oben ist mechanisch bei 2° begrenzt. Das reicht gerade einmal für Speedstellung und eine Klappenmitnahme mit den Querrudern ist nicht möglich – was für eine bessere QR-Wirksamkeit aber dringend nötig wäre. Beheben liesse sich das vernünftig nur mit erheblichem Umbauaufwand.
Querruder
Die Tiefe (23%) und der Ausschlag sind ok.
Winglets
Die Winglets haben keine vom QR mitgenommenen Gigaflaps (dreieckige Ruder). Wenn die QR-Wirkung insgesamt schwach ist, könnte das eine kleine Verbesserung bringen (die auch leicht zuhause nachgeholt werden kann).
Steckungen
Die fünf Steckungen für die sechs Flügelteile passen sehr gut und sind gut dimensioniert. Der zentrale Flächenstahl zeigt höhere Belastung mit einem moderaten Biegen an, dadurch kann man – wenn man es sieht – kontrolliert auch „rassige“ Manöver fliegen. Ich würde dringend davon abraten, ihn durch CFK, CFK/Stahlrohr oder gar CFK/Alurohr zu ersetzen. Ich habe beim Fliegen der Calima mit der Stahlsteckung nie den Wunsch nach weniger Gewicht verspürt. Sie ist natürlich anders zu fliegen als ein F3J-Leichtgewicht, dafür hat sie aber auch einen besseren Durchzug und besseres Streckenflugverhalten, insbesondere bei (Gegen-)Wind.
Dihedral (V-Winkel)
Durch die gerade Steckung beträgt der V-Winkel der Innenflächen nur 2 x 0,3°.
Zusammen mit den Aussenflächen (ohne Winglets/Tiplets) beträgt er 2 x 1,4°.
Dieser Winkel beeinflusst die Eigenstabilität des Seglers enorm. Der geringe Wert führt in diesem Fall dazu, dass ständig „geknüppelt“ werden muss. Näheres dazu weiter unten.
Winglets/Tiplets
Vermutlich ist die Calima mit den Tiplets minimal wendiger und mit den Winglets vermutlich minimal thermikstärker. Die Unterschiede dürften gering sein; ich habe mir keine Mühe gegeben sie zu erfliegen. Ich fliege lieber mit den Winglets weil ich lieber „elegante“ Segler anschauen mag als „sportliche“.
F L U G E R P R O B U N G
Internetvideos
In den beiden Promotionsvideos (https://www.youtube.com/watch?v=-PSEi-06FcE und https://www.youtube.com/watch?v=5YvMKMZpXR8) sieht man - wie nach der obigen Analyse leider zu erwarten – die Calima im Hotlinerstil (O-Ton: „sehr sportlich“ und „rasant“) vorgeflogen. Vermutlich will man damit imponieren, aber die Calima sollte doch ein schöner Thermiksegler sein? Zum Herumheizen wie in den Videos gibt es definitiv besser geeignete und preiswertere Modelle.
Bei den Landeanflügen baut die Calima eben NICHT wie im ersten Video behauptet „rasant die Geschwindigkeit“ ab, sondern segelt ziemlich gemütlich weiter. Behaupten kann man ja alles. In beiden Videos wird übrigens mit voll ausgefahrenem Butterfly aufgesetzt – bitte so etwas niemals nachmachen, die eher kleinen Flächenservos mögen das gar nicht.
Im ersten Video ist eine kurze Langsamflugpassage, bei der sie sehr unruhig fliegt.
Im zweiten Video ist wenigstens ein halber annähernd langsamer „Thermikkreis“ zu sehen, aber sehr eierig.
Beide Videos zeigen die Calima nur mit den kurzen Tiplets – kein Wunder…
Die Kommentare zum zweiten Video sind wohl etwas zu negativ, treffen es aber schon irgendwie.
Der Autor dieses Videos zeigt übrigens auch ein anderes Video eines sehr eigenstabilen Seglers, was in diesem Zusammenhang speziell für nicht so erfahrene Piloten lehrreich sein könnte. Diese können versuchen, alles von mir über die Calima Geschriebene damit zu vergleichen:
https://www.youtube.com/watch?v=wxTma-zdj0g
Eigene Erfahrung
Gemäss dem geplanten zukünftigen Einsatzzweck (ausgedehnte und hohe Thermikflüge) habe ich die Calima überwiegend mit den langen Winglets geflogen.
Von Anfang an ist aufgefallen, dass die Calima im Langsamflug („Thermikstellung“) viel gesteuert werden muss. Sie fliegt nicht gerne geradeaus, und sie in der Thermik länger alleine kreisen zu lassen ist mir nicht gelungen. Das ist mit dem kleinen Seitenruder und dem flachen V-Winkel auch kein Wunder. So kann man sie befriedigend eigentlich nur wie ein Acro-Modell schnell bewegen. Im Langsamflug ist sie schwammig.
Als nächstes ist mir aufgefallen, dass sie um die Rollachse sehr träge ist, was mit der kleinen Gesamtquerruderfläche (ohne WK-Mitnahme) und der kleinen Seitenruderfläche bei dem niedrigen Dihedral absolut kein Wunder ist.
Der dritte Kritikpunkt ist, dass die Bremswirkung eher schwach ist. Der Versuch, die Querruder deswegen im Butterfly noch höher zu stellen, endet nur damit, dass man kaum noch um die Kurve steuern kann. Auf dem Flugplatz Thannhausen war das mit langen „Airliner“-Landeanflügen kein Problem; bei ruppigem stürmischem Wind am Monte Cucco mit den dort typischen Wildpferden verteilt auf der Landefläche dann eher schon (sorry Pferd fürs Erschrecken…).
Z W I S C H E N S T A N D
Ist die Calima ein schlechtes Flugzeug? Nein, es kommt auf die eigenen Vorstellungen an. You get what you pay for! Der PNP-Strassenpreis ist hier (Schweiz) immerhin nur 1/3 der Alpina 4001 readybuilt.
Wirklich geeignet und preisgünstig ist sie für
Was sie im Lieferzustand NICHT ist: Geeignet für
Warum habe ich sie dann überhaupt gekauft?
Ich suchte einen Kameraträger für „Stratosphärenflüge“ für weite Bergpanoramen über die lokalen Berge (2500-3200m) hinaus, der Startplatz ist in 2300m Höhe. Das bedingt hohe, kleine, unebene, schiefe, ruppige, nicht 100% steinfreie Landeplätze – nicht gerade etwas für kostbare Superorchideen. Ausserdem werfe ich 7kg meiner anderen Scalesegler nicht mehr so einfach über die Hangkante, vor allem nicht vormittags ohne Wind.
Mir ist keine Schaumwaffel bekannt (ausser einer Fauvel, die bei Stratosphärenfliegern wegen ihrer hohen Flächentiefe beliebt ist), die ich in 900m Höhe noch sehen würde. Die Calima ist also für mich ein Lowcost-Arbeitstier, bei dem ich mit gewissen Schwächen einverstanden bin. Aber nicht mit allen…
P I M P
M Y
P L A N E ?
