Mµ 115 – Mµ 140 Entwicklung und Bau einer Modell-Raumschots Rennyacht

ulfbodo

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das Modellkonzept lehnt sich an Bootskonstruktionen aus der Volvo Ocean Race Scene an.
Das waren die Open 60´s.


Hier werde ich immer mal wieder aktuelle Bilder mit Kommentaren zur Entwicklung und zum Bau eines neuen Raumschots -Segelmodells vorstellen.
Die Klassenbezeichnung (inoffiziell) ist Mµ115 und Mµ140

IMG_20201030_152559.jpg Mµ115Länge 115cm


IMG-20220512-WA0020.jpg Mµ140 Länge 140cm

Doch vorab, bevor ich in die Historie gehe, einige Bemerkungen zu Modellsegelbooten allgemein:

Es muß beachtet werden, daß man Großboote nicht linear verkleinern bzw. vergleichbare Segelleistungen beim Modell erwarten kann.
Bei Modellen sind daher erheblich tiefere Kiele und größere Riggs nötig, um das Stabilitätsverhalten ähnlich wie bei den Großbooten zu erhalten.
Da die Massen der Baumaterialien bei Modellen relativ großen Einfluß auf das Stabilitätsverhaltenhaben haben, ist hier streng auf Leichtbau zu achten.


Die Raumschot Modell Rennyacht unterscheidet sich von gängigen Modellsegelbooten durch :
  • geringes Gewicht
  • große Rumpfbreite im Achterschiff, hervorragende Gleiteigenschaften
  • flaches Unterwasserschiff mit geringem Kielsprung, hervorragende Gleiteigenschaften
  • relativ niedriger Ballastanteil , ca 35 bis 40%
  • etwas hochgezogener langer Bug gegen Unterschneiden

Da Modellsegelboote ja nicht auf Langstrecke gehen und man das Boot ja wieder zurückhaben möchte, sind die Kreuzeigenschaften wichtig.

Kompromiß : Gleitfähigkeit durch ein breites, flaches Heck und akzeptable Kreuzeigenschaften durch eine leichte Breiteneinschnürung im Heck, um die Wasserlinien bei Krängung nicht zu unsymmetrisch werden zu lassen.


Das alles spiegelt sich in den Konstruktionen der Mµ115 und der Mµ140 wider.
 
Hallo ulfbodo,

Deine Boote sind mir durch Gerd seine Beiträge schon aufgefallen. Sie heben sich aus dem allgemeinen Bootsdesigen die man
so kennt heraus. Darum für mich sehr Interessant. Bitte Weiterberichten. Werde Deine Berichte verfolgen. Und freue mich schon
auf weitere Infos von Dir.

Einen Gruß aus Berlin / Warschau

Kuddel
 

ulfbodo

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Hallo Blaubaer,
das war die Motivation zu einer eigenen Konstruktion, die ein gänzlich anderes Rumpfkonzept hat gegenüber den gängigen Modellsegelbooten im Markt. 2019 starteten meine Aktivitäten auf Basis einiger Risse aus dem Internet von solchen Booten. Nach einigen Vormodellen kamm letztendlich die Mµ115 dabei heraus.
Das erste Modell wurde in klassischer Holzbauweise gebaut, von der später eine Negativform gezogen wurde.
Hier die ersten Bilder dazu:IMG_20191019_130144.jpg die "Zero" IMG_20190506_181426.jpg

Bau des Positivs für die NegativformIMG_20190509_163052.jpgIMG_20190613_092847.jpgIMG_20190615_173022.jpgIMG_20190627_193848.jpgvon links nach rechts: Positiv fertig zum Setzen der Trennebene und zum Eintrennen und Beschichten mit Gelcoat ; Bild 2: schwarzes Gelcoat auf der ersten Rumpfhälfte ; Bild 3: Negativform auf dem Rumpf fertig laminiert. Bild 4: nach der Entformung, schon mit eingelegtem Wasserpass.

