Einstellungssache?

Hallo,
ich habe einen neuen 32 ccm Benzin-Motor. Ich lasse ihn grade mit 1:30 einlaufen. Danach kriegt er 1:50.
Ich habe aber mal eine Frage.
Im Standgas läuft er ruhig und sauber. Die Gasannahme ist perfekt.
Das einzige Problemchen was ich habe ist, wenn ich von Vollgas abrupt auf Leerlauf wechsle, tendiert der Motor zum ausgehen bzw. geht oft aus. Einmal ist mir das im Flug passiert. Wenn er nicht ausgeht, dreht er erst seeehr langsam und pendelt sich dann nach ein paar Sekunden auf`s normale Standgas wieder ein.
Ist das ne reine Einstellungssache? Zu mager oder zu fett ?
Könnt ihr mir Tipps geben?
Bei anderen Motoren ist mir dieses Phänomen auch schon passiert. Hat also nichts mit dem neuen Motor ansich oder der Marke zu tun.

Gruß Ralf
 
Hi Ralf

Habe mit grösseren Benzinern nicht die Erfahrung, wie andere hier. Über Benzin/ Gemisch (Oelanteil, Oelsorte etc.), Kerze und Zündung/ Zündzeitpunkt, Schlauchdicke kann ich keine Aussage machen, ausser, dass wenn Du den Zündpunkt zurücknimmst, Du damit eine geringere Leerlaufdrehzahl hinkriegst, allerdings auf Kosten der vollen Leistung (Vollgas).

Ich kenne beide Varianten bezüglich abstellenden Motoren bei Gaszurücknahme oder dauerndem Wechsel im mittleren Gasbereich:

1) Der Motor stellt ab, weil dieser in diesem Bereich zu fett ist ..
2) Der Motor stellt beinahe ab (Leistungseinbruch) in diesem Bereich, erholt sich dann nach einer bestimmten Zeit wieder (war in diesem Bereich zu mager) .. stellt man diesen Bereich fetter, erholt sich der Motor schneller ..

Den Fall [1)] kenne ich vor allem von den Fliegermotoren (zu fett im mittleren Bereich?), den Fall [2)] bei Hubi-Motoren unter Belastung im mittleren Bereich (Tic-Tocs), wo die Leistung/ Drehzahl zusammenbricht und sich dann wieder langsam erholt (Mittelbereich zu mager).

Wie viele Nadeln hat Dein Vergaser ? Wenn Du ‘nur‘ 2 Nadeln hast, dann kannst Du im Falle eines zu mageren oder zu fetten Gemisches im mittleren Bereich auch nur die ‘Leerlauf‘ oder Hauptdüsennadel verstellen, bei einigen Motoren beeinflussen sich die beiden Nadeln über den Einstellbereich. D.h, konzentriere Dich zuerst mal auf die Vollgaseinstellung und wiederhole das Experiment. Je nach dem, dreh mal die Leerlaufschraube (zuerst schrittweise) langsam fetter um einen Unterschied bei Deinem beobachteten Verhalten festzustellen. Falls sich keine Verbesserung einstellt (oder eine Verschlechterung), wiederhole das Ganze schrittweise auf die magere Seite.

Sollte dies gelingen, dann korrigiere am Ende nochmals die Einstellung der Hauptdüse für Vollgas und prüfe das Ganze Verhalten, Leerlauf/ Transition und Vollgas ..

Steht eine Düsennadel für den mittleren Bereich zur Verfügung , dann hilft dies meist, diesen Bereich, weniger mit einer kompromissbehafteten Einstellung an der ‘Leerlaufnadel‘ und an der Hauptnadel hinzubekommen, sondern diese Nadel für den mittleren Bereich zu nutzen. Im Zweifelsfalle zuerst fetter machen und beobachten, wenn dies nichts verändert, dann langsam den mittleren Bereich magerer drehen.

Wichtig ist nur, in jedem Fall die vom Hersteller empfohlene Werkseinstellung der Nadeln zu kennen, diese dient immer als Start-/ Referenz-Punkt der Einstellerei, wenn mal nichts mehr geht. Diese findest Du in der Anleitung des Motorlieferanten/ Hersteller, genauso, wie die Angaben zum Kraftstoffgemisch und Einstellung des Zündzeitpunktes (überprüfen?). Im Zweifelsfalle mal eine neue Kerze, schadet auch nie ..