Kann man vielleicht mit ein paar mehr oder weniger einfachen Massnahmen Verbesserungen hinsichtlich Lande- und Flugstabilität erreichen? Gegen ein bisschen Modellbau ist ja im Prinzip nichts einzuwenden. Dann würde ich ja nebenbei einen schönen Segler für ausgedehnte entspannte Thermikflüge erhalten – nicht unbedingt verkehrt…
U M B A U
1. Massnahme – Verstärkung des Rumpfbootes
Nicht nur im hochalpinen Einsatz auf 2300m Höhe, sondern auch im Tiefland kann es passieren: Der irdene Partner des Springbaums, der Maulwurfshügel. Oder hochalpin am Oktobermorgen in 1600m Höhe: noch eisenhart fest gefrorene Hirschk*cke auf der ansonsten wunderbaren Wiese. Ich weiss wovon ich schreibe…
Die Umbaumassnahme erledigt sich übrigens erheblich einfacher, solange der Rumpf noch nicht beschädigt ist! Also so schwer es einem fällt:
Vorne muss alles raus! Servos ausbauen, Bretter mit dem Seitenschneider zerbeissen und irgendwie mit der Rohrzange rauswürgen ohne den Rumpf zu zerbrechen. Dremel mit grosser Nylontrennscheibe, die übrig gebliebenen Mumpewülste komplett wegfräsen und dann mit ihr das komplette Rumpfboot von Hinterende Motor bis zur Flächensteckung mit wenig Druck aufrauen.
Aus 163er GFM (Glasfasermatte) 5 langovale „Schuhsohlen“ ca. Grösse 46 schneiden und mit gutem Laminierharz (mindestens 90min Topfzeit) in das Rumpfboot einharzen: die erste zentral, die anderen vier nach vorne, hinten, links und rechts versetzt.
Man sollte den Mechanismus der Landung verstehen: Es ist unmöglich (und kontraproduktiv!), das Rumpfboot „eisenhart“ zu bekommen. Es soll eine Schale sein, die die Landeenergie aufnimmt ohne zu zerbrechen. Wäre sie eisenhart, würde der Rumpf eben weiter hinten brechen. Es ist eine Kunst, „kunstvoll“ zu verstärken!
Wir bewahren also eine gewisse Elastizität. Daraus folgt, dass wir niemals wieder ein Servobrett quer über die volle Breite einbauen… Im günstigsten Fall reisst es bei härteren Landungen links oder rechts ab (noch die angenehmere Variante), im schlechten Fall hält es und der Rumpf bricht eben dahinter.
2. Massnahme - Einbau der Komponenten
Das oben Geschriebene beherzigend gibt es zwei Möglichkeiten:
Wir befestigen absolut alles nur kleinräumig an passender Stelle im Rumpf. Also die beiden Servos mit irgendwie festgeharzten Servohaltern jeweils links und rechts an der Rumpfwand und alles andere mit Klettband o.ä.: Akkus in der Mitte, Regler und Empfänger seitlich. Das ist die einfache Variante.
Oder wir bauen doch Hilfsstrukturen ein, an der wir alles mit Kabelbindern (Regler, Empfänger, Backup-SBEC) oder Klett-Packgurten (Motor-Akku 5s5000, Backup-Akku 2s900) – so habe ich es gemacht: Je zwei vorher beidseitig mit 163er Glas laminierte lange schiffchenförmige 4mm-Pappelsperrholzprofile im 90°-Winkel mit etlichen Rund- und Langlöchern für die Durchführung von Reglerkabeln und Akkupackgurten, links und rechts vom „Stauraum“ für Regler, Empfänger, SBEC, die auf ein zentrales langes Klettband gedrückt werden.
Für die Anpassung habe ich vorher 3mm-Depronplatten solange beschnitten bis es passte – geht natürlich auch mit Balsaresten, Wellpappe vom Paket mit der neuen mz-16 oder was auch immer.
Zum Einkleben habe ich „UHU 300 endfest“ – die hiesige Variante heisst „Araldit blau“ – verwendet.
Die runden Löcher dienen zur Kabeldurchführung, die Langlöcher sind für die Klett-Haltegurte für die Akkus.
3. Massnahme – Verstärkung des Rumpfendes
Das folgende gilt nur wenn Du wider besseres Wissen mit dem Originalseitenruder weiter fliegen willst (siehe weiter unten):
Werfe das waagerechte Weichbalsa aus dem Rumpfende heraus und ersetze es mit Sperrholz. Verlängere das wenn möglich etwas bis unter dem vertikalen SR-Abschlusspant. Wenn das alte Balsa sich nämlich durch die Aufweitung der GFK-Rumpfschale bei einer verunglückten „Dreipunktlandung“ mit dem Heck zuerst links oder rechts von der Schale löst, reisst es den unteren Teil des vertikalen SR-Dämpfungsflächenabschlussstegs ebenfalls von der Wand los – und das willst Du eigentlich nicht wirklich!
Bei der Gelegenheit klinke die SR-Anlenkung aus und rupfe mal kräftig am SR. Wenn sich was bewegt, reisse es heraus und klebe es neu ein. Die drei Löcher – egal ob dann im Ruder oder der Dämpfungsfläche - satt mit UHU-Kraft füllen und alles wieder zusammenschieben, dabei kontrolliere wie weit sich das SR noch ausschlagen lässt.
4. Massnahme – Erhöhung des Dihedrals
Als erster Ansatz habe ich den Stahl von 2x0° (also gerade) bei einem Metallbauer mit Biegemaschine mit deutlichem Radius (ca. 1m!) U- statt V-förmig auf 2x2° biegen lassen. Ursprünglich nahm ich an, deswegen vom Rohr im Rumpf den mittleren unteren Teil entfernen zu müssen. Es hat sich aber wegen der Weichheit des Alus ergeben, dass ich mit einer Art „Schlackerbohrung“ mit einem 10er-Bohrer (immer schön nach unten drücken um die Rohrenden nicht nach oben aufzuweiten) genügend Spiel erreichen konnte um den gebogenen Stahl einführen zu können.
Damit flog die Calima schon einmal deutlich ruhiger – aber sie war immer noch kein Drehwunder.
Um das zu verstehen: mit dem gebogenen Stahl haben wir jetzt 2x3,4° Dihedral. Das ist gar nicht mal so schlecht. Reine Zweiachser (SR+HR ohne QR) fliegen meist mit 2x5° - oder wenn man es etwas wendiger mag mit 2x7,5°. Beim Kurvenflug schiebt das SR die eine Flächenhälfte nach vorne in den Wind – und je stärker das Dihedral ist, desto schneller hebt es diese Flächenhälfte nach oben. Ein Segler mit 0° Dihedral fliegt mit SR-Einsatz einfach geradeaus weiter (Schiebeflug).
5. Massnahme – Vergrösserung des Seitenruders
Nicht nur deswegen, sondern auch um einen besseren Geradeausflug zu erhalten, ist die Vergrösserung des Seitenruders unumgänglich. Es wäre jetzt akademisch darüber zu streiten, um wieviel die feste Dämpfungsfläche und um wieviel die bewegliche Ruderfläche vergrössert werden müsste. Pragmatisch ist es einfach die vorhandene Ruderfläche zu vergrössern so gross es geht.