IMG_20190628_135314.jpgIMG_20190702_160017.jpgIMG_20190704_082115.jpgIMG_20190704_105051.jpg rote Gelcoat eingestrichen, nach der Entformung der Rumpf der "One",
Einbauten zur Mast - und Kielaufnahme im Rumpf
 
Hallo Ulf,
ich freue mich sehr dass du über die Modelle hier berichtest. Sowohl vom Design als auch von der Ausführung ist das erste Sahne.👍👍
Die neueste Version bekommt dann einen Canting Keel und daggerboards :D.
Schöne Grüße,
Johannes
 

ulfbodo

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Hallo Johannes, :D hatte ich schon mal gemacht. Die 115 mir hochklappbaren Foils. nach erster Fahrt bei allerdings zu wenig Wind das Projekt beerdigt, weil das Foilen ja nur bei ganz bestimmten Bedingungen und Kursen funktioniert und wir als Modellsegler das Boot Boot ja auch wieder zum Steuermann zurück segeln müssen. Aber Kreuzen mit Foil ist sauschlecht :mad:
Abgesehen davon ist der Bauaufwand doch relativ hoch und physikalisch zu berechnen etwas anspruchsvoller.
Hier ein Bild von der SIX mit Foils IMG_20210211_204414.jpgIMG_20210402_061711.jpg ist ja , wie erwähnt bei wenig Wind :(
 

ulfbodo

User
Hallo Micha,
meine Konstruktion habe ich aus dem Gefühl und meiner Erfahrung als früherer Bootsbauer und Jollensegler entwickelt. Mein damaliger Chef sagte mal zu mir: "alles was gut aussieht segelt auch gut !":D
Vorbilder für die Linien im Riss habe ich mir aus dem Internet geholt. Von Raumschotsschüsseln der OPEN 60 Klasse aber auch vom FD oder der Renn H-Jolle zB.
Wenn man dann die modelltypischen Belange berücksichtigt (s. Text o.) und beim Zeichnen gute Linien strakt, kann nicht viel falsch laufen.
Meine Zielsetzung war: Leichtbau, frühes Gleiten durch ein flaches, breites Heck (aber nicht extrem breit) und am Wind nach kleiner Anfangskrängung schon stark verringerte benetzte Fläche ( siehe Bild der Zero oben am Anfang des Threats). Die Vermeidung einer ausgeprägten Rumpfwelle (bremst) durch einen sehr geringen Kielsprung ist auch wichtig.
Nötig waren später Anpassungen an die Kielflossenlänge und das Gewicht der Bleibombe.
Z.Zt segeln Boote der ersten Generation ( von 9 insgesamt) mit Bomben von 1000gr, 1500gr und zwei von Eignern modifizierten Bomben mit 1700 bzw1800gr.
Bei wenig Wind ist die leichte Version überlegen, bei viel Wind entsprechend Boote mit den schweren Kielen.
 
Hi Ulf,
ich bin mittlerweile der Meinung, dass der Canting Keel der Schlüssel ist. Damit kann man leichter bauen und bekommt zusätzlichen Auftrieb, wenn er gelegt ist.
Ich meine auch, dass das Boot beim Kiellegen beschleunigt, kann dies aber nicht erklären. Vielleicht trügt mich auch der Schein 😉.
Wobei ich gerade lese, dass ihr teilweise eh sehr geringe Gewichte segelt.
Was ich allerdings nicht verstehe woher die schlechten Kreuzeigenschaften kommen können. Liegt es am zusätzlichen Widerstand durch die Foils? Die Flügel liefern ja auch lateralen Auftrieb, unterstützen also den Kiel bei der Arbeit.
Da gefällt mir deine Lösung mit den klappbaren Flügeln sehr gut. Wenn der Drehpunkt bei geringer Krängung noch nicht im Wasser ist bekommt man die Foils komplett aus dem Wasser.
Bei wenig Wind kann man die wirklich nicht gebrauchen (geht auch den echten so).
Schöne Grüße,
Johannes
 

