Ein etwas anderer Baubericht oder die Modifikation der Modifikation eines Bauplans

Hallo zusammen,

ich wollte hier mal einen etwas anderen Baubericht einstellen, etwas weniger „Rippen- und Spanten-Porn“, eher eine kleine Anregung mal wieder etwas selbst zu bauen. Basis und Auslöser war bei mir ein Bericht in der FMT 07/2014, in der das Modell und der Plan zum „Marchetti Trainer“ vorgestellt wurde. Die Bauweise mit stabilem Sperrholz-Kastenrumpf erschien mir mit überschaubarem Aufwand machbar, also erstmal Plan bestellt und zum Reifen und Ablagern im Keller liegen lassen. Es gibt hier bei RCN im übrigen zwei Berichte, einer davon vom Entwickler des Planes selbst (https://www.rc-network.de/threads/thunderbird-marchetti-trainer-mein-neuer-retro-allrounder.401723/ und https://www.rc-network.de/threads/bauvorhaben-fmt-marchetti-trainer.480429/).

Nachdem dann der Zeitpunkt für den Baubeginn gekommen war, der Plan und die Beschreibung nochmal in Ruhe durchgegangen wurde, habe ich mich entschieden, statt einer selbst gezogenen Kabinenhaube und einem selbst gebogenen Fahrwerk möglichst auf käufliche Teile zurückzugreifen. Also ein von der Größe als passend erscheinendes ARF Modell gesucht und die Haube plus Fahrwerk als Ersatzteil bestellt. Kosten dabei ca. 34 Euro, passt also schon mal. Als ich die Haube dann jedoch in der Hand hatte, stellte ich fest, dass Sie gut doppelt so breit wie im Plan vorgesehen war.

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Aber warum sich deshalb entmutigen lassen, frisch ans Werk und einfach die Rumpfspanten entsprechend breiter und höher gezeichnet und ausgesägt. Die Spanten und Rippen wurden dabei übrigens alle aus dem Plan übertragen bzw. angepasst, dann Schablonen aus Zeichenkarton erstellt und anschließend aus 3mm Sperrholz bzw. Balsabrettchen ausgesägt. Ganz klassisch halt und ganz ohne CAD und Fräse ;-)

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Der sonstige Bau des Rumpfes war dann wieder sehr einfach, es mussten nur noch geringfügige Anpassungen erfolgen, damit die Kabinenhaube auch sauber passt.

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Tragflächen und Leitwerke entsprechen dann fast wieder dem Originalplan bis auf die vorgesehen Landeklappen (Spaltklappen) und der Vollbeplankung. Ok, etwas mehr V-Form ist auch noch hinzugekommen.

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Schließlich war der Rohbau dann so gut wie fertig und die Kabinenhaube hat sich tatsächlich auch ganz gut eingefügt.

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Dann nur noch Folie sauber auf alles bügeln, Antrieb (Elektro) und RC-Komponenten einbauen und schon sind drei Winter vorbei. Wie doch die Zeit beim Bauen vergeht.

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Dieses Jahr war es dann nun soweit, Schwerpunkt eingestellt und auf den Platz zu ersten Rollversuchen. Leider waren diese erstmal sehr ernüchternd. Bugrad hat sich permanent verbogen, trotz massivem Federstahl. Also Umbau des Bugfahrwerks auf eine Version mit gewickelter Feder. Hat zwar dazu geführt, dass sich nichts mehr verbiegt, aber das Bugfahrwerk hat sich beim Rollen um 7-8 cm nach vorne und hinten bewegt mit entsprechender „Bremswirkung“ auf unserer Rasenpiste (mit größeren Rädern wie auf dem Bild). Ziemlich frustrierend, was also tun?

Schließlich die Eingebung, wenn es mit 3-Bein nicht geht, warum nicht einfach Umbau auf ein 2-Bein Fahrwerk. Gesagt getan, für das Hauptfahrwerk eine neue Gegenhalterung weiter vorne im Rumpf eingebaut und hinten ein Heckfahrwerk aus alten Teilen angebaut. Bowdenzug für Heckfahrwerksanlenkung noch nachträglich in den Rumpf eingebracht und schon hat man ein 2-Bein Modell (Schwerpunkt anpassen aber nicht vergessen). Die erneuten Fahrversuche waren danach schon mal sehr vielversprechend, Geradeauslauf war gut und es gab auch keinerlei Tendenzen auf die Nase zu gehen. Alles gut also? Noch nicht ganz.

Ursprünglich war ein 4S Antrieb vorgesehen, dies hat sich jedoch als deutlich zu schwach herausgestellt. Damit war keine ausreichende Abhebegeschwindigkeit beim Start zu erzielen. Also einen stärkeren Motor und größere Luftschraube besorgt und mit 6S angetrieben. Die Rollversuche waren nun topp, Geschwindigkeit und Leistung nun mehr als ausreichend. Erstflug du kannst kommen.

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Der Erstflug selbst war dann relativ unspektakulär (ausgenommen für mein Nervenkostüm), ausrichten auf der Startbahn, Gas geben und schon hebt sie nach ca. 30-40m ab. Das Flugverhalten ist eher ruhig, die Wirkung der Ruder sanft und das Landen lässt sich einfach über die Motordrehzahl steuern, dann mit leicht Höhe zum Ausschweben und schon setzt sie auf. Fliegt also wie ein Trainermodell, genau dass, was ich haben wollte. Mittlerweile sind auch ein paar Aufkleber angebracht, schaut doch ganz passabel aus, oder?

Mein Fazit nun aus dem Ganzen:

Erstmals ganz vielen Dank an Stefan (RCN-User „Mosquitoflieger“) für den echt tollen Plan und Entwurf, es hat wirklich Spaß gemacht das Modell nachzubauen. Auch die Anpassungen von mir haben das Flugverhalten nicht merklich negativ beeinflusst.

Das Modell ist durch den Sperrholzkastenrumpf wirklich sehr stabil und verzeiht auch mal eine etwas ruppigere Landung ohne Probleme. Durch die etwas größere V-Form der Tragflächen liegt das Modell auch sehr stabil in der Luft, eben eher ein Tiefdeckertrainer.

Ich würde das Modell jederzeit, nur dann gleich als „Zweibein“ wieder bauen. Allerdings würde ich dann doch stärker auf das Gewicht achten. Warum? Aktuell liegt das Abfluggewicht inkl. 2x3S/4.200 Akku bei 4,7 kg, etwas schwer um die Hüfte die Kleine. Ich denke aber, wenn ich den Schwerpunkt noch etwas nach hinten legen kann (aktuell aus „Angstgründen“ am vorderen Bereich) könnte ich durchaus noch etwas leichter werden. Sobald man allerdings mal in der Luft ist, merkt man das Gewicht überhaupt nicht mehr bzw. nur dadurch, dass sie eher satt in der Luft liegt und sich von etwas Wind überhaupt nicht aus der Ruhe bringen lässt.

Klaus P.
 

kioto

User
Hallo Klaus,
Schöner Bericht. Hat mir gefallen. Ich bastle auch immer so. Wenn ich den Plan habe, beginne ich sofort mit Änderungen, um das Bau und auch die Aufrüstung am Platz einfacher oder bequemer zu machen (feste Stecker statt fummeliger Kabel, usw.), Anpassungen um vorhandenes Material zu nutzen. Meistens klappt es, manchmal geht es schief, aber man lernt viel dazu.
Gruß Werner
 
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