Ich habe den Umbau so vorgenommen:
so viel wäre notfalls problemlos möglich - aktuell schlägt das SR nur +-40mm aus.
Z W E I T E
F L U G E R P R O B U N G
GEWICHT
Mit der vorderen Rumpfverstärkung (vor allem) und dem vergrösserten SR, mit Stahlsteckung, mit einem Uralt-5s5000er mit 685g (!) und zusätzlicher zweiter Stromversorgung wiegt die Calima jetzt 4937g.
SEITENRUDER
Wow! Was für ein Unterschied zu früher im Langsamflug! (Im mittleren und oberen Geschwindigkeitsbereich ist die Ruderwirkung ja auch bei kleinen Ruderflächen genügend – hier habe ich keine Unterschiede erwartet und sie auch nicht „erflogen“.)
Ich habe direkt an meiner Erinnerung gezweifelt, aber es war wirklich ein anderes Flugzeug. Die Calima kommt jetzt im Langsamflug schnurgerade daher, ein Genuss.
Der andere von mir beanstandete Punkt, die Drehunwilligkeit: wie weggeblasen. Naja, hätte mich auch gewundert bei der Riesenhaifischflosse. Jetzt kann man die Calima steuern wie ich es von meinen anderen Modellen (meist Scalesegler) gewohnt bin: sie folgt den Rudern angenehm und zügig, weder so träge wie vorher noch ruppig übersensibel. Passt! Dass ich die WK nicht nach oben mit den QR mitnehmen kann, vermisse ich im Moment nicht wirklich.
LANGSAMFLUG
In etwas mehr Höhe dann die Stall-Erprobung. Zunächst fiel auf, WIE langsam man mit der Calima jetzt fliegen kann. Schweben war jetzt kein Problem mehr, man konnte fast schleichen. Ich musste mich mehrfach vergewissern, dass kein täuschender Gegenwind herrschte.
Bei dem Gewicht mag man das gar nicht glauben(und wegen des hier niedrigeren Luftdrucks muss ich auch noch ca. 9% schneller fliegen als im Flachland). Es erklärt auch die erste Reaktion vieler (auch von mir) nach den ersten schlechten Flugerfahrungen, die voreilig auf das Gewicht geschoben werden – den Wunsch nach einer leichteren Steckung. Aber ganz ehrlich: jetzt braucht es die nicht mehr!
Man kann jetzt auch schön Thermikkreisen, jedoch nicht hochkant die Innenseite des Thermikrohres auskratzen. Schräglagen von 40° sind aber völlig ok.
Das Gewicht kam mir heute erstaunlicherweise keinesfalls zu hoch vor! Das Flugverhalten war völlig o.k.
SCHWERPUNKT
Der Abfangbogentest zeigte einen sehr weiten Abfangbogen, eigentlich wie ich es liebe (ich fliege gerne eher hecklastig eingestellte Modelle). Allerdings ist nicht der Bogen das Kriterium, sondern das Verhalten beim Strömungsabriss: wenn das Modell dabei zu giftig reagiert, ist es zu hecklastig.
Und das war heute der Fall: Bei SP in 106mm ist sie schon eher unangenehm heftig Richtung Erdboden eingedreht. Aber sorgfältig gesteuert kann man sie schon enorm langsam machen. Wenn sie dann wegdreht: ganz schnell etwas Tiefe geben und ein paar Meter Fahrt aufholen lassen. Richtig ins Trudeln/Steilspirale möchte ich mit der Calima im Moment noch nicht wirklich kommen (sonst habe ich keine Scheu vor so etwas).
Deswegen kann ich heute noch nicht von einem „angenehmen entspannten“ Thermikkreisen sprechen, das wird aber sicher noch kommen: Heute habe ich den SP abschliessend auf 104mm eingestellt, irgendwann wird er dann schon passen.
Mein SP-Schnelltest für die Calima im Wohnzimmer: Komplett flugfertigen Rumpf (incl. Akkus, Haube, HR – aber ohne Steckung und Tragflächen) mit Bleistift o.ä. im Steckungsrohr über einen Tisch halten – das Heck hängt dann ca. 4cm tiefer als das Rumpfboot. Es sollte keinesfalls tiefer hängen.
Durch den rückwärtig liegenden SP war die Gleitleistung heute ernsthaft beeindruckend. Das minimale Sinken ist für mich unerwartet niedrig. Ob der endlich richtig anliegende Klappprop dazu beigetragen hat? Es dürfte im Bereich 0,6m/sec liegen – mit nur minimalsten „Lupfern“ und ebenso vielen Abwindlöchern bin ich heute Vormittag vor Thermikbeginn über taunasser kalter Wiese mit etwa 700m Steigen über 30min geglitten! Das daraus errechnete Durchschnittssinken ist mit 0,39m/sec aber unglaubwürdig, vielleicht hat ja doch schon etwas sanft getragen.
Das enorme Gleiten zeigt sich aber auch überdeutlich bei der Landung! Es ist glatt gelogen, wenn die Verkaufsvideos behaupten, es würde zügig Höhe abgebaut (und man sieht die Lüge ja auch im Video). Also ich weiss was Höhenabbau sein kann – ich hatte schon (leichte) Segler, die man komplett senkrecht stellen konnte! Alle meine grösseren Segler lande ich problemlos mit der halben Anflugstrecke oder weniger, ernsthaft. Auch in grösserer Höhe merkt man nicht wirklich, ob Butterfly gesetzt ist oder nicht.
Gerade für so schmale Ruder ist der mechanisch bautechnisch begrenzte Ausschlag nach unten im Lieferzustand VIEL zu klein! So richtig beissen solche Wölbklappen erst jenseits von 80°!! Auch 70° sind noch zu wenig. In einem nächsten Schritt werde ich also die Tragflächenabschlüsse (vor der Wölbklappe) so ausfräsen, dass die WKs sich echte 90° nach unten ausfahren lassen. Dann klappt es auch mit etwas steileren Anflügen auf Plätzen unter 300m Länge zum Aufsetzen.
ANTRIEB
Heute war auch der erste Flug mit dem richtig herum gekröpften Spinner. Aber wie zu erwarten spielt falsche/keine/richtige Kröpfung bei entfaltetem Propeller keine Rolle. Bei zu steilem Steigflug und damit zu niedriger Geschwindigkeit wird der Propeller (14x8) immer noch laut. Ab moderaten 30°-40° steilen, aber eher zügigen Steigflügen ist er aber ruhig wie es sein soll. Ich bin immer noch der Meinung, dass der Propeller zu steil ausgelegt ist. Ich möchte den Antrieb nicht erleben, wenn man ihn auf Meereshöhe mit einem frischen guten LiPo betreibt! Und noch sicherer möchte ich nicht beim Probe-Standlauf in der Werkstatt dabei sein. Mein HK-Zippy von 2001(!), leicht gebläht, Innenwiderstand „suboptimal“ reicht mir völlig…
Der Antrieb hat so immerhin so viel Vorwärtsdrang, dass ich die Calima heute problemlos von einem 83-jährigen Clubkollegen starten lassen konnte… Respekt auch für ihn!