Beeinflussen sich die 2 Nadeln, dann hat bei mir die Hauptdüsen-Nadel die höhere Priorität, d.h die Vollgas-Einstellung und die Transition. Der untere Bereich und die Leerdrehzahl muss dann jeweils nur so gut sein, dass Flieger ausreichend tief dreht, damit dieser nicht bereits losrollt und eine akzeptable minimale Geschwindigkeit (Landung) ansteht. Bei einigen meiner Motoren dauerte es einige Betriebs-Stunden, bis ich den Leerlauf weiter reduzieren konnte. Beim Hubi analog, soll es so sein, dass der Motor über die Fliehkraftkupplung im Leerlauf noch nicht eingreift aber trotzdem bei Leerlauf zuverlässig dreht (etwas '2-Taktern' stört mich da anfangs nicht) ..

Mit einer gewissen minimalen Verzögerung der Gasannahme wird man allerdings meist leben müssen. Je kleiner der Motor, desto grösser die 'Einstellkompromisse' .. (allerdings auch desto geringer die Ansprüche, die man stellt) ..

Viele Grüsse,

Oliver

P.S: Hat man, bei bestimmten Motoren begriffen, dass die Nadel-Einstellung nicht etwas Lineares ist, d.h die eine Nadel beeinflusst nicht nur einen Bereich und die andere nicht nur den entgegengesetzten Bereich, dann tut man sich wesentlich einfacher, weil man weiss, dass man systematisch beide Nadeln verstellen, beobachten und korrigieren muss .. dass sollte man dann allerdings systematisch angehen, nur an Schrauben zu drehen bringt nichts, mann muss verstehen und beobachten können, was sich verändert..
 
Hallo Oliver,
danke für deine ausführliche Beschreibung.
Mein Vergaser hat nur 2 Nadeln. Ich würde aber keine der beiden Nadeln als Hauptdüsennadel bezeichnen. Obwohl ich weiß, was du damit meinst. Die Hauptdüsennadel ist bei Methanolern die große, gerändelte Düse um das Vollgas einzustellen.
Beim Benziner ist die eine die L-Nadel für den Standgasbereich, die andere ist die H-Nadel für den Vollgasbereich. Wobei die L-Nadel ca. 2/3 des gesamten Drehzahlbereichs abdeckt.
Ich weiß, das beide Nadeln zueinander passen müssen. Wird die eine magerer, muss die andere fetter, glaube ich zumindest.
Im Moment läuft der Motor noch mit dem Gemisch 1:30. Das soll sich nach einem Liter ändern. Dann gehe ich auf 1:50. Vielleicht löst sich das Problemchen dann von alleine oder ich muss wieder komplett neu einstellen. Aber bei dem Wetter, was wir im Moment haben, könnte der eine Liter noch ne Weile dauern.

Ich werde aber deine Einstellbeschreibung mal versuchen.

Gruß Ralf
 

Malmedy

User
Hallo Ralf,

das von Dir beschriebene Verhalten beim Zurückgehen auf Leerlauf ist nicht ungewöhnlich. Für eine konkrete Ursachenbestimmung müsste man auch wissen, welcher Prop drauf ist und wie hoch die von Dir eingestellte Leerlaufdrehzahl ist. Grundsätzlich sollte man die L so fett wie möglich einstellen, aber natürlich nur soweit, dass beim schnellen Gasgeben der Motor noch ruckfrei beschleunigt. Macht man beim richtigen Flieger auch, da wird beim Landen das Gemisch auf "fett" gestellt, damit keinesfalls der Motor zu sehr abmagert und ausgeht. Du musst bedenken, dass beim schnellen Zurückgehen auf Leerlauf der Prop verzögert wird und durch sein Massenträgheitsmoment den Motor weiter "nach unten" zieht, auch wenn die Leerlaufdrehzahl schon erreicht ist. D.h., der Motor muss mit der Leerlaufeinstellung gegen den weiter verzögernden Prop anarbeiten. Wenn dann die Einstellung ohnehin auf der mageren Seite ist und mit der Drosselklappe auch noch eine grenzwertig niedrige Leerlaufdrehzahl eingestellt ist, kann der Motor leicht unter die Minimaldrehzahl fallen.

Gruß, Michael
 
Nach einigen intensiven Einstellungsarbeiten habe ich das Problemchen gelöst. Der Motor läuft durch.
Danke für eure Tipps.

Gruß Ralf
 

Dix

User
Du musst bedenken, dass beim schnellen Zurückgehen auf Leerlauf der Prop verzögert wird und durch sein Massenträgheitsmoment den Motor weiter "nach unten" zieht, auch wenn die Leerlaufdrehzahl schon erreicht ist. D.h., der Motor muss mit der Leerlaufeinstellung gegen den weiter verzögernden Prop anarbeiten.