ulfbodo

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Hallo Johannes,

Die Foils sind ja Tragflächen und erzeugen den Auftrieb durch ein unsymmetrisches Profil und durch einen Anstellwinkel zur Fahrtrichtung. Beides erzeugt zusätzliche Widerstände, die erst kompensiert werden, wenn der Flügel das Boot aus dem Wasser hebt und damit den Rumpfwiderstand minimiert. Das funktioniert aber nur bei entsprechendem Wind und einem relativ geringen Kurs- bzw. Windwinkelbereich.
Also am besten stundenlang mit Backstagwind geradeaus segeln .
Boote mit Foils benötigen geringere Kielgewichte, weil ein Teil des aufrichtenden Moments vom Foil erzeugt wird. Alles sehr komplex und speziell. :rolleyes::D

Nee, ich bleibe bei meinen netten My115 Modellen und versuche eine Regattagruppe mit einem Bootstyp aufzubauen.
By the way: die Regatta gewinnt der, der keine Fehler bei den Manövern macht und die bessere Böe erwischt !!!!!
 
Moin.

Foilen ist schon eine feine Sache.
Respekt wer es hier schaffen wird.

Trotzdem, welches Revier ist geeignet ?

Momentan sehe ich da nur, rein ins Motorboot mit einen ordentlichen Außenborder, ab in der Mitte des Segelreviers.
Weg von allen Landabdeckungen.
Foilboot ins Wasser und mit dem Motorboot in Lee nebenher fahren.

Raumschots/Halbwindkurs, bei kräftigen Wind, die Foilmaschine fliegen lassen.

Die lästige Kreuz ist dann nicht mehr da.

Wer betreibt diesen Aufwand ?
Logo, der Foil Fan.
Johannes du ?
Ja, vielleicht noch ein paar Mitstreiter?

Trotzdem sehe ich Ulf's Renner als ideal.
Freue mich auf die Matchrennen, My 115 & M-Boot.
Ab, hoffentlich Mitte November.
Wind ?
Ein Modellboot muss sich bei jeden Wind, (außer Orkan) bewegen/schnell segeln. Es gibt doch A-,B-,C-Rigg.
Na, denn.
Viele Grüße Gerd.
 

ulfbodo

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Moin Gerd,
ja, das habe ich vor. Wahrscheinlich werden Kitty und ich mit Eight und Nine mal nach Absprache mit dir im Stadtpark aufkreuzen.
 

ulfbodo

User
Hallo Micha,
Die 140 hat einen etwas modifizierten Spantenriss. Der Kielsprung ist im Vorschiffbereich etwas stärker, was zu einem besseren "sich auf die Bugwelle schieben" führt. Die Nase kommt etwas leichter hoch beim Übergang zum Gleiten. Außerdem habe ich die Vorschiffspanten etwas fülliger gezeichnet und der Bug ist oben im Decksbereich etwas breiter ( etwas mehr V Form der Bordwand am Bug)
Das Decks layout ist gleich dem der Mµ115 . Die Breite des Spiegels im Verhältnis zur max. Breite ist vergleichbar, weil bewährt.
Auch das Rigg ist in etwa hochskaliert und ist m.E. stimmig.
Das Gewicht ergibt sich nach Fertigstellung. Mit der 2kg Bombe (Kiel Gesamt 3kg) mit etwa 6,4 kg. Für ein Boot dieser Größe ein sehr guter Wert.
Die Mµ140 segelt sehr souverän und unkritisch, macht Spaß bei richtig Wind 😀😀
Zum Thema Doppelruder: die ersten Mµ115 hatten welche. Wenn man die Spur (wie beim Auto) richtig einstellt, gibt es keine Bremswirkung vorm Wind. Dann stehen sie parallel. Bei Krängung wirkt das eingetauchte Ruder sehr gut. Bei mehr Wind ist die Wende etwas kritischer, wenn der Speed zu gering ist. Immer mit Fahrt in die Wende gehen.
Ein größeres Zentralruder ist auch bei Krängung sehr effektiv, aber der Vorteil ist der geringere Bauaufwand. Ist jetzt Standard
 

ulfbodo

User
Hier mal ein paar Bilder zum Bau des Decks für die Mµ115
IMG_20190718_124023.jpg IMG_20190718_124035.jpg Decksform für die Mµ115IMG_20190721_205436.jpg Das Deck fertig laminiert mit Verstärkungen für die Vorstag- und WantbeschlägeIMG_20191225_124610.jpg Deck mit Epoxidspachtel auf den Rumpf geklebt
 