So sieht die Auswertung von heute aus:
Bei einem Steigen von geschlampten etwa 5m/sec kommt man mit einer Akkuladung mit Reserve also etwa 1400m hoch – gar nicht so schlecht.
Vorläufiges Endergebnis
Es fehlt noch der verbesserte WK-Ausschlag nach unten. Davon abgesehen habe ich mit relativ wenig Aufwand ein tatsächlich schon recht angenehm und leistungsfähig fliegendes Zweckmodell erhalten, dass mich zwar nicht zu Begeisterungsstürmen hinreisst, aber heute doch ein deutliches Lächeln ins Gesicht gezaubert hat.
Es hat die maximale Grösse, die ich gerade noch selber werfen kann, und ist damit eine gute Alternative, wenn kein Schlepper bereit steht.
Da es nicht so ein hochpreisiges Modell ist, tut es auch weniger weh, wenn man damit auf schlechten Landegeländen typische kleinere Schäden anrichtet, die sich eigentlich gut reparieren lassen.
Übrig bleibt die Frage, warum die Calima nicht gleich so ab Werk geliefert wird…
Das heutige Erprobungsgelände. Gut das erhöhte Dihedral zu sehen:
LG Bertram
Beschrieben wird die PNP-Version der „robbe Calima“ (im Vertrieb von Lindinger und anderen)
Es handelt sich im Prinzip um einen vergrösserten Epsilon und stammt wie dieser aus fernöstlicher Produktion. Die verbauten Komponenten sind ungelabelt, es lässt sich also nicht feststellen, was für ein Ersatzteil man später brauchen würde (Motor, Servo). Mit dem zitierten Namen „robbe“ hat das Modell absolut nichts zu tun, obwohl Lindinger (neuer Rechteinhaber des Namens „robbe“) einen anderen Eindruck erwecken will, z.B. mit einer völlig losgelösten Webseite.
A N T R I E B
Der Motor ist baugleich mit einem Scorpion asiatischer Provenienz.
Die Luftschraubenblätter sehen zufällig exakt aus wie Kopien meiner mir vorliegenden Aeronaut CamCarbon 14x8-Blätter und sind für den Einsatz mit 5s vorgesehen.
Der an sich sehr gut gefertigte Alu-Spinner ist gekröpft – in meinem Fall jedoch unglaublicherweise falsch herum und damit unbrauchbar (was im Prinzip aber nur beim Anklappen der Blätter stört - fliegen lässt sich damit).
Ein Regler muss selbst bereitgestellt werden, in meinem Fall war es ein Hacker Spin-Regler.
Der Antrieb lässt sich mit 4s- oder 5s-Lipos betreiben. Mit 5s erzeugt er im Stand überraschend einen wahren Höllenlärm und zieht bis über 80A – weit über die Spezifikation des Motors. Natürlich lässt der Strom im Flug dann nach.
Im langsamen Steigflug erzeugt der Propeller immer noch ein raues Geräusch, das erst bei mittlerer Geschwindigkeit schlagartig verschwindet. Der Strom bewegt sich dann im zulässigen Bereich und die Steigleistung ist in Ordnung. Ursache: der Propeller nähert sich bei tiefen Fluggeschwindigkeiten dem Kavitationsbereich, den er im Stand wohl auch erreicht. Vermutlich wäre ein Propeller mit kleinerer Steigung wesentlich besser geeignet, etwa 15x7, 16x6 oder so.
R U M P F
Vorderteil
Der Rumpf ist in üblicher Fernostbauweise gebaut, mit sehr dicker Vorgelat- und/oder Lackschicht. Das Gewebe ist 0°/90° orientiert statt wie üblich +/-45°.
Diverse Reparaturarbeiten deckten neben den Bereichen mit schneeweissem Vorgelat/Lack auch Bereiche mit minimal dunklerem Untergrund auf, offenbar Spachtel.
Ausgerechnet eine der bei Landungen am härtesten belasteten Stellen des Rumpfs, die untere Vorderkante unten am Motorspant, wies auf 4x6mm überhaupt kein Gewebe, sondern nur Spachtelmasse auf.
Es ist ein übliches, fast aufwändig gestaltetes Servobrett eingebaut. Es besteht aus einer Art Pappelsperrholz, das mit sehr breiten exakten Mumpe-Raupen am Rumpf befestigt ist. Im vorderen Teil hat es grosse Aussparungen zum Einsetzen von Regler, Empfänger etc. und dadurch bedingt relativ schmale Stege zwischen linkem und rechtem Rand.
Bei Landungen biegt sich wie bei jedem Segler – immer - das Rumpfboot etwas auseinander, wodurch bei etwas heftigeren Landungen hier das Servobrett im hinteren Servobereich zwangsweise von einer der beiden Wände abreisst und im vorderen Bereich die dünnen Stegen auseinanderreisst – insbesondere auch weil das Material viel zu schwach und nicht etwa mit GFK belegt ist.
Da im Rumpfboot insgesamt zu wenig GFK eingesetzt ist (wohl aber an zwei Stellen ein sinnloses aber dekoratives breites CFK-Band), reisst es bei diesen Aufbiegungen auch sehr schnell an der üblichen Stelle ein (hinterer Haubenausschnittswinkel)
Haube
Schwarz lackiert aus GFK, etwas wabbelig. Sie sass am Anfang noch perfekt, aber nach dem ersten längeren Sonnenbad stand sie links und rechts ca. 4mm ab. Musste ich innen vollständig ausschleifen (Verriegelungszungen können stehen bleiben) und innen mit zwei Lagen 163er Glasfaser unter Vorspannung (zum Aushärten zwei fette Bücher aussen dagegen geschoben) laminieren. Seitdem habe ich eine feste gut sitzende Haube.
Mittelteil
Die Flächenkräfte werden mittels eines 12mm-Stahlverbinders aufgenommen. Das Steckungsrohr besteht aus Aluminium und ist damit eigentlich zu weich. Zusätzlich sind die Tragflächenwurzelrippen mit je zwei grosszügig dimensionierten Verdrehsicherungen ausgestattet, was den Eindruck erwecken könnte, es handle sich um eine Art schwimmende Steckung. Dem ist aber nicht der Fall – die vier Rumpflöcher sind nicht verstärkt um grössere Kräfte aufzunehmen. Wenn man diese nicht ca. 1 bis 2mm tief (bis zur Glasfaser – keinesfalls weiter) konisch aufbohrt, kann das Vorgelat schon beim ersten Zusammenstecken abplatzen. Das gleiche gilt für die MPX-Stecker, wo es mir prompt passiert ist.
Heckausleger
Verglichen mit anderen, hochwertigeren 4m-Modellen fällt auf, dass er eher kurz ist. Das ist an sich kein Makel, wenn es durch ein entsprechend grösseres Seitenruder ausgeglichen wird. Wird es aber nicht...
Der „Hecksporn“ (Seitenruderschutz unter dem Seitenruder) ist nur mit einem weichen Balsabrett mit Fasern in Längsrichtung gedeckt – es gilt ähnliches wie beim Rumpfboot: beim Aufsetzen weitet sich der Sporn und das Brett reisst einseitig ab.
