Moin Moin lieber Ulf, liebe RC-Segler hier im Forum,
@Ulf:
Danke Dir für deine Beiträge. Das Du uns an deinem Bauvorhaben mit eingeladen hast.
Es macht Spaß deinen Ausführungen zu folgen. Schön das ich Dich kennengelernt habe.
Mir gefällt an deinem Boot die Formgebung. Es ist nicht dieser „ Klassen Regatta
Optimierte“ Rumpf. Es sieht nach Vorbild ähnlichen Boot aus.
In deinen Beiträgen hast Du uns weitere Besonderheiten vorgestellt.
Zwei möchte ich herausgreifen und besonders erwähnen.
->Leichtes Aufbauen und Trimmbarkeit
->Boot ist Gleitfähig
Gleitfähigkeit:
Das RC-Segelboote ins Gleiten kommen ist etwas Besonderes. Die Umsetzung in der µ115
eine großartige Leistung…….
Das haben über viele Jahre/Jahrzente die Ingenieure der manntragenden Segelboote nicht geschafft.
Eine besondere Herausforderung steckt hinter der Eigenschaft des Gleitens.
Hauptsächlich stehen zwei physikalische Größen gegenüber.
Das ist die Antriebsleistung und das Gewicht des Schwimmkörpers.
Man kann sagen;
Mit genug Power bekommt man jede „Ente“ in den Gleitzustand. Egal wie viel sie Wiegt.
Das Gewicht des Schwimmkörpers ist die problematische Größe in diesem Verhältnis.
Ein hohes Gewicht benötigt viel „Power“ um den Schwimmkörper in Bewegung zu setzen.
In der Regel bedeutet eine große Antriebsleistung auch einen großen Motor. Der schwer ist.
Damit ist der Gegensatz erkennbar.
Der Antriebsmotor der Segelboote ist die Segelfläche. Wünschenswert ist eine möglichst große
Segelfläche. Denn viel Segelfläche bedeutet viel Antriebsleistung.
Leider muß nun die
Stabilität/aufrichtende Moment der Segelyacht beachtet werden.
Das bedeutet Segelfläche und Ballastgewicht stehen in einem Verhältnis.
Und begrenzt damit die Segelgröße auf ein Verhältnismaß.
Ingenieure und Bootsbauer haben den Zusammenhang zwischen Segelfläche und Bootsgewicht
ermittelt.
Er lautet
30m² zu 1t.
Besonders zu beachten,das Gewicht gilt für das segelfertige Boot. Mit der Besatzung und
kompletten Ausrüstung des Bootes.
Es zeigt deutlich wie eng die physikalischen Gegebenheiten sind. Das in ein Segelboot umzusetzen?
Die Machbarkeit ist mit den alt bekannten Materialien im Bootsbau z.B. Holz schwer möglich.
Um das Gesamtgewicht der Yacht einzuschränken bleibt nur der Bootskörper übrig.
Das Ballastgewicht und die Segelfläche müßen in einen ausgewogenen Verhältnis zueinander
stehen. Sonst leidet die Stabilität der Yacht.
Lange, tiefgehende Schwerter oder Kiele sind durch die durchschnittliche Wassertiefe der Seen,
Flüsse und Hafenanlagen nicht möglich. 1,60m Tiefgang einer Segelyacht bedeuten schon eine
eingeschränkte Bewegungsfreiheit.
Einen effektiveren Hebelarm für das Ballastgewicht scheitert an den Reviergegebenheiten.
Die Größe des Ballastgewichtes ist damit vorbestimmt.
Es bleibt für die Ingenieure nur noch Rumpf und Takelage für die Gewichtsoptimierung übrig.
Und diese ist mit den herkömmlichen Materialien ausgeschöpft. Eine Sackgasse.
Lange Zeit ist man hier nicht weitergekommen.
Ich bin noch mit dieser Aussage zu beginn meiner Seglerlaufbahn aufgewachsen.
„
Kielsegelboote können nicht gleiten“.
Das ist nicht mehr so. Die neuen modernen Segelboote können wohl Gleiten. Und einen Anteil
dieser Entwickelung haben die neu entdeckten Baumaterialien. Sperrholz, GFK, CFK usw…..
Diese ermöglichen den extremen Leichtbau. Reduzieren damit das Gesamtgewicht der Yacht.
Neue Ideen wie das Kanting-Kiel oder die Foiler treiben diese Entwickelung weiter.
Eine radikale Idee begann mit Anfang der 1900 Jahre. Die Ingenieure ließen das Ballastgewicht
einfach weg. Extreme Gewichtsreduzierung ist die Folge. Auf einmal rückten die Segelboote
in ein machbares Verhältnis Segelfläche zu Gewicht. Die Boote sind Gleitfähig geworden.
Es entstanden die Jollen oder Jollenkreuzer……..
Sie haben natürlich ein Problem. Sie können mangels Stabilität Kentern. Um trotzdem diesen
Bootstyp segeln zu können verbesserte man die Formstabilität der Rümpfe. Man konstruierte
die Boote breiter. Und nutzt die Mannschaft als beweglichen Ballast.
Das sportliche Segeln hat bis heute sehr viele Anhänger. Und dieser Bootstyp ist bis heute
gefragt.
Wie eng die physikalischen Gegebenheiten auch für diesen Bootstypen ist möchte ich Euch
an dem Beispiel eines 15er Jollenkreuzers darstellen.
Das Boot wiegt Segelfertig 650kg. Hat eine Nennsegelfläche von 15m². Mit dem Genuavorsegel
ist eine Erweiterung auf 20m² möglich. 50m² Spinnaker. Zwei Mann Besatzung.
Über den Daumen gepeilt bedeutet das
20m² zu 850kg Hoch Am Wind……..
oder
60m² zu 850kg Raumschot und Vorwind.
Ihr seht es ist nicht einfach, selbst für Großboot-Ingenieure die geforderten Gegebenheiten der
Gleitfahrt umzusetzen. Wie soll das der Modellbauer schaffen? Bei uns kommt noch das
Scaleproblem dazu.
Und Ballast einfach weglassen? Dafür habe ich keine Idee wie man das im Model umsetzen kann.
Denn wir benötigen die Eigenstabilität der RC-Yacht. Beweglichen Ballast der Mannschaft haben wir nicht.
Kentern können wir so nicht verhindern.
Zusammenfassen kann ich sagen Ulf, deine Gleitende µ115 (auch wenn es nur Halbgleiten sein sollte) ist eine Klasse Leistung.
Kuddel