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ulfbodo

User
nein, ich habe 3mm Depron verwendet und mit einer 100er Glasmatte überlaniniert. Unter den Decksbeschlägen habe ich 8mm Sperrholz genommen und auch überlaminiert.
Die Decksbeschläge werden mit Niro Spaks festgeschraubt.
 
Hallo Ulf,

Bist Du ein etwas „Älterer Jahrgang“?😉
Dein Boot hat das Design einer Yacht aus den Anfang 90iger bis Anfang 2000 Jahren.
Zu mindestens die Takelage. Fock größer als das Großsegel (beinahe eine Genua)
und hoch Getakelt. Diesen Designerblick haben heute kaum noch „Junge Leute“.

Das paßt gut zusammen. Der Rumpf und das Rigg bilden ein harmonisches Aussehen.
Der Rumpf ist auch nicht „Super Modern“ gestaltet. Der Steven ist leicht schräg konstruiert.
Das Unterwasserschiff sehr flach gehalten. In meinen Augen ist das kein Stilbruch.
Und es sind die „Rennpferd Gene“ zu sehen. Ein Schönes Boot.


Eine Frage hätte ich noch…...An welcher Stelle liegt der Auftriebsschwerpunkt des Unterwasserschiffes?

In deiner Zeichnung hast Du schon den SDP angegeben. Und den Lead mit 8% zum LDP erwähnt.
Interessant wäre nun die Beziehung LDP zum ASP. Das ermöglicht Rückschluße auf die
eingebauten Segeleigenschaften des Bootes. Dafür muß ich die von Dir konstruierte Lage
des Auftriebsschwerpunktes wissen.
Somit bekommt man eine Vorstellung ob das Boot gut Wendet und auch selbstständig gerade
aus Segelt. Das verrät viel von seinen Grundeigenschaften.

Das Tolle an deinem Projekt ist nun das Du das Boot schon gesegelt bist. Und die erwähnten
Eigenschaften praktisch Überprüfen konntest.


Einen Gruß vom Kuddel
 

ulfbodo

User
Hallo Kuddel,
Den Auftriebschwerpunkt habe ich rechnerisch nicht ermittelt. Der dürfte aber in etwa in der Schiffsmitte etwas vor der Vorderkante Kiel liegen.
Das Boot segelt mit etwas Krängung ruderneutral geradeaus. Bei starken Böen wird es luvgierig, aber nicht unkontrollierbar. Das Ruder ist tief genug, um auch bei Krängung noch Wirkung zu haben.
Zu dem Zusammenhang von meinem Alter (73) zum Bootsdesign:
Die heutigen modernen Renner sind so spezialisiert, dass das nur sehr schwer auf ein Modell übertragbar ist. Stock Maritim hat sich damit intensiv mit sehr großem Aufwand auseinander gesetzt. Feine Einzelstücke!!!
Meine Philosophie ist eine andere:
gleitfähiger Rumpf, aber mit moderaten Achterschifflinien, Vorschiff etwas hochgezogen, Vorsteven noch deutlich vor der Fock, Leichtbau, volle, Vorschiffspanten mit geringer seitlicher Lateralfläche (Drehwiderstand gering bei der Wende), Vorschiffkielsprung ansteigend bis zur Schwimmwasserlinie am Vorsteven (überrennt bei Speed die Bugwelle)
Toptakelung > einfach zu trimmen, nicht zu hoher Mast (Nickmoment) und aerodynamisch günstiger als 7/8 o. ä.
Das Bootsdesign soll gebrauchstüchtig und leicht zu handhaben sein und in Regatten segeln. Momentan regelmäßig in Süsel mit drei My115.
Und zu guter letzt - >es soll ein schönes Boot sein.
Hab ich was vergessen?
 
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