Höhenruder
Die Lagerung des Höhenruders ist sehr gut, vor allem sehr stabil und spielfrei. Sehr gefällt mir auch der Magnetverschluss der beiden HR-Hälften, wobei der eine Magnet offenbar mit einer Feder gegen unbeabsichtigtes Hineinstossen gesichert ist. Die Grösse des HR ist gut.
Seitenruder
Die Dämpfungsfläche (der feste Teil des „Seitenruders“) ist viel zu klein, was sich in einem unruhigen Flug im unteren Geschwindigkeitsbereich bemerkbar macht. Nicht ohne Grund haben ähnliche hoch gestreckte echte Segelflugzeuge mit relativ kurzem Rumpf wie Nimbus, ASW-22 und SB-10 geradezu riesige Seitenruderdämpfungsflächen. Der MRCA Tornado übrigens auch – bei der NATO heisst er „the fin“.
Das Ruder selbst ist mit drei Steckscharnieren befestigt, wovon bei meiner Calima zwei nur homöopathische Harzkleberreste zeigten (2x2mm) und sich mühelos herausziehen liessen – schwerer Mangel.
Der Ruderhebel ist zu kurz – dadurch lässt es sich nicht genügend ausschlagen (mechanische Begrenzung). Das liesse sich natürlich einfach beheben: Ruderhebel rausrupfen und durch einen anderen weiter heraus stehenden ersetzen.
Ruderanlenkung
Die Bowdenzugröhrchen laufen nicht perfekt auf die Ruderhörner zu und die Stahldrähte sind nicht korrigierend gebogen. Dadurch entsteht unnötige Reibung, die sich aber mit etwas Nachdenken und einer Zange leicht beseitigen lässt.
T R A G F L Ä C H E N
Stabilität
Im Flugbetrieb auch mit härter geflogenen Figuren traten keine Probleme auf (Flattern, Ruderumkehr usw.) und hohe G-Kräfte wurden durch den Stahl und den Holm mit entsprechender sanfter Durchbiegung gut angezeigt.
Bespannung
Die Tragfächen sind mit guter Folie ähnlich Oracover sehr schön bespannt. Transportbedingte Blasen konnten ausgebügelt werden.
Die schwarzen Dekorflächen der Oberseite werfen beim Liegen in der Sonne Blasen (wie eigentlich allgemein bekannt) und wurden von mir entfernt, was bei den Innenflächen mit erheblichem Aufwand und bei den Aussenflächen wegen einer anderen Foliensorte überhaupt nicht ging – dort entfernte ich den Fleck mitsamt der darunter liegenden weissen Folie und ersetzte diese.
Wölbklappen
Sie sind etwas zu wenig tief (20%). Ich würde mindestens 25% Flächentiefe (ca. 1cm mehr) für besser halten.
Der Ausschlag nach unten ist im Lieferzustand viel zu früh nach unten begrenzt (50°). Das liesse sich aber mit einer Änderung der Anlenkung mit mässigem Aufwand beheben. Ich strebe wann immer möglich 90° an und halte 75° für das absolute Minimum.
Folgerichtig hält sich die Bremswirkung sehr in Grenzen.
Der Ausschlag nach oben ist mechanisch bei 2° begrenzt. Das reicht gerade einmal für Speedstellung und eine Klappenmitnahme mit den Querrudern ist nicht möglich – was für eine bessere QR-Wirksamkeit aber dringend nötig wäre. Beheben liesse sich das vernünftig nur mit erheblichem Umbauaufwand.
Querruder
Die Tiefe (23%) und der Ausschlag sind ok.
Winglets
Die Winglets haben keine vom QR mitgenommenen Gigaflaps (dreieckige Ruder). Wenn die QR-Wirkung insgesamt schwach ist, könnte das eine kleine Verbesserung bringen (die auch leicht zuhause nachgeholt werden kann).
Steckungen
Die fünf Steckungen für die sechs Flügelteile passen sehr gut und sind gut dimensioniert. Der zentrale Flächenstahl zeigt höhere Belastung mit einem moderaten Biegen an, dadurch kann man – wenn man es sieht – kontrolliert auch „rassige“ Manöver fliegen. Ich würde dringend davon abraten, ihn durch CFK, CFK/Stahlrohr oder gar CFK/Alurohr zu ersetzen. Ich habe beim Fliegen der Calima mit der Stahlsteckung nie den Wunsch nach weniger Gewicht verspürt. Sie ist natürlich anders zu fliegen als ein F3J-Leichtgewicht, dafür hat sie aber auch einen besseren Durchzug und besseres Streckenflugverhalten, insbesondere bei (Gegen-)Wind.
Dihedral (V-Winkel)
Durch die gerade Steckung beträgt der V-Winkel der Innenflächen nur 2 x 0,3°.
Zusammen mit den Aussenflächen (ohne Winglets/Tiplets) beträgt er 2 x 1,4°.
Dieser Winkel beeinflusst die Eigenstabilität des Seglers enorm. Der geringe Wert führt in diesem Fall dazu, dass ständig „geknüppelt“ werden muss. Näheres dazu weiter unten.
Winglets/Tiplets
Vermutlich ist die Calima mit den Tiplets minimal wendiger und mit den Winglets vermutlich minimal thermikstärker. Die Unterschiede dürften gering sein; ich habe mir keine Mühe gegeben sie zu erfliegen. Ich fliege lieber mit den Winglets weil ich lieber „elegante“ Segler anschauen mag als „sportliche“.
F L U G E R P R O B U N G
Internetvideos
In den beiden Promotionsvideos (https://www.youtube.com/watch?v=-PSEi-06FcE und https://www.youtube.com/watch?v=5YvMKMZpXR8) sieht man - wie nach der obigen Analyse leider zu erwarten – die Calima im Hotlinerstil (O-Ton: „sehr sportlich“ und „rasant“) vorgeflogen. Vermutlich will man damit imponieren, aber die Calima sollte doch ein schöner Thermiksegler sein? Zum Herumheizen wie in den Videos gibt es definitiv besser geeignete und preiswertere Modelle.
Bei den Landeanflügen baut die Calima eben NICHT wie im ersten Video behauptet „rasant die Geschwindigkeit“ ab, sondern segelt ziemlich gemütlich weiter. Behaupten kann man ja alles. In beiden Videos wird übrigens mit voll ausgefahrenem Butterfly aufgesetzt – bitte so etwas niemals nachmachen, die eher kleinen Flächenservos mögen das gar nicht.
Im ersten Video ist eine kurze Langsamflugpassage, bei der sie sehr unruhig fliegt.
Im zweiten Video ist wenigstens ein halber annähernd langsamer „Thermikkreis“ zu sehen, aber sehr eierig.
Beide Videos zeigen die Calima nur mit den kurzen Tiplets – kein Wunder…
Die Kommentare zum zweiten Video sind wohl etwas zu negativ, treffen es aber schon irgendwie.
Der Autor dieses Videos zeigt übrigens auch ein anderes Video eines sehr eigenstabilen Seglers, was in diesem Zusammenhang speziell für nicht so erfahrene Piloten lehrreich sein könnte. Diese können versuchen, alles von mir über die Calima Geschriebene damit zu vergleichen:
https://www.youtube.com/watch?v=wxTma-zdj0g
Eigene Erfahrung
Gemäss dem geplanten zukünftigen Einsatzzweck (ausgedehnte und hohe Thermikflüge) habe ich die Calima überwiegend mit den langen Winglets geflogen.