Das was DU beschreibst nennt man Abwürgen. Sowas kannst Du bei einem Auto fertigbringen.
Aber bei Flugzeugen dreht der Prop so wie er angepustet wird oder angetrieben wird. Ein Eigenleben besitzt er nicht.

Die Motordrehzahl fällt ab, weil der Motor nicht mehr die Leistung zur Verfügung stellt. Der sich einstellende Gleichgewichtszustand wird durch Annäherung an die Leerlaufdrehzahl erreicht.
Desweiteren wird im Flug bei abruptem Gaswegnehmen sicherlich die Drehzahl eines stabilen Leerlaufs weit überschritten, und nicht unterschritten.
Wenn das passiert, dann war was anderes faul. Die Motorleistung hat nicht gereicht für die Leerlaufdrehzahl zu halten.
 
Zuerst habe ich die H-Nadel so eingestellt, dass der Motor gut lief ( höchste Drehzahl ). Ging dann beim abrupten Gas wegnehmen wieder aus. Dann habe ich die L-Nadel zuerst in 1/4 Schritten verstellt. Mal fetter, mal magerer, so dass er rund lief. Die H-Nadel habe ich gleichzeitig gegenläufig verstellt. Aber in wesentlich kleineren Schritten. Irgendwann tat sich eine Verbesserung auf, so dass ich nur noch in ganz kleinen Schritten in die richtige Richtung gedreht habe. Aber immer beide Nadeln. Sie müssen nicht nur beide separat eingestellt werden, sondern auch noch zueinder.
Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Das Ganze muss vielleicht wiederholt werden, wenn ich auf 1:50 wechsle.

Gruß Ralf
 
Benzinmotoren ..

Benzinmotoren ..

Ciao Ralf

Vielen Dank, dass Du Deine Vorgehensweise hier erläutert hast. Ich habe Methanol-Motoren und werde auch vermehrt bei grösseren Motoren, ab 10ccm auf Benziner umstellen. Bin gerade an einer P-51D dran, mit ca. 1.9m Spannweite für einen ZG-20 oder grösser und werde später beim Einstellen des Motor's so wie vom Hersteller empfohlen und aufgrund meiner Erfahrung mit dem Methanol-Motoren vorgehen. Sollte der Leerlauf nicht genügend tief sein, werde ich den Zündzeitpunkt zurücknehmen und die etwas geringere Leistung bei Vollgas in Kauf nehmen ..

Bei Methanol-Motoren beeinflussen sich die Nadeln in einem nicht unerheblichen Masse. Bei Benzinern hat man mir immer erzählt, dass dies weniger der Fall sein soll, was ich immer bezweifelt habe. Je kleiner der Motor und somit der Vergaser, desto grösser die gegenseitige Beeinflussung der Nadeln. Beim Hubi-Methanol Motor ist dies sogar extrem.

Vielen Dank,
Oliver
 
Hi Oliver,
Meine Antwort hat jetzt mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun aber ich würde für eine 1,90m Kiste keinen 20ccm Motor nehmen. Die wiegt bestimmt 5-6 Kg. Um einigermaßen Spaß am Fliegen zu haben, solltest du min. 26ccm, besser 30ccm nehmen. Du darfst das nicht mit Methanolern vergleichen. Methanoler haben im Vergleich zu Benzinern eine höhere Leistung bei gleichem Hubraum. Dafür fressen sie dir ab einer bestimmten Größe die Haare vom Kopf.
Sei vorsichtig mit der Zündzeitpunktverstellung. Der Motor könnte beim Anwerfen schlagen. Die Zündung ist werksseitig eigentlich immer gut eingestellt.
Apropo Anwerfen.
Meine Überzeugung lautet: springt ein Motor, insbesondere Benziner, nicht mit der Hand an, ist irgendwas nicht in Ordnung.
Lass also deinen E-Starter für die Methanoler zu hause.

Gruß Ralf
 
Danke ..

Danke ..

Ciao Ralf

Vielen Dank für Deinen Feedback. Die Maschine wird knapp unter 5kg haben. Alternativ passt wohl auch ein 26ccm Benziner rein ..

Ich gehe jeweils beim Benziner von der gleichen Formel aus, wie bei Methanolern die Ausrüstung mit einem Viertakter anstelle einem Zweitakter, also Faktor 1.5 bezüglich einem höheren Hubraum. Vergleichbare (leichte) Mustang's haben einen 15ccm Methanoler Zweitakter drinn, d.h ein Benziner 20ccm ist zwar die untere Grenze, sollte aber ausreichen. Das Modell wird keine Rakete sein und hat ein NACA 2415 Profil drauf.

Ich starte alle meine Motoren ohne E-Starter, ausser den Hubi-Motoren.

Viele Grüsse,
Oliver
 
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