Von Anfang an ist aufgefallen, dass die Calima im Langsamflug („Thermikstellung“) viel gesteuert werden muss. Sie fliegt nicht gerne geradeaus, und sie in der Thermik länger alleine kreisen zu lassen ist mir nicht gelungen. Das ist mit dem kleinen Seitenruder und dem flachen V-Winkel auch kein Wunder. So kann man sie befriedigend eigentlich nur wie ein Acro-Modell schnell bewegen. Im Langsamflug ist sie schwammig.
Als nächstes ist mir aufgefallen, dass sie um die Rollachse sehr träge ist, was mit der kleinen Gesamtquerruderfläche (ohne WK-Mitnahme) und der kleinen Seitenruderfläche bei dem niedrigen Dihedral absolut kein Wunder ist.
Der dritte Kritikpunkt ist, dass die Bremswirkung eher schwach ist. Der Versuch, die Querruder deswegen im Butterfly noch höher zu stellen, endet nur damit, dass man kaum noch um die Kurve steuern kann. Auf dem Flugplatz Thannhausen war das mit langen „Airliner“-Landeanflügen kein Problem; bei ruppigem stürmischem Wind am Monte Cucco mit den dort typischen Wildpferden verteilt auf der Landefläche dann eher schon (sorry Pferd fürs Erschrecken…).
Z W I S C H E N S T A N D
Ist die Calima ein schlechtes Flugzeug? Nein, es kommt auf die eigenen Vorstellungen an. You get what you pay for! Der PNP-Strassenpreis ist hier (Schweiz) immerhin nur 1/3 der Alpina 4001 readybuilt.
Wirklich geeignet und preisgünstig ist sie für
- schöne (kurz gemähte ebene Landewiese) und
- wenigstens mittelgrosse (für weite Landekurven und langes Ausschweben) Modellflugplätze
- für Höhen bis zu 250m (gute Sichtbarkeit für ständiges Steuern) die untere Thermik fetzenweise mitzunehmen, den Rest mit dem gigantisch grossen 5s5000er Lipo (lange Flugzeit) zu erledigen
- und um sich selber und die Kollegen mit ein paar fetzigen Vorbeiflügen zu beeindrucken.
Was sie im Lieferzustand NICHT ist: Geeignet für
- enge ruppige (hochalpine) Landewiesen
- hohe Thermikflüge mit selbstkreisendem Kurvenverhalten
- entspanntes Fliegen
Warum habe ich sie dann überhaupt gekauft?
Ich suchte einen Kameraträger für „Stratosphärenflüge“ für weite Bergpanoramen über die lokalen Berge (2500-3200m) hinaus, der Startplatz ist in 2300m Höhe. Das bedingt hohe, kleine, unebene, schiefe, ruppige, nicht 100% steinfreie Landeplätze – nicht gerade etwas für kostbare Superorchideen. Ausserdem werfe ich 7kg meiner anderen Scalesegler nicht mehr so einfach über die Hangkante, vor allem nicht vormittags ohne Wind.
Mir ist keine Schaumwaffel bekannt (ausser einer Fauvel, die bei Stratosphärenfliegern wegen ihrer hohen Flächentiefe beliebt ist), die ich in 900m Höhe noch sehen würde. Die Calima ist also für mich ein Lowcost-Arbeitstier, bei dem ich mit gewissen Schwächen einverstanden bin. Aber nicht mit allen…
P I M P
M Y
P L A N E ?
Kann man vielleicht mit ein paar mehr oder weniger einfachen Massnahmen Verbesserungen hinsichtlich Lande- und Flugstabilität erreichen? Gegen ein bisschen Modellbau ist ja im Prinzip nichts einzuwenden. Dann würde ich ja nebenbei einen schönen Segler für ausgedehnte entspannte Thermikflüge erhalten – nicht unbedingt verkehrt…
U M B A U
1. Massnahme – Verstärkung des Rumpfbootes
Nicht nur im hochalpinen Einsatz auf 2300m Höhe, sondern auch im Tiefland kann es passieren: Der irdene Partner des Springbaums, der Maulwurfshügel. Oder hochalpin am Oktobermorgen in 1600m Höhe: noch eisenhart fest gefrorene Hirschk*cke auf der ansonsten wunderbaren Wiese. Ich weiss wovon ich schreibe…
Die Umbaumassnahme erledigt sich übrigens erheblich einfacher, solange der Rumpf noch nicht beschädigt ist! Also so schwer es einem fällt:
Vorne muss alles raus! Servos ausbauen, Bretter mit dem Seitenschneider zerbeissen und irgendwie mit der Rohrzange rauswürgen ohne den Rumpf zu zerbrechen. Dremel mit grosser Nylontrennscheibe, die übrig gebliebenen Mumpewülste komplett wegfräsen und dann mit ihr das komplette Rumpfboot von Hinterende Motor bis zur Flächensteckung mit wenig Druck aufrauen.
Aus 163er GFM (Glasfasermatte) 5 langovale „Schuhsohlen“ ca. Grösse 46 schneiden und mit gutem Laminierharz (mindestens 90min Topfzeit) in das Rumpfboot einharzen: die erste zentral, die anderen vier nach vorne, hinten, links und rechts versetzt.
Man sollte den Mechanismus der Landung verstehen: Es ist unmöglich (und kontraproduktiv!), das Rumpfboot „eisenhart“ zu bekommen. Es soll eine Schale sein, die die Landeenergie aufnimmt ohne zu zerbrechen. Wäre sie eisenhart, würde der Rumpf eben weiter hinten brechen. Es ist eine Kunst, „kunstvoll“ zu verstärken!
Wir bewahren also eine gewisse Elastizität. Daraus folgt, dass wir niemals wieder ein Servobrett quer über die volle Breite einbauen… Im günstigsten Fall reisst es bei härteren Landungen links oder rechts ab (noch die angenehmere Variante), im schlechten Fall hält es und der Rumpf bricht eben dahinter.
2. Massnahme - Einbau der Komponenten
Das oben Geschriebene beherzigend gibt es zwei Möglichkeiten:
Wir befestigen absolut alles nur kleinräumig an passender Stelle im Rumpf. Also die beiden Servos mit irgendwie festgeharzten Servohaltern jeweils links und rechts an der Rumpfwand und alles andere mit Klettband o.ä.: Akkus in der Mitte, Regler und Empfänger seitlich. Das ist die einfache Variante.
Oder wir bauen doch Hilfsstrukturen ein, an der wir alles mit Kabelbindern (Regler, Empfänger, Backup-SBEC) oder Klett-Packgurten (Motor-Akku 5s5000, Backup-Akku 2s900) – so habe ich es gemacht: Je zwei vorher beidseitig mit 163er Glas laminierte lange schiffchenförmige 4mm-Pappelsperrholzprofile im 90°-Winkel mit etlichen Rund- und Langlöchern für die Durchführung von Reglerkabeln und Akkupackgurten, links und rechts vom „Stauraum“ für Regler, Empfänger, SBEC, die auf ein zentrales langes Klettband gedrückt werden.
Für die Anpassung habe ich vorher 3mm-Depronplatten solange beschnitten bis es passte – geht natürlich auch mit Balsaresten, Wellpappe vom Paket mit der neuen mz-16 oder was auch immer.
Zum Einkleben habe ich „UHU 300 endfest“ – die hiesige Variante heisst „Araldit blau“ – verwendet.
Die runden Löcher dienen zur Kabeldurchführung, die Langlöcher sind für die Klett-Haltegurte für die Akkus.
3. Massnahme – Verstärkung des Rumpfendes
Das folgende gilt nur wenn Du wider besseres Wissen mit dem Originalseitenruder weiter fliegen willst (siehe weiter unten):
Werfe das waagerechte Weichbalsa aus dem Rumpfende heraus und ersetze es mit Sperrholz. Verlängere das wenn möglich etwas bis unter dem vertikalen SR-Abschlusspant. Wenn das alte Balsa sich nämlich durch die Aufweitung der GFK-Rumpfschale bei einer verunglückten „Dreipunktlandung“ mit dem Heck zuerst links oder rechts von der Schale löst, reisst es den unteren Teil des vertikalen SR-Dämpfungsflächenabschlussstegs ebenfalls von der Wand los – und das willst Du eigentlich nicht wirklich!
Bei der Gelegenheit klinke die SR-Anlenkung aus und rupfe mal kräftig am SR. Wenn sich was bewegt, reisse es heraus und klebe es neu ein. Die drei Löcher – egal ob dann im Ruder oder der Dämpfungsfläche - satt mit UHU-Kraft füllen und alles wieder zusammenschieben, dabei kontrolliere wie weit sich das SR noch ausschlagen lässt.
4. Massnahme – Erhöhung des Dihedrals
Als erster Ansatz habe ich den Stahl von 2x0° (also gerade) bei einem Metallbauer mit Biegemaschine mit deutlichem Radius (ca. 1m!) U- statt V-förmig auf 2x2° biegen lassen. Ursprünglich nahm ich an, deswegen vom Rohr im Rumpf den mittleren unteren Teil entfernen zu müssen. Es hat sich aber wegen der Weichheit des Alus ergeben, dass ich mit einer Art „Schlackerbohrung“ mit einem 10er-Bohrer (immer schön nach unten drücken um die Rohrenden nicht nach oben aufzuweiten) genügend Spiel erreichen konnte um den gebogenen Stahl einführen zu können.
Damit flog die Calima schon einmal deutlich ruhiger – aber sie war immer noch kein Drehwunder.
Um das zu verstehen: mit dem gebogenen Stahl haben wir jetzt 2x3,4° Dihedral. Das ist gar nicht mal so schlecht. Reine Zweiachser (SR+HR ohne QR) fliegen meist mit 2x5° - oder wenn man es etwas wendiger mag mit 2x7,5°. Beim Kurvenflug schiebt das SR die eine Flächenhälfte nach vorne in den Wind – und je stärker das Dihedral ist, desto schneller hebt es diese Flächenhälfte nach oben. Ein Segler mit 0° Dihedral fliegt mit SR-Einsatz einfach geradeaus weiter (Schiebeflug).
5. Massnahme – Vergrösserung des Seitenruders
Nicht nur deswegen, sondern auch um einen besseren Geradeausflug zu erhalten, ist die Vergrösserung des Seitenruders unumgänglich. Es wäre jetzt akademisch darüber zu streiten, um wieviel die feste Dämpfungsfläche und um wieviel die bewegliche Ruderfläche vergrössert werden müsste. Pragmatisch ist es einfach die vorhandene Ruderfläche zu vergrössern so gross es geht.
Ich habe den Umbau so vorgenommen:
- SR herausrupfen und abhäuten, Stiftscharniere entsorgen (zwei waren eh nicht eingeharzt)
- Von oben her am SR mit der maschinellen Laubsäge etwa 30mm weit eine 4mm-Schicht „abspalten“.
- Mit 4mm-Hartbalsa nach oben aufbauen (von Hinterkante bis etwa Scharnierachse)
- Von der anderen Seite ein gleichgrosses Balsastück anpassen (gegen hinten passend abschrägen)
- Irgendwie ein Bowdenzugröhrchen vorne mittig zur Drehachse befestigen (Balsaschnitzel zum Ausrichten zu Hilfe nehmen)
- Dreieckige 4mm-Balsastücke als „Vorbau“ stumpf anleimen
- 12x10mm Hartbalsaleisten für Nasenleiste und für oberen Abschluss stumpf aufleimen
- Untere Kante der Dreiecke planschleifen und irgendwas Balsa dagegenkleben (mein Gott, macht halt mal was selber)
- Die hässlichen Stiftscharnierschlitze füllen
- Auf der Anlenkungsseite einen kräftigen Streifen Balsa herausschnitzen/-hebeln und durch gutes Flugzeugsperrholz ersetzen (als festes Lager für den Ruderhebel).
- von unten her entlang der Drehachse (etwa der Mittelpunkt der vorderen Rundung) etwa 3cm tief ein 2er-Loch bohren und mit einem Stück Bowdenzugröhrchen ausbuchsen.
- das ganze schön verschleifen, entstauben, neu mit Folie bebügeln. Ich empfehle dringend neonpink – wer einmal mit so einem Seitenruder unterwegs war will nie wieder etwas anderes.
- SR absägen, oben mit hartem 4mm-Sperrholz (Buche/Birke, keine Pappel!) Abschlussspant mit Lager für das neue SR anpassen und einharzen (gutes Klebeharz, nicht 5-min-Harz). Das Lagerloch mit einem Stückchen Bowdenzug ausbuchsen.
- unten im Rumpfende ein Stück Balsa entfernen und durch einen unten passend rund geschliffenene Kieferholzwürfel (Schichtung möglichst waagerecht) ersetzen, in den vorher die neue Achse eingeklebt wird. Als Achse unten und oben habe ich eine 2mm-Servoschubstange (2cm Gewinde, die restlichen 18 glatten cm passen perfekt in Bowdenzugröhrchen)
so viel wäre notfalls problemlos möglich - aktuell schlägt das SR nur +-40mm aus.
Z W E I T E
F L U G E R P R O B U N G
GEWICHT
Mit der vorderen Rumpfverstärkung (vor allem) und dem vergrösserten SR, mit Stahlsteckung, mit einem Uralt-5s5000er mit 685g (!) und zusätzlicher zweiter Stromversorgung wiegt die Calima jetzt 4937g.
SEITENRUDER
Wow! Was für ein Unterschied zu früher im Langsamflug! (Im mittleren und oberen Geschwindigkeitsbereich ist die Ruderwirkung ja auch bei kleinen Ruderflächen genügend – hier habe ich keine Unterschiede erwartet und sie auch nicht „erflogen“.)
Ich habe direkt an meiner Erinnerung gezweifelt, aber es war wirklich ein anderes Flugzeug. Die Calima kommt jetzt im Langsamflug schnurgerade daher, ein Genuss.
Der andere von mir beanstandete Punkt, die Drehunwilligkeit: wie weggeblasen. Naja, hätte mich auch gewundert bei der Riesenhaifischflosse. Jetzt kann man die Calima steuern wie ich es von meinen anderen Modellen (meist Scalesegler) gewohnt bin: sie folgt den Rudern angenehm und zügig, weder so träge wie vorher noch ruppig übersensibel. Passt! Dass ich die WK nicht nach oben mit den QR mitnehmen kann, vermisse ich im Moment nicht wirklich.
LANGSAMFLUG
In etwas mehr Höhe dann die Stall-Erprobung. Zunächst fiel auf, WIE langsam man mit der Calima jetzt fliegen kann. Schweben war jetzt kein Problem mehr, man konnte fast schleichen. Ich musste mich mehrfach vergewissern, dass kein täuschender Gegenwind herrschte.
Bei dem Gewicht mag man das gar nicht glauben(und wegen des hier niedrigeren Luftdrucks muss ich auch noch ca. 9% schneller fliegen als im Flachland). Es erklärt auch die erste Reaktion vieler (auch von mir) nach den ersten schlechten Flugerfahrungen, die voreilig auf das Gewicht geschoben werden – den Wunsch nach einer leichteren Steckung. Aber ganz ehrlich: jetzt braucht es die nicht mehr!
Man kann jetzt auch schön Thermikkreisen, jedoch nicht hochkant die Innenseite des Thermikrohres auskratzen. Schräglagen von 40° sind aber völlig ok.
Das Gewicht kam mir heute erstaunlicherweise keinesfalls zu hoch vor! Das Flugverhalten war völlig o.k.
SCHWERPUNKT
Der Abfangbogentest zeigte einen sehr weiten Abfangbogen, eigentlich wie ich es liebe (ich fliege gerne eher hecklastig eingestellte Modelle). Allerdings ist nicht der Bogen das Kriterium, sondern das Verhalten beim Strömungsabriss: wenn das Modell dabei zu giftig reagiert, ist es zu hecklastig.
Und das war heute der Fall: Bei SP in 106mm ist sie schon eher unangenehm heftig Richtung Erdboden eingedreht. Aber sorgfältig gesteuert kann man sie schon enorm langsam machen. Wenn sie dann wegdreht: ganz schnell etwas Tiefe geben und ein paar Meter Fahrt aufholen lassen. Richtig ins Trudeln/Steilspirale möchte ich mit der Calima im Moment noch nicht wirklich kommen (sonst habe ich keine Scheu vor so etwas).
Deswegen kann ich heute noch nicht von einem „angenehmen entspannten“ Thermikkreisen sprechen, das wird aber sicher noch kommen: Heute habe ich den SP abschliessend auf 104mm eingestellt, irgendwann wird er dann schon passen.
Mein SP-Schnelltest für die Calima im Wohnzimmer: Komplett flugfertigen Rumpf (incl. Akkus, Haube, HR – aber ohne Steckung und Tragflächen) mit Bleistift o.ä. im Steckungsrohr über einen Tisch halten – das Heck hängt dann ca. 4cm tiefer als das Rumpfboot. Es sollte keinesfalls tiefer hängen.
Durch den rückwärtig liegenden SP war die Gleitleistung heute ernsthaft beeindruckend. Das minimale Sinken ist für mich unerwartet niedrig. Ob der endlich richtig anliegende Klappprop dazu beigetragen hat? Es dürfte im Bereich 0,6m/sec liegen – mit nur minimalsten „Lupfern“ und ebenso vielen Abwindlöchern bin ich heute Vormittag vor Thermikbeginn über taunasser kalter Wiese mit etwa 700m Steigen über 30min geglitten! Das daraus errechnete Durchschnittssinken ist mit 0,39m/sec aber unglaubwürdig, vielleicht hat ja doch schon etwas sanft getragen.
Das enorme Gleiten zeigt sich aber auch überdeutlich bei der Landung! Es ist glatt gelogen, wenn die Verkaufsvideos behaupten, es würde zügig Höhe abgebaut (und man sieht die Lüge ja auch im Video). Also ich weiss was Höhenabbau sein kann – ich hatte schon (leichte) Segler, die man komplett senkrecht stellen konnte! Alle meine grösseren Segler lande ich problemlos mit der halben Anflugstrecke oder weniger, ernsthaft. Auch in grösserer Höhe merkt man nicht wirklich, ob Butterfly gesetzt ist oder nicht.
Gerade für so schmale Ruder ist der mechanisch bautechnisch begrenzte Ausschlag nach unten im Lieferzustand VIEL zu klein! So richtig beissen solche Wölbklappen erst jenseits von 80°!! Auch 70° sind noch zu wenig. In einem nächsten Schritt werde ich also die Tragflächenabschlüsse (vor der Wölbklappe) so ausfräsen, dass die WKs sich echte 90° nach unten ausfahren lassen. Dann klappt es auch mit etwas steileren Anflügen auf Plätzen unter 300m Länge zum Aufsetzen.
ANTRIEB
Heute war auch der erste Flug mit dem richtig herum gekröpften Spinner. Aber wie zu erwarten spielt falsche/keine/richtige Kröpfung bei entfaltetem Propeller keine Rolle. Bei zu steilem Steigflug und damit zu niedriger Geschwindigkeit wird der Propeller (14x8) immer noch laut. Ab moderaten 30°-40° steilen, aber eher zügigen Steigflügen ist er aber ruhig wie es sein soll. Ich bin immer noch der Meinung, dass der Propeller zu steil ausgelegt ist. Ich möchte den Antrieb nicht erleben, wenn man ihn auf Meereshöhe mit einem frischen guten LiPo betreibt! Und noch sicherer möchte ich nicht beim Probe-Standlauf in der Werkstatt dabei sein. Mein HK-Zippy von 2001(!), leicht gebläht, Innenwiderstand „suboptimal“ reicht mir völlig…
Der Antrieb hat so immerhin so viel Vorwärtsdrang, dass ich die Calima heute problemlos von einem 83-jährigen Clubkollegen starten lassen konnte… Respekt auch für ihn!
So sieht die Auswertung von heute aus:
Bei einem Steigen von geschlampten etwa 5m/sec kommt man mit einer Akkuladung mit Reserve also etwa 1400m hoch – gar nicht so schlecht.
Vorläufiges Endergebnis
Es fehlt noch der verbesserte WK-Ausschlag nach unten. Davon abgesehen habe ich mit relativ wenig Aufwand ein tatsächlich schon recht angenehm und leistungsfähig fliegendes Zweckmodell erhalten, dass mich zwar nicht zu Begeisterungsstürmen hinreisst, aber heute doch ein deutliches Lächeln ins Gesicht gezaubert hat.
Es hat die maximale Grösse, die ich gerade noch selber werfen kann, und ist damit eine gute Alternative, wenn kein Schlepper bereit steht.
Da es nicht so ein hochpreisiges Modell ist, tut es auch weniger weh, wenn man damit auf schlechten Landegeländen typische kleinere Schäden anrichtet, die sich eigentlich gut reparieren lassen.
Übrig bleibt die Frage, warum die Calima nicht gleich so ab Werk geliefert wird…
Das heutige Erprobungsgelände. Gut das erhöhte Dihedral zu sehen:
LG Bertram